Projekt 21121/01

Modellprojekt zur Erhaltung eines national wertvollen Gebäudes des Schulzentrums Burg Hohenstein (Polen, Kreis Allenstein) unter den Gesichtspunkten der Ressourcenschonung und der Umweltverträglichkeit von Methoden und Produkten

Projektdurchführung

Gesellschaft zur Erhaltung deskulturellen Erbes e. V.Altbau- und Denkmalservice
Propstei Johannesberg
36041 Fulda

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die als Berufsschulzentrum genutzte Burg Hohenstein befand sich in einem schlechten baulichen Zustand, weshalb der Objekteigentümer, die Kreisverwaltung Allenstein, eine komplexe Restaurierung der Anlage unter Beibehaltung der Nutzung anstrebte. Gesamtziel des DBU-Modellvorhabens war die Instandsetzung der Dachkonstruktion unter weitgehender Wiederverwendung der historischen Dachdeckung, die ressourcenschonende Restaurierung der Naturstein- und Ziegelfassaden sowie die Reparatur und Modernisierung der vorhandenen historischen Holzfenster.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Dächer der Burganlage waren mit Hohlpfannen und Klosterziegeln aus dem 19. und 20 Jh. gedeckt. Nach der Untersuchung einiger Dachziegel und der Entwicklung eines Kriterienkatalogs zur Qualitätsprüfung wurden die Ziegel vorsichtig abgedeckt, gereinigt, sortiert und klassifiziert. Im Anschluss an die Instandsetzung der Konstruktion erfolgte die erneute Eindeckung der Dächer. Die alten Dachziegel wurden weitgehend wiederverwendet, fehlende Dachziegel durch gebrauchte ergänzt.
Die Außenwände der Burg bestehen zum Teil aus mittelalterlichem Bruchstein- und Ziegelmauerwerk, zum Teil aus Ziegelmauerwerk des 19. Jh. Zustände und Schadensursachen der einzelnen Fragmente wurden analysiert und detaillierte Programme zu deren Restaurierung entwickelt. Die Ausführung erfolgte unter Berücksichtigung folgender Prämissen: weitgehende Erhaltung der originalen Substanz, Beseitigung sekundärer Zementmörtel, Wiederherstellung der ursprünglichen Materialeigenschaften, Anwendung von Konservierungsmitteln mit ähnlichen Eigenschaften wie die Originalmaterialien.
Die vorhandenen Blendrahmen-, Kasten- und Zargenfenster des 19. und 20 Jh.s wurden zunächst in Bezug auf ihre Schäden untersucht. Um die Restaurierung vorzubereiten, wurde ein Modellfenster musterhaft instand gesetzt. Die eigentliche Reparatur erfolgte in folgenden Etappen: Demontage der Verglasung und Beschläge, Beseitigung der Altanstriche, Instandsetzen der Holzkonstruktion der Fenster- und Flügelrahmen, Montage der Beschläge nach vorheriger Restaurierung, Wiedereinbau der Verglasung, Grundieren und Streichen.


Ergebnisse und Diskussion

Die angestrebte denkmalpflegerische Vorgehensweise von der detaillierten Untersuchung der Zustände und Schadensursachen über eventuelle Musterrestaurierungen und die Erstellung von Entwurfs- und Ausführungsplanungen bzw. Konservierungsprogrammen hin zur eigentlichen Restaurierung wurde so umgesetzt, wie sie geplant war. Allerdings kam es zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen, deren Ursachen vor allem im mangelnden Verständnis für Umweltbelange sowie für detaillierte Untersuchungen und Planungen zu suchen sind.
Das formulierte Projektziel bei der Dachrestaurierung, die weitgehende Erhaltung der historischen Dachdeckung, wurde eingehalten. Circa 75 % der historischen Dachziegel wurden nach eingehender Tauglichkeitsprüfung wiederverwendet, fehlende Dachziegel durch Altziegel gleichen Typs in Zweitverwendung ergänzt.
Auch die angestrebte ressourcenschonende Restaurierung der Ziegel- und Natursteinaußenwände wurde erreicht. Die Maßnahmen blieben auf das Notwendigste beschränkt, neue Mörtel entsprechen den historischen Vorbildern, Fehlstellen im Ziegel- und Natursteinmauerwerk wurden durch Altmaterial gleichen Formats und gleicher Eigenschaften ergänzt.
Hauptziel der Fensterrestaurierung war der Erhalt aller historischen Holzfenster. Dieses Ziel wurde erreicht, allerdings mussten bezüglich der geforderten Qualität einige Abstriche gemacht werden, obwohl vor Ort ein modellhaft restauriertes Fenster als Muster vorlag. Zukünftig sollte deshalb bei ähnlichen Projekten eine zusätzliche objektbezogene Handwerkerfortbildung berücksichtigt werden.
Die finanzielle Bilanz des Projektes gestaltet sich wie folgt: Einer von der DBU ursprünglich bewilligten Fördersumme von 115.112 € stehen bezahlte und offene Rechnungen in Höhe von 115.112 € gegenüber. Einem ursprünglich geplanten Eigenanteil auf Seiten der Kreisverwaltung Allenstein von 165.108 € (162.200 € waren im Bewilligungsschreiben gefordert) stehen reale Ausgaben in Höhe von 219.558,96 € gegenüber.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Anlässlich der 9. Internationalen Sommerakademie der DBU im Jahre 2003 in Marienthal konnte die GEkE auf das Projekt aufmerksam machen. Der Beitrag wurde 2004 unter dem Titel Deutsch-polnische Zusammenarbeit zum Erhalt des umweltgeschädigten gemeinsamen Kulturerbes im Tagungsband Nachhaltiger Schutz des kulturellen Erbes - Umwelt und Kulturgüter veröffentlicht. Während der Projektrealisierung wurde mehrfach in den lokalen Tageszeitungen Nasza Warmia (Unser Ermland) und Gazeta Olsztynska (Allensteiner Zeitung) über das Vorhaben bereichtet.
Nach Abschluss des Vorhabens fand eine öffentliche Präsentation vor Ort statt, an der neben der lokalen Presse circa 35 Vertreter verschiedener Institutionen teilnahmen, u. a. der DBU, der Landkreise Allenstein und Osnabrück, der Stadt Hohenstein und der Woiwodschaftsdenkmalbehörde.


Fazit

Grundsätzlich hat das Vorhaben gezeigt, dass die Erhaltung eines Baudenkmals unter den Gesichtspunkten der Ressourcenschonung und der Umweltverträglichkeit von Methoden und Mittel möglich ist. Notwendig erscheint jedoch, bei zukünftigen Projekten mit ähnlicher Problemstellung eine intensivere Vorbereitungsphase einzuplanen, in der vor allem auf die Bedeutung des Umweltschutzes für die Denkmalpflege hinzuweisen wäre. Weiterhin sollte eine spezielle Schulung der Handwerker während der Projektrealisierung berücksichtigt werden, um diese für traditionelle Bautechniken und ökologische Produkte zu sensibilisieren.

Übersicht

Fördersumme

115.112,00 €

Förderzeitraum

26.05.2003 - 10.08.2005

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik