Projekt 18414/01

Umweltausstellung: Arche Noah – Bewahrung der Artenvielfalt

Projektdurchführung

Naturkundemuseum Erfurt
Große Arche 14
99084 Erfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Naturkundemuseum Erfurt plante eine größere Ausstellung über die globalen Probleme des Artenschutzes und der Bedeutung des Erhaltes der Artenvielfalt. Nach Rekonstruktion eines Kellergewölbes im Haus stand der entsprechende Raum zur Verfügung. In Zusammenhang mit der Lage des Museums (Postanschrift Große Arche) und der Versinnbildlichung der Arche Noah als biblisches Rettungsmittel für die Tierarten wurde die Darstellung in Form eines Schiffes gewählt, zumal hierbei dem Besucher die Assoziation zur Bedrohung (begrenzter Schiffskörper: Wir sitzen alle im selben Boot...) sehr anschaulich nahegebracht werden kann. Die Biodiversitäts-Konferenz in Rio de Janeiro (1992) und die Ratifizierung durch die Bundesrepublik Deutschland waren und sind der Hintergrund für die Konzeption der Aus-stellung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Kellergewölbe im Naturkundemuseum bot einen ausreichenden Raum für die Ausstellung und ermöglichte die Schaffung einer assoziativen Atmosphäre. Die erste Bauphase begann mit der Herstellung eines Schiffskörpers als tragendes Element der Ausstellung. Der Bau wurde im Januar 2003 abgeschlossen. Parallel dazu wurde die passgenaue Einarbeitung der Einbauten und das Lichtprojekt geplant. Die inhaltliche Fortschreibung und detaillierte Anpassung der Darstellungsvorhaben wurden noch bis zur Beendigung des Projektes präzisiert, ebenso die Ermittlungen möglichst aktueller Daten zu Bedrohung, Biodiversitätsverlust und weltweiten Schutzprojekten. Nach Fertigstellung des Schiffskörpers wurden ab Februar 2003 die technischen Inneneinbauten angefertigt und ausgeführt. Ab April 2003 begann die eigentliche Ausstellungsgestaltung. Die Anfertigung der Tierpräparate oder die Anpassung der angekauften Exponate wurde in schrittweisen Abstimmungsprozessen zwischen Innenarchitekt, Präparatoren und Projektleiter ermöglicht. Die begleitenden technischen Aufbauleistungen (Licht, PC-, Ton-, Bildtechnik) wurden objektspezifisch nach Planung durch entsprechende Firmen realisiert. Die inhaltliche didaktische Begleitung wurde flexibel an die schrittweise Realisierung angepasst. Der Abschluss der technischen Ausstellungsaufbauten und Beginn der Ausgestaltung mit tierischen Objekten gingen ineinander über. Projektende war durch technische Verzögerungen erst im Mai 2003 möglich.


Ergebnisse und Diskussion

Als Projektabschluss entstand eine attraktive, informative und multimediale Ausstellung, deren emotionaler Schwerpunkt in der gestalterischen zoologischen Präparation liegt. Die Wirkung dreidimensionaler ruhender Naturobjekte ist in der Ausstellung unmittelbar und ohne Abgrenzung zum Betrachter zu spüren.
Das originäres Holzschiff (15,5 x 7 m) symbolisiert die Arche Noah. Das Schiff als ganzes wird über eine Hydraulik bewegt und erweckt den Eindruck, als läge es vor Anker. Außerhalb des Schiffskörpers wurde der Zutrittsraum bereits in die Gestaltung des Problems (Artenschutz) einbezogen. Hier werden Informa-tionen zur Faunenverfälschung (unbewusst - Verschleppung durch Transportmittel, oder bewusst - Aussetzen von Tierarten auf Inseln) anhand von vier Tierarten gegeben, die weltweit mit den größten negativen Einfluss auf fremde Faunen haben (Ratte, Ziege, Dingo, Kaninchen). Eine gesonderte Vitrine ist dem Dodo als primäres Beispiel des aktiven Ausrottens gewidmet. Sie ist von der Grundgestaltung des Projektes abweichend und mit wissenschaftlichen Hintergrundinformationen versehen.
Die Gestaltung im Schiff selbst richtet sich nach den tiergeographischen Regionen der Erde. Die Besucher werden mittels einer Graphik auf die jeweils abgehandelte Region hingewiesen. Bei der Auswahl der Tiere wurde versucht, möglichst charakteristische Arten der Region zu präsentieren. Die Tiere sind ausnahmslos in natürlicher lebensnaher Haltung präsentiert, um den Eindruck einer statischen Momentaufnahme zu gewährleisten. Zu 100 auf dem Schiff gezeigten Tierarten sind mittels Audioguide zusätzliche Informationen über Herkunft, Lebensweise, ökologische oder biologische Besonderheiten, Bedro-hung und/oder Schutzmaßnahmen abrufbar.
Der Einsatz von medialer Technik ist auf den Bugteil (Brücke und Umgebung) konzentriert. Auf der Schiffsbrücke kann der Besucher interaktiv kurze Filmsequenzen (max. 3 min.) zu zehn verschiedenen weltweit verteilten Großlebensräumen abrufen. Die Informationen sind gegliedert in: Lage und Vorkommen, ökologische Charakteristik, typische Habitate, Pflanzen und Tiere und Gefährdung bzw. Schutz.
Eine kleine Kammer im linken Bugteil konfrontiert den Betrachter direkt mit den Folgen von Wilderei, Schmuggel, Jagd und Tourismus über einen Spiegeleffekt.
Für die jüngsten Besucher ist der separate Raum unter der Schiffsbrücke eine Attraktion. Hier erläutert ihnen die Schiffsratte Rainer per Endlosvideo die wahre Geschichte der Arche (also die tierische, nicht die menschliche bzw. biblische Darstellung).
Die gesamte Installation der Ausstellung wird abgerundet durch akustische Umrahmung mit typischen Geräuschen eines vor Anker liegenden Holzbootes (Knarren, Wellenschlag, Möwenrufe).
Im Ergebnis des Projektes entstand eine in sich geschlossenen aussagekräftige und emotionale wie didaktisch wirksame Ausstellung, die sofort mit Eröffnung zur Attraktion der kulturellen Einrichtungen in Erfurt wurde. Die sprunghaft gestiegenen Besucherzahlen geben ein beredtes Bild von der Wirkung der Präsentation.
Das Ziel des Projektes, Museumsbesucher für die Probleme des weltweiten Artenschutzes zu sensibilisieren, wird vollständig erreicht. Die dargebotene Fülle an Informationen und die Möglichkeit die ästhetische Wirkung der Tierpräparate emotional zu erfassen, macht diese Ausstellung zu einem einzigartigen Erlebnis.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeit wurde vom Zeitpunkt der Ideenfindung bis zur Fertigstellung laufend über die Tagespresse informiert. Zur Eröffnung am 27.5. waren 560 geladene Gäste aus ganz Deutschland anwesend. Das Presseecho zur laufenden Ausstellung ist sehr gut. Ein zur Ausstellung entwickeltes Faltblatt wird laufend zu Werbezwecken eingesetzt. Über den Aufbau und zeitlichen Ablauf des Projektes wurde eine DVD/Video produziert (Pressespiegel, Faltblatt und DVD s. Anlage Abschlußbericht).


Fazit

Durch Kombination der museumsspezifischen Möglichkeiten (Tierpräparate, Ausstellungsdekoration) und medialer Technik (Video-, Tontechnik) gelang eine in Mitteleuropa einzigartige Präsentation zum Artenschutz. Die Emotionalität und die bei aller Bedrohung positive Grundstimmung wirken auf den Besu-cher zielführend. Damit ist die Absicht der Projektleitung, die Sensibilität für die Erhaltung der Artenvielfalt (also der Biodiversität) zu erhöhen, bzw. diese beim Betrachter herzustellen, erreicht worden. Die Ausstellung wird ausnahmslos positiv aufgenommen. Dem Naturkundemuseum Erfurt gelang damit auch die Attraktivität des Hauses zu erhöhen und die gesellschaftliche Akzeptanz für naturwissenschaftliche Ausstellungen auszuweiten.

Übersicht

Fördersumme

102.258,00 €

Förderzeitraum

02.01.2002 - 02.09.2003

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation