Wirkungsanalyse und Beseitigung komplexer Umweltschäden unter besonderer Berücksichtigung holzkonservierender Maßnahmen an der Loreto-Wallfahrtskirche in Rumburk (Tschechien)
Projektdurchführung
Bauhütte Dresden GmbH
Schweriner Str. 29
01067 Dresden
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Projekt verfolgte das Ziel, an dem im 18. Jahrhundert errichteten, bedeutenden Loreto-Wallfahrtskomplex, vorhandene Umweltschäden zu beseitigen und Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Diese Maßnahmen sollten möglichst gering in die Substanz eingreifen, aber gleichzeitig der weiteren Ausbreitung von Schadensherden entgegenwirken. Im Vorfeld des praktischen Umsetzungsteils wurden Feststellungen getroffen, die die standortbezogene Umweltsituation und die vorhandenen Wechselwirkungen zu den denkmalspezifischen Eigenschaften beschreiben.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenWirkungsanalyse standortspezifischer Umweltschäden: Erarbeitung eines interdisziplinären Untersuchungsberichtes zur Charakterisierung von Umweltschäden des Loretoareals. Neben der Erschließung und Auswertung relevanter Situations- und Umweltschadensberichte wurden am Objekt technisch-analytische Untersuchungen und Messungen durchgeführt. Durch die Untersuchung von Materialproben wurden mögliche Wechselwirkungen zwischen den standorttypischen Umweltfaktoren und dem Bau-denkmal nachgewiesen. Entwicklung von Maßnahmekonzepten zur Instandsetzung, Restaurierung und Vorsorge: Entsprechend den äußerst komplexen Umweltschäden wurden Konzepte insbesondere für Maßnahmen zum Holzschutz unter Einbeziehung baulich-konstruktiver Lösungen entwickelt. Im Vorfeld dieser Konzeptentwicklung wurden in Zusammenarbeit mit tschechischen Restauratoren und Architekten Aufmaße und Bestandsdokumentationen angefertigt. Diese bildeten die Grundlage des Instandsetzungs- und Restaurierungsprojektes, indem die auszuführenden Eingriffe nach Verfahren, Methoden und zu verwendenden Materialien und Produkten beschrieben wurden. Durchführung von Instandsetzung- und Restaurierungsmaßnahmen: Aus bautechnischer Sicht erfolgten die Sicherung gefährdeter Mauerwerksbereiche, Instandsetzungsmaßnahmen an der Dachkonstruktion und -eindeckung und eine abschließende Holzschutzbehandlung. Die Schäden am Dachstuhl und die Verluste an den Gewölbema-lereien wurden im Zusammenhang betrachtet, ihre gezielte Untersuchung und Dokumentation sowie ihre modellhafte Bekämpfung wurden im Rahmen des Projektes durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Die Stadt Rumburk liegt im Kreis Decin in unmittelbarer Grenznähe zur BRD und nicht weit von der polnischen Grenze entfernt. Diese Region wird auf Grund ihrer Braunkohlevorkommen und der durch ihre jahrzehntelange Nutzung verursachten Schädigungen der Ökosysteme auch das Schwarze Dreieck genannt. Hier sind die chemische Industrie und die Kraftwerke als die größten Verschmutzungsquellen zu nennen, aber auch Hausbrand und Straßenverkehr machen einen beträchtlichen Anteil aus. Die Erschließung umweltrelevanter Daten erfolgte u.a. auf Grundlage der meteorologischen Daten (insbesondere der Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxide (Nox)) über einen Zeitraum von 10 Jahren. Für den chemischen Holzabbau besonders relevant ist dabei das SO2. Die Holzbauteile an der Loretokapelle sind im wesentlichen in den Dachtragwerken zu finden. Die Schädigungen durch chemische Korrosion an den Holzbauteilen waren dabei im wesentlichen auf die Dachlatten und die Sparrenoberseiten beschränkt. Als ursächlich verantwortlich für diese Form des Holzabbaus kann hier nach Auswertung der technisch-analytischen Untersuchungen die Kombination aus verwendeten Materialien (dolomitischer Kalk im Verstrichmörtel mit Magnesiumanteil), wechselhaften Feuchteverhältnissen (auch durch undichte Dacheindeckung) sowie durch die Belastung mit Schwefeldioxid aus der Luft, angesehen werden. Weiterhin wurden an den Holzbauteilen in großem Umfang Schäden und Zerstörungen durch holzzerstörende Pilze und Insekten vorgefunden. Als Ursachen für diese Schädigungen waren die teilweise undichte Dacheindeckung und die Feuchtigkeit speichernden Schuttmengen anzusehen.
Auf Grund der vorgefundenen Schädigungen waren umfangreiche Eingriffe erforderlich: 1. Schuttberäu-mung der Gewölbezwickel und des Bereiches um die Balkenköpfe 2. Zimmermannsmäßige, handwerkliche Reparatur der geschädigten Bereiche. Neu eingebaute Hölzer waren trocken (Holzfeuchte < 20%), kerngetrennt (Vermeidung von Rissbildungen) und wurden an den Anschlussbereichen zu den verbleibenden Hölzern mit einem chemisch vorbeugenden Holzschutzmittel gegen holzzerstörende Pilze geschützt. (Streichverfahren an den Schnittstellen sowie Tiefenschutz an den Hirnholzflächen durch Druckinjektion). 3. Die durch chemische Korrosion geschädigten Dachlatten wurden ausgebaut, geordnet entsorgt und durch neue Latten ersetzt. Die geringen Schädigungen durch chemische Korrosion an der Oberseite der Sparren konnten verbleiben, bzw. wurden im Zuge der Zimmererarbeiten teilersetzt. Der Einsatz von chemischen Produkten (in Deutschland ist ein Produkt auf dem Markt) zur Holzsanierung von mazeriertem Holz konnte somit entfallen. 4. Vorbeugender baulicher Holzschutz: Ziel der baulichen Maßnahmen war es, einer Holzbefeuchtung vorzubeugen und für rasche Austrocknungsmöglichkeiten der Hölzer zu sorgen. Als Schutz vor eindringender Feuchte von oben dient die instandgesetzte Dachhaut, unterhalb der Hölzer wurden Sperren angebracht, eine Befeuchtung der Hirnholzflächen der Balkenköpfe wird durch das Gesims verhindert. Durch eine offene, luftumspülte Anordnung der Hölzer sollten Austrocknungsmöglichkeiten erreicht werden, um die Holzfeuchteerhöhung über 20% über einen längeren Zeitraum zu vermeiden und einen Wiederbefall durch holzzerstörende Pilze zu minimieren.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die ersten Arbeitsergebnisse wurden im Rahmen eines 5-tägigen Fachkolloquiums vom 21. bis zum 26.03.2000 im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal vorgestellt. Dieses Fachkolloquium war als Informationsplattform für deutsche und tschechische Restauratoren, Denkmalpfleger, Fachwissenschaftler und Objektzuständige angelegt und diente damit der Vermittlung neuester Projektergebnisse der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Fachreferate wurden gleichzeitig in einem Tagungsband abgedruckt. Weitere Präsentationen der Projektergebnisse sind geplant (z.B. Symposium für Denkmalpfleger im September 2002 in Rumburk).
Fazit
Die SO2-Emissionen im Schwarzen Dreieck sind in den letzten 10 Jahren stark rückläufig und ca. um den Faktor 10 gesenkt worden. Der Grund ist im Zusammenbruch von Großbetrieben, die maßgeblich für den Ausstoß von SO2 verantwortlich waren und den technischen Verbesserungen in den vorhandenen Betrieben (z.B. Filteranlagen) zu sehen. Daher kann mit einer langfristigen Stabilität dieser niedrigen SO2-Werte gerechnet werden. Auch der Faktor Hausbrand wird durch Modernisierung langfristig am SO2-Ausstoß einen immer geringer werdenden Anteil haben. Wenn darüber hinaus durch regelmäßige Wartung und Inspektion der Dachkonstruktion eine stärkere Feuchtebelastung der Hölzer vermieden wird, sind zwei wesentliche Voraussetzungen für das Eintreten der chemischen Korrosion an diesem Objekt stark minimiert. Langfristig ist daher nicht mehr mit dem Auftreten dieses Schadensbildes zu rechnen. Im Verhältnis zur chemischen Korrosion waren die Schädigungen durch holzzerstörende Pilze und Insekten gravierender zu bewerten und haben zu weitergehenden Eingriffen in die Konstruktion geführt, als dies infolge der chemischen Korrosion notwendig gewesen wäre.
Fördersumme
95.632,03 €
Förderzeitraum
04.10.1999 - 24.07.2002
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung