Entwicklung eines praxisorientierten Fortbildungsangebotes zum Thema Fischaufstiegshilfen
Projektdurchführung
Bauhaus-Universität WeimarInstitut für WasserwesenHydrolabor Schleusingen
Themarer Str. 16 c
98553 Schleusingen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Bei der Konzeption und baulichen Umsetzung von Fischaufstiegsanlagen gibt es in der Praxis häufig noch Defizite, obwohl mittlerweile für fast alle Anlagentypen gesicherte Erkenntnisse und Planungsvorgaben existieren. Der Grund ist der sehr unterschiedliche Kenntnisstand der mit Fischaufstiegsanlagen befassten Gruppen. Das Ziel des Workshops ist eine praxisnahe und anwendungsorientierte Vermittlung der neuesten Erkenntnisse zur Planung und dem Bau derartiger Anlagen. Als Grundlage hierfür dient umfangreiches Wissen, das aus mehreren Projekten hervorgegangen ist, die von der DBU gefördert und vom Hydrolabor Schleusingen umgesetzt wurden. Zur Zielgruppe dieser Veranstaltung zählen Behörden, Institutionen, Wasserkraftanlagen-Betreiber, Planungsbüros sowie Baufirmen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wurde ein Konzept für den vorgesehenen Workshops erarbeitet. Dieser soll die notwendigen theoretischen Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten zur Konzeption, zum Bau und zur gewässerökologischen Einschätzung von Fischaufstiegsanlagen vermitteln. Folgendes Konzept wurde festgelegt:
1. Tag
Vermittlung theoretischer Grundlagen:
Vorlesungen: Gewässerökologie und Hydraulische Kenngrößen von Fischpässen
Videovorführungen
Praktischer Teil:
Bemessung und hydraulische Berechnung sechs verschiedener Fischpasstypen der hauseigenen Demonstrationsanlage
2. Tag
Exkursion:
Besichtigung mehrerer Fischpässe unterschiedlichster Bauart in der näheren Umgebung
Praktischer Teil:
Bemessung und Berechnung eines korrekt umgesetzten Raugerinne-Beckenpasses in der Werra
Aufbauend auf dieses Konzept wurden die Unterrichtsmaterialien in Form eines Workshop begleitenden Scriptum und eines Lehrvideos erstellt.
Ergebnisse und Diskussion
Am 16. und 17.10.2003 wurde wie geplant der erste Workshop Fischwanderhilfen im Hydrolabor Schleusingen angeboten. Wir gingen von einer maximalen Teilnehmerzahl von 15 Personen aus. Von 15 angemeldeten Personen nahmen am Workshop 13 Mitarbeiter von Ämtern, Behörden, Planungsbüros und Angelvereinen aus fünf Bundesländern teil.
Das Programm des Workshops ist im Abschnitt Arbeitsschritte und angewandte Methoden vorgestellt. In Vorbereitung der Veranstaltung wurde umfangreiches Lehrmaterial erstellt. Es ist so ausgelegt, dass sich den Teilnehmer die Thematik des Workshops ohne vertiefte Kenntnisse erschließt.
Den Schwerpunkt bildete das workshopbegleitende Skriptum Fischwanderhilfen - Ökologische Grundlagen, Berechnung und Praxis. Es gliedert sich in 3 Haupteile.
1. Durchgängigkeit von Fließgewässern
2. Wanderhilfen
3. Probleme bei Planung, Bau und praktischem Betrieb
Hierin werden die gewässerökologischen und hydraulichen Grundlagen, die verbreiteten Typen von Fischwanderhilfen, die wichtigsten Grundsätze bei Planung und Bau sowie in der Praxis häufig auftretende Defizite allgemeinverständlich dargestellt.In drei Vorlesungen zu den gewässerökologischen und hydraulichen Grundlagen sowie den häufigsten Defiziten bei Planung und Bau von Fischwanderhilfen in der Praxis wurden die Teilnehmer in die Problematik eingeführt.
Die Präsentation eines für den Workshop erstellten Films diente der visuellen Vertiefung der Gesamtproblematik. Unterwasseraufnahmen, welche das Verhalten der Fische in der Natur und bei der Passage von Fischwanderhilfen zeigen, illustrieren die Bedeutung der ökologischen Durchgängigkeit unserer Flüsse und die Möglichkeiten die gut geplante und gebaute Fischwanderhilfen zu ihrer Wiederherstellung bieten.
Für den Praxisteil des Workshops an der hauseigenen Demonstrationsanlage wurden für die Teilnehmer umfangreiche Messprotokolle, einschließlich aller notwendigen Formeln, bereitgestellt, die als Muster für spätere selbstständige hydraulische Berechnungen an Fischwanderhilfen verwendet werden können.
Nach Abschluss des Workshops wurde eine schriftliche Befragung der Teilnehmer durchgeführt, in der sie die Qualität und den Nutzen der Veranstaltung bewerten sollten. 100 % der befragten Teilnehmer (n = 9) fanden, dass sie erstens Kenntnisse erworben haben, die sie in ihrer beruflichen Praxis nutzen können und zweitens nun in der Lage sind, die Funktionsfähigkeit einer Fischwanderhilfe in der Praxis mit Hilfe der erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten grob einzuschätzen.
Das Einbeziehen praktischer Übungen zur Vermessung und hydraulischen Berechnung wichtiger Kenngrößen von Fischwanderhilfen stieß auf breite Zustimmung.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Workshopangebot wurde gezielt an mehr als 200 Ämter, Behörden, Institutionen, Vereine und Firmen verschickt, die als Multiplikatoren zur weiteren Verbreitung geeignet waren. Die Werbung für die künftigen Workshop-Termine wird zusätzlich in den Zeitschriften Wasserwirtschaft, Wasser und Abfall, Wasser und Boden und KA erfolgen.
Fazit
Der erste Workshop Fischwanderhilfen ist erfolgreich verlaufen. Das für den Workshop erarbeitete Material hat sich als nützlich und zweckmäßig erwiesen. Die durchweg positiven Reaktionen der Teilnehmer auf den hohen Anteil praktischer Übungen in unserer Veranstaltung bestätigen unser praxisorientiertes Workshop-Konzept. Auf Grund des Erfolges ist geplant, den Workshop Fischwanderhilfen in dieser Form künftig dreimal im Jahr anzubieten.
Fördersumme
26.300,00 €
Förderzeitraum
19.03.2003 - 07.10.2004
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik