Projekt 19493/01

Aufbau eines Kompetenzzentrums Artenschutz an Gebäuden – Neue Konzepte zum Schutz von Gebäudebrütern im besiedelten Raum

Projektdurchführung

Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V.Landesverband Berlin
Wollankstr. 4
13187 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Zielsetzung des Vorhabens ist der Aufbau und die Etablierung eines ständigen Kompetenzzentrums für Artenschutz am Gebäude. Aufgabe des Zentrums ist die Entwicklung von bundesweiten Strategien über Informationen zu Problematik und Lösungsmöglichkeiten für den Artenschutz an Gebäuden, u. a. als wichtigen und praktischen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung von Stadtnatur und somit einem wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität in Ballungsräumen. Durch das Projekt sollen die Aktivitäten aller bundesweiten Akteure vernetzt und vorhandene Erfahrungen ausgetauscht werden.
Der Anlass des Vorhabens ist die Erkenntnis über den z. T. dramatischen Rückgang von an Gebäuden siedelnden Arten in Ballungsräumen und dem Wissen, das durch einfache Möglichkeiten eine Besiedelung der Gebäude nach der Sanierung auch weiterhin möglich ist. Aufbauen kann das Projekt auf die Er-fahrungen des von 1998-2001 durchgeführten, von der EU-Initiative URBAN geförderten Projektes Artenschutz am Gebäude, das sich auf ein Berliner Sanierungsgebiet beschränkte.
Der Artenschutz am Gebäude wird immer ein wichtiges Arbeitsfeld von Naturschutzverbänden in Ballungsräumen sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Information von Partnern und potenziellen Partnern über Gründung, Ziele und Dienstleistungen des Zentrums Artenschutz am Gebäude.
- Eine umfangreiche Nutzung verschiedenster Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, wie Erstellung einer Homepage und einer Themenausstellung, Druck eines Projektflyers, Organisation und Teilnahme an Veranstaltungen und Messen, Projektvorstellungen und der Abdruck von Annoncen in verschiedenen Fachzeitschriften.
- Angebote an wichtige, aber schwer erreichbare Zielgruppen, wie Architekten und Gebäudeeigentümer.
- Die Erbringung von Dienstleistungen für Bauherren, die sich aus den Anforderungen des Naturschutzrechts ergeben, und dadurch Erzielung von Einnahmen, die der Fortführung des Projekts zukommen.


Ergebnisse und Diskussion

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurde das Zentrum Artenschutz am Gebäude etabliert, so dass hiermit eine Möglichkeit zur Information aller mit der Thematik Konfrontierten und die Vernetzung aller Akteure auf diesem Fachgebiet geschaffen wurde. Neben der Vermittlung von Erkenntnissen über die Bedeutung von Stadtnatur für die Bevölkerung und deren Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität in Siedlungsgebieten ergab sich der Aufklärungs- und Beratungsbedarf vor allem aus den Anforderungen des Naturschutzrechts. Da viele Arten besonders geschützt sind, ergeben sich im Falle der Beeinträchtigung oder Beseitigung von Lebensstätten an Gebäuden Konsequenzen, über die das Projekt informiert. Eine wesentliche Aufgabe war die Vermittlung von Lösungsmöglichkeiten, wie die baulichen und naturschutzfachlichen Anforderungen im Rahmen von Baumaßnahmen berücksichtigt werden können und welche Möglichkeiten es für den Schutz der Arten und die Integration von Ersatzniststätten an Gebäuden gibt. Da sich diese Anforderungen aus dem geltenden Recht ergeben, können über die erbrachten Leistungen Einnahmen erzielt werden.
Eine besonders hohe Resonanz während der gesamten Projektlaufzeit wurde bei der Nutzung der Homepage www.lebensraumhaus.nabu-berlin.de verzeichnet. Hier wurde deutlich, dass ein großer Bedarf an einer umfangreich über die Thematik informierenden Homepage besteht. Im Rahmen der Beratungs-tätigkeit wurden über 630 Anfragen der verschiedensten Art beantwortet.
Ein Schwerpunkt der Arbeit war die naturschutzfachliche Betreuung von Bauvorhaben, u. a. um Einnahmen zu erzielen, damit der Fortbestand des Zentrums mit seinen Inhalten gewährleistet werden kann. Während der Projektlaufzeit wurden 141 Bauvorhaben betreut und Einnahmen von ca. 102.000 € erzielt.
Eine wesentliche Voraussetzung ist die Zusammenarbeit bzw. Unterstützung durch die Naturschutzbe-hörden. Trotz der gesetzlichen Verpflichtungen zum Erhalt von Lebensstätten geschützter Arten am Gebäude, so eine wesentliche Erkenntnis des Projekts, stehen vor allem Architekten diesem Anliegen sehr ablehnend gegenüber. Gerade für diese Berufsgruppe sollte nach weiteren Formen der Zusammenarbeit gesucht werden. Die angebotenen Veranstaltungen wurden von der Vielzahl unterschiedlicher Bildungs-einrichtungen, auch für Umwelt- und Naturschutz, nur in geringem Maße genutzt. Die eigentliche Thematik des Artenschutzes am Gebäude wurde oftmals als nicht ausreichend erachtet, so dass die angebotenen Vorträge um die Themen Grünanlagenpflege und Naturschutz bzw. Artenvielfalt im Siedlungsbereich erweitert wurden.
Auch die Vernetzung aller bundesweit mit dem Thema beschäftigten bzw. sich für den Gebäudebrüterschutz engagierenden Bürger konnte in der vorgesehenen Art nicht realisiert werden. Die Resonanz auf die Ankündigung, dass die Arbeitsgebiete und ausgewählte Beispiellösungen einem breiten Nutzerkreis auf der Homepage zugänglich gemacht werden sollen, war ebenfalls sehr gering. Gründe für das geringe Bedürfnis der Vernetzung und Zusammenarbeit sind die notwendige Zeit, die lieber für die Umsetzung praktischer Schutzmaßnahmen genutzt wird und vor allem die letztendlich simplen Kenntnisse, die für praktische Schutzmaßnahmen notwendig sind.
Die Veranstaltungen wurden vorwiegend von Teilnehmern besucht, die der Thematik offen gegenüber stehen bzw. sich selbst für den Artenschutz am Gebäude engagieren. Architekten, abgesehen von der Veranstaltung in der Architektenkammer Berlin, oder Vertreter von Verbänden der Wohnungsunterneh-men bzw. Baubehörden waren nie zugegen, obwohl gerade für deren Teilnahme intensiv geworben wur-de.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ein wesentliches Aufgabenfeld des Projektes war die Öffentlichkeitsarbeit. Hier wurden vielfältigste Möglichkeiten genutzt, wie: Aufbau und Aktualisierung einer Homepage, Erstellung einer Ausstellung und deren ständige Präsentation, u. a. auf der: Internationalen Fachmesse für Bauen, Gebäudetechnik und Architektur - bautec; Im Bundesumweltministerium zum alljährlichen Tag der offenen Tür der Bundesre-gierung; Fachmesse Stadt und Raum in Hannover; Haus & Technik - Messe für Hausbau, Wohnen und Modernisieren in Erfurt; denkmal - Europäische Messe für Restaurierung, Denkmalpflege und Stadterneuerung in Leipzig, Durchführung bzw. Teilnahme an Seminaren und Veranstaltungen, wie: Urbane Ökosysteme in der Landeslehrstätte Mecklenburg-Vorpommern und dem Seminar Artenschutz im Siedlungsbereich gemeinsam mit der Norddeutschen Naturschutzakademie (NNA); Erstellung einer Broschüre zur Thematik Artenschutz am Gebäude, die so gestaltet wurde, das sie von verschiedenen Interessenten als Vorlage genutzt und mit länder-, institutions- bzw. verbandsspezifischen Inhalten ergänzt werden kann; Projektvorstellung in bundes- und landesweit erscheinenden Fachzeitschriften für Natur-schutz; Vorstellung des Projekts und seiner Homepage durch die Schaltung von Annoncen in Bau- und Architekturzeitschriften.


Fazit

Mit der Umsetzung des Projektes Zentrum Artenschutz am Gebäude konnte die Thematik der Gefährdung, des Schutzes und vor allem der Wert von Stadtnatur einem breiten Bevölkerungskreis vermittelt werden. Weiterhin konnten durch die sich vor allem aus dem Bundesnaturschutzgesetz ergebenden An-forderungen Dienstleistungen für Bauherren erbracht werden, durch die Einnahmen erzielt wurden. Diese Einnahmen können mittel- bis langfristig die Umsetzung dieser Artenschutzthematik ermöglichen. Die zukünftigen Aufgaben des Zentrums Artenschutz am Gebäude werden neben der Betreuung von Bauvorhaben vor allem in der Beratung sowie Pflege der Homepage gesehen

Übersicht

Fördersumme

124.971,00 €

Förderzeitraum

01.07.2003 - 31.10.2006

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation