Nachhaltigkeit im Erweiterungsprozess umwelt- und sozialverträglicher Projekte in Tschechien
Projektdurchführung
Grüne Liga Berlin e. V.
Prenzlauer Allee 230
10405 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Mit dem vorliegenden Projekt sollen zwei Entwicklungsprozesse - Umweltschutz als integraler Bestandteil der EU-Politik und die Erweiterung der Europäischen Union - auf ihren Zusammenhang und ihre praktische Bedeutung für Umweltakteure auf regionaler und lokaler Ebene in der Tschechischen Republik überprüft werden. Durch die Initiierung eines bereichsübergreifenden Dialoges in modellhaften Regionen sollen Anstöße für die praktische Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung im Zuge der EU-Erweiterung gegeben werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs finden 3 aufeinander aufbauende, interdisziplinär besetzte, Workshops statt. Die Teilnehmer kommen von im Gebiet aktiven NGOs, aus der Verwaltung, kommunalen, regionalen Vereinigungen und der Wirtschaft. Analog dazu sollen auskunftsfähige Vertreter einer Region in Deutschland mit ähnlicher Struktur und vergleichbaren Problemen an den Workshops teilnehmen und ihre Erfahrungen einbringen. Durch die Initiierung einer bereichsübergreifenden Zusammenarbeit zwischen nichtstaatlichen, kommunalen und wirtschaftlichen Akteuren soll eine dauerhafte Vernetzung erreicht und die gegenseitige Akzeptanz gefördert werden. Der Titel des ersten Seminars lautet: Grenzenlose Nachhaltigkeit?! - Tschechien auf dem Weg in die EU. Die Arbeitstitel der folgenden Seminare lauten: Was bedeutet nachhaltige Entwicklung für das Projektgebiet?, Möglichkeiten der Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsmodelle. Eine internationale Konferenz bildet den Abschluss des Projektes und soll unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Begleitend soll ein speziell zugeschnittenes Training in Form eines Seminars angeboten werden, das die durch den Beitritt veränderte Situation explizit für NGOs im Umweltbereich darstellt. Ziel dieser Qualifikation ist es langfristig auf neue Aufgabenbereiche vorzubereiten. Um die positiven Beispiele nachhaltiger Entwicklung bekannter zumachen und die bisherigen Erfahrungen an weitere Interessierte als Impuls weiterzureichen, sollen 12 beispielhafte nachhaltige Projekte in einem Monatskalender kurz dokumentiert werden. Über das Internet sollen Erfahrungsaustausch gefördert und aktuelle Informationen zum Projektverlauf und den Inhalten der Seminare bereitstellt werden.
Ergebnisse und Diskussion
Ausgangspunkt für die inhaltlichen Schwerpunkte des Auftaktseminars Von der politischen Willensbekundung zur praktischen Handlungsanleitung war die Tatsache, dass es kaum noch einen Bereich gibt, in dem die EU-Politik nicht eingreift. Die Auswirkungen der EU-Politik, wie z. B. die Strukturveränderungen, sind schon und werden zukünftig noch stärker insbesondere auf regionaler und kommunaler Ebene zu spüren sein. All diese komplexen Themen sind auch in den Gemeinden und Regionen aktuell und erfordern Lösungsansätze, die über die engen Grenzen der einzelnen Fachbereiche hinausgehen. Mit dem Seminar wurde aufgezeigt, dass es trotz aller Schwierigkeiten und negativen Tendenzen möglich und nötig ist, auf regionaler und kommunaler Ebene nachhaltig zu handeln und dafür auch die Strukturen der EU nutzbar sind. Auf dem ersten Seminar wurde zu einen Ideenwettbewerb unter dem Motto Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung aufgerufen, der unter anderem das Ziel hatte einen unmittelbaren Praxisbezug in den Seminaren zu schaffen und den Begriff Nachhaltigkeit zu illustrieren. Mit dem zweiten Seminar Die Potentiale der Region für die Beantragung nachhaltiger Projekte nutzen, wurden Erfahrungen von Antragstellern und Entscheidungsträgern ausgewertet und es wurde aufgezeigt, wie man regionale Potentiale für eine erfolgreiche Antragstellung nutzen kann. In den Referaten wurde erläutert und im Anschluss diskutiert wie Nachhaltigkeit in den Handlungsfeldern Landwirtschaft, Energie, Tourismus konkret aussehen kann. Des weiteren stellten Entscheidungsträger Kriterien und Maßstäbe für die Bewertung von Projektanträgen dar und wurden Erfahrungen mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit vorgestellt. Das 3. Seminar Chance oder Hindernis? - Naturschutz und Entwicklung von Regionen und Gemeinden war dem Thema gewidmet, wie sich Naturschutz und die Entwicklung von Regionen beeinflussen. Die Entwicklung des Tourismus ist auch ein wichtiges Thema in der strukturschwachen Schlucknow Region, das die Lokalpolitiker bewegt. In den letzten Jahren wurde auch in der Projektregion verschiedene Diskussionen geführt, ob Naturschutz eine Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Entwicklung darstellt oder inwieweit dadurch eine Bereicherung des touristischen Angebot entsteht und damit eine neue Qualität erreicht wird. In der Auswertung des Ideenwettbewerbs Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung wurden zwei Projekte von den Teilnehmern ausgewählt: ein Projekt zum Thema Umweltbildung eingereicht von der NRO Arnika in Decin und ein Projekt eingereicht von der Gesellschaft zur Nachhaltigen Entwicklung des Schluckenauer Zipfels, mit dem ein Beitrag zur Revitalisierung der alten Salzstraße geleistet werden soll.
Unter dem Titel Theorie und Praxis: die Rolle von Nichtregierungsorganisationen fand ein spezielles Seminar für Nichtregierungsorganisationen statt. Eingeladen waren zu dem Seminar vorrangig Vertreter von NROs aus der Tschechischen Republik und Deutschland, um unterschiedliche Erfahrungen mit der Einbeziehung von NROs in Entscheidungsprozesse und bei der Umsetzung der EU-Hilfsprogramme aus-zutauschen.
An der Abschlusskonferenz nahmen tschechische, polnische und deutsche Vertreter teil. Mit dem Ziel positive Beispiele nachhaltiger Entwicklung bekannter zu machen und die bisherigen Erfahrungen an Interessierte als Impuls weiterzureichen wurden 12 beispielhafte nachhaltige Projekte aus der Tschechischen Republik in einem deutsch-tschechischen Monatskalender für 2002 dokumentiert und auf der Abschlusskonferenz präsentiert.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Es wurden in verschiedenen Publikationen Artikel verfasst, die die Diskussion dokumentierten und aktuelle Informationen zum Projektverlauf und den Inhalten der Seminare wurden im Internet bereitstellt.
Fazit
Im Rahmen des Projektes wurde das Thema Nachhaltigkeit im Erweiterungsprozess mit Bürgermeistern, Umweltschützern und Behördenvertretern die, mit zum Teil sehr unterschiedlichen Vorstellungen, in der Region aktiv sind oder es werden wollen, durchgeführt. Dadurch konnte anhand von konkreten Fragestellungen, z. B.: Schutzgebiete: Chance oder Hindernis für die Region? oder: Gibt es Erfolgsrezepte für die chancenreiche Antragstellung nachhaltiger Projekte? ein bereichsübergreifender Dialog initiiert werden, der Anstöße für die praktische Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung gab. Wie vielfältig Ideen für nachhaltige Regionalentwicklung sind und wie sie Schritt für Schritt umgesetzt werden, davon zeugen die unterschiedlichen Beispiele im Wandkalender. Nachhaltige Entwicklung ist auch ein ideeller Prozess, der Eigeninitiative weckt und unterstützt.
Fördersumme
88.325,67 €
Förderzeitraum
29.05.2000 - 31.12.2001
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation