Grundlagenerarbeitung und Koordination zur Sicherung großflächiger Naturgebiete unter besonderer Berücksichtigung ehemals militärisch genutzter Flächen (Schutz großflächiger Naturgebiete)
Projektdurchführung
Naturstiftung David
Die Stiftung des BUND Thüringen
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Große und unzerschnittene Lebensräume sind für das Überleben vieler bedrohter Arten unabdingbar. Zahlreiche der naturschutzfachlich wertvollen Flächen befinden sich gegenwärtig noch im Eigentum von Bund und Ländern. Sie sollen in den nächsten Jahren privatisiert werden. Neben den BVVG-Flächen handelt es sich dabei um militärisch genutzte Flächen und um Sanierungsflächen des ostdeutschen Braunkohlebergbaus. Die Umweltstiftungen und -verbände sind prinzipiell bereit, sich am dauerhaften Schutz der zum Verkauf anstehenden Flächen zu beteiligen. Um die begrenzten finanziellen Ressourcen der Stiftungen und Verbände besser einsetzen zu können, ist einerseits eine fachlich fundierte Zusammenstellung aller Daten großer Naturgebiete und andererseits ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren (Verbände, Stiftungen, Politik, Verwaltung) erforderlich.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Erstellung einer Datenbank zum naturschutzfachlichen Wert von Militärflächen
Im Rahmen einer umfangreichen Recherche auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene wurde eine umfassende Datenbank zu allen naturschutzrelevanten Militärflächen in Deutschland erstellt. Grundlage bildete eine Anfang der 90er Jahre durch den Deutschen Rat für Landespflege veröffentlichte Liste sowie eine Vorstudie der Naturstiftung David. Nach einer zentralen Recherche wurden in jedem Bundesland Werkverträge für eine Regionalrecherche vergeben. Dabei wurden insbesondere Angaben zur Naturausstattung, zum Naturschutzwert, zum Konfliktpotential, zu den Altlasten und zu den Eigentumsverhältnissen recherchiert. Die recherchierten Informationen wurden abschließend zusammengefasst, angeglichen und z. T. in ArcView-GIS visualisiert. Die Ergebnisse wurden einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt.
2. Koordination zwischen Umweltstiftungen und UmweltverbändenFür das Themenfeld naturschutzrelevante Militärflächen sorgt die Naturstiftung David als Schnittstelle zwischen Umweltverbänden und Umweltstiftungen für einen regelmäßigen Informationsaustausch und damit für einen effizienteren Umgang mit begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen. Bei der Koordination arbeitet die Stiftung eng mit der DNR-Steuerungsgruppe Flächenmanagement und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen zusammen. In regelmäßigen Abständen werden Informationsveranstaltungen organisiert.
Ergebnisse und Diskussion
Mit dem (vorläufigen) Projektende im Mai 2004 kann eine umfassende Datenbank zu naturschutzrelevanten Militärflächen in Deutschland vorgelegt werden. Dabei wurden sowohl ungenutzte als auch noch aktiv beübte Militärflächen berücksichtigt. Insgesamt wurden bisher bundesweit 627 Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 635.000 als naturschutzrelevant in die Datenbank aufgenommen. 106 Militärflächen sind größer als 1.000 Hektar. 13 Flächen (davon 10 genutzt und 3 ungenutzt) weisen sogar einen Flächenumfang von deutlich über 10.000 Hektar auf und sind damit ein besonders wichtiger Baustein für die langfristige Sicherung des nationalen Naturerbes. Das Land mit den meisten ungenutzten Militärflächen ist Brandenburg (142.000 ha von 272.000 ha ehemaliger Militärflächen bundesweit). Deutlich über drei Viertel aller militärisch nicht mehr genutzten Flächen liegen in den neuen Bundesländern. Bei den aktiven Militärflächen gibt es hingegen eine wesentlich ausgeglichenere Verteilung über alle Bundeslän-der. Die flächenmäßig meisten aktiv genutzten Flächen liegen in Niedersachsen und Bayern. Über 50 Prozent aller in der Recherche als naturschutzrelevant eingestuften Gebiete haben einen offiziellen Schutzstatus als Naturschutzgebiet, NATURA-2000-Gebiet oder als Nationalpark bzw. Biosphärenreservat. Rund 50 Prozent aller aktiven Militärflächen sind durch die Bundesländer als NATURA-2000-Gebiet vorgeschlagen worden. Ein Großteil der nicht mehr militärisch genutzten Gebiete befindet sich noch im Eigentum der Finanzverwaltungen von Bund und Ländern. Rund 1/5 der naturschutzrelevanten ehemaligen Militärflächen konnten bisher durch Naturschutzorganisationen bzw. Naturschutzverwaltungen der Bundesländer langfristig für den Naturschutz gesichert werden. Für viele wertvolle Flächen steht eine solche Sicherung noch aus - hier ergibt sich ein großer Handlungsbedarf. Ein Teilerfolg des Projekts und der daraus resultierenden Lobbyarbeit ist es, dass solche Lösungsansätze im rot-grünen Koalitionsvertrag vom September 2003 ausdrücklich gefordert werden. Nun kommt es darauf an, diese Absichts-erklärung in die Praxis umzusetzen. In einem ersten Schritt wurde deshalb begonnen, ein Netzwerk aus interessierten Organisationen und Einzelpersonen aufzubauen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Über die Zwischenergebnisse des Projekts wurde und wird regelmäßig den in der DNR-Steuerungsgruppe Flächenmanagement vereinten Naturschutzorganisationen berichtet. Im Rahmen einer Veranstaltung des Umweltinstituts Offenbach zum Thema Altlasten wurde das Projekt im März 2003 vorgestellt. Der Südwestrundfunk brachte am 3. Juni 2003 einen Bericht über das Thema und stellte dabei das Projekt vor. Das Naturschutzinstitut Dresden veröffentlichte als Ergebnisse der Regionalrecherche in Sachsen im Januar 2004 ein Informationsheft unter dem Titel Truppenübungsplätze in Sachsen. Das Berlin-Brandenburger-Naturmagazin widmete dem Thema im Mai 2004 ein Schwerpunktheft - hier wurde das Projekt entsprechend vorgestellt. Zur Abschluss-Präsentation des Projekts im Mai 2004 in Potsdam wurde eine allgemeine Informationsbroschüre zum Thema Naturgebiete: Naturschutz & Militär sowie eine (vorläufige) Projektdokumentation veröffentlicht. In einem Beitrag des Deutschlandradios wurde das Projekt Ende Mai 2004 ebenfalls vorgestellt. Geplant ist eine Veröffentlichung der Ergebnisse außerdem in den Daten zur Natur des Bundesamts für Naturschutz.
Fazit
Das geplante Vorgehen im Rahmen des Projekts hat sich sehr bewährt. Da der Kernpunkt des Projekts die Recherche bereits vorhandener Informationen war, bestand die Gefahr, dass diese Daten nicht zur Verfügung gestellt werden. Zwar hat es bei der Datenbereitstellung einigen Zeitverzug gegeben, jedoch gab es am Ende keine Probleme, die Daten von Verwaltungen und Verbänden zu erhalten. Mit der Datenbank und dem durch die Naturstiftung David initiierten Informationsnetzwerk Militärflächen wird es gelingen, für den Naturschutz besonders wichtige Flächen langfristig zu sichern. Ein erstes positives Beispiel ist der von der Naturstiftung David hergestellte Kontakt zwischen NRW-Stiftung und Bundeswehr. Die NRW-Stiftung plant eine rund 500 ha große und für den Naturschutz wertvolle Fläche sofort nach der Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 2005 eigentumsrechtlich zu sichern. An anderer Stelle konnten durch die Naturstiftung David regionale Informationsnetzwerke ins Leben gerufen werden - so in Schleswig-Holstein und Brandenburg. Die Naturstiftung David wird sich im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten weiterhin mit dem Thema naturschutzrelevanter Militärflächen beschäftigen. Die im Rahmen des DBU-Projekts erstellte Datenbank bietet dafür eine wertvolle Grundlage.
Fördersumme
99.940,00 €
Förderzeitraum
25.01.2002 - 21.12.2004
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter