Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel des Friesenberghauses auf 2.498 m ü. NN in den Zillertaler Alpen/Österreich
Projektdurchführung
Deutscher Alpenverein (DAV) e. V.
Sektion Berlin
Lietzenburger Str. 51
10789 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Friesenberghaus mit 56 Betten/Lagern ist etwa 100 Tage im Jahr während des Sommers geöffnet. Ein Umbau des Hauses verbunden mit der Verbesserung der sanitären Anlagen sollte zugleich der Erhöhung des ökologischen Standards hinsichtlich der Energiever- und der Abwasserentsorgung dienen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit dem Umbau wurden beide Bereiche ausführliche Gutachten durch das Ingenieurbüro Berger erstellt, das bereits für verschiedene Alpenvereinshütten Umweltkonzepte entworfen und umgesetzt hat.
In der ersten Projektphase wurde die Stromversorgung auf Wasser- und Solarenergie als Energieträger umgestellt, das vorhandene Dieselaggregat sollte nur noch zur Notversorgung vorgehalten werden. Zugleich wurde der Gasverbrauch der Hütte durch Ersatz der gasbetriebenen Kühlgeräte durch Elektrogeräte minimiert. Alle auf der Hütte vorhandenen Energieverbraucher wurden auf den Energiebedarf überprüft und gegebenenfalls ersetzt. Dadurch sollten die Solaranlage mit einer Leistung von 4,4 kwp und eine Wasserkraftturbine mit 0,9 kWh gekoppelt durch eine Wechselrichteranlage und mit einer Batterieanlage zur Abdeckung der Verbrauchsspitzen die Grundlage der Energieversorgung des Friesenberghauses übernehmen.
In der zweiten Projektphase wurde die 1995 gebaute, inzwischen zu kleine und den technischen Anforderungen nicht mehr entsprechende Abwasserreinigungsanlage ersetzt und um eine biologische Reinigungsstufe ergänzt. Die Feststoffe werden zukünftig in einer Siebsackanlage ausgefiltert, trocknen bis zum Beginn der jeweils nächsten Saison aus und werden dann ins Tal transportiert und dort entsorgt.
Unter Verwendung einzelner Elemente der Altanlage wird das Abwasser in einem Tropfkörperbehälter durch sich innerhalb der Saison bildende Mikroorganismen biologisch gereinigt und in einem Filterbeet nachgereinigt.
Die gesamte Abwasserreinigungsanlage wurde mit einem hohen Anteil von Eigenleistung der Sektion erstellt. Der tägliche Energiebedarf wird bei Vollbelastung höchstens 0,5 kWh betragen. Der voraussichtliche Wartungsaufwand wird aus dem jährlichen Wechsel der Filtersäcke und dem Abpumpen des Restschlamms aus dem Nachklärbehälter bestehen
Es wird ein Wirkungsgrad der Anlage von 90% erwartet.
Ergebnisse und Diskussion
Für die Energieanlage hat sich innerhalb der ersten beiden Jahre gezeigt, dass es richtig war, entgegen der ursprünglichen Planung die Solaranlage von 1,1 kwp auf 4,4 kwp zu vergrößern, da der Wasserbedarf der Turbine nur einen Teil der Saison sichergestellt werden kann. Außerdem wurde inzwischen auch das Dieselaggregat sowohl aus technischen als auch aus ökologischen Gründen gegen ein Pflanzenölaggregat ausgetauscht. Die Mehrkosten für den Energiebereich betragen somit etwa 50.000 gegenüber der geförderten Summe.
Durch den damit einzusparenden Brennstoffbedarf von über 1.500 l Dieselkraftstoff und ca. 1.100 m³ Gas pro Jahr wird der CO2-Ausstoß der Hütte um schätzungsweise gut 12.000 kg vermindert.
Für das Jahr 2006 ist geplant, die Abwärme des Pflanzenölaggregats zur Erwärmung des Trockenraums zu verwenden. Dieser wird zurzeit notdürftig über eine Gasheizung beheizt, so dass auch hierfür zukünftig weniger Gas verbraucht wird.
Die Abwasserreinigungsanlage musste ebenfalls noch in der Planungsphase erweitert werden, da die geplante Anlagenänderung als Neubau bewertet wurde. Hierdurch wurde die Ergänzung durch eine biologische Reinigungsstufe erforderlich. Im Diskussionsprozess innerhalb der Sektion setzte sich schließlich trotz der angespannten Haushaltslage die Position durch, auch mit den neuen Anforderungen zu bauen, obwohl die Behörde eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung für die Altanlage in Aussicht gestellt hatte. Maßgeblich hat zu dieser Entscheidung die Förderung durch die DBU beigetragen. Dank zusätzlicher Mittel der ÖKK werden der Sektion durch die Erweiterung keine Mehrkosten entstehen, was bei der Entscheidung nicht absehbar war.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Bereits nach Abschluss der ersten Projektphase wurde über ein Faltblatt und provisorische Informationstafeln in der Hütte über die Energieanlage informiert. Sie sollen (potentielle) Besucher, die sich eher allgemein über die Hütte informieren wollen, auf die ökologischen Aspekte der Hütte aufmerksam machen. Mit Projektabschluss werden beide überarbeitet bzw. ergänzt und die Informationstafeln dauerhaft hergestellt und in einem zweiten Exemplar in der Geschäftsstelle für wechselnde Ausstellungen bereit gehalten.
Eine Bild/Text-Präsentation dient der mehr fachspezifischen Information auf entsprechenden Veranstaltungen, sowohl sektionsintern als auch öffentlich. Ergänzt werden kann diese durch einen Film, der den Bau der Abwasserreinigungsanlage dokumentiert. Beides wird auf einer DVD zusammengefasst, auf der sich weitere Fotos zum Bau der Abwasserreinigungsanlage befinden.
In Ergänzung zur bisherigen Planung wird die Anlage zudem im Internet präsentiert.
Leider ist die erste Projektphase mit dem Bau der Energieanlage weniger gut dokumentiert, jedoch wird auch hierzu das wenige Material zusammengetragen.
Ein weiteres Element der Öffentlichkeitsarbeit ist die Information der Presse sowohl fachspezifisch als auch die Reiseseiten ausgewählter Tageszeitung (Berlin!).
Fazit
Hinsichtlich der Energieversorgung hat sich gezeigt, dass eine genaue Planung der vorhandenen Ressourcen einerseits und der Anforderungen an den Standard andererseits notwendig ist. So muss insbesondere in höheren Lagen mit verstärkter Wasserknappheit auf Grund der klimatischen Veränderungen gerechnet werden.
Hinsichtlich des Hüttenstandards ist zwischen dem Ideal einer einfachen Schutzhütte, der notwendigen Finanzierung von Erhaltungsaufwendungen (möglichst hohe Besucherzahlen!), dem Pächterinteresse (notwendig zur Bewirtschaftung der Hütte) und dem Umweltschutz abzuwägen. Während fließendes Wasser und Abwasserreinigung selbstverständlich, elektrisches Licht auch auf den Zimmern ebenfalls als üblich anzusehen sind, erscheinen Duschen (auch bei zusätzlicher Bezahlung) und Heizung diskussionswürdig, Steckdosen auf den Zimmern (Handy-Akkus!) absolut überflüssig (auf dem Friesenberghaus auch nicht vorhanden).
Für die Abwasserreinigung ist deutlich geworden, dass biologische Reinigungsstufen bei den auf der Hüttenhöhe vorherrschenden Temperaturen zugeführte Wärme, also Energie benötigen. Das von uns angewandte Verfahren hat den Bedarf äußerst minimiert. Der erreichte Wirkungsgrad von 90% im Hochgebirge notwendig, ist angesichts der Rahmenbedingungen mit den bestehenden technischen Mitteln aus unserer Sicht nicht steigerungsfähig.
Fördersumme
76.280,00 €
Förderzeitraum
22.05.2002 - 22.05.2004
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik