Netzwerk und Haus der Nachhaltigkeit – Bildung und Information in einem Netzwerk für die Nachhaltigkeit im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Naturpark Pfälzer Wald
Projektdurchführung
Zentralstelle der Forstverwaltung
Kommunikation und Marketing
Neupfalz
55442 Stromberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Anlass für das Vorhaben war einerseits die durch Umfragen belegbare Unkenntnis der regionalen Bevölkerung über den Biosphärenreservatsstatus des Pfälzerwaldes und das damit zusammenhängende Fehlen eines Bewusstseins für die Chancen und Aufgaben in dieser UNESCO-Modellregion. Andererseits fühlt sich der Initiator Landesforsten Rheinland-Pfalz aufgrund der sehr hohen Bewaldungsdichte des Betrachtungsgebiets betroffen und verpflichtet zugleich, sich in den nachhaltigen Entwicklungsprozess beispielhaft einzubringen.
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Erfüllung der logistischen Aufgabe im Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen für die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Ausbildung im Pfälzerwald. Es fokussiert die Installation eines regionalen Netzwerks für die Nachhaltigkeit, das die Forstämter des Projektgebietes als dezentrale Strukturen nutzt und durch ein Haus der Nachhaltigkeit als zentrale Einrichtung ergänzt wird. Oberziel ist, den abstrakten Begriff der Nachhaltigkeit in eine allgemeinverständliche Sprache zu übersetzen und in der Folge auch nutzbringende Projekte umzusetzen.
Es konzentriert sich auf die vakanten Handlungsbereiche Walderholung, Umweltbildung, Rohstoffe/Energie, Biotop- und Artenschutz sowie Kommunikation und richtet sich vor allem an die Zielgruppen der kommunalen Entscheidungsträger, Umweltverbände, Touristen und Erholungssuchende, Bildungstreibende, sowie an die regionale Bevölkerung und schließt die mittelständische Wirtschaft mit ein.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt kann grob vereinfachend in die körperliche und inhaltliche Installation des Netzwerks sowie die Errichtung eines neuen Informations- und Dienstleistungszentrums gegliedert werden. Zentrale Grundbestandteile, um im Netzwerk arbeitsfähig zu sein, sind das Gebäude selbst, eine dort befindliche Dauerausstellung, eine Internet-Plattform, ein Veranstaltungskalender und klassische Printmedien.
Beim methodischen Ansatz stützt man sich auf die fünf Handlungsprinzipien Regionalisierung, Partizipation, Betroffenheit, Modellhaftigkeit und Entwicklungsmöglichkeit.
Von zentraler Bedeutung für den Erfolg des Projekts ist die dauerhafte Integration von Partnern und bestehenden Einrichtungen mit dem Ziel, einen gemeinsamen Nutzen zu stiften.
Ergebnisse und Diskussion
Zum Aufbau eines Netzwerks der Nachhaltigkeit wurden wesentliche Teile realisiert. Zunächst erhielten fünf Forstämter Produktleiter zur Entwicklung des Biosphärenreservates, die in der Folge für ihre Aufgabe qualifiziert und mit Netzwerkprojekten beauftragt wurden. An den Forstämtern und am Haus der Nachhaltigkeit sind erste formale, aber auch informelle Partnerzirkel entstanden. Wichtig ist die intensive Beteiligung von Landesforsten bei dem Prozess zur Erarbeitung eines touristischen Leitbilds für die EU-Charta für nachhaltigen Tourismus, der vom Kooperationspartner im Projekt gesteuert wurde. Landesforsten hat bei insgesamt sieben für das Gesamtgebiet relevanten Einzelmaßnahmen die Steuerung übernommen.
In siebzehnmonatiger Bauzeit ist das Haus der Nachhaltigkeit als Netzwerkknoten am symbolträchtigen Standort Johanniskreuz entstanden. Das Gebäude aus Holz, Buntsandstein und Lehm wurde nach einem ökologisch optimierten Konzept gebaut. Es ist ein modernes Abbild der Region. Das Umfeld ist in verschiedene Zonen gegliedert und folgt dem Leitbild Spielen und Ruhen. Ausstellungsbereiche, Büros, ein Seminarraum und ein Regionalladen sind die wesentlichen Funktionsbereiche des Netzwerkknotens. Zwei Mitarbeiter des Hauses haben einen forstwirtschaftlichen Fachhochschulhintergrund. Außerdem arbeiten hier eine Angestellte, sowie eine Reinigungskraft und es gibt eine FÖJ-Stelle.
Das Haus der Nachhaltigkeit tritt in einem modernen medialen Design auf. Internetauftritt, diverse Printmedien und ein digitaler Newsletter sind konsequent in einem eigenen Erscheinungsbild gehalten.
Über einen im Internet abrufbaren Veranstaltungskalender können die Naturerlebnisangebote im Biosphärenreservat erstmals zentral abgerufen werden. Der Internetauftritt informiert zunächst über das Biosphärenreservat und das Haus der Nachhaltigkeit. Künftig werden zwei Hauptzugänge konkrete Fakten zum nachhaltigen Leben in der Region für Einheimische und Touristen bereitstellen.
Die Dauerausstellung auf 160 m² stellt Alltagsbezüge zwischen den Besuchern und dem Thema Nachhaltigkeit im Sinne einer Orientierung her.
Am Standort Johanniskreuz wurden 2005 rund 28.000 Besucher erreicht, die das Infozentrum und die angebotenen Veranstaltungen besucht haben. Die meisten Besucher kamen im Frühjahr und Herbst, vorzugsweise zwischen 14:00 und 16:00 Uhr. Bedeutendste Gruppe sind die Gäste im Alter von 31 bis 65 Jahren. Kinder und Jugendliche sind unterrepräsentiert.
Der Seminarraum, Treffpunkt im Biosphärenreservat, wurde 140 Mal für zusammen 4.400 Gäste gebucht! Bei 104 Hausführungen wurden 2.400 Personen erreicht.
Es fanden insgesamt 20 Großveranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen statt. Herausragend war ein Adventsmarkt der nachhaltigen Art, die Romantische Waldweihnacht, mit 8.000 Gästen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt fand in der Öffentlichkeit und bei den Medien ein breites Interesse. Insbesondere Zeitungen, aber auch Hörfunk und Fernsehen berichten bis zum heutigen Tag intensiv über das gesamte Vorhaben.
Besondere Informationsveranstaltungen stellten das Projekt einem ausgewählten Kreis vor und warben um die Beteiligung als Partner. Markante Bauabschnitte des Gebäudes wurden mit Großveranstaltungen gewürdigt. Die gesamte Bauphase wurde filmisch dokumentiert. Ein bisher in acht Ausgaben erschienener Newsletter, der nur digital verbreitet wird, findet eine breite Zustimmung. Es existiert ein erster Internetauftritt, bei dem besonders oft auf den News-Bereich und die Veranstaltungen zugegriffen wird. Im Jahr 2005 wurden 50.000 Hausprospekte, 15.000 Veranstaltungsflyer und 2.000 Plakate verteilt. Es wurde damit begonnen, Werbeanzeigen in überregional erscheinenden Medien der Hauptquellgebiete der Ausflügler in Johanniskreuz zu schalten.
Fazit
Mit dem Netzwerkansatz, der regional-dezentral über die Filialen des Hauses der Nachhaltigkeit organisiert ist und der Partner, vor allem aus der Wirtschaft und dem sozialen Bereich integriert, wird Neuland betreten. Genauso verhält es sich mit der inhaltlichen Orientierung des Projektes am Thema Nachhaltigkeit, dessen Bezüge zum Alltag der Menschen und damit zu Verbraucherthemen. Das Anbieten von Entscheidungshilfen und das Stiften von konkretem Nutzen, eingebettet in Infotainment, kommt an.
Dass sich Forstleute dieser Aufgabe annehmen und in erheblichem Umfang Personalressourcen dafür einsetzen, ist ebenfalls neu. Nach anfänglich kritischer Betrachtung kann heute festgestellt werden, dass es eine breite Zustimmung zu dem Projekt gibt. Gutachten und Leitbilder sprechen von der besonderen Bedeutung des Projekts für die nachhaltige Regionalentwicklung. Für die Architektur wurde ein Preis verliehen. Erfreulich ist, dass die angebotenen Informationen aus dem Biosphärenreservat dankbare Adressaten gefunden haben und die Zahl derer wächst, die an dem Netzwerk teilhaben wollen. Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass mit dem Projekt in der Region erstmals eine intensive öffentliche Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit stattgefunden hat und immer noch stattfindet.
Fördersumme
1.354.300,00 €
Förderzeitraum
16.04.2002 - 15.10.2005
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Schlagwörter
Naturschutz
Umweltkommunikation