Projekt 17015/01

Erarbeitung eines einzugsgebietsbezogenen Struktur- und Maßnahmenkonzeptes für die Revitalisierung des Seenverbundes der Cybina

Projektdurchführung

KLS Konzepte, Lösungen, Sanierungen Planungsbüro für Gewässerschutz
Neue Große Bergstr. 20
22767 Hamburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Als Bestandteil des Seenverbundes der Cybina liegt der Swarzedz-See in einer landes-, kommunal- und raumplanungsrelevanten Region Polens. Die Revitalisierung des stark belasteten Oberflächen-Gewässers ist für den Ort Swarzedz hinsichtlich der Erholungsnutzung von großer Bedeutung. Dies kann mit nachhaltigem Erfolg nur durch eine Verbesserung der Qualität der Still- und Fließgewässer des gesamten Seenverbundes im Einzugsgebiet der Cybina erreicht bzw. gesichert werden. Im Wasserschutzprogramm für den Fluss Cybina wurden erste Vorstellungen und Investitionsplanungen zur Verbesserung der Wasserqualität im Einzugsgebiet zusammengefasst. Die wesentlichen Projektbestandteile beinhalteten die Aufnahme der aktuellen Situation vor Ort, die Erstellung eines integrativen Gesamtsanierungskonzeptes für das Einzugsgebiet der Cybina, das Aufzeigen von Finanzierungswegen und die Erarbeitung von Vorschlägen für die Schaffung von administrativen Strukturen vor Ort für die koordinierte Umsetzung der Maßnahmen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Beginn der Projektarbeit standen die Sichtung der vorhandenen Unterlagen, das Aufdecken von Kenntnislücken und die Einrichtung zweier Arbeitskreise (wissenschaftlicher und administrativer AK). Nach weiterer Datenerhebung zur Gewässer- und Abwassersituation sowie zur landwirtschaftlichen und fischereiwirtschaftlichen Lage im Einzugsgebiet, folgten die Auswertungen der Daten, die Darstellung und Bewertung des Istzustandes sowie die Erarbeitung der Zielvorgaben. Parallel erfolgte die Erarbeitung or-ganisatorischer Strukturen. Die abschließende Aufstellung und Bewertung des detaillierten Maßnahmenkataloges für die Sanierung des Einzugsgebietes der Cybina sowie für die Revitalisierung des Swarzedz-Sees und das Aufzeigen der Finanzierungswege orientierte sich an den gegebenen Verhältnissen in Polen. Auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie wurde dabei hingewiesen. Sämtliche Projektphasen wurden durch Sitzungen und Abstimmungsgespräche der Arbeitskreise begleitet. Dem Planungsbüro KLS oblag die Projektleitung. Durch die Stadt Swarzedz wurden Kontakte zu den im Einzugsgebiet lie-genden Kommunen und deren Vertretern hergestellt. Das Arbeitsfeld der BTU und der Universität in Poznan umfasste wissenschaftliche und ingenieurtechnische Leistungen hinsichtlich der Darstellung der Belastungssituation der Gewässer.


Ergebnisse und Diskussion

Die Bildung der beiden Arbeitskreise erfolgte gleich zu Beginn des Projektes. Der Arbeitskreis 1 war mit der wissenschaftlichen Betreuung und der Koordination des Projektes betraut, der Arbeitskreis 2 vertrat die Interessen der fünf Gemeinden im Einzugsgebiet. In den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreissitzungen wurden Informationen zwischen dem AK 1 und AK 2 ausgetauscht, zu den Sitzungen waren au-ßerdem Fachleute aus den Bereichen Abwasserwirtschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Melioration und Umweltschutz sowie die jeweiligen Bürgermeister oder Gemeindedirektoren und Mitglieder des polnisch-ökologischen Clubs eingeladen. Aus dem AK 2 sollte ein sich selbstverwaltender Gewässerverband hervorgehen. Ein Gemeindevertrag zum Schutz der Cybina-Gewässer sollte das Regelwerk zur Umsetzung der angedachten Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen darstellen. Bisher konnten sich die fünf Gemeinden jedoch nicht auf einen gemeinsamen Vertrag einigen. Die Klassifizierung der Fließgewässer anhand der Phosphorkonzentrationen (LAWA) ergab Güteklassen zwischen II - IV. Stark mit Nährstoffen belastet sind der Mielcuchgraben in Swarzedz und der Kostrzyngraben in Kostrzyn. Über das Einzugsgebiet werden in den Swarzedz-See ca. 3,2 t TP/a eingetragen. Die hohe Nährstoffbelastung führt im See zu einem sehr hohen Trophieniveau von polytroph 1. Der potentiell natürliche Zustand des Sees liegt bei eutroph 1. Daraus ergibt sich eine maximal zulässige externe Phosphorbelastung von 1,7 t P/a. Die Phosphoreinträge in den Swarzedz-See müssen demnach auf ca. die Hälfte (um 53%) reduziert werden. Ein Drittel der Phosphorfracht (ca. 1,3 t) kann als geogene Grundbelastung betrachtet werden. Zwei Drittel sind größtenteils auf die unzureichende Abwasserreinigung und -einleitung, die Fischzucht sowie z.T. auch auf den Phosphoreintrag von den Ackerflächen im Einzugsgebiet zurückzuführen. Landwirtschaftliche Einträge erfolgen über Erosion. Nährstoffeinträge durch die Fischzucht liegen in der Überdosierung der Zufütterungsmengen begründet. Die Abwässer der Gemeinden werden zum Großteil direkt in die Gewässer eingeleitet. Von 41 Städten und Dörfern im Einzugsgebiet besitzen nur 6 eine Kläranlage. Ein Teil der Abwässer der einzelnen Orte wird mittels Tankwagen abgefahren, diese erreichen aber oft nicht die Kläranlagen, sondern nahe liegende Felder oder auch direkt die Cybina und deren Zuflüsse. Bei den geplanten Sanierungsmaßnahmen stehen die punktuellen Quellen auf Grund ihrer Lokalisierung und der technologischen Möglichkeiten, diese zu reduzieren, im Vordergrund. In fast allen Gemeinden liegen konkrete Pläne zur Modernisierung, Ausbau oder Neubau von Kläranlagen, Kanalisation und Regenrückhaltebecken vor. Als weitere Maßnahmen zur Verringerung der Nährstoffeinträge sind die Errich-tung von Gewässerrandstreifen und Schaffung oder Erweiterung von Retentionsflächen angedacht. Der Bau eines Schulungszentrums für nachhaltige Landwirtschaft im Einzugsgebiet ist ebenfalls in Planung. Die Ausweisung des Cybina-Tales als Landschaftsschutzgebiet ist derzeit in der Diskussion. Der Woiwode von Poznan hat dem Antrag bereits zugestimmt, es fehlt aber noch die Einwilligung der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden. Als eine Restaurierungsmaßnahme des Swarzedz-See wird eine Entschlammung vorgeschlagen. Für eine genauere Einschätzung, ob und wie viel Sediment entnommen werden muss, werden demnächst Laborversuche zur Phosphorfreisetzung aus dem See-Sediment von der Universität in Poznan durchgeführt. Für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen fallen Kosten von insgesamt ca. 37 Millionen Euro an. Im Rahmen des Projektes wurde für die finanzielle Unterstützung auf folgende nationale und europäische Fonds und Förderprogramme hingewiesen: Nationalfond und Woi-wodschaftsfond für Umweltschutz und Wasserwirtschaft, Ecofond, ISPA, SAPARD, Interreg III B und LI-FE. Die Fördermittel müssen durch den Gemeindeverband beantragt werden. Ein formloser Antrag wurde bereits beim Woiwodschaftsfond eingereicht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das DBU-Projekt zur Revitalisierung der Cybina wurde in den fünf Gemeinden im Einzugsgebiet (Swarzedz, Pobiedziska, Kostrzyn, Lubowo, Poznan) jeweils dem Gemeinderat dargestellt. Durch Presse, Fernsehen und den polnischen Club wurde die Öffentlichkeit darüber informiert. Auf Fachtagungen in Polen, Schweden, Frankreich und Deutschland wurde das Projekt vorgestellt.


Fazit

Zur Revitalisierung der Cybina und ihrer Seen ist eine integrative und einzugsgebietsbezogene Betrachtung und Vorangehensweise, wie sie in diesem Projekt verfolgt wurde, notwendig. Für die Realisierung der Maßnahmen und die Antragstellung bei nationalen und europäischen Fonds ist die Zusammenarbeit der betroffenen Gemeinden im Einzugsgebiet und die Gründung eines Verbandes zu diesem Zweck erforderlich. Da sich jedoch die fünf Gemeinden aufgrund unterschiedlicher Interessen bisher nicht auf einen gemeinsamen Vertrag zum Schutz der Cybina geeinigt und damit noch keinen Verband gegründet haben, konnten keine Fördermittel beantragt werden. Das Umweltbewusstsein vor Ort ist noch nicht sehr ausgeprägt. Wirtschaftliche Interessen wie z.B. der Erwerb von günstigem Bauland stehen vor nachhaltiger Bewirtschaftung. In diesem Bereich müsste vor Ort mehr Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Übersicht

Fördersumme

102.068,69 €

Förderzeitraum

07.03.2000 - 06.09.2001

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Klimaschutz
Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik