Projekt 18061/01

Planung, Bau, Betrieb und abwasseranalytische Untersuchungen der Reinigungsleistung von zwei kommunalen Pflanzenkläranlagen in Lettland

Projektdurchführung

AWA-Ingenieure Dr. Bahlo & Ebeling
Gartenstr. 36
29525 Uelzen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Pflanzenkläranlagen wurden in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum für die Behandlung von kommunalen Abwässern durch die Aufnahme in die einschlägigen technischen Regelwerke etabliert. In den baltischen Ländern besteht ein großer Bedarf an einfachen, effektiven und kostengünstigen Kläranlagen, die einen bedeutenden Beitrag zur Verringerung der Nährstoffeinträge in die Ostsee leisten können. Um die Erfahrungen mit in Deutschland gebauten Pflanzenkläranlagen weiterzugeben, wurde im Rahmen dieses deutsch-lettischen Kooperationsprojektes die erste kommunale Anlage in Lettland hergestellt. Zur Bekanntmachung und Unterstützung der fachlichen Diskussion der Abwasserreinigung mit Pflanzenkläranlagen in den drei baltischen Staaten wurde zeitlich parallel das Projekt Know-how Transfer zur Abwasserreinigung mit Pflanzenkläranlagen im ländlichen Raum des Baltikums (DBU, Az. 19518) durchgeführt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach Sicherstellung der Finanzierung und Regelung der ingenieurvertraglichen Vereinbarungen zwischen den Partnerbüros und der Stadt Ikskile erfolgte die Durchführung des Projektes in vier Phasen: In den ingenieurtechnischen Grundlagenermittlungen und Vorplanungen wurden sechs potentielle Standorte mit Anschlussgrößen zwischen 240 - 900 Einwohnerwerten untersucht und für die ausgewählten Standorte Tinuzi und Dzukste die Entwurfs- und Genehmigungsplanungen angefertigt. Ausführungsplanung und Bau der Anlage Tinuzi erfolgten 2003. Nach der Bauübergabe wurde durch eine Betriebsbegleitung die Funktionsfähigkeit und Reinigungsleistung der Anlage überprüft. Ein Fachseminar bildete den Abschluss des Projektes.


Ergebnisse und Diskussion

Das Hauptziel des Projektes, die Demonstration der Pflanzenkläranlagentechnik in Lettland, wurde mit der Herstellung der kommunalen Anlage für die Ortschaft Tinuzi (450 EW) erreicht. Die Übergabe erfolgte im Oktober 2003 an die Stadt Ikskile, die die Anlage seitdem betreibt. Aufgrund der langwierigen Verhandlungen über die Bewilligung der Baukosten und damit verbundener Planänderungen geriet die Fertigstellung der Anlage in erheblichen Zeitverzug. Da die Finanzierung der Baukosten für die geplante zweite Anlage in Dzukste nicht sichergestellt war, konnte sie im Projektzeitraum nicht errichtet werden. Die erarbeiteten Sanierungsvorschläge für sechs abgängige Kläranlagen (Mischabwässer) haben gezeigt, dass eine Erweiterung der vorhandenen Kläranlagengrundstücke für den Bau von Abwasserteich-Bodenfilteranlagen nicht erforderlich ist. Generell erwies sich die Akquisition von Baustandorten als schwierig, da die Kommunen zwar großes Interesse zeigen, aber nicht in der Lage waren und zur Zeit auch noch nicht sind, Eigenmittel in ausreichender Höhe aufzubringen. Die beauftragte lettische Baufirma hat die Anlage Tinuzi mit Unterstützung der Stadt Ikskile kompetent und im vorgegebenen Zeitrahmen hergestellt. Die abwasseranalytischen Untersuchungen wurden vom staatlichen Untersuchungslabor in Riga kooperativ und termingerecht ausgeführt. Die betriebsbegleitenden Untersuchungen ergaben, dass die Abwasserteich-Bodenfilteranlage Tinuzi die lettischen Anforderungen an die Reinigungsleistung von Kläranlagen uneingeschränkt erfüllt. Die hergestellte Anlage war seit Inbetriebnahme ohne Unterbrechungen in Betrieb mit einem ganzjährig weitgehenden Kohlenstoff-Abbau, einer fast vollständigen Ammoniumoxidation (Nitrifikation) bei Abwassertemperaturen über 5 oC (April - November) und einem erheblichen Potential zur Hygienisierung des behandelten Abwassers. Die deutschen Erfahrungen mit dieser Anlagentechnik konnten damit erfolgreich nach Lettland übertragen werden. Wegen der kalten, langen Winter sind in Lettland allerdings zusätzliche konstruktive Maßnahmen zur Isolierung der Beschickungs-leitungen der Filterbeete erforderlich. Die flächenintensiven Verfahren der Abwasserbehandlung sind mit Abschluss dieses Projektes noch nicht am lettischen Abwassermarkt etabliert. Dazu bedarf es der Herstellung und Dokumentation des Betriebes weiterer Anlagen sowie der Aufstellung von technischen Bau- und Betriebshinweisen. Die gegenwärtigen Hemmschwellen für den Bau weiterer Anlagen liegen in der geringen Finanzkraft der Gemeinden, die hohe Fördermittelsätze akquirieren müssen und in fehlenden, technisch und wirtschaftlich begründeten kommunalen Abwasserkonzepten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Anlage in Tinuzi wurde vom DBU-Generalsekretär Dr. Brickwedde und dem lettischen Umweltminister Vejonis im September 2003 offiziell in Betrieb genommen. Auf mehreren Führungen wurde interessierten Kommunalvertretern die Funktionsweise erläutert. In Zeitungsartikeln, einer lettischen sowie deutschen Fernsehsendung (3sat) wurde über die Abwasserbeseitigung in Lettland und über die Anlage Tinuzi berichtet, die insgesamt eine hohe Aufmerksamkeit in der lettischen Fachöffentlichkeit erlangte. Das Projekt wurde 2005 auf der 11. Sommerakademie der DBU zur Diskussion gestellt. Informationen über den Stand der Pflanzenkläranlagentechnik im Baltikum bietet die Internetseite www.baltic-soilfilters.de, die aktualisiert und weitergeführt wird.


Fazit

Pflanzenkläranlagen, insbesondere der Bautyp Abwasserteich-Bepflanzter Bodenfilter können in den baltischen Ländern zur erheblichen Verbesserung der Abwasserbehandlung und letztlich der Wasserqualität der Ostsee beitragen. Die mit lokalen bautechnischen Mitteln wirtschaftlich herstellbaren und zu betreibenden natürlichen Klärverfahren erfordern relativ große Flächen, die allerdings im ländlichen und kleinstädtischen Raum des Baltikums verfügbar sind. Für die kommunale Etablierung der Abwasserreinigung mit Pflanzenkläranlagen im Baltikum ist der Bau von weiteren Anlagen in Kooperation mit erfahrenen Ingenieuren sowie die Aufstellung von allgemein anerkannten Bau- und Betriebshinweisen erforderlich.

Übersicht

Fördersumme

102.229,74 €

Förderzeitraum

01.07.2001 - 30.06.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik