Umbau des Gästehauses Vogelbauer für Zwecke der Umweltbildung
Projektdurchführung
Ev. Jugendheim Hirschluchder Ev. Kirche Berlin-Brandenburg
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15859 Storkow
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ein kleines, etwas abseits gelegenes, ca. 70 Jahre altes Gästehaus (Vogelbauer) wurde von Grund auf renoviert (einschl. Bau eines Lehmofens); dabei wurde auf eine umweltfreundliche Bauweise geachtet (z.B. Wärmedämmung, überwiegend Wiederverwendung gebrauchter Baumaterialien, Anstriche mit Naturfarben und lösemittelfreien Lasuren). Das Haus ist im Rahmen der Jugendbildungsstätte vor allem für Seminare im naturkundlich-ökologischen Themenbereich, für Veranstaltungen im Bereich outdoor- und Erlebnispädagogik und zur Einübung eines einfachen Lebensstils vorgesehen. Die Renovierungsarbeiten wurden überwiegend durch Jugendliche bzw. unter Einbeziehung von Jugendgruppen durchgeführt. Der Lehmofen wird mit Schwach-/Abfallholz aus der Bewirtschaftung des heimeigenen Waldes (nachwachsende Rohstoffe) beheizt und bedeutet gegenüber den vorherigen Kohleöfen eine deutliche CO2-Reduzierung.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenJuni 1999: Abriß der alten Schornsteine, Entfernen der Dacheindeckung, Arbeiten an Fundamenten und Holzkonstruktion (einschl. Dachstuhl) durch Mitglieder des evangelischen Landesjugendkonventes Brandenburg und der Deutschen Waldjugend (DWJ).
Juli 1999: Aufmauern eines neuen Schornsteins durch Mitarbeiter des Trainings- u. Schulungszentrums Fürstenwalde
Anfang August 1999: Dacheindeckung, Wärmedämmung (Dach und Wände), Wandverkleidungen durch ehem. Mitglieder d. Landesjugenkonventes bzw. der Schülertagungen u. einer Gruppe der DWJ.
Ende August 1999: Bau des Lehmofens durch ein deutsch-canadisches Workcamp, das sich im thematischen Teil mit Fragen von Klimawandel und Klimaschutz beschäftigt (Folgeveranstaltung des OIKOS-Projektes, bei dem sich deutsch, us-amerikanische, canadische und philippinische Jugendliche an der Klimaschutzkampagne der Kirchen in Canada beteiligt haben)
Anfang September 1999: Einbau von Isolierglasfenstern (ersetzen die bisherige Einfachverglasung)
Oktober/November 1999: Vervollständigung der Außenverkleidung, das Haus wird winterfest gemacht.
Januar-April 2000: Innenausbau (Fußboden, Wände, Zimmertüren, Fliesen in der Küche, Elektroinstall.)
Mai 2000: erneuerte Außentreppe wird angebracht, Obergeschoß ist nutzbar
Juni 2000: Küchenmöbel werden eingebaut, Möblierung der anderen Räume mit dem vorhand. Mobiliar
Juli/August 2000: die ersten Jugendgruppen nutzen die Räumlichkeiten, gleichzeitig und zwischen den
Belegungen werden noch restliche Arbeiten (Anstriche, Holzschutzlasuren etc.) vervollständigt.
Ergebnisse und Diskussion
Sowohl der Einbau eines Lehmofens für Holzfeuerung (ersetzte die alten, defekten Kohleöfen) als auch eine entsprechende Wärmedämmung von Fußboden, Wänden und Dach war unter den beteiligten und mitarbeitenden Jugendlichen unumstritten. Lediglich die für die Wärmedämmung zu verwendenden Ma-terialien führten anfangs zu einer Diskussion (im Gespräch waren, Schilfmatten, Hanffasern, Altpapier); die Entscheidung zugunsten der Verwendung von Homatherm (Altpapier) fiel letztlich aufgrund der für Laien einfacheren Verarbeitung.
Erhebliche Diskussionen hingegen gab es in Bezug auf die Wiederverwendung von gebrauchten Baumaterialien, insbesondere bei Fußbodendielen und Wandverkleidungen. Hier wurden sowohl ästethische Argumente (mit neuen Dielen, Paneelen, Brettern usw. ist ein gleichmäßiges schönes Ergebnis zu erzielen) angeführt als auch die Tatsache, daß genormte Baustoffe leichter zu verarbeiten sind und die Arbeiten somit schneller vorankämen. Weniger umstritten war hingegen die Verwendung von gebrauchten Biberschwänzen zur Dacheindeckung. Ein sehr schönes Ergebnis konnte erzielt werden, in dem Fliesenarbeiten in der Küche mit Restfliesen und Fliesenbruch in der Form von Fußboden- und Wandmosa-iken ausgeführt wurden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Während der ganzen Bauphase gab es immer wieder Veröffentlichungen in der Lokalpresse. Die wichtigste Öffentlichkeitsarbeit geschieht jedoch durch die Gruppen, die in Hirschluch sind, das Haus entweder selbst nutzen oder aber besichtigen. Das Interesse ist dabei recht groß, vor allem bei Jugendlichen, aber auch MitarbeiterInnen/GruppenleiterInnen und zum Teil Familien.
Zum Ende soll jetzt noch eine Tafel am Haus angebracht werden, mit der an die Gruppen und Institutionen erinnert wird, die diese grundlegende Erneuerung des Vogelbauer durch ihre praktische Mitarbeit oder durch Finanzbeiträge ermöglicht haben.
Fazit
Ein solches Projekt mit ständig wechselnden Gruppen von jungen Leuten durchzuführen ist ein aufwendiges und anstrengendes Unternehmen: jede Gruppe hat ihre eigenen Interessen, sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen, weiß relativ wenig von dem, was die Vorgängergruppen sich dabei gedacht haben, diskutieren die gleichen Fragen immer wieder neu. Manche überschätzen sich in ihren Fähigkeiten, selten werden die Aufgaben, die sich eine Gruppe vorgenommen hat, in der geplanten Zeit auch tatsächlich geschafft, Verzögerungen, die sich auf alle nachfolgenden Arbeiten auswirken, sind an der Tagesordnung. So hat sich die geplante Zeit bis zur Fertigstellung ungefähr verdoppelt.
Bei all diesen Schwierigkeiten und Hindernissen wurden die Ziele jedoch im wesentlichen erreicht: im Laufe der ca. 15 Monate haben mehr als 80 Jugendliche an dem Projekt mitgewirkt, sich immer wieder mit den Fragen des ökologischen und ressourcenschonenden Bauens auseinandergesetzt, haben sich mit dem Haus identifiziert und ein Ergebnis geschaffen, das nun auch weit über den Projektzeitraum hin-aus Zeuge dafür ist, wie durch ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative ein solches historisches Bauwerk erhalten und den heutigen Anforderungen angepaßt werden kann, ohne die Umwelt dabei über die Maßen zu belasten.
Fördersumme
6.902,44 €
Förderzeitraum
10.06.1999 - 16.11.2000
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter