Projekt 17785/01

Einrichtung der Walausstellung im Multimar Wattforum

Projektdurchführung

Multimar Wattforum Tönning in der NationalparkService gGmbH
Am Robbenberg
25832 Tönning

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Multimar Wattforum Tönning hat mit den hohen Besucherzahlen in den ersten 1 ½ Betriebsjahren seine Kapazitätsgrenze erreicht, eine Erweiterung des Gebäudes ist notwendig. Aufgrund vermehrter Strandungen von Pottwalen, der Einrichtung eines Walschutzgebietes für Schweinswale im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und einer hohen emotionalen Bedeutung von Meeressäugern (Wale und Robben) für den Menschen bietet sich das Thema Wale, Watt und Weltmeere als themati-sche Erweiterung an. Ein bei einer Massenstrandung geborgenes Pottwalskelett von ca.18 Metern Länge bildet den Einstieg und gibt den Raumbedarf vor.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBereits im 1. Bauabschnitt war die Möglichkeit der modularen Erweiterung des Gebäudes vorgesehen. Durch den Anbau eines zentralen Ausstellungsraumes als 4. Kubus an drei bereits bestehende wird das vorhandene Erscheinungsbild des Multimar Wattforum konsequent weiterentwickelt. Der 4. Kubus ist ebenerdig an die vorhandene Ausstellung über einen Verbindungsraum angeschlossen. Die aufgrund der Größe des Exponates (Walskelett) notwendige Raumhöhe wird durch ein Untergeschoss erreicht. Die Erweiterung des Gebäudes ist im November 2002 abgeschlossen worden. Parallel zur Gebäudeerstellung hat eine Arbeitsgruppe das Ausstellungskonzept erarbeitet. Vom Phänomen der Walstrandung ausgehend (Exponat im zentralen Ausstellungsraum), sind Themen wie die Orientierung und das Wanderverhalten, Anatomie und Biologie sowie Gefährdung und Schutz von Walen in der Nordsee und welt-weit nach bewährter Ausstellungsdidaktik in einzelnen Themenkammern aufbereitet und präsentiert. Dabei stehen interaktive, spielerische Themenzugänge, unterstützt von Multimediaeinheiten im Vordergrund. Das Skelett des Pottwals, anderer gestrandeter Wale sowie von Schweinswalen bilden Anknüpfungspunkte zu den biologischen Themen. Der Walfang der Nordfriesen und die wirtschaftliche Bedeutung in historischer Zeit bilden den Auftakt zur Darstellung der Gefährdung mariner Säugetiere. Die aktuellen Gefährdungen durch Jagd, Beifang und Schifffahrt und Industrieanlagen zeigen die globale Dimension der Bedrohung. Bei der Gestaltung der Ausstellung konnten große Umweltverbände als Partner gewonnen werden.


Ergebnisse und Diskussion

Am 9.1.2003 wurde die Ausstellung Wale, Watt und Weltmeere im Beisein des Generalsekretärs der Deutschen Bundes Stiftung Umwelt durch den Umweltminister des Landes Schleswig-Holstein eröffnet. Bereits während der Bauphase konnten Besucher des Multimar Wattforums den Fortgang der Aufbauarbeiten, speziell die Präparation des Pottwals von einer Empore aus miterleben. In der Planungs- und Bauphase hat sich gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachwissenschaftler, Didaktiker, Mitarbeitern des Nationalparkamtes und der Präparatoren auf der einen Seite und von Architekten und Designern auf der anderen Seite, wesentlich für das Gelingen des Vorhabens war.
Die Konzeption sieht vor, die Besucher in die Unterwasserwelt der Wale zu führen. Um dies zu erreichen ist der Ausstellungsraum verdunkelt und in blaues Licht getaucht. Die BesucherInnen erreichen die Aus-stellung über eine Treppe (Aufzug) und tauchen so in die Tiefe der Meere ab. Um neben der Darstellung der Objekte in Dunkelheit und Ruhe, Möglichkeiten zur audiovisuellen Darstellung einzelner Sachthemen zu schaffen, wurden Themenkammern eingerichtet. Diese erstrecken sich entlang der Außenwände und bieten kleinen Gruppen die Möglichkeit einer ungestörten Beschäftigung mit den Inhalten.
Erste Besuchererhebungen haben gezeigt, dass sich die Ausstellung nahtlos in das Konzept des Multimar Wattforums eingliedert. Die aus der Hauptausstellung bekannten interaktiven Elemente, Spielstationen und durch Informationstechnologie gestützten Vertiefungseinheiten werden sehr gut genutzt. Die zusätzlich hinzugekommene Inszenierung durch Lichteffekte und die Darstellung von Originalen (Skelett, Zähne, Ambraklumpen, Geräte zum Walfang, etc.) wird als zusätzliches didaktisches Element von den BesucherInnen angenommen. Neben einer hohen inhaltlichen Informationsdichte ist in besonderem Maß die emotionale Ansprache der Ausstellung geeignet, die Besucher zu einer kritischen Betrachtung des Verhältnisses Mensch - Wal anzuregen. Durch die Zusammenarbeit mit Umweltverbänden (greenpeace, WWF, Schutzstation Wattenmeer) besteht die Möglichkeit, direkt aus der Ausstellung heraus z.B. über Postkartenaktionen Einfluss auf politische Entscheidungen im Zusammenhang mit Schutzbemühungen zu nehmen. Die in der Ausstellung dargestellten Sachinformationen in Verbindung mit einer emotionalen Öffnung kann so direkt in eigenes Handeln umgesetzt werden und öffnet ein Ventil zum Umgang mit der eigenen Betroffenheit.
Begleitend zur Ausstellung sind Unterrichtsmaterialien für unterschiedliche Schulstufen entwickelt worden und befinden sich z. Z. in der Erprobung. Bei einer Gesamtzahl von mehr als 25.000 Schulkindern bedeutet dies einen substantiellen Beitrag zur schulischen Bildung in Schleswig-Holstein an einem außerschulischen Lernort. Eine spezielle Veranstaltungsreihe Lesungen unter dem Wal wurde etabliert. Die bisher zum Themengebiet Wale, Watt und Weltmeere durchgeführten Lesungen, Theateraufführungen und Musikabende waren sehr erfolgreich und werden in lockerer Folge fortgesetzt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung wurde die Ausstellung als Werkausstellung sowohl den BesucherInnen des Multimar Wattforums als auch der Presse vorgestellt. In regelmäßigen Abständen wurde in Funk, Fernsehen und Presse vom Fortgang der Präparation des Wals berichtet. Mit der Eröffnung und auch danach wurden einzelne Aspekte um das Thema Wale, Watt und Weltmeere in der regionalen sowie überregionalen Presse verbreitet. Spezielle Informationsblätter mit Hinweisen zum neuen Angebot wurden ebenso erstellt und verteilt, wie Plakate zur Ausstellung selbst oder zu Sonderveranstaltungen im Zusammenhang mit dem Walhaus.
Das Multimar Wattforum ist verstärkt mit einem eigenen Messestand auf Bildungs- und Tourismusmessen im gesamten deutschsprachigen Raum vertreten. Im Rahmen dieser Aktivitäten leistete das Multimar Wattforum auch einen Beitrag zum Auftritt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt auf der Bildungsmesse Nürnberg im April 2003.


Fazit

Mit der Erweiterung der Ausstellung im Multimar Wattforum ist das Ziel, über ein zusätzliches Angebot für BesucherInnen eine Diskussion zur Gefährdung und zu Schutzbemühungen anzuregen in vollem Umfang gelungen. Die architektonische Erweiterung fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des Hauses ein, die Ausstellung ist entsprechend der bewährten didaktischen Leitlinien (s. dazu Beitrag in: Faszination Ausstellung. Praxisbuch für Umweltthemen, DBU, 2003) umgesetzt worden. Die Besucherresonanz ist positiv und die erhoffte Erhöhung in der Besucherzahl hat sich eingestellt. Durch die Zusammenarbeit mit Umweltverbänden wird die Ausstellung auf breiter Front getragen. Für das Jahr 2004 ist eine umfängliche Evaluation der Ausstellung vorgesehen.

Übersicht

Fördersumme

320.753,85 €

Förderzeitraum

14.12.2000 - 31.03.2003

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation