Projekt 16559/01

Aufbau eines ökologischen Lehr- und Lernstandortes zur praxisorientierten Umweltbildung für Schüler und Schülerinnen in Leinefelde (Thüringen)

Projektdurchführung

Stadt Leinefelde-WorbisBürgermeister
Bahnhofstr. 43
37327 Leinefelde

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Umgestaltung Renaturierung des Geländes eines ehemaligen Klärwerkes, Revitalisierung des angrenzenden Baches Leine und langfristig; Aufbau eines Lehr-/Lernortes zur praxisorientierten Umweltbildung mittels aktiver Partizipation von Kindern verschiedener Altersstufen.
Ziel des Projektes ist es zunächst, den derzeitigen ökologischen Zustand der Leine und angrenzender Uferregionen zu erfassen, gemeinsam mit SchülerInnen Umgestaltungsmöglichkeiten zu planen und diese partiell umzusetzen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach ersten Koordinierungsgesprächen mit den Schulen und außerschulischen Partnern wird die verantwortliche Übernahme einzelner Teilprojekte mit den Kooperationspartnern abgestimmt. Die Bestandsaufnahme der abiotischen und biotischen Gegebenheiten am Projektort wird durch Fachexperten begleitet, aber von SchülerInnen mitgeplant und durchgeführt. Im Anschluss an die Auswertung der Bestandsaufnahmeergebnisse erfolgt die Erarbeitung notwendiger und realisierbarer Umgestaltungsmaßnahmen, die auch realisiert werden sollen. Um die Intentionen und Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zugängig zu machen, muss ein projektbegleitende Dokumentation erfolgen, die durch die SchülerInnen sichergestellt werden wird. Wenngleich bei dieser kurzen Projektlaufzeit kein ökologischer Langzeiteffekt erkennbar wird, muss eine Evaluation und Kontrolle der Projektinhalte und des Projektverlaufes sichergestellt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des als Vorstudie konzipierten Projektes wurden unter Beteiligung 12-18jähriger SchülerInnen gemeinsam mit der UAN folgende Tätigkeiten durchgeführt:
· ökologische Bestandsaufnahme (Flora, Fauna, Wasserqualität, Geländeform, Gewässerprofil, Wassereinzugsgebiet),
· Erhebung chemischer und physikalischer Gewässerparameter,
· Anlegen von Herbarien,
· Anfertigung von Studienarbeiten durch Gymnasiasten zum Thema Fließgewässer im Rahmen des Curriculums in der Oberstufe,
· Herstellen von hölzernen und computergestützten Modellen des Projektareals,
· Herrichten von Totholzbereichen,
· Planung und anschließende Durchführung der Renaturierung eines Abschnitts der Leine,
· Auswahl der umzusetzenden Renaturierungsmaßnahmen,
· Rückbau der Uferbefestigung,
· Dokumentation,
· Öffentlichkeitsarbeit.
Nach Einschätzung der beteiligten Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und den eingebundenen Fachexperten führten sinnliche, unmittelbare Naturerfahrungen mit Erlebnischarakter zu einer hohen emotionalen Bindung an die Projektarbeit und die eigenständig, selbstverantwortlich ausgeführten Tätigkeiten zu einem erhöhten Selbstwertgefühl bei den SchülerInnen. Teamarbeit stärkte das Gefühl für die soziale Verantwortung und ein verantwortungsvolles, vorausschauendes Denken und Handeln wurde gefördert. Darüber hinaus wurde der Lernerfolg durch fächerübergreifende Vor- und Nachbereitung im Unterricht (Wasserkreislauf, Selbstreinigungskraft von Gewässern, Gewässer als Lebensraum, Hochwasserproblematik, Wasseranalytik, die Leine von der Quelle zur Mündung, Natur- und Zivilisationsentwicklung, Wasser im Kontext von Religion und Meditation) verstärkt. Die inhaltliche Berücksichti-gung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten förderte die Fähigkeit vernetzt zu denken und so die Auswirkung von Eingriffen mehrdimensional einzuschätzen. Insgesamt wurde von Lehrkräften und SchülerInnen besonders die konkrete, problem- und praxisorientierte Aufgabenstellung, der interdisziplinäre Ansatz und die Zusammenarbeit mit Fachexperten und Behörden als positiv herausgestellt.
Die Vorstudie hat allerdings auch gezeigt, dass das Projektareal des ehemaligen Klärwerksgeländes in Leinefelde nach endgültigem Wissensstand als ungeeignet zum Aufbau eines dauerhaften Lehr- und Lernstandortes anzusehen ist. Im Verlauf der Vorstudie sind Probleme zu Tage getreten, die zu Beginn der Studie unbekannt waren oder sich erst im Verlauf der Studie entwickelt haben. So wurden bei der Auseinandersetzung mit dem Areal des Lernstandortes und der Auswertung der recherchierten und/oder selbständig erforschten Ergebnisse eine hohe Belastung des Geländes mit toxischen Stoffen festgestellt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Projektarbeit und im begleitenden Unterricht bewertet und intensiv diskutiert. Anhand dieses konkreten Beispieles wurde bei den SchülerInnen ein deutlicher Erkenntnisprozess in Gang gesetzt, der zu einer intensiven kognitiven und emotionalen Auseinandersetzung mit Fragen nach der regionalen und überregionalen Umweltbelastung und einem verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt führte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Berichterstattung in den regionalen Medien, Dokumentation und Präsentation in den Schulen sowie der UAN.


Fazit

Am Beispiel von ökologischen Bestandsaufnahmen und Renaturierungsmaßnahmen an der Leine konnte deutlich gezeigt werden, dass der Ansatz eines praxisorientierten und partizipativen Lernens Rahmenbedingungen schafft, die sich auf die Lernprozesse der beteiligten Schüler und Schülerinnen positiv auswirkt. Die SchülerInnen und Lehrkräfte waren dem Projekt gegenüber außerordentlich aufgeschlossen. Vor allem durch die aktive Mitarbeit in allen Projektphasen (Vorbereitung und Planung, Umsetzung, Bewertung) war eine hohe Motivation der SchülerInnen zu verzeichnen. Dies zeigte sich beispielsweise deutlich in der eigenständigen Auswahl der Themen, wo sich die SchülerInnen je nach Interessenlage für die Arbeit in einzelnen Gruppen entscheiden konnten, und der lebhaften Diskussion im Laufe der Renaturierungsarbeiten. Körperliche Anstrengung wie bei der Entfernung von Unrat aus dem Leinekanal oder dem Anlegen von Faschinen sowie die Wetterverhältnisse taten dem Engagement der SchülerInnen keinen Abbruch. Herbarien wurden mit Akribie und Leidenschaft angelegt und die Fauna mit großer Begeisterung bestimmt. Die SchülerInnen reflektierten zusammen mit den Lehrkräften ihre Tätigkeiten, was sich auch in ihrer kritischen Bewertung des Geländezustandes niederschlug.
Es wurde im Laufe der Vorstudie sehr deutlich, dass der dauerhaften Etablierung eines außerschulischen Lernstandortes im Eichsfeld mit großer Unterstützung entgegen gesehen wird, da so schulische Lernformen auf Dauer erweitert werden können.

Übersicht

Fördersumme

101.596,25 €

Förderzeitraum

28.04.2000 - 30.04.2002

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation