Evaluation von Projekten der Umweltkommunikation im Handwerk unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunktes der Umweltzentren des Handwerks
Projektdurchführung
Universität des SaarlandesLehrstuhl für Soziologie
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66041 Saarbrücken
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Förderung von Projekten der Umweltkommunikation im Handwerk bildet seit 1991 einen Schwerpunkt in der Arbeit der DBU. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Zeitraum auf den Anschubfinan-zierungen für die von den Handwerkskammern getragenen Umweltzentren des Handwerks. An acht Standorten wurden insgesamt sieben Umweltzentren in ihrer Gründungsphase von der DBU unterstützt. Im Rahmen des Projekts Evaluation von Projekten der Umweltkommunikation im Handwerk wurden diese, sowie zwei nicht durch die DBU anschubfinanzierte Umweltzentren und 19 weitere durch die DBU geförderte und nicht geförderte Projekte zur Umweltkommunikation im Handwerk evaluiert.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Studie gliedert sich in zwei Komponenten: Neben den zehn an Handwerkskammern angesiedelten Umweltzentren des Handwerks wurden insgesamt 19 weitere Einzelvorhaben unterschiedlicher Trägereinrichtungen zur Förderung der Umweltkommunikation im Handwerk evaluiert. Eine Besonderheit der Studie besteht darin, dass nicht nur thematisch eingegrenzte Einzelprojekte zur Umweltkommunikation untersucht wurden, sondern auch Vorhaben zum Aufbau einer umweltbezogenen Infrastruktur, und damit Institutionen Gegenstand der Evaluation sind.
Die Analysen erfolgten auf einer umfangreichen quantitativen und qualitativen Datenbasis. Im Verlauf der Studie wurden ca. 700 Akten und Dokumente analysiert, wodurch retrospektiv Erkenntnisse über Projektplanung und -management gewonnen wurden. Insbesondere zur Erfassung der internen Nachhaltigkeit wurden 120 leitfadengestützte Intensivinterviews mit Projektmitarbeitern und Personal der Träger der evaluierten Vorhaben sowie mit relevanten Akteuren aus dem Projektumfeld geführt. Informationen über die bei den Zielgruppen ausgelösten Wirkungen, die externe Nachhaltigkeit, wurden im Rahmen einer standardisierten telefonischen Befragung von 1630 Handwerksbetrieben erhoben.
Ergebnisse und Diskussion
Die zusammenfassende Bilanz der Evaluation fällt insgesamt positiv aus. So belegen die Evaluationsergebnisse, dass durch die DBU-geförderte Anschubfinanzierung von sieben Umweltzentren des Handwerks an acht über das Bundesgebiet verteilten Handwerkskammern ein wichtiger Beitrag zur Schaffung einer auf die gesamte Bundesrepublik ausgeweiteten Infrastruktur geleistet werden konnte. Aufgabe der Einrichtungen ist es, durch eine gezielte Beratungs-, Bildungs-, Informations- und Projektarbeit einen Beitrag zur Erhöhung der Eigenverantwortlichkeit des Handwerks in Bezug auf die Anforderungen des Um-weltschutzes zu leisten, Handwerksbetriebe bei der Erschließung neuer Märkte im Umweltbereich zu unterstützen und die umweltpolitischen Interessen des Handwerks zu vertreten.
Im Hinblick auf die interne Nachhaltigkeit der Fördervorhaben kann festgestellt werden, dass zum Evaluationszeitpunkt alle Einrichtungen ihre Aktivitäten fortsetzen und ihre Umweltkommunikationsangebote kontinuierlich weiterentwickeln und ergänzen. Durch die DBU-Förderung konnte ein Netzwerk von insgesamt zehn Umweltzentren des Handwerks etabliert werden. Zwar erfüllt das Netzwerk im Hinblick auf die regionale Verteilung der Einrichtungen nicht, wie ursprünglich angestrebt, den Anspruch einer bundesweiten Infrastruktur für die Umweltkommunikation im Handwerk. Seine Reichweite geht aber dennoch über die betreffenden Kammerbezirke weit hinaus und umfasst insbesondere die Landesebene bzw. in einzelnen Fällen auch Zielgruppen über die Grenzen der jeweiligen Bundesländer hinaus.
In Form unterschiedlicher organisatorischer Lösungen sind alle Zentren fest in die Strukturen der Handwerkskammern eingebunden. Trotz zunehmender abteilungsübergreifender Konkurrenz um knapper werdende Mittel konnten die Zentren ihre Akzeptanz in den Trägereinrichtungen seit Förderende aufrecht erhalten und teilweise sogar stärken. Da sich die Zentren in der Regel nicht alleine auf Grundlage ihres Serviceangebots finanzieren können, sind unterschiedliche Finanzierungsstrukturen anzutreffen, die sich in je unterschiedlicher Gewichtung aus kommerziellen Dienstleistungsangeboten, Drittmittelprojekten so-wie Beiträgen der Handwerkskammern zusammensetzen. Eine Mehrheit der Umweltzentren schätzt die eigene finanzielle Situation zum Evaluationszeitpunkt stabil ein, wobei in einigen Fällen aber der Übergang von der Förder- zur Nachförderphase mit Einschnitten verbunden war und eine Reduzierung des Personalstamms erforderlich machte. So liegt die Personalstärke der Umweltzentren im Durchschnitt zwar etwas niedriger als noch im Förderverlauf; aufgrund einer insgesamt sehr hohen Personalstabilität konnte die im Förderzeitraum erworbene Leistungsfähigkeit jedoch aufrechterhalten werden. Die Umweltzentren haben sich als fachliche Ansprechpartner des Handwerks in Umweltschutzfragen erfolgreich profiliert und besitzen zumindest auf kommunaler Ebene sowie in Einzelfällen auf Landesebene ein hohes politisches Gewicht. Die Bewertungen des Dienstleistungsangebotes durch Zielgruppenbetriebe zeigen, dass sich die Zentren als Anbieter von Umweltkommunikationsdienstleistungen erfolgreich etabliert haben. Darüber hinaus konnten auf betrieblicher Ebene umfangreiche Aktivitäten initiiert werden.
Neben der infrastrukturbezogenen Förderung wurde eine Vielzahl von Einzelprojekten unterstützt, durch die spezifische Themen vorangebracht bzw. neue Partner für Aktivitäten der Umweltkommunikation ge-wonnen werden konnten. Von Handwerksorganisationen über wissenschaftliche Einrichtungen bis hin zu Institutionen der Denkmalpflege wurden unterschiedlichste Träger gefördert. Entsprechend breit ist das Spektrum der geförderten Themen und Instrumente. In allen evaluierten Einrichtungen konnten durch die Vorhaben entweder Umweltthemen neu in das Leistungsspektrum integriert oder spezifische Inhalte ver-tieft werden. Dabei gelang eine gute Einbindung der Projektthemen in die bestehenden Angebotsstruktu-ren und bei knapp einem Drittel der Projektträger wurden neue Leistungsangebote für die jeweiligen Zielgruppen entwickelt. Auch zur Vernetzung mit anderen Akteuren wurden aus Sicht der Träger wichtige Impulse gegeben. Im Hinblick auf die bei den intendierten Zielgruppen erzielten Wirkungen können jedoch die wenigsten Projektträger auf systematisch erhobene Daten zurückgreifen. Aussagen über den Erfolg von Verbreitungsstrategien und Wirkungseinschätzungen beruhen daher vor allem auf vereinzelten Rückmeldungen durch Zielgruppenmitglieder sowie subjektiven Eindrücken von Mitarbeitern der Projektträger. Eine Zielgruppenbefragung wurde im Rahmen der Evaluation für die Einzelprojekte nicht durchgeführt. Im Vergleich mit Projekten anderer Mittelgeber, die im Rahmen der Evaluation ebenfalls untersucht wurden, wurden in den DBU-Vorhaben vor allem bezüglich der thematischen Offenheit des Mittelgebers und der Gestaltung der Projektabwicklung komparative Vorteile der DBU hervorgehoben. So loben Pro-jektträger ausdrücklich die Flexibilität der DBU bei der Beurteilung der Förderfähigkeit neuer Themen sowie die insgesamt unbürokratische Vorgehensweise, die vor allem unerfahrenen Projektträgern eine gute Abwicklung ermöglichte.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Rahmen der Tagung Evaluation - ein Instrument zur Steuerung und Qualitätssicherung von Programmen und Projekten unter besonderer Berücksichtigung der Nachhaltigkeit im November 2005 wurden die Ergebnisse einer Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.
Eine ausführliche Beschreibung der theoretischen und methodischen Grundlagen der Evaluation und ihrer Ergebnisse sowie daraus abgeleitete Empfehlungen für künftige Förderprogramme finden sich in: JACOBY/SCHNEIDER/MEYER/STOCKMANN, 2005: Umweltkommunikation im Handwerk: Bestandsaufnahme - vergleichende Analyse - Entwicklungsperspektiven, Münster: Waxmann.
Fazit
Trotz der insgesamt positiven Bilanz dokumentiert die Evaluation auch eine Reihe kritischer Ergebnisse, sei es im Hinblick auf Schwächen in der Abwicklung und dem Management der Fördervorhaben (bzgl. Planung, Steuerung und Überleitung zum Förderende), auf verschiedene Hemmnisse innerhalb der Trägerstrukturen (z. B. bzgl. der personellen, finanziellen oder organisationsstrukturellen Voraussetzungen) oder im Hinblick auf eine mangelhafte Ausschöpfung von Potenzialen hinsichtlich der Zielgruppenerreichung oder der Vernetzung mit weiteren Akteuren im Projektumfeld. Auf Grundlage der Evaluationsergebnisse wurden daher Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet, die dazu beitragen sollen, die Effizienz und vor allem die Effektivität zukünftiger Fördermaßnahmen weiter zu steigern.
Fördersumme
348.265,00 €
Förderzeitraum
01.06.2002 - 15.12.2005
Bundesland
Saarland
Schlagwörter
Landnutzung
Umweltkommunikation