Revitalisierung und Verbund ausgewählter Rhön-Fließgewässersysteme mit herausragender Bedeutung des nationalen Naturerbes – Verknüpfung von Naturschutz und Hochwasserschutz
Projektdurchführung
Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.
Hilfe für die bedrohte Tierwelt
Head of Europe Department
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt am Main
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Vorhaben begründet sich durch fehlende Auendynamik aufgrund von Uferbefestigungen, mangelnde Durchgängigkeit des Gewässersystems, Konflikte mit intensiver Auennutzung vielfach bis an die Gewässerufer heran und Hochwassergefährdung. Hauptziel ist die Wiederherstellung/Verbesserung eines Biotopverbunds für national bedeutsame Lebensgemeinschaften der Fließgewässer Ulster, Streu und Brend durch Maßnahmen der Revitalisierung, insbesondere durch Erhöhung der Eigendynamik und Wiederher-stellung der Durchgängigkeit, orientiert an den Lebensraumansprüchen ausgewählter Zielarten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFörderung natürlicher Fließgewässerdynamik und der Retentionsleistung der Aue durch Herausnahme einzelner Verbauungen und lokal Einsatz von Totholz nach Schaffung ungenutzter Uferrandstrei-fen
Schaffung einer Längsdurchgängigkeit der Fließgewässer durch Rückbau von Querverbauungen oder Bau von Fischaufstiegshilfen/Umleitungen
Entnahme von Fichten und Pappeln im Uferrandbereich und auf Feuchtwaldstandorten
Revitalisierung von Quellen durch Vermeidung von Nähr- und Schadstoff-Einträgen, von Entwässerung und nachteiligen Vegetationsveränderungen vor allem im land- und forstwirtschaftlichen Einflussbereich
Verringerung der Ackernutzung in der Aue, insbesondere im gewässernahen Bereich, sowie - soweit notwendig und möglich - Veränderung von Nutzungszeitpunkten und -intensitäten im Grünland
Information der im Projekt beteiligten Zielgruppen und der breiten Öffentlichkeit über Ziele und Wege der Gewässer-Revitalisierung
Schaffung und Demonstration von Musterlösungen und Umsetzungserfahrungen in Fließgewässer-Landschaften der Mittelgebirge unter vorrangiger Nutzung vorhandener Finanzierungsinstrumente unter den Rahmenbedingungen dreier unterschiedlicher Bundesländer
Relativ neue Wege werden insbesondere begangen durch das repräsentative Zielarten-System, die Verknüpfung vorhandener staatlicher Mittel zu einer höchstmöglichen Fördereffektivität, die Anwendung preiswerter Revitalisierungs-Methoden als Hilfe zur Selbsthilfe sowie die Einbindung ökomorphologi-scher Gewässerdaten in die Erfolgskontrolle (Strukturgütekartierung).
Ergebnisse und Diskussion
Die Förderung der DBU löste bisher > 1,5 Mio. an Investitionen Dritter aus, weitere Maßnahmen folgen. Angesichts > 500 km Fließgewässerlänge im Projektgebiet wurden wie vorgesehen exemplarische Lösungen realisiert, die als Vorbilder für künftige Umsetzungsmaßnahmen dienen können.
Im Hinblick auf die Maßnahmen zur Förderung der Eigendynamik und einer Wiederherstellung der Längsdurchgängigkeit wurden unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten in der Praxis demonstriert, insbesondere eine aktive Wiederherstellung ehemaliger Fließgewässerabschnitte, die Entnahme von Uferver-bauungen und gezielte Initiierung eigendynamischer Entwicklungen durch Einbau von Strömungsleitwerken und Totholz, Entnahme von Uferverbauungen und Unterlassung jeglicher Unterhaltung ohne weitere wasserbauliche Maßnahmen, der Einbau von rauen Rampen sowie der Bau von Umgehungsgerinnen in unterschiedlicher Ausführung. Fichten und Pappeln wurden in einzelnen Gewässerabschnitten entnom-men, und insgesamt wurden > 1.000 Quellen als Grundlage für Schutzbemühungen (und besonders die Sensibilisierung der Öffentlichkeit) erfasst und bewertet.
Die Optimierung der Auennutzung unter Naturschutzgesichtspunkten konnte dagegen nicht in dem ge-planten Umfang umgesetzt werden, sondern beschränkte sich auf (ebenfalls relativ wenige) Uferrandstreifen. Es wurde umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit betrieben, so dass das Projekt einen hohen Be-kanntheitsgrad besitzt, welcher die Umsetzung fördert. Aus den gesammelten Erfahrungen wurden auf andere Projekte übertragbare Konsequenzen und Empfehlungen abgeleitet. Dazu wurden erreichte Ziele und förderliche Umstände ebenso wie Defizite und diese verursachende hemmende Faktoren bilanziert.
Hinsichtlich des Projektmanagements zeigte sich die Notwendigkeit einer unabhängigen Personalkapazität zur Projektsteuerung, die Bedeutung partizipativer Verfahren in Form von Runden Tischen und die Notwendigkeit eines nicht zu engen zeitlichen Rahmens (die ursprünglich vorgesehenen drei Jahre Projektlaufzeit waren deutlich zu kurz).
Bei der Finanzierung bedarf es einer bewussten Wahl der kosteneffizientesten Maßnahmen und der Kombination eines breiten Spektrums an Fördermitteln, u. a. auch von Poollösungen im Rahmen von
Ökokonten. Ein externes Projektmanagement verursacht Kosten, die aber sehr sinnvoll investiert sind, da sie den Umsetzungserfolg deutlich erhöhen können. Die Förderlandschaft hinsichtlich der WRRL- und FFH-Umsetzung ist noch wesentlich ergänzungsbedürftig. Konflikte mit Landnutzern könnten durch ökonomische Analysen entschärft werden.
Im Hinblick auf Methoden der Revitalisierung erleichtern Musterlösungen vor Ort und der Bezug auf vor-beugenden Hochwasserschutz die Umsetzung vergleichbarer Vorhaben. Die Schaffung von Uferrandstreifen kann nur kooperativ angegangen werden; eine Alternative hierzu kann eine großflächig-extensive Beweidung der Auen insgesamt sein. Revitalisierungen durch Einbringen von Totholz ist eine besonders kostengünstige Lösung.
Wichtige Teilbereiche des Projekts werden eigenständig von den Behörden weitergeführt, andere benötigen weiteren Input externer Moderation. Daher wird ein Naturschutzgroßprojekt des Bundes mit einem wesentlich großflächigeren Ansatz in bayerischen Fließgewässersystemen angestrebt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die intensive Öffentlichkeitsarbeit umfasste die interne Kommunikation in Form von Runden Tischen zur Koordination sowie die externe Kommunikation mit zahlreiche Führungen (bes. Schulklassen), Ausstellungen, Lehrpfad, Homepage (www.rhoen-im-fluss.de), Pressearbeit und einem Projektfilm.
Fazit
Das Projekt setzte erfolgreich Beispiele zur Gewässerrevitalisierung mit unterschiedlichen Methoden um; es förderte kooperative Projektplanungs-Strategien, welche zwischenzeitlich auch auf andere Themenbereiche übertragen wurden und es betrieb eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit. Durch den Bezug auf Zielarten, wie Bachforelle und die endemische Rhön-Quellschnecke sowie auf den Hochwasserschutz, war die Notwendigkeit der Maßnahmen gut vermittelbar. Kritisch ist anzumerken, dass die Projektlaufzeit deutlich zu kurz war, da Planung und Abstimmung lange Zeiträume erfordern, dass nicht alle Beteiligten offen kooperierten und dass die Mittel für ein Monitoring wesentlich zu knapp bemessen waren. Im Er-gebnis war das Projekt aber ein ganz entscheidender Türöffner, der gerade auch die länderübergreifende Zusammenarbeit im Biosphärenreservat förderte. Auf der Basis der gebildeten Netzwerke werden weite-re Bausteine nach den Beispielen der geschaffenen Musterlösungen umgesetzt.
Fördersumme
333.682,00 €
Förderzeitraum
01.06.2003 - 31.12.2006
Bundesland
Hessen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik