Beseitigung der Hochwasserschäden an Schloss, Pavillon und Schlosspark Weesenstein (Teil des Soforthilfeprogramms zur Beseitigung von Hochwasserschäden an national wertvollen Kulturgütern)
Projektdurchführung
Staatliche Schlösser, Burgen undGärten SachsenSchloss Weesenstein
Am Schlossberg 1
01809 Müglitztal
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Durch die Flutwelle der Müglitz am 12. und 13.08.2002 wurde der Schlossgarten von Weesenstein mit Lehm- und Gesteinsmassen überspült. Zwei Lindenalleen mit insgesamt 110 Bäumen riss der Fluss mit sich und spülte die Gehölze durch die Ortslage von Weesenstein. Der barocke Gartenpavillon wurde gravierend beschädigt. Die Müglitz grub eine tiefe Erosionsrinne durch den Garten. Ziel des Projektes ist ne-ben der Wiederherstellung der Gartenanlage, die Untersuchung von Hochwasserpräventionsmaßnahmen für den Schlosspark im Zusammenhang mit der Ortslage Weesenstein.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie TU Dresen - Institut für Hydrologie und Meteorologie - wurde mit einem Gutachten beauftragt, welches u. a. Aussagen zu möglichen Mengen und Zeitintervallen zukünftiger Hochwässer der Müglitz sowie über Hochwasserpräventionsmaßnahmen für den Garten und die Ortslage Weesenstein enthält. Zu analysieren war im Rahmen des Gutachtens ferner die Leistungsfähigkeit des Abflusspotentials des gegenwärtigen Flussbettes und Varianten eines Flutgrabens im Bereich des Gartens. Das Projekt war eingebet-tet in eine Gesamtstudie zur Hochwasserprävention, welche im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen von verschieden Büros und Instituten erarbeitet wurde. Die Untersuchungen zur Denkmalverträglichkeit und Gestaltung eines eventuellen Flutgrabens im Bereich des Schlossparks erfolgte am Lehrstuhl für Gartenkunst der TU Dresden. Die Ergebnisse der Untersuchungen liegen nun-mehr seit Ende März 2003 vor.
In Form einer HU-Bau wurden Planungsunterlagen für die Wiederherstellung der Gartenanlage erarbeitet. Das Projekt und deren Ausführung konnte für die nachfolgend aufgeführten Bereiche durch Fördermittel der DBU finanziert werden. Die benötigte Gegenfinanzierung war durch den Freistaat Sachsen ge-sichert und ebenfalls Bestandteil der HU-Bau. Auf der Grundlage einer denkmalpflegerischen Rahmenzielstellung sah die HU-Bau - neben der Wiederherstellung der Baukonstruktion des Wintergartens, des Pavillons, der Brücke am Wintergarten - die Neupflanzung der beiden zerstörten Lindenalleen vor. Ferner war die Wiederherstellung des Hainbuchenlaubengangs, der Hainbuchenhecken an den Wegen im Großen Park , der König-Johann-Gedenksäule sowie des zerstörten kleinen Tores geplant. Die Ausführung der Arbeiten konnte, nach dem Vorliegen eines Gesamtkonzeptes zur Hochwasserprävention der Müglitz und der Sanierung des Flussbetts der Müglitz im Bereich des Gartens, mit Beginn IV. Quartal 2003 und Fertigstellung 2006 realisiert werden.
Ergebnisse und Diskussion
Die Müglitz hat bei allen beobachteten großen Hochwasserereignissen den nach rechts schwingenden Flussbogen im Bereich des Schlossparks Weesenstein abgeschnitten. Dadurch bilden sich auf dem Parkgelände mehr oder minder ausgeprägte Erosionsrinnen, welche ein hohes Schadenspotential aufweisen. Um diesen Prozess räumlich zu begrenzen und bis zu einem Bemessungsdurchfluss BHQ hydraulisch beherrschbar zu gestalten, wurde der Bau einer Flutrinne grundsätzlich empfohlen. Diese Flutrinne sollte auf der Trasse 2 außerhalb des Schlossparks angelegt werden. Zusätzlich wurde empfohlen im Bereich des Gartens eine flache Flutmulde auf der Trasse 1 anzulegen. Diese würde die Sicher-heit bei einer nicht auszuschließenden Verringerung der Leistungsfähigkeit des eigentlichen Müglitzbettes gegenüber dem BHQ (z. B. durch Ablagerungen am Mühlwehr) erhöhen. Bei der Wahl des BHQ ist das Sicherstellen des maximal möglichen Abflusses in der Müglitz im Bereich der Ortslage Weesenstein zu berücksichtigen. Überschlägige hydraulische Berechnungen ergeben, dass durch den Ort derzeit maximal 125 bis 150m³/s Wasser schadarm fließen können. Das ist deutlich weniger als die 190 bis 280m³/s, welche durch die Flutrinnenlösung den Bereich des Schlossparks passieren könnten. Die Angaben zur Leistungsfähigkeit der untersuchten Varianten basieren ausschließlich auf der hydraulischen Berechnung des Fließens von Wasser. Da in der Müglitz mit sehr großen Mengen von Geschiebe gerechnet werden muss, ist bei der Dimensionierung auf ein ausreichendes Freibord zu achten. Es sind weiterhin Maßnah-men zu ergreifen, welche einen möglichst weitgehenden Rückhalt von Geschiebe (insbesondere Holz) bereits oberhalb von Park und Ort ermöglichen.
Wegen der Geschiebeführung ist mit einer Gefahr der Verklausung auch weiterhin zu rechnen. Aus diesem Grund ist in Weesenstein (Park und Ort) höchstens ein BhQ - Abfluss um 150m³/s bis 200m³/s beherrschbar. Das entspricht maximal einem HQ(30). Trotz der notwendigen baulichen Eingriffe bleibt wegen der Geschiebeproblematik ein hohes Restrisiko offen. Zum Management dieses Restrisikos erfolgte im Rahmen der Planung eine Abwägung der Schutzwürdigkeit durch die LTV. Dabei wurde die Schutz-würdigkeit des Parks geringer als die des Ortes eingeschätzt. Die Sollbruchstelle (geringe Höhe der Ufermauern) liegt für den Versagungsfall im Bereich des Parks. Flankierend zu den untersuchten Maßnahmen wurde der dezentrale Hochwasserschutz (Rückhaltebecken) in den Entstehungsgebieten als wesentlich eingeschätzt. Der Bau zweier zusätzlicher Rückhaltebecken im Oberlauf der Müglitz befindet sich derzeit im Auftrag des Landes Sachsen im Bau.
Nach 4jähriger Bauzeit konnten die umfangreichen Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten im Schlosspark, nach den Schäden durch das Hochwasserereignis der Müglitz im Jahre 2002, abgeschlossen werden. Die durch die DBU geförderten Baumaßnahmen beinhalteten folgende Instandsetzungsmaßnahmen: Baukonstruktion des Wintergartens im Kleinen Park, Sanierung des kleinen Tores und der Brücke am Wintergarten, Sanierung des Parkpavillons im Großen Park einschließlich der Wiederherstel-lung des Hainbuchenlaubenganges, der Lindenalleen südlich des Pavillons und der Hainbuchenhecken entlang der Wege an der Westseite des Gartens, Wiederherstellung der König-Johann-Gedenksäule.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Frühjahr 2007 ist die feierliche Eröffnung des Schlossparks im Rahmen der Saisoneröffnung der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen vorgesehen. Dieser Anlass soll als Rahmen geben, Ergebnisse der durch die DBU geförderten Arbeiten darzustellen. Im Jahr 2007 ist eine Ausstellung über die Wiederherstellung der Gartenanlage nach den Hochwasserereignissen in Weesenstein vorgesehen.
Fazit
Die im Projekt dargestellten Ergebnisse zeigen, dass Hochwasserereignisse im Bereich des Schlossparks Weesenstein ein Bestandteil der Geschichte des Schlossparks sind. Früheren Generationen gelang es immer wieder den Garten - trotz Zerstörungen - für spätere Generationen zu bewahren. Es konn-te jedoch nachgewiesen werden, dass die Intersität der Zerstörungen durch das Hochwasser zugenommen haben. Auch in den Jahren 2002 bis 2006 konnten durch das Hochwasser beschädigte teile des Schlosses und der Gartenanlage rekonstruiert- bzw. restauriert werden, wobei im vergleich zu früheren Hochwässern ein größerer Verlust an Originalsubstanz zu verzeichnen ist. (Verlust von 120 Alleebäumen). Im November 2006 konnten die Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnehmen dank der Bereitstellung umfangreicher finanzieller Mittel durch den Freistaat Sachsen und die Deutsche Bundesstif-tung Umwelt abgeschlossen werden.
Begründet durch die vorliegenden hydrologischen Untersuchungen waren jedoch weiterführende überregionale- und regionale Hochwasserschutzmaßnahmen notwendig um auch an zukünftigen Generationen das Gesamtkunstwerk von Schloss und Schlosspark Weesenstein weitergeben zu können.
Fördersumme
100.000,00 €
Förderzeitraum
11.11.2002 - 30.06.2006
Bundesland
Sachsen
Schlagwörter