Projekt 20579/01

Entwicklung eines innovativen Unternehmenskonzeptes zur Finanzierung von internationalem Naturschutz

Projektdurchführung

Umweltstiftung WWF-Deutschland
Rebstöcker Str. 55
60326 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die fortschreitende Naturzerstörung und der damit einhergehende Verlust der biologischen Vielfalt in den Tropen und Subtropen hat dramatische Ausmaße angenommen. Vor diesem Hintergrund diskutiert die internationale Gemeinschaft über innovative Lösungsansätze zur langfristigen Finanzierung und für ein verbessertes Management wichtiger Schutzgebiete und Naturressourcen. Ziel des Projektes ist es, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeiten einer Verbindung von ökologischen Finanzprodukten und internationaler Naturschutzfinanzierung zu analysieren. Als solche kommen vor allem umweltfreundliche Forst- und Tourismusprojekte in Frage. Sollte die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis gelangen, soll auf dieser Basis ein entsprechender Business-Plan mit Empfehlungen für potenzielle Investoren entwickelt werden. Mit der Durchführung der Studie wurde die Firma Pricewaterhouse Coopers Corporate Finance GmbH (PWC), Berlin, betraut. Die Studie soll dazu beitragen, Investoren und Multiplikatoren für privatwirtschaftliche Unternehmungen im Naturschutz zu gewinnen. Das innovative Konzept soll in die internationale Diskussionen zur nachhaltigen Finanzierung von Naturschutz eingebracht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Vorfeld organisierte der WWF Deutschland einen Experten-Workshop. Der Workshop identifizierte drei naturnahe Landnutzungsformen, die sowohl aus wirtschaftlichen als auch ökologischen Gesichtspunkten als Nutzungsformen in Frage kommen: Naturwald- und Plantagenbewirtschaftung nach den Kriterien des FSC, Aufforstungsvorhaben auf degradierten Flächen mit Ziel der FSC-Zertifizierung, Ökotourismusprojekte, Nachhaltige Wildtiernutzung im südlichen Afrika. Zusätzlich empfahl der Workshop die Finanzierungsmöglichkeiten großflächiger Aufforstungen durch CO2-Reduktionszertifikate im Rahmen des Clean Development Mechanism nach dem Kyoto-Protokoll als Untersuchungsgegenstand in die Studie aufzunehmen. Im Vorfeld wurde mit PWC abgesprochen, die Untersuchung in zwei Teilbereiche zu gliedern und als separate Teile zu bearbeiten:
- Projektebene
Beurteilung der Durchführbarkeit einzelner Projekte in spezifischen Regionen (Rentabilität, rechtliche Fragen, Risiken, ökologische und soziale Nachhaltigkeit, soziale und politische Akzeptanz).
- Unternehmensebene und Anlegerebene
Leitfaden für die Erstellung eines Businessplans und Empfehlung einer geeigneten Organisationsstruktur. Wie ist die Nachfrage einzuschätzen? Wie kann das Projekt am besten am Markt platziert werden?
Für jede der Nutzungsformen (mit Ausnahme Wildtiernutzung) konnten Referenzunternehmen gefunden werden, die auch bereit waren, ihre Firmendaten zur Verfügung zu stellen. Die Beurteilung der Referenzunternehmen erfolgte dabei anhand der von der jeweiligen Geschäftsführung vorgelegten Daten - insbesondere der Jahresabschlüsse, Controllingunterlagen und Planungsrechnungen - sowie anhand von mit der Geschäftsführung geführten Interviews.


Ergebnisse und Diskussion

Für alle Nutzungsformen werden die wesentlichen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb dargestellt und die langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit beurteilt. Makroökonomische, soziale und rechtliche Rahmenbedingungen werden in einer Länderanalyse beschrieben und bewertet. Chancen und Risiken aus betriebswirtschaftlicher und makroökonomischer Sicht werden aufgezeigt. Die Untersuchung der Referenzunternehmen kommt zum Schluss, dass alle untersuchten Betriebe betriebswirtschaftlich erfolgreich sind. Die Analyse der politischen Rahmenbedingungen in den untersuchten Ländern ergab unterschiedliche Schwerpunkte für die mit Investitionen in diesen Regionen verbundenen Risiken. Bei allen Unternehmen wird deutlich, dass die maßgeblichen Erfolgsfaktoren eng an politische, rechtliche und wirtschaftliche Stabilität der Projektregionen gebunden sind. Auch die Sicherung und Klärung von Landnutzungsrechten vor Ort ist für alle wesentliches Erfolgskriterium.
In einem zweiten Teil geht die Studie der Frage nach, wie erfolgreiche Unternehmen als Gesamtpaket auf dem Finanzmarkt angeboten werden können, um Kapital von Anlegern einzuwerben. Hierdurch könnten neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Als Kernelement einer Unternehmensstruktur wird die Errichtung einer Holdinggesellschaft vorgeschlagen, deren wesentlicher Gesellschafter eine eigens gegründete Stiftung darstellt. Der Vorschlag zielt darauf ab, die Flexibilität des Unternehmens mit der langfristigen Sicherung des ökologischen Unternehmenszwecks zu kombinieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Studie wurde bislang noch nicht veröffentlicht. Um die Ergebnisse der Studie einem interessierten Fachpublikum zugänglich zu machen, beabsichtigt der WWF eine zusammenfassende Version in deutscher und englischer Fassung zu erstellen. Vorläufige Ergebnisse der Studie wurden beim World Parks Congress, 8. - 17. September in Durban, Südafrika, vorgestellt.


Fazit

Die Studie zeigt, dass es möglich ist, natürliche Ressourcen im unternehmerischen Sinne wertschöpfend zu nutzen und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu leisten. Die Studie hat anhand der Untersuchung von Referenzunternehmen die wesentlichen betriebswirtschaftlichen und makroökonomischen (einschließlich sozialer und rechtlicher Rahmenbedingungen) Erfolgsfaktoren für Unternehmen in den Bereichen Tourismus, Forstwirtschaft und Wildtiernutzung identifiziert. Sie bündelt diese Erkenntnisse und macht Vorschläge für Unternehmensmodelle, mit denen sich solche Projekte über Eigen- und Fremdkapital finanzieren lassen.

Übersicht

Fördersumme

59.000,00 €

Förderzeitraum

02.04.2003 - 31.12.2003

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Internationale Aktivitäten
Naturschutz