Erstellung eines Kulturlandschaftskatasters zur Dokumentation der historischen Landnutzung und der Umweltbildung
Projektdurchführung
die mittelmühleZentrum Umweltbildung und Naturschutz e. V.
Westendstr. 4
98574 Schmalkalden
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Bundesweit kann ein großes Defizit im Schutz von Kulturlandschaften und deren einzelnen Bestandteile (Kulturlandschaftselemente) festgestellt werden. Ziel war es diesen Mangel im Naturpark Thüringer Wald zu minimieren. Der Naturpark Thüringer Wald ist durch seine naturräumliche und kulturhisto-rische Prägung, ein einzigartiger Lern- und Erholungsraum. Bei den meisten Erholungssuchenden b-steht eine große Nachfrage nach natur- und kulturtouristischen Angeboten insbesondere Umweltbildungsangeboten. Ziele der Projektes sind Schaffung von touristischen und Umweltbildungs-Angeboten sowie Grundlagen für eine naturschutzgerechte Pflege und Entwicklung der Kultur-landschaft. Das rein visuelle Erleben der Landschaft wird durch die multimediale oder persönliche Vermittlung (Internet, bzw. Führungen) von Hintergrundwissen um die historische und funktionale Dimensi-on erweitert. Ziel der Angebote ist es neben den vermittelten Kenntnisse, die Handlungskompetenzen zu erweitern und damit einen nachhaltigen Beitrag zum aktiven Schutz unserer Natur- und Kulturlandschaft zu leisten. Es entsteht ein Bewusstsein für die Eigenheit der Inselsberglandschaft, das eine Identifizierung mit der Heimat fördert. Dabei spielt die Sensibilisierung für ökologische Systeme eine besondere Bedeutung. Unser Projektziel ist erreicht wenn es uns gelänge eine Inwertsetzung der Landschaft zu initiieren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Beginn wird eine kulturlandschaftliche Substanzanalyse durchgeführt. Eine Datenbank sowie eine Karte sollen Angaben zur Art, Lage, Größe, Beschaffenheit, Pflegebedarf, Lebensraumfunktion und Ge-schichte der jeweiligen Objekte beinhalten. Darauf aufbauend werden die Daten multimedial bearbeitet und dem Fremdenverkehr der Region und dem Naturpark Thüringer Wald e. V. zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden Informationsmaterialien und Umweltbildungsangebote erstellt und arrangiert. Die zu verwendende Methode wird auf Grundlage des Leitfadens zur zielgerichteten Erhebung, Bewer-tung,... (BURGGRAAFF & KLEEFELD 1998) und einem von uns organisierten Expertentreffen erstellt.
Ergebnisse und Diskussion
Für die Dokumentation historischer Kulturlandschaften und -landschaftsteile in der Region um den Inselsberg wurde erstmalig in Thüringen eine flächendeckende systematische Bestandsaufnahme in ei-nem abgegrenzten Gebiet durchgeführt. Da auf unterschiedliche Erfahrungen aus anderen Bundesländern zurückgegriffen werden konnte, waren größere Probleme bei der Durchführung nicht zu erwarten. Unsicherheiten bestanden bezüglich der Erfassungs- und Auswertungsmethodik, so dass erst im Verlau-fe der Projektarbeit das geeignete System gefunden werden konnte. Auch die angestrebte Erfassung der gewonnenen Daten in einer Datenbank in Verbindung mit einem computergestützten Geographischen Informationssystem (GIS) stellte sich zunächst schwierig dar. Das vorhandene GIS entsprach nicht den Vorstellungen, eine Neuanschaffung schied aus Kostengründen aus. Erst in der Schlussphase des Projektes ergab sich durch den Kontakt zur Fachhochschule Neubrandenburg die Möglichkeit der kostenlosen Nutzung des dort entwickelten KLEKs-Systems (http://go.to/kleks), welches zudem genau den gewünschten Kriterien und Anforderungen entsprach. In der weiteren Folge könnte sich hieraus ein Projekt für das gesamte Bundesland Thüringen entwickeln, Partner hierfür könnten der Heimatbund Thü-ringen und die Universität Jena sein, welche im Rahmen der Flurnamenforschung über einschlägige Grundlagen verfügen. Mit viel Engagement der Beteiligten und der Unterstützung ehrenamtlich Tätiger ist es gelungen aus einem umfangreichen Literaturstudium eine Datenbank mit etwa 1000 Objekthinweisen zu erstellen, sie ist eine gute Grundlage für weitere Recherchen. Bei Kartierungsarbeiten im Gelän-de wurden bisher über 250 Objekte erfasst und dokumentiert - und es gibt sichere Anhaltspunkte für die Annahme, dass der tatsächliche Bestand noch weit höher sein dürfte, zumal die über 1000 Hinweise aus Literatur und Quellenmaterial noch nicht vollständig ausgewertet werden konnten.
Die gewonnenen Erkenntnisse während der Arbeit am Kataster flossen unmittelbar in die Umweltbildungsarbeit ein. Während der Maßnahme wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 14 Jahren mit verschiedenen Formen der Wissensvermittlung in das Projekt einbezogen. Mit der Jugendherberge in Brotterode wurde eine Vereinbarung abgeschlossen, die auch nach Beendigung des Projektes eine Weiterführung der Projektangebote sichert. Darüber hinaus wurden unter anderem thematische Sommercamps durchgeführt in denen die Kinder und Jugendlichen praktisch die Wirkung verschiedener Nutzungen des Waldes und des Offenlandes erleben konnten. Dazu zählen beispielsweise die Köhlerei oder historische Ackernutzungen. Daneben fanden auch geführte Wanderungen zu kulturlandschaftli-chen Besonderheiten regen Zuspruch. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt flossen in eine CD-ROM und eine Internetpräsentation unter dem Titel Kulturlandschaft rund um den Großen Inselsberg ein, welche reges Interesse in der Region auslösten.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
- öffentlicher Projektstart am 1. September 2001 auf dem Inselsberg mit Landrat, Bürgermeistern und Vertretern von Fremdenverkehrseinrichtungen der Region
- Führungen von Mai bis September auf dem Erlebnisweg in Kleinschmalkalden als Rinder-Hirte
- Mitwirkung an der regionalen Wanderwoche Rund um den Inselsberg und
- Mitwirkung und Unterstützung des Ersten Schmalkalder Sonnenwendwandern 2003
- Erstellung von Infotafeln(Holzkohle, Bergbau-Metallverarbeitung-Umweltfolgen, Geologie)
- Vortrag und Seminar im Rahmen einer Informationsveranstaltung an der Fachhochschule Eberswalde
- Projektvorstellung im Landtag vor Landtagsabgeordneten
- Schaffung von Arbeitsmaterialien und Wissenstransfer im Rahmen der berufsbegleitenden Weiterbildung von Kulturlandschaftsführern in der Regie der Mittelmühle
- Kindercamps (Köhler, Kräutergarten...) sowie Projektarbeit mit der GS Kleinschmalkalden am Steilacker
- Abschlussveranstaltung mit Vorstellung der Ergebnisse in Anwesenheit von Repräsentanten des Naturparkes, der Bürgermeister der Region sowie Vertretern von Fremdenverkehrseinrichtungen der Region
- CD Kulturlandschaft rund um den Großen Inselsberg und Internet http://www.landschaftselemente.de
- Mitwirkung an einem Fernsehbeitrag des MDR Unterwegs in Thüringen zum Thema Kulturlandschaft
- Beitrag zur Fachtagung: Naturschutz im Naturpark Thüringer Wald und im Biosphärenreservat Vessertal am 29.10.2003, eine Publikation ist geplant
Fazit
Im Ergebnis des Projektes zeigte sich, dass Naturschutz, Umweltbildung und Denkmalpflege sowie der Tourismus gemeinsame Anliegen vertreten können. Grundlage einer gemeinsamen Strategie der Kulturlandschaftspflege, ist die systematische Erfassung der Kulturlandschaftselemente. Hiermit könnten, wie unser Beispiel beweist, zweckmäßige Koalitionen die gemeinsamen Interessen in eine nachhaltige Regionalentwicklung einbringen. Wichtig ist insbesondere hierbei die aktive Vermittlung von Erkenntnissen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene um deren Suche nach regionaler Identität, Heimatgefühl und Bodenständigkeit zu unterstützen. Hierbei gilt es die Besonderheiten historisch gewachsener Regionen herauszustellen und durch gemeinsame Projekte eine Wertschöpfung zu ermöglichen und Engagement in der Bevölkerung zu fördern. Touristiker der Region werden die Ergebnisse unserer Vorhaben in ihre Tourismuskonzeption aufnehmen und regional fortführen um eine Inwertsetzung des kulturellen Erbes und der natürlichen Ressourcen zu verstetigen.
Fördersumme
97.448,14 €
Förderzeitraum
01.08.2001 - 31.08.2003
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation