Bau von Beispiel-Pflanzenkläranlagen im Gebiet Königsberg/Kaliningrad
Projektdurchführung
Baukompanie GmbH & Co. KG
Mindener Str. 205
49084 Osnabrück
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die bestehende Abwasserentsorgung im Großraum Königsberg ist völlig unzureichend und, als eine Folge davon, die Umweltsituation des Frischen und Kurischen Haffs sehr schlecht. Die sozioökonomischen Rahmenbedingungen sind ungünstig.
Um in diesem speziellen ökologisch-ökonomisch-gesellschaftlichen Umfeld eine konkrete Verbesserung beispielhaft zu demonstrieren, sollte eine Pflanzenkläranlage für die gesamte Ortschaft Rositten/Rybachij (1.000 EW) und eine Pflanzenkläranlage für einen Teilbereich der Ortschaft Karkeln/Mysovka (50 EW) gebaut werden - Maßnahmen, die in einer von der DBU geforderten Machbarkeitsstudie als besonders erfolgversprechend und nachhaltig bewertet wurden. Dabei sollte besonderer Wert auf die Qualitätssi-cherung in allen Umsetzungsschritten (Beratung, Planung, Bau, Wartung und Betrieb) gelegt und dabei die Erfahrung und Ergebnisse der DBU-Projekte AZ 14178/09 - Anwenderhandbuch Bewachsene Bodenfilter, Hinweise zum Qualitätsmanagement umgesetzt werden. Bei der Umsetzung waren begleitend Exkursionen zu bestehenden Beispielprojekten, Schulung bei Bau und Betrieb, Eigenleistungen durch örtliche Unternehmen, Zusammenarbeit mit dortigen Hochschuleinrichtungen, kommunalen und weiteren öffentlichen Stellen und den örtlichen Gewährsleuten vorgesehen.
Mit der Umsetzung dieser Projekte sollten mit vertretbarem Mitteleinsatz auch unter den schwierigen Bedingungen im ländlichen Umfeld von Königsberg für die dortige soziale, ökonomische und ökologische Lage ermutigende Beispiele für mögliche weitere Verbesserungen verwirklicht werden.
Das Vorhaben wurde in den folgenden Arbeitsschritten durchgeführt.
- Vorbereitung, Abstimmung, Konzeption, Baudurchführung, Wartung und Betrieb, örtliche Zuständigkeiten für Bauleitung, Bau und Betrieb, Beschaffung Unterlagen/Erstellung Unterlagen
- Planung der Anlagen mit Genehmigungsphase
- Bau der Anlagen, Bauoberleitung: Baukompanie für Karkeln, Ing.-Büro Ökolog für Rossitten, Baudurchführung: Zentralkläranlage Neukuhren für Rossitten, Genossenschaft Karkeln für Karkeln
- Inbetriebnahme und Einweisung
- Schulung, Ausbildung der örtlichen Beteiligten, Exkursion: begleitend während der gesamten Umsetzungsphase
- Zusammenstellung und Auswertung der Erfahrungen
- Berichterstattung.
Die Schulung sollte für jeweils 1 Woche zu Planung, Bau und Betrieb der Anlagen durchgeführt werden, einmal zum Bau der Anlage in Karkeln, einmal zum Bau der Anlage in Rossitten.
Vor Beginn der baulichen Umsetzung war eine Exkursion von Königsberger Beteiligten (Mitarbeiter der Gebietsverwaltung, Mitarbeiter der Hochschulen, Bürgermeister und Gemeindevertreter...) zu deutschen Beispielanlagen geplant, u. a. zu den Braunschweiger Rieselfeldern und zu verschiedenen repräsentativen Pflanzenkläranlagen-Varianten in der BRD. Organisation durch Ökolog und ITUT.
Ergebnisse und Diskussion
Genehmigungsplanung Rossitten/Rybachij
Im Februar 2003 wurde zunächst ein Konzept zur Abwasserreinigung für die Gemeinde Rossitten gefertigt und an die Königsberger Projektpartner weitergeleitet.
Nach Erörterung des vorgeschlagenen Konzeptes in Gesprächen vor Ort Ende März 2003 wurden im Laufe des Jahres zahlreiche weitere Schritte unternommen, um eine Verwirklichung der Feuchtgebietskläranlage in Rositten voranzutreiben.
Die Gebietsverwaltung und deren Umweltabteilung unterstützte den Standort Rossitten von Anfang an. Überraschenderweise stellte sich 2003 heraus, dass die Umweltabteilung der russischen Föderation eine Pflanzenkläranlage in Rossitten kategorisch ablehnte und von ihrem Entschluss nicht abzubringen war.
Genehmigungsplanung Mühlengarten/Iljuschino
Als sicher war, dass die Genehmigung des Standortes Rossitten/Rybachij auf keinen Fall zu erreichen war, wurde der Ersatzstandort Mühlengarten/Iljuschino erörtert. Ende Oktober 2003 wurden die für den Bau einer Pflanzenkläranlage dort erforderlichen Grundlagen vor Ort erarbeitet. Eine Genehmigung wurde nach der Zusendung entsprechender Genehmigungsunterlagen durch die Kaliningrader Behörden für Ende des Jahres in Aussicht gestellt.
Für den Standort Mühlengarten/Iljuschino wurde sowohl von den Vertretern des Ministeriums als auch der Gebietsverwaltung Königsberg/Kaliningrad versichert, dass der Realisierung einer Feuchtgebietskläranlage mit Unterstützung der DBU jetzt nichts mehr im Wege stehen werde.
Genehmigungsplanung Mysovka/Karkeln
Bei der Anlage Karkeln gab es einige örtliche Abstimmungsprobleme, die dazu führten, daß heute noch keine Baugenehmigung vorliegt.
2004
In diesem Jahr war der Fortgang aufgehalten durch die noch immer nicht erteilte Genehmigung, das Fehlen einer örtlichen geeigneten und zugelassenen Baufirma und russischen, von deutscher Seite nicht erfüllbaren, Kostenvorstellungen. Im Herbst versuchten alle deutschen Beteiligten eine Lösung zu finden, zunächst mit dem ursprünglichen, von der DBU zur Verfügung gestellten Etat.
2005
Mit den Vorgaben des Jahres 2004 drohte das Projekt im Frühjahr 2005 endgültig zu scheitern. In weiteren Gesprächen zwischen den Projektpartnern und mit DBU, BMU und UBA wurde eine erweiterter Betrag für die Unterstützung des Baus in Aussicht gestellt. Die zwischenzeitlich durchgeführte Ausschreibung für die Pflanzenkläranlage Iljuschino wurde von der Firma Melnest aus Nesterov, der Kreisstadt des neuen Standortes Iljuschino/Mühlengarten, gewonnen.
Nach dem ersten Spatenstich im Mai 2005 wurde die Anlage dann von der zuverlässigen und kompetenten Baufirma Melnest bis Mitte Oktober nach erfolgter Inbetriebnahme und Einweisung zügig und kom-plett fertiggestellt, unter Bauoberleitung durch das Ing.-Büro Ökolog, Augsburg.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Es fanden Präsentationen über Feuchtgebietstechnik und speziell über das Kläranlagenprojekt in Rossitten bzw. Mühlengarten / Iljuschino bei der jährlichen von ITUT organisierten Umweltkonferenz in Königsberg statt. Desweiteren wurden Beiträge zu diesem Pilotprojekt im Fernsehen gesendet und in verschiedenen regionalen Zeitungen veröffentlicht.
Im Rahmen der Königsberg-Reise vom 18.-23.10.2005 wurden mit Gebietsverwaltung und Gemeinde die Schlussfolgerungen für weitere ähnliche Abwasserlösungen im Gebiet Königsberg erörtert und dazu Empfehlungen gegeben. Mit der Stadtverwaltung von Svetlyi (Zimmerbude) (ca. 25.000 EW) wurde das Gespräch zur Verwirklichung der schon im Rahmen der Machbarkeitsstudie 2002 vorgeschlagenen Feuchtgebietskläranlage zum Anbau von Rohrkolben als nachwachsender Rohstoff fortgesetzt.
Mitte September 2005 fand die offizielle Einweihung und Inbetriebnahme der Feuchtgebietskläranlage Iljuschino unter Beteiligung zahlreicher an der Realisierung des Projektes beteiligter Gäste statt, u. a. der Gebietsverwaltung, des Landkreises, der Gemeinde, der DBU, des BMU, des UBA, von ITUT, der Baufirma und des baubegleitenden Ingenieurbüros. Hierüber wurde im regionalen Fernsehen und den Königsberger Zeitungen sowie im Königsberg-Express berichtet.
Fazit
Die Maßnahme konnte am Ende erfolgreich umgesetzt werden. Ausschlaggebend dafür waren die Komplettfinanzierung durch die deutsche Seite, Geduld und Entschlossenheit auf deutscher Seite, die Unterstützung und Beratung durch ITUT und die zuverlässige und fähige Baufirma.
Hindernisse und Grund für die jahrelangen Verzögerungen waren die russische Bürokratie, unterschiedliche Mentalitäten, das Fehlen eines direkten Interessenten und verantwortlichen vor-Ort-Ansprechpartners für das Projekt (der auch über Finanzmittel verfügt und in der Lage ist, seine Interessen gegenüber der Bürokratie durchzusetzen) und die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die russische Seite im Bereich der kommunalen Abwasserreinigung große Baumaßnahmen verwirklichen kann oder wird.
Es wird deshalb empfohlen, monofunktionale Anlagen, die lediglich der kommunalen Abwasserreinigung dienen, zumindest für den ländlichen Raum im Gebiet Königsberg, von deutscher Seite nicht mehr zu finanzieren.
Empfehlenswert scheinen Projekte der industriellen oder gewerblichen Abwasserreinigung, bei denen der Auftraggeber über ausreichende eigene Finanzmittel verfügt, sowie die Förderung von Feuchtgebietskläranlagen mit einer multifunktionalen Nutzung. Diese beinhaltet dann nicht nur die Abwasserreinigung, sondern auch den Anbau nachwachsender Rohstoffe, die Produktion von Dämmplatten, Zuschlagsstoffen etc. daraus, damit die Schaffung von Arbeitsplätzen usw.
Besonders erfolgversprechend ist die Umsetzung mit engagierten Firmen oder Organisationen, die einen wirtschaftlichen oder imagemäßigen Vorteil davon haben, über eigene ausreichende Finanzmittel verfügen und in der Lage und willens sind, sich gegenüber der Verwaltung zu behaupten.
Fördersumme
124.893,00 €
Förderzeitraum
01.01.2003 - 03.08.2005
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik