Projekt 19615/01

Vorhaben zur Wiederherstellung eines Verbundes geeigneter Waldlebensräume für die Wildkatze

Projektdurchführung

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Landesverband Thüringen
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zunehmend werden Flächen durch Siedlungs- und Verkehrsbau beansprucht, intensiv genutzte und technisch geprägte Bereiche weiten sich aus und drängen gering bis mäßig kulturbeeinflusste Bereiche und naturnahe Biotope mit ihren Biozönosen zurück. Noch erhalten gebliebene naturnahe Lebensräume gehen verloren, ihre Populationen sind gefährdet oder an sie angepasste Arten sogar vom Aussterben bedroht. Durch die Zerschneidung der noch erhaltenen wertvollen Lebensräume schrumpfen deren Flächengrößen und es entstehen verinselte Biotop-Restflächen. Verkleinerung und Verinselung der Lebensräume beeinflussen unter anderem die genetische Variation sowie Struktur und Dynamik von Populationen, etwa Dispersions- und Austauschprozesse, Aussterbe- und Immigrationsprozesse.
Der Genaustausch innerhalb und zwischen Populationen einer Art wird eingeschränkt, die Lebensfähigkeit von Populationen und Arten kann vermindert werden. In Mitteleuropa stellen Lebensraumfragmentierung und Verinselung naturnaher Restbiotope ein zentrales Problem des Arten- und Naturschutzes dar. Diese Erkenntnisse sind nicht neu und mit dem Konzept eines über den klassischen Schutz von lokalen Populationen (Biotopschutz, Schutzgebiete) hinausgehenden Biotopverbundes soll dem Rechnung getragen werden. Es fehlt aber bis heute an überregional wirksamen Programmen und Maßnahmen des Biotopverbundes, sowie an Erfolgskontrollen derselben, um dem fortschreitenden Prozess der Verarmung und biologischen Destabilisierung von Ökosystemen wirksam zu begegnen.
Im Rahmen des hier beantragten Projekts sollen länderübergreifende Biotopverbundmaßnahmen mit landesspezifisch angepassten Schwerpunkten geplant, koordiniert und umgesetzt werden. Dabei dient die Europäische Wildkatze (Felis silvestris SCHR.) als Zielart und Erfolgsindikator für die Vernetzung naturnaher Waldlebensräume im Teile Bayerns, Hessens und Thüringens umfassenden Projektgebiet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenInhaltlich ist das Projekt in vier sich ergänzende Bereiche gegliedert, die Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen und Vorarbeiten in den drei Bundesländern dort in unterschiedlicher Intensität verfolgt werden müssen.
Projektbereich Kommunikation
Ein Naturschutzprojekt dieser Dimension hat nur dann Chancen, erfolgreich umgesetzt zu werden, wenn
- das Vorhaben in der Bevölkerung Begeisterung weckt und eine ausreichende Akzeptanz findet
- das Projekt auf allen Ebenen politisch gewollt ist und entsprechende Unterstützung erfährt
- in den betroffenen Behörden und Verbänden Kooperationspartner zur Verfügung stehen, die sich bereit erklären, Maßnahmen des Projektes innerhalb ihres Verantwortungsbereiches aktiv umzusetzen.
- Deshalb kommt der Öffentlichkeitsarbeit und dem Dialog mit den betroffenen Interessensgruppen eine besondere Bedeutung zu. Ziel ist es, die Betroffenen selbst zu Handelnden zu machen.
Folgende Methoden kommen zur Anwendung:
Um über die Projektziele zu informieren und die Öffentlichkeitsarbeit zu koordinieren, bedarf es einer zentralen Organisationsstruktur im Projekt. Diese Struktur wird durch die Einrichtung eines Wildkatzenbüros geschaffen. Das Wildkatzenbüro ist zentrale Anlaufstelle für alle Aktivitäten im Rahmen des Projektes und koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit.
Das Instrument der Zukunftskonferenz ermöglicht die Integration aller Interessengruppen, die vom Aufbau eines länderübergreifenden Biotopverbundes betroffen sind. Sie werden gemeinsam dazu veranlasst, einen verbindlichen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, mit dem sich die Projektziele verwirklichen lassen.
Weiterhin müssen die folgenden Partner für die Umsetzung der Projektziele gewonnen werden bzw. haben ihre Unterstützung bereits zugesagt:
- Die Naturschutzbehörden können fachliche Grundlagen für die Biotopverbundplanung zur Verfügung stellen. Außerdem können sie im Rahmen der Vergabe von Agrarumweltmaßnahmen gezielt Fördermittel für Ackerrandstreifen und extensive Flächennutzung zur Verfügung stellen und Maßnahmen als Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen anregen.
- Die Flurbereinigungsbehörden sind wichtige Partner, um Flächen für die Realisierung des Biotopverbundes verfügbar zu machen. Durch die enge Kooperation mit der Landwirtschaft können sie außerdem bei der Umsetzung der Projektziele eine Vermittlerrolle zu den Landnutzern einnehmen.
- Die Landesforstverwaltung steht als Kooperationspartner bei Maßnahmen im Wald zur Verfügung.
- Der Bauernverband und der Jagdverband sollen als unmittelbar betroffene Interessensverbände ebenfalls für die Kooperation gewonnen werden.
Eine vom Bundesverband des BUND mitgetragene Kampagne schließlich nutzt das hohe Sympathie-Potential der Wildkatze, um die Projektziele zu fördern.
Das Projekt wird von seinem Anfang bis zum Ende von intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Projektbereich Kartierung und Maßnahmenpool
In Hessen fehlen ausreichende Kenntnisse zur aktuellen Verbreitung der Wildkatze. Im laufenden Jahr 2004 wurden aber im Auftrag der Landesverwaltung hierzu erstmals systematische Erhebungen durchgeführt. Diese sollen im Rahmen des Projekts erweitert werden. Unter Einbeziehung von Experten und mit Hilfe GIS-gestützter Cost - Distance - Analysen werden vor dem Hintergrund der Verbreitungssituation der Wildkatze die Defizite des Biotopverbundes für das gesamte Projektgebiet ermittelt. Auf der Grundlage einer eingehenden Konfliktanalyse werden in Abstimmung mit den Landesverwaltungsämtern der drei Länder Lösungen erarbeitet und auf drei planungsrelevanten Maßstäben dargestellt.
Die Karten gehen als fachliche Grundlage in Landesprogramme, Landschafts- und Raumordnungspläne ein und werden für den Projektbereich Korridor herangezogen (siehe dort).

Projektbereich Korridor
Im Teilprojekt Korridor werden konkrete Biotopverbundmaßnahmen in die Praxis umgesetzt. Der Arbeitsschwerpunkt dieses Projektbereiches liegt in Thüringen, wo ein Brückenschlag vom Hainich in den Thüringer Wald erreicht werden soll, an dem bereits im Vorfeld des Projekts gearbeitet wurde: so konnten in das Planfeststellungsverfahren zur Verlegung der Bundesautobahn A4 die Daten aus dem Forschungsprojekt an Wildkatzen im angrenzenden Nationalpark Hainich eingearbeitet und berücksichtigt werden.
Im Zuge der Trassenverlegung wird es daher nicht zu einer Verschlechterung, sondern zu einer bedeutenden Verbesserung des Biotopverbundes kommen. Allerdings bleiben weitere Ausbreitungsbarrieren zu überwinden. Hierzu wird auf ein bestehendes Netzwerk vielfältiger Kontakte zu Behörden, Planern und Landnutzern zurückgegriffen, das im Rahmen des zwischen 1996 und 1999 entwickelten Artenschutzprogramms für die Wildkatze im Freistaat Thüringen entstanden ist. So erklärte sich aktuell die Thüringer Landesforstverwaltung bereit, Aufforstungsmaßnahmen in Thüringen im Bereich des Korridors zu konzentrieren. In Kooperation mit dem Thüringer Landesverwaltungsamt werden A&E-Maßnahmen wann immer möglich in den Korridor gelegt.
Auch Bauernverbände, Flurbereinigungs- und Wasserwirtschaftsbehörden sind aktuell wichtige Partner für die Etablierung weiterer Verbundelemente in der Landschaft. So werden im laufenden Flurneuordnungsverfahren zwischen Hainich und Thüringer Wald die Belange des Biotopverbundes für die Wildkatze berücksichtigt. Dabei werden auch Förderprogramme eingesetzt, um Einkommensverluste von Landwirten zu kompensieren.
Um die Barrierewirkung von großen Siedlungs- und Gewerbeflächen sowie Straßen zu vermeiden, werden Wanderkorridore für die Wildkatze in die Landschaftsplanung integriert, sowie wildkatzengerechte Grünbrücken und Durchlässe bei Straßenbauprojekten (z.B. A 38 und A 4) aufgenommen. Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe werden gebündelt und an den Lebensraumansprüchen der Wildkatze ausgerichtet.
Schließlich lassen sich zusammen mit den Großschutzgebietsverwaltungen und Tourismusverbänden Konzepte zur Besucherlenkung erarbeiten, die störungsarme Wildkatzenlebensräume garantieren.
Weitere räumliche Schwerpunkte im Projektbereich Korridor liegen im Umfeld des hessischen Nationalparks Kellerwald, zwischen südlichem Thüringer Wald und den fränkischen Hassbergen, sowie im Südharzbereich.

Projektbereich Kontrolle
Der Schwerpunkt dieses Projektbereiches liegt in Bayern. Hier soll am Ende des Projekts eine Bewertung des Erfolges der langjährigen Auswilderungen von Wildkatzen stehen. Hierzu kommen gentechnische Methoden zum Einsatz, die am Bayerischen Landesamt für Umweltschutz (LfU)in den letzten Jahren zur Praxisreife entwickelt wurden.
Darüber hinaus werden für das gesamte Projektgebiet die Voraussetzungen für eine langfristige Erfolgskontrolle (= Langzeitmonitoring) geschaffen. Hierzu wird der genetische Status Quo dokumentiert, indem vorhandenes Probenmaterial von Wildkatzen aus den drei Bundesländern (Museumspräparate, Todfunde) am LfU analysiert wird. Das gegenwärtig im Spessart eingesetzte Verfahren zur Gewinnung von Wildkatzenprobenmaterial (Haaren) im Freiland wird dazu bedarfsweise auf solche Gebiete ausgedehnt, aus denen kein Probenmaterial vorliegt. Schon in der Anfangsphase des Projekts werden die verfügbaren Wildkatzenproben (allein aus Thüringen ca. 90 eingelagerte Proben aus den letzten 10 Jahren) dem LfU zugeleitet. Die Dokumentation des Status Quo erlaubt später die Rekonstruktion von Ausbreitungsvorgängen innerhalb der genetisch charakterisierten Teilpopulationen.


Ergebnisse und Diskussion

Projektbereich Kommunikation
Es ist im Laufe des Projekts gelungen, eine große Vielzahl von Untertützern und Mitstreitern zu gewinnen, die substantielle Beiträge für das Rettungsnetz Wildkatze leisteten. Etwa 100 Institutionen - im Abschlussbericht im Abschnitt Dank aufgelistet, waren konstruktiv mit dem Projekt verbunden. Meilensteine der Kommunikation sind weiter unter im Abschnitt Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation nach Zeiträumen aufgelistet.

Projektbereich Kartierung und Maßnahmenpool
Als konzeptionelle Grundlage für Herleitung und konkrete Planung von Biotopverbundmaßnahmen für die Wildkatze als Zielart wurde in diesem Projektbereich ein Wildkatzenwegeplan entwickelt - zunächst für das Projektgebiet.
Darüber hinaus wurden für Hessen zwei sich aus der Logik des Wildkatzenwegeplans ergebende konkrete Biotopverbundplanungen im Maßstab 1:25.000 für die zwei wichtigsten Teilregionen realisiert (Biotopverbundkonzept Rothaargebirge-Burgwald-Kellerwald-Knüll und Rheingau-Taunus/Rot-haargebirge/Nordosthessisches Bergland).
Vorhandene und zu erwartende Ausbreitungsbarrieren werden darin beschrieben und notwendige Maßnahmen zu ihrer Beseitigung in einem Maßnahmenplan zusammengestellt.
Die drei Biotopverbundkonzepte wurden in der jeweils betroffenen Region kostenlos an bis zu 80 Entscheidungsträger aus den Bereichen Landesentwicklung/Landschaftsplanung/Landnutzung auf CD versandt und weitere Hilfestellung angeboten. Adressaten waren u. a. die Landtagsfraktionen, das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV), das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (HMWVL), die Regierungspräsidien, Kommunen, Unteren Naturschutzbehörden, Forstämter und BUND-Gruppen.
Zu umfassenden Gesprächen über den Wildkatzenwegeplan Hessen kam es mit dem HMUELV und dem HMWVL, die abschließend eine Berücksichtigung des Planwerks bei der Neufassung des Hessischen Landesentwicklungsplans zusicherten.
Ausfluss der Planwerke war ferner eine tierökologisch fundierte Vorschlagsliste mit potenziellen Standorten für Grünbrücken, die den Ministerien sowie dem Hessischen Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen zur Umsetzung im Rahmen des Konjunkturpakets II eingereicht wurde.
Die Veröffentlichung der Planwerke nutzte der BUND Hessen zu reger Öffentlichkeitsarbeit, die hessenweit zu vielen Presseartikeln und einem TV-Bericht in der Hessenschau führte und die Allgemeinheit für die Themen Wildkatze und Biotopverbund sensibilisierte.
Künftiges Anliegen des BUND Hessen ist es nun, in Zusammenarbeit mit den Zuständigen vor Ort die Verbundkorridore durch Anpflanzungen, Landnutzungsoptimierungen und Querungsbauwerke in der Fläche umzusetzen.
Im Juni 2009 übernahm Umweltministerin Silke Lautenschläger auf dem Hessentag in Langenselbold die Schirmherrschaft für das Rettungsnetz Wildkatze in Hessen.
Darüber hinaus wurde eine bundesweite Vorschlagsliste mit Standorten für Entschneidungsmaßnahmen an Bundesverkehrsstraßen, die den zuständigen Länderministerien zur Umsetzung im Rahmen des Konjunkturpakets II vorgelegt wurde.
Mit dem am Umweltforschungszentrum Halle im Auftrag des Bund entwickelten Bundesweiten Wildkatzenwegeplan wurde schließlich 2007 über den Projektauftrag hinaus erstmals ein schlüssiges Gesamtkonzept für den Verbund von Waldlebensräumen in Deutschland vorgelegt. Der bundesweite Wildkatzenwegeplan ist unter der Adresse www.wildkatzenwegeplan.de in Form einer interaktiven, frei skalierbaren Karte im Internet veröffentlicht. Behörden, Planer und NGOs können hier schnell prüfen, ob ihr Wirkungsraum im Wildkatzenwegeplan eine Rolle spielt. Hochauflösende Luftbilder steuern entscheidende Hintergrundinformation bei und vermitteln einen sehr genauen Überblick über die jeweilige landschaftliche Situation.
Projektbereich Korridor
Von 2004 bis 2006 stand die Realisierung des entscheidenden Lückenschlusses im Korridor Hainich - Thüringer Wald zwischen Nessetal und Hörselbergen als zentrales Modellprojekt im Mittelpunkt.
In der Publikation Wie ein Brückenschlag für die Wildkatze gelang (Mölich & Vogel 2007) sowie in aktualisierter Form im Abschlussbericht werden die Randbedingungen, die Chronologie der Ereignisse, und die aus Sicht des BUND für den Erfolg ausschlaggebenden Faktoren beschrieben. Das letztlich durch intensiven Dialog mit den Stakeholdern zum Erfolg geführte Projekt ist das erste dieser Art in Deutschland und besitzt eine weit überregionale Signalwirkung im Sinne eines Best Practice Beispiels. Darüber hinaus gelangen in Thüringen weitere Lückenschlüsse entlang des Wildkatzenwegeplans, die in Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren wie der Thüringer Forstverwaltung, Agrargenossenschaften und Flurbereinigungsbehörden umgesetzt werden konnten. Zunehmend wurde der Wildkatzenwegeplan auch seitens der Straßenbauverwaltung und Landesplanung aufgegriffen. Er ist nach Ablauf des Projekts Grundlage für behördliche Fachkonzepte zum Biotopverbund von Waldlebensräumen und Entscheidungskonzepten und damit Bestandteil der Landesplanung in Thüringen geworden.
Projektbereich Kontrolle
Leider konnten die Ziele in diesem Projektbereich nicht unter den vereinbarten Voraussetzungen verfolgt werden. Die bayerische Verwaltungsstrukturreform führte am Bayerischen Landesamt für Umwelt - dem entscheidenden Partner im Projektbereich Kontrolle - zu weitreichenden Veränderungen, so dass 2006 weder Labore noch Mitarbeiter für die gemeinsame Projektarbeit noch zur Verfügung standen. Keiner der an der Projektpartnerschaft beteiligten Mitarbeiter blieb am LfU und es mussten im laufenden Projekt neue Partnerschaften aufgebaut werden. Seit 2007 arbeitet der BUND diesbezüglich eng mit dem Forschungsinstitut Senckenberg zusammen.
Dennoch ist festzuhalten, dass mit der flächenhaften Einführung und Optimierung der Lockstockmethode durch das Projekt Rettungsnetz Wildkatze seit 2004 ein sprunghafter Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Verbreitung der Wildkatze in Deutschland und insbesondere im Schwerpunktraum Bayern zu verzeichnen war. Neue Nachweise der Wildkatze gelangen u.a. für das Fichtelgebirge und insbesondere für die Rhön. In der Rhön wurden erstmals sowohl Tiere der mitteldeutschen, autochthonen Population nachgewiesen, als auch ein verwandtschaftlich dem Auswilderungsprojekt des BN in Bayern (Spessart) zuzuordnendes Tier. Weitere vom Rettungsnetz Wildkatze angeregte, extern finanzierte Lockstockprojekte in Thüringen lieferten neue Erkenntnisse zum aktuellen Vorkommen der Wildkatze im Thüringer Wald, im Kyffhäusergebirge und im Elstertal bei Greiz - dem derzeit östlichsten sicher nachgewiesenen Vorkommen in Deutschland.Im Zusammenhang mit der Entwicklung des hessischen Wildkatzenwegeplans konnten in Zusammenarbeit mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern und der hessischen Forstverwaltung 34 Nachweise außerhalb des bis dahin für Hessen abgesicherten Verbreitungsareals erbracht werden. Ermutigt durch die methodischen Fortschritte und den erfolgreichen Einsatz von Lockstöcken im Rahmen des Rettungsnetz Wildkatze wurden auch in weiteren Bundesländern Lockstockprojekte initiiert. So gelang Mitarbeitern der Forstlichen Versuchsanstalt Baden - Württemberg 2007 der erste Wildkatzennachweis seit Jahrzehnten für dieses Bundesland Seit 2009 hat auch der Freistaat Bayern, leider erst mit dem Ende des DBU Förderzeitraums, wieder eigene Kapazitäten zur Durchführung von Lockstockuntersuchungen und genetischen Analysen aufgebaut.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auftaktpressekonferenz im Thüringer Landtag mit dem Thüringer Umweltminister Sklenar und dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, C. Himminghoffen. 2004
BUND - Beteiligung am Flurbereinigungsverfahren Wenigenlupnitz - Forderung nach Implementierung eines Biotopverbund - Korridors vom Hainich zum Thüringer Wald. 2004 - 2007
Korridor - Konferenz im Thüringer Umweltministerium 2005
Wettbewerb Wer malt die schönste Wildkatze an Thüringer Grundschulen und Förderzentren, Preisverleihung durch den Thüringer Umweltstaatssekretär. 2005
Statusseminar Rettungsnetz Wildkatze in Eisenach mit Beteiligung zahlreicher Behördenvertreter aus den drei Bundesländern. 2005
Benefizkonzert für den Artenschutz der Gemeinschaft Deutscher Zooförderer. Das Rettungsnetz Wildkatze wird im Foyer der Neuen Oper, Erfurt (volles Haus) präsentiert. 2005
Fachtagung Kleine Katzen - Große Räume in Hessen mit ca. 100 Teilnehmern aus Wissenschaft, Verbänden, Behörden. Anschließend Publikation eines gleichnamigen Tagungsbandes (2006) 2005
Das ZDF porträtiert das Projekt Rettungsnetz Wildkatze in der Reihe Wunderbare Welt (45 Minuten, ausgestrahlt 2006, zahlreiche Wiederholungen auf anderen Sendern. 2005 - 2006
Erste Veranstaltung RUNNING WILD - Der Lebenslauf für die Wildkatze vom Hainich zum Thüringer Wald. 370 aktive Teilnehmer; mehrere tausend Besucher aus der Region. 2006
Anlässlich des 10 - jährigen Jubiläums der Gemeinde Hörselberg hält Projektleiter Thomas Mölich auf Einladung des Bürgermeisters einen Festvortrag zum Thema Rettungsnetz Wildkatze 2006
Woche der Umwelt im Schloss Bellevue, Berlin. Bundespräsident Horst Köhler besucht Info - Stand des Rettungsnetz Wildkatze (Fotos!). 2007
Spatenstich Korridor Hainich - Thüringer Wald. Besuch und Grußworte von Minister Sklenar, BUND - Chefin A. Zahrnt, Regionalpolitikern, Projektförderern. In den folgenden Wochen Pflanzung von 20.000 Büschen und Bäumen entsprechend dem vom BUND vorgelegten Konzept. 2007
Publikation Wie ein Brückenschlag für die Wildkatze gelang. 2007
Konsenslösung mit Landwirtschaft und Amt für Landentwicklung, den zweiten Abschnitt des Korridors Hainich - Thüringer Wald im Rahmen eines Flurneuordnungsverfahrens zu realisieren. 2007
Der im Auftrag des BUND am Umweltforschungszentrum Halle entwickelte bundesweite Wildkatzenwegeplan wird in Berlin vorgestellt und an den Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz übergeben. 2007
Der SPIEGEL bringt einen ausführlichen Artikel zum Wildkatzenwegeplan und Rettungsnetz Wildkatze:
Wege ins Katzenparadies ( Der SPIEGEL 38 / 2007 ). 2007
Bundesweite Wildkatzenkampagne des BUND - Bundesverbandes
(eigenfinanziert) - ca. 80 Mio. Medienkontakte. 2008
Konferenz Verbinden, was zusammen gehört in Berlin (Veranstalter BfN, BUND, Nabu, Deutscher Jagdschutzverband, Schmidt - Stiftung für Umwelt und Verkehr 2008
Beschluss der Bund - Länder - Arbeitsgemeinschaft Forst (Forstchefkonferenz) zur bundesweiten Unterstützung des Rettungsnetz Wildkatze. 2008
Genetik - Workshop in Mitwitz mit breiter Beteiligung der in Deutschland und der Schweiz am Thema arbeitenden Forscher. 2008

Publikation Der Wildkatzenwegeplan - ein strategisches Instrument des Naturschutzes in Naturschutz und Landschaftsplanung. 2009
Anordnung des Flurbereinigungsverfahrens Kälberfeld durch Thüringer Umweltministerium mit Zielvorgabe Realisierung des 2. Abschnitts des Korridors Hainich - Thüringer Wald. 2009
Zukunftskonferenz Rhön mit Vertretern aus Straßenbau, Landwirtschaft, Naturschutz und Landesplanung aus Bayern, Hessen und Thüringen. 2009
Abschlusskonferenz Rettungsnetz Wildkatze in Eisenach 2009


Fazit

Im Rahmen der Abschlusskonferenz zum Rettungsnetz Wildkatze am 30. November in Eisenach hat der BUND für das seit Juli 2004 laufende Projekt Bilanz gezogen und von den weit über hundert Teilnehmern aus Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden ein überaus positives Echo erhalten. Die Konferenz in Eisenach hat auch anderen namhaften Projekten, die in Deutschland das Thema des länderübergreifenden Verbunds von Lebensräumen anpacken, Raum und vielen Aktiven Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch gegeben. Die Zeit für die Umsetzung dieser Ideen scheint auch in Deutschland gekommen zu sein und daran hat das von DBU und ZGF geförderte Rettungsnetz für die Wildkatze mit Sicherheit bedeutenden Anteil.
Im April 2010 kündigte Bundesumweltminister Röttgen in Berlin ein Bundesprogramm Wiedervernetzung an und auf zentralen Veranstaltungen der Fachwelt, wie den Deutschen Naturschutztagen in Stralsund oder dem Dialogforum Biotopverbund in Bonn nahm das Thema breiten Raum ein. In Stralsund wurde auch deutlich, dass Lebensraumkorridore allein vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels zu einer schieren Notwendigkeit werden, wenn der dramatische Verlust der Biodiversität in Europa gestoppt werden soll. Dank innovativer Ansätze bei der Konzeptentwicklung, Forschung und Kommunikation hat das Rettungsnetz für die Wildkatze eine ungeahnte Dynamik entfaltet und wird offensichtlich weiter wachsen.
Gefördert durch das EU -Life Programm wird der BUND seine Kommunikation zum Thema Wildkatze und Landschaftszerschneidung fortführen und ausbauen können. 9 Bundesländer und der österreichische Nationalpark Thayatal sind daran beteiligt.
Die imProjekt vollzogene länderübergreifende Einführung und Weiterentwicklung der Lockstockmethode in Kombination mit genetischen Analysen mündet aktuell in ein vom Bundesumweltministerium gefördertes Modellvorhaben zur flächenhaften Erfassung und vergleichenden genetischen Charakterisierung aller bekannten deutschen Wildkatzenvorkommen.
In Thüringen werden in den kommenden Jahren weiterhin Maßnahmen des Waldverbundes den Arbeitsschwerpunkt bilden, die mit Unterstützung durch Europäische Union und Freistaat Thüringen möglich werden. Diese Anschlussprojekte wären undenkbar gewesen ohne das mit Hilfe von DBU und ZGF geknüpfte Netzwerk von Menschen, die das Rettungsnetz für die Wildkatze mit Leben erfüllen.
Allerdings hat das Projekt auch aufgezeigt, dass für die Sicherung und den Erwerb von Flächen in der intensiv genutzten Landschaft extrem aufwendige Kommunikationsprozesse und mehrjährige Kontinuität des Verhandelns erforderlich sind. Das Ziel eines raumgreifenden Verbundes von Waldlebensräumen im Sinne einer funktionierenden grünen Infrastruktur, für den inzwischen schlüssige Konzepte vorliegen, kann bei der gebotenen Eile nur erreicht werden, wenn die Gewährung von Fördermitteln für Landnutzer (EU Agrarsubventionen) künftig konsequent mit ökologischen Dienstleistungen auf der Grundlage der vorhandenen Konzepte verknüpft werden.

Übersicht

Fördersumme

493.463,00 €

Förderzeitraum

01.07.2004 - 31.03.2010

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz