Förderschwerpunkt Umweltkommunikation für Kinder und Jugendliche in den Massenmedien: Zeitungsprojekt Grenzüberschreitungen – Jugendliche Bauen Brücken zwischen Ost und West im Umweltschutz
Projektdurchführung
IZOP Institut zur Objektivierung von Lern-
und Prüfungsverfahren GmbH
Heidchenberg 11
52076 Aachen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
10 Jahre nach dem Fall der Mauer hinkt die innere Einheit zwischen den Menschen in den alten und den neuen Bundesländern der äußeren, staatlich-politischen Einheit Deutschlands noch deutlich hinterher. Vor diesem Hintergrund sollen die positiven Effekte, die Jugend und Umwelt - Partnerschulen im Dialog (1.10.1997 - 30.9.2000) bei der gegenseitigen Annäherung und Verständigung von Schülern aus den alten und den neuen Bundesländern erzielt hat, durch Begegnungswochen im Internationalen Be-gegnungszentrum St. Marienthal noch verstärkt werden. Gleichzeitig sollen die grenzüberschreitende Umweltbildung und der interkulturelle Dialog zwischen Jugendlichen aus Deutschland, Polen und Tschechien gefördert und für das avisierte umweltpädagogische Projekt Jugend und Umwelt - grenzüberschreitende Kooperationen (1.10.2000 - 30.9.2003) erprobt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenWährend der insgesamt zehn Begegnungswochen in St. Marienthal (23. Jan. - 14. Apr. 2000) führen die jeweiligen Schülergruppen mit ihren Partnern Projekte, Workshops und Exkursionen zu Themen aus dem Bereich Umwelt/Umweltschutz im schwarzen Dreieck, zum deutsch-deutschen Einigungsprozess, zum Schul- und Bildungssystem und zu Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur Polens und Tschechiens durch. Die deutsch-deutschen, deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Schülergruppen be- und erarbeiten die teils vorgegebenen, teils selbst gewählten Themen gemeinsam und lernen so sich und ihre Nachbarn besser kennen und verstehen. Die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Arbeit und ihrer Gespräche halten sie in Erfahrungsberichten fest, die für das Gelingen der grenzüberschreitenden Umweltbildung und -recherchen im Rahmen von Jugend und Umwelt - grenzüberschreitende Kooperationen zwischen deutschen und polnischen und deutschen und tschechischen Schülern fruchtbar gemacht werden sollen. Einige Schülergruppen führen unter Begleitung einer Redakteurin der F.A.Z. Umweltrecherchen im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet durch, deren Ergebnisse auf einer Sonder-seite in der F.A.Z. veröffentlicht werden sollen.
Ergebnisse und Diskussion
Entsprechend der Zielsetzung des Projekts stand in der einen Hälfte der Begegnungswochen der innerdeutsche Dialog im Vordergrund, in der anderen Hälfte der europäische, interkulturelle Dialog zwischen deutschen, polnischen und tschechischen Jugendlichen. Thematische Klammer und inhaltlicher Schwerpunkt aller Begegnungswochen bildeten Umweltthemen im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet.
(1) Als ein Ergebnis der innerdeutschen Begegnungswochen hat sich - unabhängig davon, ob sich die Schüler bereits aus der Partnerschaft im Rahmen des Projekts Jugend und Umwelt - Partnerschulen im Dialog kannten oder sich zum ersten Mal begegnet sind, folgende Tendenz herauskristallisiert: die Art und Weise, wie die jungen Leute aus den alten und aus den neuen Bundesländern miteinander umgingen und kommunizierten, deutet auf eine Normalisierung hin: Ob sie miteinander ins Gespräch kommen, aufeinander zugehen, sich sympathisch finden oder nicht, sehen die Schüler völlig losgelöst von ihrer Herkunft aus der alten Bundesrepublik bzw. der ehemaligen DDR. Das Klischee des Gegensatzes zwischen Ossis und Wessis ist in diesen Wochen eindrucksvoll widerlegt worden. Wo es zu kontroversen Standpunkten kam, verlief die Frontlinie vielmehr quer zu diesem - vermeintlichen - Gegensatz.
(2) Ähnlich normal, d.h. nicht anders als zwischen deutschen Jugendlichen, verlief die Begegnung zwischen den deutschen und polnischen bzw. den deutschen und tschechischen Schülern. Begünstigt wurde diese gegenseitige Annäherung durch altersbedingte gemeinsame Interessen, die z.T. sehr guten Deutschkenntnisse der polnischen und tschechischen Jugendlichen und durch die Unterbringung im IBZ, die aufgrund des homogenen äußeren Erscheinungsbildes der Jugendlichen (Kleidung ...) soziale Unter-schiede nicht hervortreten ließ. Die getrennte Unterbringung der jeweiligen Gruppen im IBZ hat jedoch das persönliche Kennenlernen nicht so sehr gefördert, weil sie die verständliche Neigung verstärkte, sich mehr der eigenen statt der fremden Gruppe zuzuwenden. Mit Vorurteilen gingen die Jugendlichen selbstkritisch um, bot ihnen doch die persönliche Begegnung ausreichend Gelegenheit, sie selber zu überprüfen.
(3) Darüber hinaus konnten sich alle Projektteilnehmer während ihrer Begegnungswoche im Rahmen von Workshops und Exkursionen ein eigenes umfassendes Bild und Urteil von Land und Leuten des Nachbarlandes machen. Vor allem die Besuche polnischer und tschechischer Schulen gab ihnen authentische Einblicke in das polnische bzw. tschechische Bildungssystem und den Schulalltag ihrer Altersgenossen. Aufmerksam haben die Schüler in ihren Erfahrungsberichten die Unterschiede wie die Gemeinsamkeiten notiert, die ihnen während ihrer Exkursionen und der persönlichen Begegnung mit den Altersgenossen aus dem Nachbarland aufgefallen sind - die deutschen Schüler prononcierter als die polnischen und tschechischen.
(4) Die Besichtigung und Erarbeitung konkreter Umweltprobleme und -projekte im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet hat den Schülern die historisch bedingten Besonderheiten dieser Region sowie den Sinn und die Notwendigkeit grenzüberschreitender Umweltschutzmaßnahmen vor Augen geführt. Mit der Energieökologischen Modellstadt Ostritz-St.Marienthal als einem Vorbild nicht nur für diese Region haben sich alle Schülergruppen intensiv auseinandergesetzt. Auch jenseits der Grenze, in Polen und Tschechien, haben sich die Schüler an ausgewählten Beispielen über die Umweltsituation vor Ort kundig machen können.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Mit den journalistischen Recherchen zweier deutscher und zweier polnischer Klassen über Umweltthemen und -projekte in Deutschland (Energieökologische Modellstadt), Polen (Braunkohlekraftwerk Turow) und Tschechien (Baumschule im Isergebirge), deren Resultate in der F.A.Z. vom 31. Mai und 9. Okt. 2000 auf jeweils einer Seite veröffentlicht worden sind, hat dieses umweltpädagogische Projekt bundesweite Publizität erlangt. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die Veröffentlichung von Reise- und Erfahrungsberichten der beteiligten Schülergruppen in diversen regionalen Tageszeitungen.
Fazit
Eine durch die Erfahrungsberichte der beteiligten Schüler bestätigte Erkenntnis der zehn Begegnungswochen im IBZ besteht darin, dass die Beziehungen zwischen diesen jungen Menschen aus den alten und den neuen Bundesländern keinesfalls dem Ossi-Wessi-Klischee entsprechen. In ähnlicher Weise war auch die Atmosphäre der Begegnungen zwischen deutschen, polnischen und tschechischen Jugendlichen unproblematisch, offen-neugierig und freundlich. In dieser Hinsicht wie im Hinblick auf die grenzüberschreitenden journalistischen Umweltrecherchen waren die Begegnungswochen im IBZ zugleich ein erfolgreicher und vielversprechender Testlauf für das avisierte europäische Projekt Jugend und Umwelt - grenzüberschreitende Kooperationen.
Fördersumme
102.258,38 €
Förderzeitraum
03.01.2000 - 16.01.2001
Bundesland
Sachsen
Schlagwörter