Projekt 21197/01

Machbarkeitsstudie für ein Umweltinformations- und Besucherzentrum auf der Kurischen Nehrung, Litauen

Projektdurchführung

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Landesverband Niedersachsen c/o Trägerverbund Burg Lenzen
Burgstr. 3
19309 Lenzen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Verwaltung des Nationalparks Kurische Nehrung in Litauen beabsichtigt die Einrichtung eines Umweltinformations- und Besucherzentrums für die Kurische Nehrung. Das Zentrum soll über die Funktion eines Besucherzentrums hinaus Impulse für die Regionalentwicklung setzen und sich in das Netzwerk der Ökotourismuseinrichtungen rund um die Kurische und Frische Nehrung und ihre Haffe integrieren.
Bisher fehlt ein schlüssiges Konzept und ein Nachweis unter welchen Bedingungen ein Umweltinformat-ons- und Besucherzentrum realisiert werden kann. Eine Machbarkeitsstudie soll diese Lücke schließen und als Grundlage für die Beantragung europäischer Fördermittel für die Realisierung dienen.
Die Zielvorstellungen für das Umweltinformations- und Besucherzentrum Kurische Nehrung sind:
- Hochwertige, erlebnisorientierte Umwelt- und Naturinformationsangebote sollen eine große Zahl von Menschen
- Einheimische und Touristen - ansprechen.
- Den Besuchern sollen Naturerlebnis- und -informationsmöglichkeiten in einer neuen Dimension geboten werden, als Besuchermagnet und als Einstieg in die vertiefende Vermittlung von Umweltschutz-Themen.
- Neue Medien sollen dabei als Hilfsmittel und Brücke zu Naturerlebnissen eingesetzt werden.
- Das Gesamtkonzept aus Ausstellungen, Bildungsangeboten, Rundwegen, Führungen, Medien etc. soll neue innovative Maßstäbe bei der Vermittlung des Natur- und Umweltschutz-Gedankens in den Baltischen Staaten und der Kaliningrad Region setzen.
Angestrebt wird eine enge Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Kurische Nehrung auf der russischen Seite/Kaliningrad Region sowie den örtlichen, regionalen und nationalen Institutionen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1) Klärung und Konkretisierung der Zielvorstellungen und Rahmenbedingungen: Im ersten Schritt werden die Anforderungen und Ziele für das geplante Umweltinformations- und Besucherzentrum aufbereitet.
2) Überschlägige Prüfung alternativer Modelle: Für den vorgesehenen Standort werden drei denkbare Varianten für die Umsetzung entwickelt und überschlägig hinsichtlich der erreichbaren Besucherzahlen und der voraussichtlichen Investitions- und Betriebskosten geprüft.
3) Weiterentwicklung eines ausgewählten Standorts und Entwicklungsmodells: Mit diesem Arbeitsschritt wird die Vorzugsvariante weiterentwickelt. Erarbeitet werden Vorschläge für die Inhalte und den Betrieb des Zentrums.
4) Wirtschaftlichkeitsbetrachtung: Abschließend wird das Vorhaben detailliert konzipiert und genauer kalkuliert. Die Investitionskosten für Gebäude und Außenanlagen werden durch einen litauischen Architekten auf Basis eines architektonischen Entwurfs ermittelt.


Ergebnisse und Diskussion

Ergebnis aus Arbeitsschritt 1: Zielvorstellungen und Rahmenbedingungen
Der Nationalpark Kurische Nehrung, Litauen ist zwar ein äußerst erfolgreiches Urlaubs- und Freizeitziel, seine Ausstattung und Besonderheiten (Ostsee-Strände und Haff, Dünen, Kormorankolonie etc.) werden aber eher als touristische Attraktion und weniger als herausragender schützenswerter Natur- und Landschaftsraum wahrgenommen. Für Schüler und Jugendgruppen besteht bereits ein Umweltbildungsprogramm. Mit einem attraktiven Informations- und Erlebnisangebot im geplanten Nationalparkzentrum soll nun auch das Interesse der Tagestouristen und Urlaubsgäste aus Litauen, Ost- und Westeuropa geweckt werden.
Ergebnis aus Arbeitsschritt 2: Prüfung alternative ModelleIm Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden zwei Standorte geprüft: Vorrangig betrachtet wurde der Standort in Smiltyné, an der Nordspitze der Nehrung und damit am Hauptzugang zum Nationalpark. Ergänzend analysiert wurde ein Standort bei Juodkranté in der Mitte der Nationalparks.
Am Standort in Smiltyné wurden die Perspektiven für einen Ausbau und eine Erweiterung der bestehenden schlichten Nationalpark-Information und -Ausstellung (mit derzeit rd. 2.200 Besuchern pro Jahr) geprüft. An diesem Standort bieten sich drei alternative Varianten an:
a) Ausschöpfung der Raumreserven der bereitstehenden Gebäude, Errichtung einer zeitgemäßen Informations- und Erlebnis-Ausstellung. In der harten Konkurrenz zu den bestehenden Besuchermagneten (Delfinarium, Strand, Nidda etc.) können rd. 12.000 (interessierte) Besucher erwartet werden.
b) Errichtung eines Nationalparkzentrums in einem Neubau, orientiert an Nationalparkzentren in Mittel- und Westeuropa. Als eigenständige Attraktion kann das Zentrum rd. 42.000 Besucher pro Jahr erreichen.
c) Errichtung eines Science-Center Natur, als ergänzender internationaler Besuchermagnet an der Nordspitze der Nehrung. Bei einer Alleinstellung im östlichen Ostseeraum können bis zu 200.000 Besucher pro Jahr erwartet werden. Der zweite Standort bei Juodkranté liegt weit entfernt von den touristischen Hauptströmen. Die hier mit den Varianten 1 und 2 erreichbaren Besucherzahlen liegen weit unterhalb der vergleichbaren Werte für Smiltyné. Auf Basis der Ergebnisse (Zwischenbericht) wurde Variante b) als Vorzugsvariante ausgewählt.
Ergebnis aus Arbeitsschritt 3: Ausgestaltung der Vorzugsvariante
Gemeinsam mit Vertretern der Nationalparkverwaltung und des ausgewählten Architekten (Sieger des Architektenwettbewerbs mit drei Teilnehmern aus Litauen) wurden fünf Besucherinformationszentren in Norddeutschland bereist. In mehreren Workshops wurden die Grundzüge des Besucherinformations- und Ausstellungskonzepts erarbeitet. Eckpunkte des Konzepts sind die positive Einstimmung der Besucher in der Eingangshalle und im Multimediaraum, thematische Gliederung der Ausstellung. Der architektonische Entwurf bewahrt die Silhouette der historischen Gebäude, indem er das neue Hauptgebäude flach dahinter setzt und die Ausstellungsräume in das Kellergeschoss verlegt.
Ergebnis aus Arbeitsschritt 4: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Die Betriebsergebnisprognose basiert auf den Ergebnissen der Besucherpotenzialermittlung sowie auf dem erarbeiteten Betriebs- und Personalkonzept. Dank der günstigen Lohnkosten in Litauen können die Personalkosten bei rd. 50% der Umsätze gehalten und insgesamt Kostendeckung erreicht werden. Einen wichtigen Profit-Bereich bildet der Shop, der den Touristen hochwertige Produkte auf nahezu westlichem Preisniveau anbietet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ziele und Grundzüge des Projekts wurden von Dr. Rein in Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung auf einer Konferenz zum Thema Developing Sustainable Tourism on the Curonian Spit (8. bis 10. Okt. 04) in Juodkrantè (Litauen, Kur. Nehrung) einem internationalen Teilnehmerkreis vorgestellt.
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie sind weitere Präsentationen in Abstimmung mit dem zuständigen Umweltministerium vorgesehen.


Fazit

Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass mit einer zeitgemäßen Ausstellung und einem modernen Besucherinformationskonzept am geeigneten Standort nicht nur hohe Besucherzahlen erreichbar sind, sondern auch Kostendeckung im laufenden Betrieb möglich ist. Umweltbildung wird dadurch zu einem bezahlbaren, attraktiven Angebot für alle Besucher des Nationalparks Kurische Nehrung, Litauen.

Übersicht

Fördersumme

61.800,00 €

Förderzeitraum

01.04.2004 - 31.12.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation