Modellhafte Restaurierung hochwertiger, umweltgeschädigter Epitaphien unter Erprobung eines innovativen Datenbankschemas
Projektdurchführung
Kirchenkreis Egeln und HalberstadtKirchliches Verwaltungsamt Halberstadt
38804 Halberstadt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Gegenstand des Projektes bilden zwei Epitaphen in den Kirchen Ampfurth und Harbke (S.-A., Bördekreis). Die überregionale kunsthistorische hochrangigen Ausstattungsstücke zeichnen sich besonders durch ihre herausragenden bildhauerischen Arbeiten unter Verwendung verschiedener Gesteinsvarianten aus. An den Ausstattungstücken sind massive Schädigungen zu detektieren. Die beobachteten Schadensphänomene lassen sich ursächlich auf die Einwirkung anthropogener Umwelteinflüsse zurückführen. Der progressive Schadensverlauf erfordert die rasche Sicherung der Objekte, wobei es zu den Gesteinsvarianten modellhaft die Vorgehensweise zu erproben ist. Im Zuge der Projektdurchführung soll neben der modellhaften Restaurierung an den Epitaphen, gleichzeitig ein Datenbanksystem erprobt werden, welches zur Inventarisierung von Kunstgut entwickelt und bisher nur hierfür angewendet wurde. Aus den Erkenntnissen der Untersuchungen und restauratorischen Tätigkeiten werden weiterführende Rückschlüsse und Handlungssätze zur Sicherung der anderen, in diesen Kirchen befindlichen Epitaphen, als auch für die im näheren Umfeld zu findenden, erwartet. Für die Kunstguterfassung erwartet man sich einen Lösungsansatz für das Hinzufügen von Daten in eine in sich abgeschlossene Erfassung.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEpitaph des Asche v. d. Asseburg (1582) in der Dorfkirche in AmpfurthDas Epitaph war stark verschmutzt und auf den diversen Stein- und Alabasterarten lag eine Gipsverkrustung, Fugen waren schadhaft oder bei früheren Maßnahmen unsachgemäß gekittet worden. Im Sockelbereich des Epitaph fanden sich massive Verluste im Bereich des gelben Sandsteines durch Absandung im Bereich des Kalksteines, sowie des grauen Sandsteines, durch sich dick aufwerfende Gipskrusten. Zur Dokumentation und Bearbeitung wurde ein fotogrammetrisches Aufmass angefertigt. Als Ursache für die Durchfeuchtung, bzw. Krustenbildung, wird die Durchfeuchtung des Außenmauerwerkes und Kondenswasserbildung auf der Epitaphoberfläche (50-100% Raumfeuchtigkeit im Jahresverlauf), festgestellt.
Die Mörtel- und Gesteinsuntersuchung ergab, dass das Epitaph aus 6 verschiedenen Gesteinsarten (Sand- und Schaumkalkstein, Alabaster und Schiefer) zusammengesetzt ist. Für das Schließen der Fugen und zum Versatz wurde Gipsmörtel verwendet.
Nach Vorlage aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und in Absprache mit dem Landesamt f. Denkmalpflege in Halle, wurden alle schadhaften und unsachgemäß ausgeführten Fugen und Gipskrusten soweit wie möglich entfernt, die Oberflächen des Alabaster gereinigt und Steinkonsolidierende Maßnahmen durchgeführt. Lose Sandsteinpartien wurden durch Anböschung gesichert.
Die Schiefer-Inschriftentafel wurde ausgebaut und zur Stabilisierung auf eine Polyethylträgerplatte appliziert.
Im Zuge der Untersuchung und Bearbeitung des Epitaphs wurde deutlich, dass für sein Gesamtbauwerk statische Probleme bestehen. Die Einschätzung eines Statikers, ergibt jedoch noch nicht die Notwendigkeit, es vollständig abzubauen, sondern er empfiehlt lediglich die Verstärkung der Rückverankerung an der Außenwand. Diese Sicherungsmaßnahme ist noch nicht realisiert worden.
Des weiteren ist die Sicherung der Reliefgrabplatte, unmittelbar vor dem Epitaph im Fußboden liegend, noch nicht realisiert worden.
Epitaph der Tochter des H. v. Bülow in Harbke
Neben starker Verschmutzung auf der Epitaphoberfläche, zeigte sich bei allen Sandsteinpartien Substanzverluste in Form von Absandung, Aufschiefern und Bröckelzerfall. Zur restauratorischen Maßnahme wurde entschieden, dass Stück auszubauen, was eine entsprechende Voruntersuchung und Dokumentation voraussetzte. Die Untersuchung an den Steinen ergab eine erhebliche Belastung mit bauschädlichen Salzen, so dass salzreduzierende und steinkonsolidierende Maßnahmen erforderlich wurden. Die Alabasterbereiche zeigten keine Verwitterungserscheinungen und brauchten daher nur gereinigt werden.
Das Epitaph wurde bei seiner Errichtung in eine Nische unter ein Nordseitenfenster eingebaut. Das Problem, der mit Feuchtigkeit und Salzen belasteten Außenwand, konnte im Zusammenhang dieser Maßnahme nicht gelöst werden, daher wurde das Epitaph beim Wiedereinbau durch Bleibleche gegen unmittelbaren Wandkontakt isoliert.
Ergebnisse und Diskussion
Zum Epitaph des Asche von der Asseburg (1582) in der Dorfkirche zu Ampfurth
- Die Sicherung der Oberflächen ist abgeschlossen.
- Die konstruktive Sicherung des gesamten Epitaphs ist dringend erforderlich.
- Eine Überwachung der Salzbildung und restauratorische Nachbehandlungen sind erforderlich.
- Unklar ist geblieben, ob die ursprüngliche monochrome Überfassung auch als Oberflächenschutz gedacht war.
- Problematisch bleiben die raumklimatischen Verhältnisse (Tauwasserbildung)
Zum Epitaph der Tochter des Heinrich von Bülow in Harbke
- Die Sicherung der Oberflächen ist abgeschlossen.
- Eine Überwachung der Salzbildung und restauratorische Nachbehandlungen sind erforderlich.
- Die tatsächliche, nicht vom Raumklima abhängende Feuchtigkeitsbelastung der Außenwand, bleibt umstritten. Wahrscheinlich ist die Tauwasserbildung auf der Epitaphoberfläche das eigentliche Problem.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
- Artikel in der Volksstimme(Ausgabe für den Bördekreis) im Juli und Oktober 2001 und am 11.Juli 2002
- Abschlussgespräch über die Arbeiten mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bördekreises am 10.07.2002
Fazit
- Epitaphen aus Stein werden in ihrer Oberfläche in Folge von Salzablagerungen stärker durch raum-klimatische Bedingungen als durch in das Bauwerk eindringende Feuchtigkeit, geschädigt.
- Der Verzicht auf eine gesamte Überfassung begünstigt die Oberflächenbeschädigung, wenn auch umstritten bleibt, weshalb eine solche Überfassung (Schutz oder ästhetisches Problem) erfolgte.
Die bei der Bearbeitung gewonnenen Erkenntnisse, Daten, usw. lassen sich in das vorhandenen System der Kunstguterfassung nicht einordnen.
Fördersumme
52.963,19 €
Förderzeitraum
31.07.2000 - 31.07.2002
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter