Projekt 21467/01

Vorbeugender Hochwasserschutz durch Wasserrückhalt in der Fläche unter besonderer Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte – am Beispiel des Flusseinzugsgebietes der Mulde in Sachsen

Projektdurchführung

Universität Hannover Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau
Appelstr. 9 A
30167 Hannover

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Klimaforscher sagen eine weltweite Temperaturerhöhung und daraus folgend eine Zunahme der Starkregen- und Hochwasserereignisse in Mitteleuropa voraus. Die negativen Auswirkungen auf den natürlichen Wasserhaushalt im Allgemeinen und den Hochwasserabfluss im Besonderen sind nicht mehr allein mit den bisher üblichen großbautechnischen Maßnahmen zu beherrschen. Ein bisher nicht oder nicht ausreichend ausgeschöpftes Potential der Bewirtschaftung besteht dort, wo sich der Abfluss bildet, also in den Flusseinzugsgebieten. Eine Optimierung der Einzugsgebiete im Sinne des Hochwasserschutzes sollte nicht sektoral isoliert geschehen, sondern Synergiepotentiale mit anderen Landschaftsfunktionen insbesondere den Arten- und Biotopschutz nutzen.
Am Beispiel der Sächsischen Mulde sollte demonstriert werden,
o dass es auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie Siedlungs- und Verkehrsflächen signifikante bisher nicht ausgeschöpfte Potentiale für den Hochwasserschutz gibt und
o dass es sich lohnt, diese Potentiale in Zukunft durch geeignete Maßnahmen auszuschöpfen, weil viele auch den Interessen der Land- und Forstwirtschaft und der Siedlungswasserwirtschaft dienen
o und dass es möglich ist, Maßnahmenkonzepte des vorsorgenden Hochwasserschutzes so auszuges-talten, dass sie gleichermaßen einem breiten Naturschutz dienen.


Ergebnisse und Diskussion

Es wurden folgende Einzelschritte erarbeitet:
Maßnahmenkarten: Karten zur Kennzeichnung von Flächen, auf denen bestimmte Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts bzw. zur Verzögerung der Abflüsse mit unterschiedlicher Wirkung umsetzbar sind. Die Maßnahmen beziehen sich auf siedlungswasserwirtschaftliche, landwirtschaftliche und naturschutzfachliche Aspekte. Grundlage dieser Maßnahmenkarten ist neben dem Geographischen Informationssystem (GIS) ein Expertensystem, das im Rahmen dieses Projektes in interdisziplinärer Zusam-menarbeit aufgestellt wurde.
Potentialkarten: Karten des theoretisch möglichen Wasserrückhalts bzw. der theoretisch möglichen Abflussverzögerung durch GIS-Verschneidung naturräumlicher Einflussgrößen. Die Potentialkarten weisen Flächen mit unterschiedlichen Rückhalte- bzw. Verzögerungspotentialen aus, die entsprechend für Rück-halte- bzw. Verzögerungsmaßnahmen von Natur aus mehr oder weniger geeignet sind. Eine spezielle Form der Potenzialkarten, die Senkenpotenzialkarten weisen die Flächen aus, die das zusätzlich infiltrierte Wasser mindestens über die Dauer der ablaufenden Hochwasserwelle zurückhalten können.
Prioritätenkarten: Die GIS-mäßige Verschneidung der Senkenpotenzialkarten und der Maßnahmenkarten führt unter Berücksichtigung von Gewichtsfaktoren hinsichtlich der Auswirkungen auf den Hochwasser-schutz, der Finanzierbarkeit, der Auswirkungen auf den Naturschutz, der Akzeptanz, des notwendigen Zeitaufwandes usw. auf Karten der stufenmäßigen Umsetzung in 1., 2. ... Priorität. Beispielhaft wurde je ein Umsetzungsszenario für die Bereiche Siedlungs- und Ackerflächen erarbeitet.
Vergleichsberechnungen der Hochwasserganglinien: Für den Ist-Zustand und für die sich aus den Prioritätenkarten ergebenden Planungszuständen werden mit Niederschlags-Abfluss-Modellen für ausgewähl-te Punkte des Entwässerungssystems die Auswirkungen der Umstellungsmaßnahmen berechnet und im Vergleich dargestellt.
Maßnahmen-Steckbriefe: Für Anwendungen der Ergebnisse in der Praxis wurden für die Bereiche Landwirtschaft und Siedlungswasserwirtschaft sogenannte Steckbriefe erarbeitet. Sie geben in kurzer prägnanter Form Auskunft darüber, wo welche Maßnahmen zweckmäßig anzuwenden sind, welche Ein-schränkungen oder Nachteile zu beachten sind usw.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Für den Bereich Siedlungswasserwirtschaft wurde am 10. Mai 2006 ein Seminar in Chemnitz mit über 100 Teilnehmern aus Verwaltung und Ingenieurpraxis durchgeführt.
Im Juni 2007 fand in Leipzig ein Seminar der DWA statt, auf dem insbesondere die Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Bereich der Landwirtschaft vorgetragen wurden
Präsentation der Ergebnisse am 17.4.2007 im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft im Beisein von Herr Staatsminister S. Tillich und Herr Dr. F. Brickwedde.
Der Abschlussbericht mit 282 Seiten + Anlagen ist über die Homepage des Projektes einzusehen und ggfl. herunterzuladen


Fazit

Das Projekt hat auf dem Sektor Dezentraler vorbeugender Hochwasserschutz zu wesentlichen neuen Erkenntnissen und übertragbar anwendbaren Methoden geführt. Da sich die bisherigen Untersuchungen nur auf Hochwasserperioden beziehen kann als Ausblick darauf hingewiesen werden, dass die Bewirt-schaftung von Trockenperioden mit Hilfe dezentraler Maßnahmen in Zukunft mindestens das gleiche Interesse hervorrufen werden. Dieses erfordert insbesondere eine Erweiterung der bodenphysikalischen Grundlagen der bisherigen Vorgehensweise

Übersicht

Fördersumme

496.883,00 €

Förderzeitraum

01.10.2003 - 01.10.2006

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umwelttechnik