Projekt 19802/01

Erprobung und Anpassung eines Modells zur Simulation des Auftretens von Monilia laxa an Steinobst und Taphrina deformans an Pfirsich

Projektdurchführung

Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
Rüdesheimer Str. 60 - 68
55545 Bad Kreuznach

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Monilinia laxa zeigt sich in Form von Blütenfäule, Triebspitzendürre und Fruchtfäule an Steinobst. Die Blüteninfektion erfolgt bei kalter und regnerischer Witterung. Maßgebender Faktor hierbei ist der Nieder-schlag. Seit Jahren zeigen Frühjahrsbehandlungen zur Blüte gegen den Pilz nicht die erwartete Wirkung. Ziel war es ein wettergestütztes Modell für die Praxis zu entwickeln. Dieses sollte als Internetangebot ab-rufbar sein und die höchste Infektionsgefahr in den Anlagen widerspiegeln. Durch das Modell sollten Ap-plikationen besser terminiert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden.
Parallel erfolgten Untersuchungen an Pfirsich zu Taphrina deformans, dem Erreger der Kräuselkrankheit. Die Infektionen der Blüten und Blätter erfolgen im zeitigen Frühjahr (Januar bis März). Maßgebender Faktor hierbei ist neben der Temperatur der Niederschlag. Seit Jahren zeigen Fungizidbehandlungen gegen den Pilz nicht die erwartete Wirkung. Ziel war es, ein Modell zu entwickeln, mit dessen Hilfe die infektiöse Phase der Knospen basierend auf Wetterdaten berechnet werden kann. Dadurch sollten Applikationen besser terminiert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden¢ Erstellen von Strukturschemata der beiden Schaderreger zur Analyse des Infektionsrisikos.
¢ Durchführung von Labor- und Freilandversuchen zum Schließen von Wissenslücken.
¢ Formulierung von Modellstrukturen für beide Schaderreger anhand der gewonnenen Daten.
¢ Erstellung einer internetbasierten Software zur interaktiven Nutzung der Ergebnisse der Simulationsmodelle auf der Internetplattform ISIP.
¢ Erprobung und Validierung der Modellroutinen an verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Obstbauberatung Rheinland-Pfalz.
¢ Verbreitung der Projektergebnisse und Einbindung der Modelle auf Internetwebseiten für den einfachen Zugriff auf die Simulationsergebnisse.


Ergebnisse und Diskussion

Projektteil Monilinia laxa:
Durch die wissenschaftliche Arbeiten zu M. laxa konnte im Zeitraum 2003-2006 das Simulationsmodell MONILASIM entwickelt werden. MONILASIM dient dem Anwender als Regionalprognose und prognostiziert das Infektionsrisiko von M. laxa an Sauerkrischen zur Blüte. Hierzu berechnet das Programm MO-NILASIM für das Auftreten der Braunfäule an Sauerkrischen, zum Zeitpunkt der Blüte, einen Monilia- Effizienzwert (MEW). Mit Hilfe des MEW`s kann dann eine Bekämpfungsentscheidung gegeben werden.
Durch die Implementierung des Modells ins ISIP System steht für die Saison 2006/2007 eine Beraterversion zur Verfügung. Mit der Durchführung kleiner Versuchsreihen in verschiedenen Sauerkrischenanla-gen kann die Handhabung und die Funktionsweise von MONILASIM durch die Pflanzenschutzdienste überprüft werden. Nach einer erfolgreichen Validierung, kann das Modell MONILASIM der breiten Masse der Obstbaubetriebe zugänglich gemacht werden. Eine Benachrichtigung der Obstbaubetriebe über die ausgegebene Bekämpfungsentscheidung, kann dann durch die Versendung einer E-Mail bzw. SMS erfolgen.
Neben dem Modell konnten noch einige neue mykologische Erkenntnisse gewonnen werden. So konnten im Zeitraum 2003-2006, im Untersuchungsgebiet Rheinland-Pfalz, keine Apothecien nachgewiesen wer-den. Ferner wurde das Auftreten der Sporodochien an befallenen und abgestorbenen Zweigen im Zeitraum von 2004-2006 untersucht. In beiden Versuchsreihen traten die Konidienpolster erst Anfang November auf. Außerdem wurde durch die durchgeführten Untersuchungen zum Auftreten der Spitzendürre am Baum festgestellt, dass es sich hierbei um zwei Infektionsgeschehnisse (Frühbefall und klassische Blütenmonilia) handelt. Diese unterscheiden sich in ihrer Erscheinungsform und dem Zeitpunkt ihres Auftretens.
Projektteil Taphrina deformans:
Durch die wissenschaftlichen Arbeiten zu T. deformans konnte im Zeitraum 2003-2006 das Simulationsmodell TAPDEF entwickelt werden. TAPDEF dient dem Anwender als Individualprognose und prognostiziert für den Geltungsbereich einer Wetterstation den sortenspezifischen Behandlungsbeginn gegen die durch T. deformans hervorgerufene Kräuselkrankheit des Pfirsichs. Somit kann nun erstmals die erste Fungizidmaßnahme exakt terminiert werden. Praxisüblich erfolgt dann 8-10 Tage versetzt zur ersten eine zweite Fungizidmaßnahme.
Durch die Implementierung des Modells ins ISIP System steht für die Saison 2006/2007 eine Beraterversion zur Verfügung. Mit der Durchführung kleiner Versuchsreihen in verschiedenen Pfirsichanlagen kann die Handhabung und die Funktionsweise von TAPDEF durch die Pflanzenschutzdienste überprüft und mittels der Ergebnisse eine Validierung des Modells durchgeführt werden. Nach einer erfolgreichen Validierung kann das Modell TAPDEF der breiten Masse der pfirsichanbauenden Betriebe zugänglich gemacht werden. Eine Benachrichtigung der Obstbaubetriebe zum Behandlungsbeginn kann dann durch die Versendung einer E-Mail bzw. einer SMS erfolgen.
Neben dem Modell wurde durch die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Albert ein zweiter Lösungsweg zur Bekämpfung der Kräuselkrankheit untersucht. Hierbei erfolgte die Bekämpfung der Kräuselkrankheit mit Hilfe einer einmaligen Anwendung von Desinfektionsmitteln. Über die einzelnen Versuchsjahre konnte in den meisten Varianten eine signifikante Reduktion der Kräuselkrankheit erreicht werden. Keines der für die Desinfektion verwendeten Produkte hat jedoch derzeit eine Zulassung und somit kommt eine Empfehlung ihrer Anwendung nicht in Betracht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Zeitraum von 2003 bis 2006 wurden die Untersuchungsergebnisse in zahlreichen Fachvorträgen vorgestellt und eine Reihe von Veröffentlichungen geschrieben.
- 2004: Fachzeitschrift Obstbau Heft 8, Seite 399-400, 54. Deutsche Pflanzenschutztagung (Hamburg), Fachberaterseminar Pflanzenschutz (Grünberg).
- 2005: Arbeitskreis Mykologie (Freiburg), 5. Gartenbausymposium (Wien), Fachzeitschrift Obstbau, Heft 9, Seite 468-470, Fachberaterseminar Pflanzenschutz (Grünberg), Bundessteinobstseminar (Ahrweiler).
- 2006: Arbeitskreis Mykologie (Berlin), Fachzeitschrift Obstbau Heft 4, Seite 186-188, 55. Deutsche Pflanzenschutztagung (Göttingen).


Fazit

Das für Monilinia laxa entwickelte Modell bedarf bis zur Praxiseinführung noch einiger Überarbeitung. Hierzu müssen in der nächsten Saison Daten für eine Validierung erhoben werde. Das für Taphrina deformans entwickelte Modell wird bereits in der Saison 2007 von den Pflanzenschutzberatern in RLP getestet. Nach einer erfolgreichen Testphase soll das Modell den Obstbaubetrieben zugänglich gemacht werden.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

19.11.2002 - 29.08.2007

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Landnutzung
Umweltkommunikation