Projekt 21348/01

Entwicklung von Reinigungs- und Konservierungsverfahren zur Sanierung zweier bedeutender, umweltgeschädigter Terrakotta-Figuren in der wettinischen Grablege im Dom zu Meißen

Projektdurchführung

Hochstift Meißen Dombaumeister
Domplatz 7
01662 Meißen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei der Einrüstung der Fürstenkapelle 1998 musste man den erschreckenden Zustand der beiden lebensgroßen Terrakotta-Figuren Viktor und Mauritius feststellen. Sie gehören zu den ältesten sächsi-schen Terrakotta-Plastiken. Nicht zu übersehen ist ein krakeleartiges Netz von Rissen und Sprüngen in der Oberfläche, Abplatzungen und Abschalungen bis hin zu kraterartigen Vertiefungen. Die Figuren wurden seinerzeit durch massive, hinterlüftete Einhausungen geschützt und nach Abschluss der Restaurierungsmaßnahme der Kapelle behutsam trocken entstaubt. Ihr derzeitiger Zustand gibt jedoch Anlaß zu größter Besorgnis, da das Schadensbild sich offenbar verändert. Diese wird noch erhärtet durch Berichte zur Veränderung von Terrakotta und Glasuroberflächen bei der Verwitterung an Baudenkmalen von G. Grassegger, Stuttgart, in Bern. Die Restaurierung der Meißner Figuren nun in den Verbund mit den dort gemachten Erfahrungen zu stellen und sie gleichzeitig in ein Pilotprojekt einzubetten, dessen Forschungsergebnisse wiederum anderen Interessierten zur Verfügung zu stellen, ist die grundlegende Idee des Projektantrages. Schwerpunkt bilden dabei Fragen der Reinigung und Konservierung von Terrakotta.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. wissenschaftliche Grundlagen:
Planung, Schadensaufnahme, Literaturrecherche, Forschung zur Bau- und Kunstgeschichte der Objekte
Restauratorische Untersuchungen, Reinigung, mikroskopische Durchmusterung
Gefügeerkundungen, Feststellen materialtechnischer Parameter
2. praktische Durchführung:
Gerüstarbeiten, ergänzende Gefüge- und Farbuntersuchungen
Restaurierung und Konservierung
3. Projektdokumentation:
Werkpläne, Kolloquium, Workshop, Publikation


Ergebnisse und Diskussion

Im Zuge der Restaurierung der beiden Terrakottafiguren Viktor und Mauritius konnte die dendro-chronologische Datierung der beiden Brettstücke, die unmittelbar vor der Aufstellung der Figuren auf den Dienstkonsolen unter die Plinthen geklebt wurden, datiert werden. Dadurch wurde deren bisherige Datierung um 1440 präzisiert. Dabei ergab sich auch der Beweis, dass die Figuren sehr wohl für den Aufstellungsort in Meißen geschaffen wurden. Wenn auch die Form ihrer Plinthen nicht mit der der Konsolen kongruent ist, so folgen sie doch im Wesentlichen deren Geometrie, denn die Brettstücke waren ursprünglich die Plinthen- Schablonen für den Modelleur. Die festgestellten Abweichungen sind offenbar die Folge des Schrumpfens beim Brand der Terrakotta. Dieser Betrachtung schloss sich der Versuch der Datierung des Terrakotta-Materials durch modernste Methoden der Thermo-Lumineszens an. Besonders interessant war es aber, durch diese Verfahren das Alter des Scherbens bestimmen und damit eine weitere Datierungshilfe geben zu können.
Stilkritische Vergleiche der Rüstungsteile untersetzten fachlich die neu gefundene Zeitstellung. Die intensiven gefügekundlichen Untersuchungen erkannten ein differenziertes Rißbild durch Bruch der Figuren genau dort, wo man bisher eine technologisch bedingte Zweiteiligkeit vermutet hatte. Die Frage der unter den Fassungen gefundenen Glasuren konnte genauso gelöst werden, wie die Technologie ihrer Herstellung und ihre Restaurierungsgeschichte. Das Pilotprojekt musste sich in einem weiteren Teil mit notwendigen Voruntersuchungen befassen: Dazu gehörten Pigmentanalysen, die bei den vertiefenden restauratorischen Untersuchungen gewonnen wurden, um eine Interpretation der Malschichtstratigrafie zu ermöglichen. Gefügekundliche Untersuchungen schlossen sich an. Durch Ultraschalluntersuchungen und eine vor Ort auszuführende Röntgentomografie erfuhren wir mehr über die Metalleinschlüsse, Massivität und Hohlstellen als statische Schwachpunkte. Materialtechnische Untersuchungen brachten Auskünfte über den Fugenmörtel, die Porosität des Scherbens und weitere wichtige physikalisch-technische Eigenschaften.
Erst nach Vorliegen aller Ergebnisse war es möglich, einen abgestimmten Maßnahmeplan zu erarbeiten. Die Figuren wurden durch ein der Geometrie des Hohlraumes im Inneren folgendes Stützgerüst aus Edelstahl stabilisiert. Dadurch, dass künftig alle Last- und Kraftaufnahmen von diesem Skelett aufgenommen werden, brauchte ihre Terrakottahülle nur ausrepariert werden. Für die Restaurierung wurden Kittmassen und Mörtel entwickelt, die in ihren physikalischen Eigenschaften denen der Terrakotta sehr nahe kamen und -was besonders wegweisend war -auch reversibel sind. Damit unterscheidet sich das innovative Meißner Konzept zur Restaurierung von großen Terrakotta-Objekten deutlich von den bislang üblichen Restaurierungsgewohnheiten, bei denen bisher nicht reversible Kleber wie Epoxidharze verwendet wurden. Selbstverständlich wurde auch auf die Erfahrungen des DBU- Projektes Modellhafte Forschungen und Erhaltungsmaßnahmen an der umweltgeschädigten glasierten Ziegelfassade des Lü-becker Rathauses zurückgegriffen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde durch ein Kolloquium mit allen beteiligten Kooperationspartnern der Öffentlichkeit vorgestellt.
Es wurde ein Buch Aus Ton gebrannt -den Terrakottafiguren im Dom zu Meißen gewidmet - veröffentlicht. In diesem Buch wurden geschichtliche, kunsthistorische, naturwissenschaftliche, materialkundliche sowie restauratorische Aspekte behandelt und die Ergebnisse des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungsprojektes vorgestellt.


Fazit

Das Ziel des Projektes wurde erreicht.
Die beiden Figuren konnten durch ihre Restaurierung und die Wiederherstellung ihrer Wirkmächtigkeit für den Betrachter wieder besser erlebbar und verständlich gemacht werden

Übersicht

Fördersumme

37.427,00 €

Förderzeitraum

07.09.2005 - 07.06.2007

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung