Entwicklung einer modellhaften Technologie zur Erhaltung von Anhydritputzen des 20. Jahrhunderts am Beispiel der umweltgeschädigten Außenfassade des Nationaltheaters Weimar
Projektdurchführung
Deutsches Nationaltheater Weimar
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Prüfung und Entscheidung zur Erhaltungswürdigkeit und zu Möglichkeiten der Wiederverwendung von Bauwerken und Bauteilen ist aus ökologischen Gründen eine gesellschaftliche Aufgabe. Vorwiegend gips- und anhydritgebundene Verputze sind nach den heute geltenden Normen für Außenbereiche nicht geeignet. Bei Instandsetzungen wurden und werden derartige Verputze in der Regel entfernt.
Am Deutschen Nationaltheater Weimar ist geplant, im Rahmen der Instandsetzung der Fassaden große Flächen des Anhydritputzes zu erhalten und mit einem geeigneten Material zu überputzen. Dies betrifft die Flächen, die bei der Wiederherstellung der Putzfassaden in Anlehnung an die Fassaden von 1907 nicht so stark strukturiert wurden. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Erprobung einer Lösung zum flächigen Erhalt umweltbelasteter Anhydritputze an Fassaden durch Beschichtung.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie einzelnen Arbeitsschritte und angewandten Methoden wurden in vier Teilberichten Erfassung der Bauzustände, Bemusterungsphase, Planungs- und Ausführungsphase und Qualitätssicherung ausführlich dargestellt und bewertet. Erfassung der Bauzustände: Zunächst wurde ein Untersuchungskonzept erstellt, welches sich in Untersuchungen vor Ort und Laboruntersuchungen gliedert. Die Untersuchungen dienten als Grundlage zur Festlegung von Putzbereichen, die erhalten bzw. ergänzt werden können. Bemusterung: Nach Untersuchungen zum Bauzustand und Optimierungsversuchen zu speziell entwickelten Mörtelrezepturen wurden im Februar 2001 Werkstattmuster gefertigt. Nach Auswertung der Untersuchungen im Labor wurde eine große Musterfläche an der Ostfassade des Deutschen Nationaltheaters Weimar angelegt.
Bemustert wurden die Arbeitsschritte Reinigung der Anhydritputzflächen, flächige Mörtelbeschichtung und Putzaufbau entsprechend den gestalterischen Vorgaben sowie ein Anstrichsystem mit Bautenschutzwirkung. Planung und Ausführung: Die Leistungsschritte zum Erhalt des bestehenden Putzes und zur Instandsetzung der Fassaden wurden durch detaillierte Leistungsbeschreibungen in die Ausführungsunterlagen eingearbeitet.
Die Leistungen wurden im Juni 2001 öffentlich ausgeschrieben und an den geeignetsten Bieter vergeben. Durch regelmäßige Bauablaufbesprechungen mit allen am Bau Beteiligten und Kontrolle der Ausführung der einzelnen Arbeitsschritte wurde die Einhaltung der vorgegebenen Technologie und eingesetzten Materialien sichergestellt.
Qualitätssicherung: Die in Werkstatt und Labor gefertigten Musterplatten wurden unter Bedingungen starker Bewitterungslasten ausgelagert und Zustandsveränderungen erfasst. Entsprechend den Anregungen durch den Fachbeirat wurden außerdem weitere zerstörungsfreie Untersuchungen am Bauwerk mittels Ultraschall in Betracht gezogen. Ein Jahr nach Fertigstellung der Fassaden wurde der Bauzustand erneut dokumentiert und kommentiert.
Ergebnisse und Diskussion
Erfassung der Bauzustände: In Auswertung der Bauzustandsuntersuchungen kann der vorhandene, relativ feste Anhydritputz aus baustofflicher Sicht prinzipiell in großen Teilen gehalten werden. Neben baustofflichen Gesichtspunkten spielen konstruktive Details, wie Trauf- und Sockelausbildung, Putzstärken und Fassadengliederung eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung über Putzerhalt oder Neuverputz. Ein Putzerhalt wurde für die wenig gegliederten und wenig geschädigten Fassadenabschnitte empfohlen. Bemusterung: Die Bemusterung in der Werkstatt zeigte, dass die entwickelten Rezepturen gut verarbeitbar sind und eine ausreichende Haftung zum Untergrund aufweisen. Durch die Bemusterung der einzelnen Arbeitsschritte am Bauwerk konnte eine optimale Technologie entwickelt werden. Planung und Ausführung: Auf Grund der detaillierten Vorbereitung der Instandsetzung der verputzten Fassaden-flächen konnten die Arbeiten qualitätsgerecht, im vorgegebenen Zeitraum und im Rahmen der geplanten Kosten fertig gestellt werden. Während der Ausführung kam es zu keinen nennenswerten Problemen im Zusammenhang mit der Verarbeitung der eingesetzten Materialien und den angewandten Technologien. Nachträge wurden nicht gestellt. Im Rahmen des Projektes ist es gelungen, eine Technologie zum Erhalt von Anhydritputzen des 20. Jahrhunderts zu entwickeln und erfolgreich zu erproben. Qualitätssicherung: Die Untersuchungen an den stark bewitterten Musterplatten haben gezeigt, dass eine Grundierung der Anhydritflächen vor Auftrag einer Beschichtung sinnvoll ist. Musterplatten mit der am Bauwerk zum Einsatz gekommenen Technologie weisen auch nach Bewitterung und Hinterfeuchtung einen ausreichenden Haftverbund zwischen Anhydritputz und flächiger Beschichtung auf. Die Erfassung des Zustandes der Fassaden ein Jahr nach Fertigstellung zeigte keine technischen Mängel.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse des Modellprojektes wurden der Öffentlichkeit auf verschiedenen Veranstaltungen präsentiert und durch Beiträge in Arbeitsheften des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege zugänglich gemacht. Dem voraus gingen Beratungen mit dem einberufenen Fachbeirat.
Januar 2002: Beitrag zum Kolloquium des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege zur kostenbewussten Denkmalpflege, Veröffentlichung eines kurzen Beitrages im Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege. Das Arbeitsheft ist Anfang Dezember 2002 erschienen. Mai 2002: Veranstaltung der Stadt Weimar, des Deutschen Nationaltheaters und des Förderkreises für Bauwerkserhaltung Weimar. Eröffnung mit einem Grußwort des Projektleiters. Diese Veranstaltung wurde insbesondere durch Planer, Bauherrn und Vertreter der Denkmalbehörden besucht. September 2002: Jugend recherchiert Umwelt - 100 Schulen im Dialog - die Erkenntnisse des Modellprojektes wurden interessierten Schülern aus anderen Teilen Deutschlands erläutert. Die Erfahrungen wurden durch die Schüler in der örtlichen Tagespresse (Husum extra, vom 01.11.02) veröffentlicht.
Fazit
Die Auswertung des Projektes hat gezeigt, dass der Erhalt von Anhydritfassaden durch eine Beschichtung mit geeigneten Materialien eine wirtschaftliche Alternative zum Neuverputz ist. Das Projekt ist ein geeignetes Beispiel für kostenbewusste Erhaltung und Denkmalpflege. Wesentliche verallgemeinerbare Voraussetzungen für den Projekterfolg sind: eindeutige Zielstellung - Bauzustandsanalyse als Bestandteil der Planung - bauwerkskonkrete Eignungsprüfung - Ausführung und Auswertung von Probe- und Musterflächen - konsequenter Einsatz von Fachkenntnis.
In der breiten Akzeptanz dieser Voraussetzungen liegen wichtige Reserven für kostenbewusstes Handeln bei der Planung und Ausführung bauwerkserhaltender Maßnahmen.
Fördersumme
153.387,56 €
Förderzeitraum
13.12.2000 - 13.12.2002
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik