Projekt 19061/03

Spendenfinanziertes Flächenmanagement im Naturschutz – ein Geschäftsmodell? Erprobung an einem Beispiel aus der Bergbaufolgelandschaft Brandenburgs (Hauptphase)

Projektdurchführung

NABU-Stiftung Nationales Naturerbe
Charitéstr. 3
10117 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Gegenstand des Vorhabens ist die naturschutzgerechte Sanierung, Sicherung und Entwicklung einer ca. 2000 Hektar großen Fläche (Naturparadies Grünhaus) innerhalb der Tagebaufelder Lauchhammer (Südbrandenburg), die von der NABU-Stiftung dazu bereits etwa zur Hälfte erworben wurde. Mit der eigentumsrechtlichen Sicherung sind jedoch hohe Folgekosten allein für die Unterhaltung und Betreuung der Flächen (Flächenmanagement) verbunden, eine Tatsache, die sich aus Sicht der Naturschutzorganisati-onen als ein zentrales Problem bei der derzeit zu beobachtenden Privatisierungswelle darstellt. Ziel ist daher die beispielhafte Entwicklung und Erprobung eines Geschäftsmodells, mit der die Kosten des Flächenmanagements, möglichst aber auch ein funktionsfähiges Umfeldmanagement dauerhaft finanziert werden können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Lösung der Folgekostenproblematik wird ein unternehmerischer Ansatz gewählt. Das Projekt soll daher künftig als eigenständiger Geschäftsbereich (GB)/ Profitcenter der NABU-Stiftung ausgestaltet werden. Der GB wird sich in die vier Funktionsbereiche Organisation und Leitung (ORG/L), Flächenmanagement (FM), Umfeldmanagement (UM) sowie PR und Marketing (PR/M) gliedern. Um die Aufgaben auf der Fläche und im Umfeld erfüllen zu können, wird vor Ort das Projektbüro Grünhaus gegründet. Aspekte wie die naturschutzgerechte Sanierung und die Entwicklung zu einem Naturparadies zählen zum FM. Ziel des UM ist es dagegen primär, das Projekt regional zu verankern, die Akzeptanz für die Naturschutzarbeit zu sichern sowie die örtlichen und regionalen Strukturen des ehrenamtlichen Naturschutzes zu fördern. FM/ UM schlagen daher in erster Linie auf der Kostenseite zu Buche. Die Investitionen in den Aufgabenbereich PR/M sind dagegen auf die Erzielung der erforderlichen Einnahmen gerichtet. Hierbei wird hauptsächlich auf das Spendenmarketing abgestellt, ohne dass andere mögliche Einnahmequellen außer Acht gelassen werden. Besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau und der Pflege eines Stammes an Flächenpaten. Die Einnahmen daraus sind von zentraler Bedeutung zur Deckung der laufenden Kosten. Weiterhin ist das Spendenmarketing auf Zustiftungen ausgerichtet, durch die der Kapitalstock erhöht und die langfristige Flächenbetreuung sichergestellt wird.


Ergebnisse und Diskussion

Um das Projekt langfristig nach unternehmerischen Kriterien zu führen, hat die NABU-Stiftung den Ge-schäftsbereich Grünhaus gegründet und betriebswirtschaftlich als Profitcenter organisiert. Die erforderlichen Kompetenzen wurden dem Projektleiter vom Vorstand der NABU-Stiftung per Anstellungsvertrag übertragen. Die geplanten 1,5 Stellen haben sich personell als tragfähig erwiesen. Der Dienstort wurde in unmittelbarer Nähe des Projektgebietes angesiedelt, um insbesondere die Aufgaben des Flä-chen- und Umfeldmanagements optimal und kostengünstig wahrnehmen zu können.
Im Bereich des Flächenmanagements wurden während des Projektzeitraums drei zentrale Ziele verfolgt. Erstens konnte der geplante Flächenkauf im Umfang von fast 2000 Hektar planmäßig abgeschlossen und finanziert werden. Zweitens wurde im Bereich der Bergbausanierung zwischen NABU-Stiftung und der bundeseigenen LMBV (Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft mbH) ein Kooperationsvertrag für die naturschutzgerechte Sanierung geschlossen. Ziele und Maßnahmen einer naturschutzgerechten Sanierung wurden darin festgelegt und umfassende Mitspracherechte der NABU-Stiftung im Rahmen des Sanierungsprozesses gesichert. Drittens wurde für die Absicherung einer naturschutzgerechten Gebietsentwicklung nach Abschluss der Sanierung ein Entwicklungskonzept auf Basis des naturschutzfachlichen Prozessschutzansatzes erstellt und mit den Naturschutzakteuren der Region und der Landesnaturschutzverwaltung abgestimmt. Es befindet sich bereits in Umsetzung.
Im Bereich Umfeldmanagement ist es insbesondere über touristische Aktivitäten (Veranstaltung von Reisen in die Region, Durchführung von Führungen) gelungen, das Projekt in der Öffentlichkeit positiv darzustellen, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und Türen z. B. im kommunalpolitischen Umfeld zu öff-nen. Messbar sind die Resultate anhand einer Vielzahl von Pressemeldungen in der regionalen Presse.
Im Bereich PR und Marketing (PRM) wurde ein umfangreicher Mix an Marketingaktionen entwickelt und erprobt, um a) Spenden für den weiteren Flächenkauf zu gewinnen, b) einen Stamm an Paten für die mittelfristige Absicherung aufzubauen und c) das Finanzvermögen der NABU-Stiftung in Form von Zustiftungen für die langfristige Absicherung des Naturparadieses Grünhaus zu erhöhen. Der Bereich PRM war das zentrale Feld für Investitionen: 33,7 % der gesamten Projektarbeitszeit und 57,4 % der Sachaus-gaben wurden hier investiert. Die Ergebnisse, also die tatsächlich realisierten Zuwendungen durch Spender, Paten und Zustifter, haben die Erwartungen deutlich übertroffen. Dies ist auf das besonders gute Abschneiden einzelner Segmente, vor allem das der Mehrfachspender, zurückzuführen. Eine nachhaltige strukturelle Schwäche ist dagegen im Bereich der Erstspender zu erblicken. Im Hinblick auf die mittelfristige Finanzierung der Projektkosten ist wiederum positiv hervorzuheben, das der Aufbau eines Patenstamms den gesetzten Zielen voll entspricht. Gleichermaßen positiv ist zu bewerten, dass der Aufbau von Stiftungskapital als Säule für die langfristige Absicherung bisher deutlich schneller vorangekommen ist als geplant. Wie sich in der Zusammenschau sämtlicher Einnahmequellen über den Projektzeitraum zeigt, stellten die Erträge aus dem Spendenmarketing mit insgesamt 353.000 € bzw. 88 % der Gesamteinnahmen die absolut dominierende Einnahmequelle dar. 247.900 € entfielen davon auf Spenden, eine Summe, die sich als wichtigste Säule für die Finanzierung des Flächenerwerbs darstellte. Zweitwichtigste Einnahmequelle waren mit 105.000 € die Beiträge der Flächenpaten, deren Anzahl bis Ende des Projektzeitraums kontinuierlich auf stattliche 460 Personen angewachsen ist. Patenschaften werden damit künftig die wichtigste Einnahmequelle für das Naturparadies Grünhaus darstellen, während Spenden in ihrer Bedeutung stark zurück gehen, da der Flächenerwerb abgeschlossen ist.
Um das Organisationsmodell abschließend betriebswirtschaftlich bewerten zu können, wurden die für die Kalkulation relevanten Ausgaben und Einnahmen auf Basis von Kostenträgern erfasst und das Betriebsergebnis (kalkulatorischer Erfolg) für die einzelnen Projektjahre hergeleitet. Weiterhin wurden die realisierten Einnahmen und Ausgaben in Bezug zu den Planzahlen des Antrags gesetzt, um beurteilen zu können, inwieweit sich die vorab geäußerten Erwartungen erfüllt haben. Auf diese Weise konnte gezeigt werden, dass sich das Betriebsergebnis bisher deutlich günstiger entwickelt als erwartet. Im dritten Projektjahr wurden bereits 85 % der Kosten durch die erwirtschafteten Einnahmen gedeckt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zwischenergebnisse wurden in 2004 auf der 10. Internationalen DBU-Sommerakademie in St. Marienthal vorgestellt. Die Projektergebnisse wurden am 30. November 2006 im Rahmen einer Abschlussveranstaltung im Schloss Sallgast (Brandenburg) im Beisein anderer Naturschutzorganisationen vorgestellt.


Fazit

Das im Projektzeitraum erprobte Profitcentermodell erfüllt aufgrund des erfolgreich etablierten Geschäftsfeldes Spendenmarketing die gestellten Ziele. Es hat sich als Organisations- und Finanzierungsmodell für das Flächenmanagement bewährt und wird daher in der erprobten Form fortgeführt.

Übersicht

Fördersumme

689.300,00 €

Förderzeitraum

01.06.2003 - 31.12.2006

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz