Projekt 21731/01

Entwicklung substanzsichernder und wirtschaftlicher Techniken zur Oberflächenbehandlung extrem umweltgeschädigter Architekturteile aus Sandstein am Beispiel der Kolonnade am Neuen Palais im Park Sanssouci (UNESCO-Welterbe)

Projektdurchführung

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) Berlin-Brandenburg
Allee nach Sanssouci 5
14471 Potsdam

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Kolonnade am Neuen Palais ist eine der letzten und wohl markantesten Kriegsruinen im Bereich der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, ihr Wiederaufbau eine finanzielle, technische und vor allem handwerkliche und restauratorische Herausforderung, da die Natursteinteile massive Umweltschäden zeigen, die gleichzeitig von den Folgen vorangegangener Fehlkonservierungen überlagert werden.
Ziel des Projektes ist neben weitergehenden Untersuchungen zur Schadensgenese die Entwicklung von komplexen Maßnahmen zur Konservierung. Ein weiterer Aspekt betrifft die Frage der farblichen Fassung derart geschädigter Sandsteinoberflächen, da erwogen wird, die ursprüngliche Farbfassung der Kolonna-de wieder herzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt hat sich vor dem Hintergrund der anstehenden Restaurierungsschritte Steinfestigung, Oberflächenbehandlung und Farbfassung mit folgenden Schwerpunkten befasst:

1. Vorbereitung der Sandsteinoberflächen für eine Festigung und eventuell Farbfassung durch Ausgleich der Saugfähigkeiten und anderer relevanter Gesteinseigenschaften
2. Entwicklung und/oder Optimierung von Materialien und Anwendungstechniken zur strukturellen Festigung
3. Restauratorisch-konservatorischer Umgang mit unterschiedlich saugenden Sandsteinbereichen
4. Farbuntersuchungen und -bemusterungen auf Probekörpern
5. Teilrestaurierung / modellhaft übertragbare Teil-Konservierung an einer Musterachse
6. Weiterführende baukonstruktive Fragestellungen zum Aufbau der Natursteinbedachung, der Unterkonstruktion der Treppen im Pavillonbereich, zum Aufbau der Pfeilerquerschnitte sowie zur Einbindetiefe von eisernen Zuggliedern im Übergangsbereich Südpavillon-Südkolonnade


Ergebnisse und Diskussion

1. Vorbereitung der Sandsteinoberflächen

Die Schadensformen reichen von absandenden Bereichen über oberflächennahe Verfestigungen bis hin zu auflagernden und aufbrechenden Krusten, sowie subkrustalen Lockerzonen. Es wurden für den Ummendorfer Sandstein neun und für den Wünschelburger Sandstein vier Phänotypen der Schadensformen beschrieben und durch Mikroskopie, Wasseraufnahmemessungen und Bohrwiderstandsuntersuchungen charakterisiert. Eine rein mechanische Abnahme und Ausdünnung der Krusten führt nur zu einer unvollständigen Öffnung der Oberflächen. Um die Zugänglichkeit von Festigungsmitteln in den Stein zu ermöglichen, sind Partikelstrahlreinigungen und partiell chem. Reinigungsverfahren notwendig und geeignet. Die Saugfähigkeit der Oberfläche verbessert sich, bleibt aber inhomogen.

2. Entwicklung und Optimierung von Materialien und Anwendungstechniken zur strukturellen Festigung

Die Festigung erfolgte über Langzeitkompressen, die vier bis zehn Stunden auf der Gesteinsoberfläche verblieben. Bereiche, die durch Kompressen nicht erreichbar waren, wurden mittels Infusionen mit Festigungsmitteln versorgt.

3. Restauratorisch-konservatorischer Umgang mit unterschiedlich saugenden Sandsteinbereichen

Die bezüglich der Saugfähigkeit heterogenen Oberflächen erlauben nur spezielle Applikationstechniken für die Festigungsmittel (s. o.). Eine generelle Behandlung im Flutverfahren scheidet mithin aus.

4. Farbuntersuchungen und -bemusterungen auf Probekörpern

Die im Forschungsbereich Farbfassung gewonnenen Ergebnisse geben erste Hinweise auf die für eine mögliche Farbfassung der Kolonnade relevanten technischen Fragestellungen und Probleme. Mit dem gleichzeitig begonnenen Farbexpositionsprogramm ist ein Instrument geschaffen worden, welches in Zukunft eine weitere Beurteilung der möglichen Farbsysteme aus technischer Sicht erlaubt. Die Verwendung von vormals in der Kolonnade verbauten Werkstücken unterschiedlicher Sandsteinvarietäten als Probekörper stellt darüber hinaus sicher, dass sich die aus der Exposition abzuleitenden Ergebnisse eng an den tatsächlichen Gegebenheiten und Anforderungen des Bauwerks Kolonnade orientieren werden.

5. Teilrestaurierung / modellhaft übertragbare Teil-Konservierung an einer Musterachse

Die vorliegenden Ergebnisse wurden in die Planung und Ausführung der Musterachse übernommen.

6. Weiterführende Untersuchungen zur Baukonstruktion

Mittels Georadar konnten in 2 Bereichen zerstörungsfreie Untersuchungen zur Baukonstruktion durchgeführt werden und schmiedeiserne Ankerelemente verortet werden. Ferner wurden bei partiellen Demontagen weitere Erkenntnisse über konstruktive Details des Bauwerks gewonnen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Musterachse sowie die Farbprobekörper können im Rahmen der Besucherführung für die Kolonnade am Neuen Palais besichtigt werden.
Es ist geplant das Projekt in die IRB-Datenbank MONUDOC aufzunehmen.


Fazit

Es kann festgestellt werden, dass die Projektziele erreicht wurden. Der maßgebliche Einfluss der SO2-Belastung der Luft auf den vorgefundenen Verwitterungsprozess konnte nachgewiesen werden. Die Festigung der geschädigten Bausubstanz ist durch spezielle Applikationsmethoden mit KSE möglich. Für ei-ne mögliche Farbfassung der Kolonnade wurden wichtige technische Voraussetzungen geklärt und es wurden mit den exponierten Probekörpern Instrumente für weiterführende Untersuchungen geschaffen.
Die baukonstruktiven Fragestellungen konnten erschöpfend beantwortet werden.

Übersicht

Fördersumme

250.000,00 €

Förderzeitraum

20.03.2006 - 30.07.2008

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik