Erarbeitung von Sanierungsstandards und Umsetzung am Gebäude des Energieberatungszentrums Stuttgart
Projektdurchführung
Energieberatungszentrum Stuttgart e. V.
Gutenbergstr. 76
70176 Stuttgart
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Im Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz spielt die energetische Sanierung des Gebäudebestandes eine herausragende Rolle. Antriebsmotor für den Sanierungsgedanken sind im Regelfall anstehende Bauunterhaltungsmaßnahmen und steigende Energiepreise - weniger Umweltschutzgesichtspunkte. Aus Kos-tengesichtspunkten ist die Qualität der Sanierungsarbeiten oft unzureichend. Teilweise erfüllen Ausführungen nicht einmal die Anforderungen geltender Verordnungen. Da gerade Sanierungsmaßnahmen langfristige Investitionen darstellen und fehlerhafte Ausführungen langfristig nicht die notwendige Ener-gieeinsparung und damit Umweltentlastung bringen, sah sich das Energieberatungszentrum veranlasst, Bauschaffende und Fachplaner für einen hochwertigen und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten um-setzbaren Qualitätsstandard zu sensibilisieren.
Ziel des Projektes war es, diese Sanierungsstandards im Laufe einer Mustersanierung eines Gebäudes unter den Augen der Öffentlichkeit mit Architekten, Planern, Fachberatern der Handwerkerinnungen, Handwerkern und der Wissenschaft zu entwickeln.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Trägerverein des EBZ führte das Musterbauvorhaben am eigenen Gebäude Gutenbergstr. 76 durch.
Das Vorhaben wurde in einem öffentlichen Diskurs im Sanierungsobjekt mit den Bauschaffenden und Fachplanern abgestimmt (Gläserne Sanierung). Die wissenschaftliche Begleitung führte die For-schungs- und Entwicklungsgemeinschaft für Bauphysik e.V. (FEB) an der Fachhochschule für Technik, Stuttgart durch.
Inhalt der Untersuchung war es:
- auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme ein Sanierungskonzept zu erstellen
- die Sanierungsausführung zu begleiten und die baulichen und anlagentechnischen Maßnahmen insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Sanierungsstandards zu bewerten
- die Wirksamkeit der ausgeführten Maßnahmen messtechnisch zu überprüfen
- sämtliche Aktivitäten und Ergebnisse mit den Projektbeteiligten in Fachdiskussionen zu reflektieren
- die Entwicklung der aktuellen Sanierungsstandards darzustellen
- Instrumente für die Kommunikation und Verbreitung der Ergebnisse zu entwickeln
Die Entwicklung zum Stuttgarter Sanierungsstandard wird im Abschlussbericht am Beispiel des Stuckateurhandwerks detailliert erläutert.
Ergebnisse und Diskussion
Sanierungskonzept und Sanierungsverfahren wurden von der Vorgabe geprägt, dass die Maßnahmen nach einer entsprechenden Bewertung für eine standardisierte Umsetzung empfohlen werden können.
Im Rahmen der Modernisierung wurden gewerkeweise Standards entwickelt und gewerkeübergreifend zusammengeführt: Der Stuttgarter Sanierungsstandard. Im Rahmen dieses Qualitätssicherungssystems wurden folgende Punkte behandelt:
- Gewerkespezifische Qualitätsmerkmale für die Altbausanierung
- Einleitung von Absprachen zwischen den Gewerken zur Definition der Schnittstellen
- Definition des Leistungsumfangs der einzelnen Gewerke
- Zertifizierung als Durchsetzungsinstrument für Qualitätssicherung
- Sicherung durch Ausführungskontrollen und Abnahme
- Nutzen
Die Entwicklung dieses Instruments hat das Projektteam im Zeitaufwand und in der Komplexität unterschätzt. Daher hat sich das EBZ zunächst auf ein Gewerk konzentriert. Zum Zeitpunkt der Berichterstellung wurde mit der Zertifizierung der Stuckateure begonnen. Die Resonanz bei unseren Weiterbildungsveranstaltungen für das Handwerk ist positiv. Die Ergebnisse werden auf die Gewerke Dach und Fenster übertragen. Wenn alle Instrumente entwickelt sind, kann ab Frühjahr 2003 verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden. Derzeit wird auch ein Logo für den Stuttgarter Sanierungsstandard entwickelt, das urheberrechtlich geschützt wird.
Das gleiche gilt für die Reservierung einer Homepage mit der Adresse www.stuttgarter-sanierungsstandard.de.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Zwar war der Betrieb des EBZ durch Umbaumaßnahmen in den ersten 3 Jahren eingeschränkt, doch konnte mit der Gläsernen Sanierung der Sanierungsgedanke ideal kommuniziert werden. Die Baustelle war ständiger Treffpunkt für den Informationsaustausch zur Altbausanierung.
Darüber hinaus:
- Veröffentlichungen in regionalen Zeitungen der Region Stuttgart, Rundschreiben der Stadt, Städtisches Mitteilungsblatt, Mitteilungsblatt des Energieversorgers, Mitteilungsblatt der Mitglieder z.B. Haus- und Grundbesitzerverein
- Teilnahme an Messen und Klimaschutzkongress in München 2002 zur Vorstellung des Projekts
- Das EBZ wird regelmäßig angefragt, Vorträge zu halten. Ein Schwerpunkt ist die energetische Modernisierung von Wohngebäuden
- Eigene Broschüre Sanieren und Bauen
- Eigene Ausstellung und Ausstellungskatalog Das ABC des EBZ
- Über den Schlussbericht hinaus ist das Modellvorhaben mit über 1000 Fotos, einem VHS-Video, dem Internetauftritt der Gläsernen Sanierung (www.ebz-stuttgart.de), einer cd-rom, einem Dokumentenordner sowie der Publikation des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern, Energiesparendes Bauen im Altbau, 2002 dokumentiert.
Fazit
Mit dem Musterbauvorhaben wurden erstmals gewerkeweise Standards zur Qualitätssicherung in der Altbausanierung entwickelt. Der Stuttgarter Standard ist für das Gewerk der Stuckateure fertig entwickelt, so dass die erweiterte Dienstleistung zur Qualitätssicherung ab 2003 angeboten werden kann. Für die Gewerke Glaser und Dachdecker sind die Standards nach dem Vorbild der Stuckateure nahezu fertig entwickelt. Ob der Standard für die Heizungstechnik und die Elektroinstallation entwickelt werden kann, ist zur Zeit fraglich.
Für die Vermarktung wird es entscheidend sein, ob es gelingt einen Sponsor zu finden, der das Budget für die notwendige Werbung bereitstellt.
Fördersumme
62.167,98 €
Förderzeitraum
19.05.2000 - 31.12.2002
Bundesland
Hessen
Schlagwörter
Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik