Netzwerk energieeffizientes Bauen
Projektdurchführung
Solarpraxis AG
Torstr. 83
10119 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Projekt Netzwerk energieeffizient Bauen ist eine Antwort auf die Herausforderungen der seit Februar 2002 gültigen Energieeinsparverordnung EnEV. Die EnEV setzt neue Maßstäbe zur nachhaltigen Energieeinsparung und Minderung von CO2-Emissionen im Gebäudebereich. Gleichzeitig stellt sie neue Anforderungen an den Prozess von Gebäudeplanung und Baurealisierung. Da die EnEV jedoch Freiheiten in der Umsetzung bietet, handelt es sich bei dem in der Praxis eingeschlagenen Weg der Realisierung nicht zwangsläufig um den mit dem höchsten Energie- bzw. CO2-Einsparungspotenzial.
Im Rahmen des Projektes sollen typische Vorgehensweisen der energetischen Planung hinsichtlich ihrer Optimierungsmöglichkeiten untersucht werden. Im Ergebnis sollen Empfehlungen für die Energieplanung bzw. Umsetzung von energetischen Sanierungen herausgearbeitet werden. Es ist das erklärte Ziel, damit das Energie bzw. CO2-Einsparungspotenzial im Rahmen von Neubau und Sanierung besser auszuschöpfen. Zusätzlich soll die Attraktivität der Kommunikation aller Baupartner in einem Netzwerk der Energieeffizienz herausgearbeitet werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie EnEV ist für die am Bau Beteiligten ein rechtlicher Rahmen, der neue Anforderungen an Wärmeschutz und Anlagentechnik stellt. Die Unsicherheit bei Architekten, Fachplanern sowie ausführenden Bauunternehmen bezüglich der Umsetzung der EnEV kann jedoch dazu führen, dass die neuen Gestaltungsspielräume nicht genutzt und die Ziele der Verordnung nicht oder nur formal-rechtlich erfüllt werden. Die Begleitung und Auswertung von Musterobjekten soll deshalb dazu beitragen die Chancen von ener-gieeffizientem Bauen im Allgemeinen und der EnEV im Besonderen zu nutzen. Durch viele Vorgespräche ist deutlich geworden, dass diese Zielsetzung die am Bau Beteiligten überfordert, selbst wenn sie ein ü-berdurchschnittlich großes Engagement in ihre berufliche Praxis einbringen. Was im Alltag fehlt, ist die Steuerung und Koordination unterschiedlicher Interessen, die Dokumentation von Projekterfahrungen und die Moderation schwieriger Abstimmungsprozesse. Die Antragsteller sehen ihre Aufgabe darin, den Netzwerkgedanken modellhaft zu praktizieren und die Ergebnisse in Form von Fachaufsätzen zu publizieren.
Im Rahmen der Projektbeobachtung sollen verschiedene Methoden praktiziert werden. Dazu gehören:
Steuer- und Rechtsgutachten, Messtechnische Überprüfungen des Wärmeschutzes und des Mindestluftwechsels sowie die Berechnungen von Alternativvarianten in energetischer und wirtschaftlicher Hin-sicht. Als nächster Schritt sind im Rahmen der Auswertung folgende Maßnahmen geplant: Vorträge, Pressearbeit gegenüber Publikumsmedien, Erstellung einer Informations-Broschüre, Erstellung von Infografiken (u. a. für die Broschüre), Information von Politikern/ Verbänden, dena, Handwerk, Fachplanern; Rundfahrten, Kooperation mit DBU-geförderten Projekten.F
ür die Begleitung und Auswertung wurden folgende Musterobjekte akquiriert:
1. Modernisierung MFH Anklamer Strasse
2. Modernisierung EFH Soyez, Hubertusweg
3. Neubau MFH Marienburger Strasse4. Modernisierung MFH Oppelner Strasse
5. Neubau Reihenhaus Alt-Stralau
6. Neubau EFH Freier, Genossenschaftssteg
Ergebnisse und Diskussion
Das Projekt Netzwerk energieeffizient Bauen hatte mit einer großen Anzahl unvorhersehbarer Schwierigkeiten organisatorischer und inhaltlicher Natur zu kämpfen. Diese Schwierigkeiten bestanden sowohl in der Organisation, d. h. in Beantragungs- und Abrechnungsmodalitäten als auch in inhaltlichen Fragen. Nicht zuletzt bereiteten Umgang und Zusammenarbeit mit den Baupartnern im Allgemeinen als auch mit den jeweiligen Bauherren im Speziellen sowohl auf der fachlichen als auch auf der menschlichen Ebene deutlich mehr Probleme, als zu erwarten waren. Detaillierte Informationen dazu sind im ausführlichen Ab-schlussbericht enthalten. Allem zum Trotz konnte das Projekt sehr erfolgreich abgeschlossen werden.
Im Rahmen des Projektes wurden 6 in Umfang und Anspruch sehr unterschiedliche Bauobjekte begleitet und messtechnisch untersucht. Dabei wurden die folgenden Methoden angewendet:
- Blower-Door-Tests und Thermografieaufnahmen zur messtechnischen Untersuchung des Wärmeschutzes und zur nachträglichen Qualitätskontrolle bereits abgeschlossener Baumaßnahmen
- Luftqualitätsmessungen in den Parametern Luftfeuchte und Kohlendioxidgehalt zur Überprüfung der Wohnqualität und des Bauschadenspotenzials bzgl. Feuchteschäden und Schimmelpilzgefährdung.
- Berechnung energetischer Alternativ-Varianten zur Verifizierung des Status Quo sowie zur Abschätzung von realistischen wie idealen Energie-Einsparpotenzialen
- Beauftragung von Steuergutachten zur Analyse des Ist-Zustandes und zur Erarbeitung steuerlicher Alternativen aus Sicht einer maximalen Energieeinsparung
- Rechtsgutachten zur Bewertung der Möglichkeiten des Rechtsweges im Falle des Versagens des Bauträgers und zur Erarbeitung von notwendigen Formulierungen
- Bauüberwachung zur laufenden Qualitätskontrolle und -sicherung.
Im Vorfeld wurde jedes zu untersuchende Problem bzw. Praxis-Detail auf seine Allgemeingültigkeit hin geprüft. Von Fall zu Fall wurde dabei Nicht-Allgemeingültiges weggelassen bzw. im Interesse eines möglichst hohen Erkenntnisgewinnes abstrahiert.
Im Ergebnis konnten eine Reihe von Problemkategorien erarbeitet und Lösungsvorschläge abgeleitet werden.
Die gesammelten Ergebnisse, Problemkategorisierungen und Lösungsvorschläge sprengen den Rahmen dieses Projektkennblattes. Sie können der zum Projektabschluss entstandenen Ratgeber-Broschüre entnommen werden.
Parallel zur messtechnischen Untersuchung fand eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit statt, die zum Projektende mit der Veröffentlichung der Ergebnisse in Form der Broschüre und einer Vielzahl von Fachartikeln ihren Höhepunkt fand.
Mit der offiziellen Abschluss-Veranstaltung des Projektes am 30.Mai 2006, dem 1.Infotag Energieeffizient Bauen in Berlin, konnten die Projektpartner ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und das Projekt damit erfolgreich abschließen. Die in der Broschüre dargestellten Ergebnisse bieten nun sowohl dem Bauherrn und interessierten Laien als auch dem Fachmann und ganz allgemein den Akteuren am Bau eine Vielzahl von sehr interessanten Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen. Dabei vermittelt die Broschüre keine bloßen Theorien oder abstrakte Wahrheiten. Sie zeigt anschaulich und nachvollziehbar die Alltagspraxis, wie sie heute überall in Deutschland am Bau anzutreffen ist.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde vielfach öffentlich vorgestellt: Den Hauptanteil an seiner Verbreitung hatte die eigens dafür eingerichtete Website www.energieeffizient-bauen.de, auf die im Laufe des Projektes über 6000 mal zugegriffen wurde.
Im Verlauf des Projektes wurden zwei Busfahrten zu ausgewählten Bauobjekten durchgeführt. Weitere Präsentationen des Projektes sind nachfolgend aufgeführt:
- 28.09.2005 Weiterbildungsveranstaltung der Baukammer Berlin
- 24.02.2006 auf der vom Verband Beratender Ingenieure organisierten 4. Ingenieur- und Architektentagung anlässlich der SolarEnergy in Berlin -Weltmesse für Erneuerbare Energien-
- 23.01.2006 auf einem Handwerkerfrühstück der Dachdeckerinnung Berlin
- 30.05.2006 auf dem 1. Infotag Energieeffizient Bauen im Berliner NH-Hotel, der Abschlussveranstal-tung zum Projekt.
Zudem wurde das Projekt von einer intensiven Pressearbeit begleitet und in einer 32seitigen Broschüre dokumentiert und in hoher Auflage verbreitet. Fachzeitschriften wie Gebäude-Energieberater, DDH, Moderne Energie & Wohnen oder Sonnenenergie veröffentlichten Fach-Artikel. In der bundesweiten Tagespresse erschienen zwei eigens dafür verfasste Artikelserien. Die Öffentlichkeitsarbeit wird fortgeführt und ist Bestandteil des Folgeprojektes.
Fazit
Zum Anfang des Projektes stellten wir die Frage, ob das Potenzial der EnEV ausgeschöpft wird und wenn nicht, warum? Die Antwort, resultierend aus dem zurückliegenden Projekt ist ein klares Nein. Die Frage, nach dem Warum, führte zielgerichtet zur Darstellung von 5 Problemkategorien, aus denen als logische Schlussfolgerung Lösungsvorschläge erarbeitet wurden.Die Problemkategorien im Einzelnen:
1. Fehlende Kommunikation der Beteiligten
2. Fehlende Kompetenz bei Bauherren und Fachleuten
3. Konkurrierende/ Hindernde Gesetzgebung und fehlende Anpassung mitberührter Gesetzestexte
4. Fehlende Honorierung von Energieeffizienz
5. Unklare VerantwortlichkeitenDie Untergliederung der Problemkategorien und die daraus abgeleiteten Lösungsansätze sprengen den Rahmen dieses Fazits und sind im Detail in der Ratgeber-Broschüre nachzulesen.
Mit Erscheinen der Broschüre und einer umfassenden Verbreitung der im Projekt gewonnenen Erkenntnisse in allen verfügbaren Medien können alle Ziele des Projektes insbesondere des obersten, das Ener-gie bzw. CO2-Einsparungspotenzial im Rahmen von Gebäude-Neubau und -Sanierung besser auszuschöpfen als erreicht betrachtet werden.
Fördersumme
89.558,00 €
Förderzeitraum
20.02.2003 - 30.06.2006
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik