Multiplikatorenausbildung Bildung für nachhaltige Entwicklung an Ganztagsschulen
Projektdurchführung
Freie Universität Berlin
Institut Futur
Fabeckstr. 37
14195 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist für (Ganztags-)Schulen hochaktuell. Dieses lässt sich beispielsweise an der im Juni 2007 verabschiedeten Empfehlung der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) ablesen. In Deutschland wird derzeit jedoch nicht nur die Verankerung der BNE in Schulen, sondern auch der Ausbau von Schulen mit ganztägigem Angebot vorangetrieben. Das Projekt Multiplikatorenausbildung Bildung für nachhaltige Entwicklung an Ganztagsschulen greift beide Entwicklungen auf: den Bedeutungszuwachs des BNE-Themas und den Ausbau von Ganztagsschulen. In allen Bundesländern sollen Teile des ganztägigen Angebots an Schulen durch externe pädagogische Fachkräfte abgedeckt werden. Daher werden in dem vorliegenden Projekt ca. 80 Personen als Multiplikatoren für BNE an Ganztagsschulen professionalisiert. Die Fortbildung hat den Charakter eines Trainingsprogramms für Trainer, so dass die ausgebildeten Multiplikatoren ihr erworbenes Wissen im Schneeballverfahren weitergeben werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Januar 2008 beginnt die berufsbegleitende Ausbildung der Multiplikatoren. Sie dauert 18 Monate, wird im Blended Learning-Verfahren durchgeführt und von einem Programmbeirat begleitet. Die Ausbildung umfasst insgesamt 10 zweitägige Präsenzmodule zu folgenden Themen: 1. Einführung in die Ausbildung, den Nachhaltigkeitsdiskurs und die BNE; 2. Partizipation in der Ganztagsschule; 3. Das Konzept der Ganztagsschule und Möglichkeiten der Zusammenarbeit; 4. Gestaltungskompetenz und Methoden der BNE; 5. Selbst Organisiertes Lernen (SOL); 6. Schulberatung am Beispiel nachhaltiger Schülerfirmen; 7. Kommunizieren, Präsentieren, Vermarkten; 8. Gespräche und Sitzungen erfolgreich und effektiv leiten; 9. Kooperationsangebote erarbeiten und managen; 10. Lernprozess, Transfer und Vernetzung. Die Module werden in Kooperation zwischen Fach- und Praxisexperten ausgestaltet und über die Anfertigung von Hausaufgaben geprüft. Nach bestandener Abschlussprüfung erhalten die Multiplikatoren ein europaweit anerkanntes (ECTS) Zertifikat der Freien Universität Berlin. Im Juli 2009 beginnt die Abschlussdokumentation, Verstetigung und Sicherung der Ergebnisse (Evaluation).
Ergebnisse und Diskussion
Die Evaluation des Projekts zeigt, dass das Leitziel, außerschulische Fachkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet zu Multiplikatoren für BNE an Ganztagsschulen zu qualifizieren, erreicht werden konnte. Die damit verbundenen Mittlerziele, den Teilnehmern für ihre Tätigkeit an Ganztagsschulen inhaltliche, methodische und personale Kompetenzen zu vermitteln, können aufgrund der Lernzielbefragung ebenfalls als erreicht betrachtet werden. 68 Multiplikatoren schlossen die Ausbildung erfolgreich ab, davon erhielten 50 Personen ein ECTS-Zertifikat der FU Berlin, drei Personen ein Teilnahmezertifikat und fünf Personen eine Teilnahmebescheinigung.
Folgende Ziele wurden mit dem Projekt erreicht:
? Die erfolgreiche Umsetzung eines umfassenden Ausbildungsprogramms
? Die Qualifizierung und Zertifizierung von fast 80 Multiplikatoren aus 15 Bundesländern
? Die Ausarbeitung und öffentliche Präsentation innovativer Kooperationsprojekte für Ganztagsschulen im Bereich BNE
? Die bundesweite Vernetzung einer großen Gruppe von Aktiven aus dem Bereich BNE
? Die Publikation von verschiedenen Materialien sowie einer umfassenden Datenbank
? Die Bekanntmachung des Projekts und seines Anliegens in der Fachpresse und relevanten Online-Medien.
Laut Projektantrag wurde mit der Multiplikatorenausbildung eine Qualifizierung vor allem von Personen aus einschlägigen Vereinen und Verbänden (Natur- und Umweltschutz, Umweltbildung etc.) anvisiert, um als Fortbildner wiederum in ihren Institutionen wirken zu können. Daraus sollte sich mittel- bis langfristig ein stärkeres Engagement in Ganztagsschulen entwickeln, die bislang von Sport- und Wohlfahrtsverbänden dominiert wird. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Nur 16 Prozent der Teilnehmer standen in einem Angestelltenverhältnis im Bereich der außerschulischen (Umwelt-)Bildungsarbeit. Einige wurden von ihren Arbeitgebern freigestellt, um an dem Programm teilzunehmen. Mögliche Gründe könnten einerseits in einer unzureichenden Kommunikation in die Verbände hinein oder andererseits in einer mangelnden Bereitschaft der Verbände liegen, Angestellte freizustellen und/oder Weiterbildungskosten zu übernehmen. Die Mehrzahl der Multiplikatoren arbeitet freiberuflich und nahm aus persönlichem und/oder beruflichem Interesse teil.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Öffentlichkeit für das Projekt zu schaffen war von Anfang an eine wichtige Aufgabe. Die Bewerbung der Multiplikatorenausbildung und später der Praxis der Multiplikatoren an Ganztagsschulen bildete den Schwerpunkt. Neben einer Internetpräsenz, Logo und Flyer, wurde das Projekt in Print- und Onlinemedien sowie bei relevanten Veranstaltungen, wie dem Ganztagsschulkongress, präsentiert. Gegen Ende der Ausbildung wurden eine Imagebroschüre und eine Projektbroschüre entwickelt, die zum Ziel haben, die praktische Arbeit der Multiplikatoren konkret vorzustellen. Die öffentlich zugängliche Datenbank macht eine direkte Kontaktaufnahme mit den Multiplikatoren möglich und informiert über ihre Arbeitsschwerpunkte. Die Multiplikatorenausbildung wurde außerdem 2008 in den Maßnahmenkatalog des Nationalen Aktionsplans der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-2014 aufgenommen.
Fazit
Mit der Multiplikatorenausbildung BNE an Ganztagsschulen wurde ein Erfolgsmodell entwickelt, das in Fachkreisen auf großes Interesse stieß und zur Wiederholung bzw. Weiterentwicklung empfohlen wird. Da BNE in der außerschulischen Bildungsszene mittlerweile kein Fremdwort mehr ist, kann zukünftig von einem höheren Bedarf an Zusatzqualifizierungen in diesem Bereich ausgegangen werden. Dieser Trend sowie die erfolgreiche Umsetzung der Multiplikatorenausbildung geben Anlass dazu, eine reguläre Ausbildung z.B. in Form eines berufsbegleitenden Zertifikatskurses an der Freien Universität Berlin in Erwägung zu ziehen. Der Wunsch der Multiplikatoren, über das Projekt hinaus in einer institutionalisierten Form agieren zu können, hat dazu geführt, dass aus der Gruppe heraus im Januar 2010 ein gemeinnütziger Verein gegründet wurde, die Deutsche Gesellschaft Bildung für nachhaltige Entwicklung e.V. Der Verein bietet den Multiplikatoren auch zukünftig eine Plattform für Austausch und Kooperation.
Fördersumme
367.165,00 €
Förderzeitraum
13.03.2007 - 31.05.2010
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Naturschutz
Umweltkommunikation