Klärschlammproblematik im Hochgebirge: 1. Phase des ProjektesUntersuchung und Optimierung der Verwertung bzw. Beseitigung von Abfällen aus der Abwasserbehandlung im Bereich alpiner Hütten des Deutschen Alpenvereins
Projektdurchführung
Universität der Bundeswehr München
Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Mit der Projektstudie wurde das Ziel verfolgt, in einer Grundlagenermittlung die allgemeinen Kenndaten von Hütten des Deutschen Alpenvereins (DAV) für eine weitergehende Betrachtung zusammenzufassen. Dabei wurden Daten zur geografischen und topografischen Lage der Hütten, zur Hüttenauslastung (Tagesgäste, Übernachtungen pro Jahr), zur Anzahl der Übernachtungsmöglichkeiten, usw. zusammengestellt. Des Weiteren sollte ein Überblick über die gesetzlichen Regelungen zur Klärschlammausbringung in den Ländern bzw. Bundesländern gegeben werden. Ein weiteres Ziel war die Darstellung der derzeit angewandten Abwasserreinigungs- und Klärschlammbehandlungssysteme auf Hütten des DAV und der verwendeten Systeme in Skandinavien.
Die für die Vererdung von Klärschlamm geeigneten Pflanzen für alpine Regionen sollten ermittelt und dargestellt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm die gesetzlichen Bestimmungen zusammenzutragen, wurde mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen und die jeweiligen Regelungen mit eventuellen Ausnahmeregelungen besprochen.
Zur Ermittlung der Hüttendaten wurde der Universität der Bundeswehr München vom DAV die Datenbank mit den Hütten, den Standorten, der Höhenlage, usw. zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit dem Vertreter des DAV sollten die Abwasserreinigungssysteme und die Art Entsorgung des Klärschlamms der Hütten ermittelt werden.
In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck wurden die derzeit angewandten Systeme beschrieben und aufgelistet.
Bei der Suche nach geeigneten Pflanzen zur Vererdung kam es zu einer Erörterung mit einer Botanikprofessorin der Universität für Bodenkultur Wien, mit der eine Auswahl an evtl. geeigneten Pflanzen getrof-fen wurde.
Ergebnisse und Diskussion
Der Deutsche Alpenverein (DAV) ist im Besitz von 323 allgemein zugänglichen Hütten, die sich in vier Ländern (Österreich, Deutschland, Frankreich, Schweiz) befinden. Der größte Teil der 323 allgemein zugänglichen Hütten des DAV steht auf österreichischen Staatsgrund (184 Hütten).
In vielen Projekten wurde versucht, die Hütten schrittweise auf einen höheren umwelttechnischen Standard zu bringen. Dabei ersetzte bzw. ergänzte der DAV auf vielen Hütten die Dieselaggregate durch umweltfreundliche regenerative Energiesysteme (Wasserkraft, Photovoltaik, Wind). Ebenso wurden zur Abwasserreinigung viele neue Anlagen installiert. Zu Beginn lag der Schwerpunkt der Abwasserreinigung auf einer mechanischen Abtrennung der Festsstoffe (Mehrkammergruben). Aufgrund der weiteren Entwicklung der Abwassertechnik im Bereich von Kleinkläranlagen sind in den letzten Jahren sowohl ver-besserte mechanische Reinigungsanlagen zur Feststoffabtrennung (Siebsack, Siebpressen, usw.), biologische Reinigungsanlagen als auch Komposttoilettensysteme mit Grauwasserbehandlung errichtet worden, die zur Verbesserung der Abwasserablaufwerte und damit verbunden zur Schonung der Vorfluter und des Grundwasser beitragen. Durch sinkende Preise und weiterentwickelte Kanalisationstechnik entsorgen heute 88 DAV-Hütten das Abwasser mittels einer Kanalableitung zu einer kommunalen Kläranla-ge. Dadurch kann die gesichertste Abwasserreinigung erreicht werden, die allerdings unter Berücksichtigung aller ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkte nicht immer praktikabel ist. Für jene Hütten, die mit einem älteren Reinigungssystem (z. B. Mehrkammergruben) ausgestattet sind, welches nicht mehr dem Stand der Technik entspricht, bemüht sich der DAV diese den neuen Anforderungen (vollbiologische Kläranlagen) anzupassen.
Durch die veränderten und sich ändernden gesetzlichen Regelungen bezüglich der Klärschlammverwertung in Deutschland und einzelnen österreichischen Bundesländern wird die Klärschlammverwertung und -entsorgung auf den Alpenvereinshütten kritischer und aufwendiger. Derzeit sind drei Varianten der Klärschlammverwertung bzw. Abwasserentsorgung in Anwendung:
Ableitung des Abwassers in einem Kanal ins Tal
Speicherung des Klärschlamms und Abtransport zu Saisonende ins Tal
Verwertung des Klärschlamms vor Ort
Nach den derzeitigen gesetzlichen Regelungen gibt es kein absolutes Ausbringungsverbot für Klärschlämme in Deutschland und in den Bundesländern mit Alpenanteil in Österreich, jedoch müssen rechtliche Vorgaben wie Qualitätskriterien des Klärschlamms und der Aufbringungsflächen berücksichtigt werden. In Tirol gibt es sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Klärschlammausbringung im Bereich von Hütten. Die Anforderungen einer Klärschlammausbringung sind dort, dass die Flächen als Ödland gelten müssen und der Klärschlamm den Bestimmungen der Österreichischen Kompostverordnung entsprechen muss. In Niederösterreich wird für die Ausbringung des Klärschlamms u. a. ein Gütesystem mit Qualitätsklassen zugrunde gelegt. Die ATV-DVWK schlägt auch in Deutschland ein solches System mit Gütesiegel vor.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Auf einer Infotour des DAV (13.-15.Sep. 2002) wurden die Ergebnisse der Studie in einem Kurzvortrag vorgestellt.
Im November wird an der Universität der Bundeswehr eine Ausstellung zum Jahr der Berge eröffnet. Bei dieser Ausstellung wird ein Poster zu diesem Projekt präsentiert.
Fazit
Derzeit wird der Klärschlamm aus vielen Abwasserreinigungsanlagen der DAV-Hütten vor Ort entsorgt. Die Gründe dafür sind zum einen die große Zahl an Abwasserreinigungsanlagen, die Nassschlamm produzieren und andererseits die oft schlechten Transportmöglichkeiten ins Tal.
Durch den Einsatz neuer Systeme zur Entwässerung und Herstellung eines hygienisch unbedenklichen Produkts sollen die Verwertungs- und Entsorgungsmöglichkeiten von Klärschlämmen aus dem Hüttenbetrieb verbessert werden. Alleine durch die Entwässerung des Klärschlamms kann es zu einer erheblichen Volumenreduzierung kommen, wodurch die zu entsorgenden bzw. zu verwertenden Massen deutlich verringert werden. Mit dem Einsatz von neuen Systemen kann der DAV auf evtl. neue gesetzliche Regelungen reagieren und den im Volumen stark reduzierten Klärschlamm abtransportieren.
Um diese Ziele zu erreichen sind weitere Untersuchungen und Verfahrensentwicklungen für Hütten erforderlich. Aufgrund der Randbedingungen von Alpenvereinshütten (Klima, Schlammanfall, Qualität, usw.) in Gebirgsregionen können Systeme aus der Ebenenstufe nicht allgemein ohne Anpassung auf die Standorte der Hütten übertragen werden.
Fördersumme
20.307,00 €
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Ressourcenschonung
Umwelttechnik