Projekt 18403/01

Umweltkommunikation in deutschen und tschechischen Nationalparken und Naturschutzgebieten im grenznahen Raum

Projektdurchführung

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
94481 Grafenau

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ausgangspunkt für dieses Projekt war der Bedarf einer grenzüberschreitenden Umweltkommunikation in grenznahen deutschen und tschechischen Großschutzgebieten. Die Ausgangslage in den beteiligten Schutzgebieten ist unterschiedlich: während in der Tschechischen Republik stark die Vermittlung naturkundlichen Wissens im Vordergrund steht, nimmt in Deutschland die sinnliche Betrachtung der Natur in der Umweltbildung großen Raum ein. Dies kann als Basis für die gemeinschaftliche Etablierung einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in den Schutzgebieten genutzt werden.
Ziel des Projektes war die Verankerung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung in den grenznahen tschechischen und deutschen Schutzgebieten. Der Aufbau lokaler und grenzüberschreitender Netzwerke in der Umweltbildung soll die effiziente Kommunikation des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung fördern, neue Sichtweisen eröffnen und konkrete Projekte unter Beteiligung wichtiger Gruppen auf den Weg bringen. Vorhandene Praxismaterialien sollten auf ihre Eignung im Rahmen einer ganzheitlichen, motivierenden Bildung für Nachhaltige Entwicklung hin bewertet, ergänzt und gegebenenfalls übersetzt werden. Das Projekt sollte die Mitarbeiter in den Verwaltungen von Schutzgebieten weiter qualifizieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAn diesem Projekt waren insgesamt 13 Nationalparke und Landschaftsschutzgebiete, die nahe der tschechisch-deutschen bzw. tschechisch-österreichischen Grenze liegen beteiligt. Die Projektleitung lag in Händen der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald in enger Kooperation mit dem Zentrum für Umwelterziehung und Ethik, SEVER, CZ.
Mitarbeiter der beteiligten Schutzgebiete und von Partnerorganisationen haben sich zu 5 Seminaren mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten getroffen. Dort wurden auch gemeinsam neue Projektideen entwickelt und diese in den Schutzgebieten umgesetzt. Zur Steuerung und fachlichen Unterstützung des Projektes wurde eine Lenkungsgruppe gebildet. Eine wichtige Aufgabe der Lenkungsgruppe war die fachliche Beratung. Bei den beantragten Modellprojekten z. B. haben die Mitglieder intensiv beraten und den Antragstellern Hinweise gegeben, wie die Projekte auch Gesichtspunkte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung berücksichtigen können. Diese Anregungen waren z. T. auch Bedingung für eine Ge-nehmigung. Eine weitere Aufgabe war die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Seminare.


Ergebnisse und Diskussion

Sehr konkrete Ergebnisse des Projektes sind die durchgeführten Modellprojekte. Ein zentrales Projekt ist der tschechische Leitfaden für Umweltbildung und Waldpädagogik, in dem auch die Ergebnisse der anderen Modellprojekte dargestellt sind. Ein weiteres Ziel, nämlich die Reflexion der Umweltkommunikationsarbeit in den beteiligten Schutzgebieten wurde während der Seminare sehr ausführlich verfolgt, insbesondere die vorgestellten Beispiele in den gastgebenden Schutzgebieten wurden intensiv diskutiert. Während dieser Seminare boten sich den Beteiligten zudem ausreichend Möglichkeiten der Fortbildung. Was die Erarbeitung von Kommunikationskonzepten und -strategien bzw. Maßnahmen- und Projektlisten angeht, so ist die Situation in den einzelnen Schutzgebieten sehr unterschiedlich. Es reicht von ausgefeilten Konzeptionen bis hin zu ersten Gedanken. Die Gruppe bietet aber weiterhin die Möglichkeit sich bei Kollegen Rat einzuholen.
Das Ziel, eine Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in den grenznahen tschechischen und deutschen Schutzgebieten zu verankern, war sicherlich ein sehr hochgestecktes. So kann man nicht davon ausgehen, dass in allen Schutzgebieten dieser Ansatz vollständig etabliert ist. Viele Impulse konnten durch das Projekt gegeben werden, allerdings muss dieses Ziel auch weiterhin verfolgt werden - in Tschechien wie in Deutschland.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Gesamtprojektes wurden vom 15. - 17.10.2003 auf der Tagung Zusammenwachsen in Europa in Bad Alexandersbad ausführlich vorgestellt und mit den Tagungsteilnehmern diskutiert. Poster, die ursprünglich für das letzte Seminar im Riesengebirge erstellt wurden präsentieren die einzelnen Modellprojekte in Kurzform. Diese Poster sind auch auf Präsentationen des tschechischen Projektpartners im Einsatz. Zwei haben bereits stattgefunden, weitere werden folgen. Sie sind den teilnehmenden Schutzgebieten zur Verfügung gestellt worden und werden somit auch vor Ort eingesetzt.
Für das Gesamtprojekt wurden ferner ausziehbare Präsentationssysteme (sog. Quickscreens) gedruckt, welche ebenfalls schon mehrmals im Einsatz waren, unter anderem bei der 10-Jahresfeier der EURE-GIO Bayerischer Wald / Böhmerwald in Krumau am 04.12.2003. Diese Systeme werden aber auch in Zukunft bei vielen Gelegenheiten im Nationalpark Bayerischer Wald oder Šumava zum Einsatz kommen und können jederzeit auch von anderen Projektpartnern genutzt werden.
Ein sehr wichtiger Punkt für die Veröffentlichung der Projektergebnisse ist der Tschechische Leitfaden für Umweltbildung und Waldpädagogik, der als Modellprojekt entstanden ist, und der eine Beilage enthält, in der die anderen Modellprojekte ausführlich dargestellt sind (Auflage 1500 Stk.). Mit diesem Ordner erreichen die Projektergebnisse im großen Umfang die Umweltbildungsszene in Tschechien, sowie diejenigen, die in Deutschland an deutsch-tschechischer Umweltkommunikation interessiert sind. Am 26.11.2003 wurde der Leitfaden offiziell und feierlich im Nationalpark Šumava vorgestellt.


Fazit

Innerhalb des zweijährigen Projektes hat sich eine sehr engagierte Gruppe von Umweltpädagogen aus tschechischen und deutschen Großschutzgebieten zusammengefunden und kennen gelernt. Es fand ein sehr intensiver Austausch statt und in den Diskussionen während der Seminare gab es viele Anregungen für die Arbeit im eigenen Schutzgebiet. Nicht zuletzt hat die erfolgreiche Realisierung der Modellprojekte Anstöße gegeben, neue Wege in der Bildungsarbeit einzuschlagen, neue Zielgruppen zu adressieren und vor allem die Menschen des Nachbarlandes einzubeziehen.
Es hat sich gezeigt, dass theoretische Einstiege zwar notwendig sind, dass jedoch konkrete praxisorientierte Beispiele in der Gruppe viel intensiver aufgenommen wurden. Dies mag generell so sein, kann aber noch verstärkt werden durch die Zweisprachigkeit in der Gruppe. In diesem Projekt hat sich die kon-krete Arbeit an den Modellprojekten in Arbeitsgruppen bewährt. In der Abschlussreflexion wurde mehrmals der Wunsch nach einer Fortsetzung des Projektes geäußert. Der Projektaufbau mit Seminaren, Praxisbeispielen und eigenen neuen (geförderten) Projekten wurde gelobt. Das grenzüberschreitende Netzwerk von Organisationen und Menschen, dass sich in diesem Projekt entwickelt hat, sollte in jedem Falle erhalten bleiben. Wenn eine Fortführung des Projektes in gleichem Maße auch nicht möglich ist, so ist zumindest ein jährliches Treffen angestrebt, auf dem wiederum Beispiele der Bildungsarbeit vorgestellt werden und welches jährlich in einem anderen Schutzgebiet stattfindet.

Übersicht

Fördersumme

102.104,99 €

Förderzeitraum

12.07.2001 - 12.07.2003

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Naturschutz
Umweltkommunikation