Projekt 21375/01

Die Bückeburger Niederung – Renaturierung einer Auenlandschaft auf der Basis regionaler Entwicklungskonzepte

Projektdurchführung

Landkreis SchaumburgNaturschutzamt
Jahnstr. 20
31655 Stadthagen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bückeburger Niederung, ein im Landkreis Schaumburg gelegenes, 600 Hektar großes Auengebiet am Westrand der niedersächsischen Börde wurde in der Vergangenheit durch Flussbegradigung, Eindeichung und intensive Landwirtschaft stark überformt. Retentionsfunktionen und wertvolle Lebensräume gingen dabei verloren. Die Renaturierung des Gebietes, die in kleineren Schritten seit vielen Jahren betrieben wird, soll nun durch einen 1-jährigen Moderationsprozess entscheidend vorangebracht werden. Ziel ist es dabei, Landnutzer, kommunale Entscheidungsträger und Fachöffentlichkeit im Rahmen von moderierten Veranstaltungen an einen Tisch zu bringen und ein Leitbild zu erarbeiten, das von allen Seiten akzeptiert wird. Im Mittelpunkt stehen dabei v. a. Themen des Natur- und Hochwasserschutzes, aber auch der Landwirtschaft, des Tourismus und der Naherholung. Der Moderationsprozess soll somit dazu dienen, Interesse am Gebiet zu wecken, Ideen für seine Gestaltung zu entwickeln und Maßnahmen zu realisieren, deren Umsetzung bisher mangels Akzeptanz vor Ort nicht möglich gewesen wäre.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer professionell moderierte, 1-jährige Prozess umfasste fünf Treffen eines Arbeitskreises, bestehend aus ca. 25 Vertretern von Verwaltung, Fachöffentlichkeit und Landwirtschaft. Zusätzlich wurde ein Abstimmungstermin mit Eigentümern und Pächtern des Gebietes durchgeführt. Der 1. Arbeitskreis diente in erster Linie der Selbstklärung der Beteiligten, die ihre Hauptanliegen zu Papier zu bringen hatten. Im 2. Arbeitskreis wurde in Kleingruppen an einer Stärken-Schwächen-Analyse des Gebietes gearbeitet. Der 3. Arbeitskreis fand in Form einer Gebietsbereisung statt. Dabei wurden Örtlichkeiten besichtigt, zu denen sich im Vorfeld Diskussionsbedarf gezeigt hatte. Der 4. Arbeitskreis beinhaltete eine Planerwerkstatt Die Bückeburger Niederung entdecken und erleben. In Kleingruppen wurden hierzu Vorschläge erarbeitet und zu einem fiktiven Entdeckertag Bückeburger Niederung verdichtet. Im 5. Arbeitskreis schließlich bekamen die Teilnehmer die Aufgabe, die aus den vorhergehenden Veranstaltungen zusammengetragenen Einzelmaßnahmen zu bewerten. Mehrere Teilnehmer übernahmen dabei freiwillig die Verantwortung für bestimmte Projekte. Nach Abschluss dieser Arbeitsphase wurde das Gesamtprojekt den entsprechenden Fachausschüssen der Stadt Bückeburg und des Landkreises Schaumburg in öffentlichen Sit-zungen vorgestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des Projektes wurden fachliche Ziele, in erster Linie die sinnvolle Verknüpfung von Hochwasserschutz und Naturschutz, und kommunikative Ziele, insbesondere die konstruktive Entwicklung des Gesprächsklimas zwischen Landnutzern, Verwaltung, Politik und Fachöffentlichkeit, verfolgt. Gemeinsam konnte dabei folgendes Leitbild entwickelt werden:
1. Die Bückeburger Niederung wird als offene Kulturlandschaft erhalten, gestaltet und bewirtschaftet.
2. Naturschutz und Landwirtschaft handeln zusammen mit weiteren Fachbereichen im fairen Interessenausgleich als Partner.
3. Der interessierten Öffentlichkeit steht die Bückeburger Niederung als Erlebnis- und Erholungsraum offen, ohne dabei die ökologische und ökonomische Substanz des Gebietes zu beeinträchtigen.
Des Weiteren wurden konkrete Maßnahmen zusammengestellt und einer Bewertung durch die Arbeitskreis-Teilnehmer unterzogen, u. a. die Reaktivierung eines verfüllten Flusslaufes, die Öffnung eines ehemaligen Aueabschnittes als Retentionsfläche, die Etablierung eines Entwässerungskonzeptes für tiefliegende Ackerflächen, der Bau weiterer Flachgewässer sowie das Einrichten eines Informationssystems für Besucher. Dabei zeigte es sich, dass zwar eine Verknüpfung von Hochwasserschutz und Naturschutz von Fall zu Fall möglich ist, jedoch insbesondere von Seiten der Flächenbewirtschafter Vorbehalte gegen die Öffnung großer Retentionsräume bestehen. Auch von Seiten der kommunalen Wasserwirtschaft besteht offensichtlich eher geringes Interesse, ökologischen Hochwasserschutz zu fördern, da dieser fast ausschließlich Unterliegern außerhalb des Kreisgebietes zugute käme. Dennoch konnte Konsens über zahlreiche Projektideen hergestellt werden, die bisher mangels Akzeptanz nicht realisierbar erschienen.
Um einen Indikator für das kommunikative Ziel, d.h. die konstruktive Entwicklung des Gesprächsklimas zwischen Landnutzern, Verwaltung, Politik und Fachöffentlichkeit zu erhalten, wurden die Arbeitskreis-Teilnehmer im Rahmen des letzten Arbeitskreises um die Benennung je eines Plus- und eines Minuspunktes zu dem Projekt gebeten. Dabei wurde die interessenübergreifende Dialogform am häufigsten als Pluspunkt benannt. Auch der am häufigsten genannte Minuspunkt ist aufschlussreich: Vielen Arbeitskreis-Teilnehmern ging die gemeinsame Arbeit noch nicht weit genug. Das Interesse an einer Fortset-zung und Vertiefung war unverkennbar vorhanden.
Somit sind durch den Moderationsprozess optimale Voraussetzungen geschaffen, im Gebiet der Bückeburger Niederung erfolgreich weiterzuarbeiten, vertrauensbildende Maßnahmen umzusetzen, ein Gebietsimage Kulturlandschaft Bückeburger Niederung aufzubauen, Status-quo-Probleme einer Lösung zuzuführen und große Teilprojekte mit Win-win-Potenzial umzusetzen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde im Rahmen öffentlicher Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses der Stadt Bückeburg sowie des Umweltausschusses des Landkreises Schaumburg vorgestellt. Abschlussbericht, Maßnahmenliste, Maßnahmenkarte und einige Fotos werden auf die Internetseite des Landkreises Schaumburg eingestellt.
Die Arbeitskreis-Teilnehmer bleiben in Kontakt, da eine jährliche Gebietsschau vereinbart wurde, zu der der Landkreis Schaumburg einlädt.


Fazit

Es konnte gezeigt werden, dass ein interessenübergreifender Dialog zur weiteren Entwicklung der Bückeburger Niederung möglich ist. Soweit es die Mitglieder des Arbeitskreises betrifft, hat dieser Dialog seinen Praxistest bestanden und ist auch weiterhin ausdrücklich erwünscht. Bei der nun anstehenden, schrittweisen Umsetzung der Maßnahmenvorschläge können die Arbeitskreis-Teilnehmer wichtige Rollen als Ansprechpartner, Initiatoren, Multiplikatoren oder (kritische) Begleiter übernehmen.
Die Inanspruchnahme eines externen Moderators und das Anwenden von Moderationstechniken war für die erreichten Erfolge von entscheidender Bedeutung.

Übersicht

Fördersumme

6.000,00 €

Förderzeitraum

07.12.2004 - 07.12.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz