Projekt 16334/01

WestÖstliches Tor – Durchführung eines künstlerischen Wettbewerbs zur Vermittlung von Informationen im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes

Projektdurchführung

Bund Naturschutz in Bayern e. V. Referat für Arten- und Biotopschutz Landesfachgeschäftsstelle
Bauernfeindstr. 23
90471 Nürnberg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt Das WestÖstliche Tor Ein Projekt für Deutschland soll neue, zusätzliche Wege gehen, die entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entstandene, national bedeutsame Biotopkette des Grünen Bandes zu erhalten. Ziel des Projektes ist es, mit der Realisierung eines aufsehen-erregenden modellhaften Tores die breite Gesamtkampagne zur Sensibilisierung und Aufklärung der regionalen, überregionalen und nationalen Öffentlichkeit, Medienöffentlichkeit und auch Fachwelt über großräumige Biotopverbundsysteme am Beispiel der Biotopflächen des Grünen Bandes einerseits und einem historischen Themenkomplex der jüngsten deutschen als auch europäischen Geschichte andererseits intensiv zu unterstützen


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs wird einen Künstlerwettbewerb mit ausgewählten, namhaften Bildhauern, LandArt-Künstlern und Architekten geben, um für ein offenes, künstlerisch gestaltetes Tor, direkt auf der alten Grenzlinie, eine aussagekräftige Form zu finden. Dabei werden den Künstlern die gesamte Thematik Grünes Band sowie die Idee, die Ziele und die Funktionen des Tor-Projektes vorgestellt. Bei der künstlerischen Umsetzung sollen die lokalen Gegebenheiten integriert und regionale Besonderheiten aufgenommen werden.
Das Tor wird an einem bereits ausgewählten Standort zwischen Thüringen und Niedersachsen, in einem beispielhaft erhaltenen Abschnitt des Grünen Bandes zwischen Teistungen und Duderstadt errichtet. In der Mitte von Deutschland. Auf halbem Weg zwischen Lübeck und Hof. Um den Standort des Tores herum werden durch den BUND Flächen angekauft, um diesen Bereich langfristig zu sichern, damit Flora und Fauna sich ungestört und natürlich entwickeln können. Eine ausgewählte, unabhängige Jury wird vor Ort über den ersten Preis beim Tor-Wettbewerb entscheiden.
Zur Tor-Einweihung wird eine Veranstaltung organisiert an dem alle direkt Beteiligten und weitere Persönlichkeiten mit Bezug zur Wiedervereinigung sowie die Presse eingeladen werden.
Über den Projektverlauf wird ein öffentlichkeitswirksames Projekt-Tagebuch geführt und als attraktives Faltblatt veröffentlicht. Weiter werden zur Öffentlichkeitsarbeit Faltblätter, Broschüren und Dia-Vorträge eingesetzt sowie eine kontinuierliche Medienarbeit betrieben.


Ergebnisse und Diskussion

Ein Zeichen für den Themenkreis Erinnerung an die deutsche und europäische Teilung, Zukunft für eine neue deutsche Einheit, für den Naturschutz von Brachflächen mit einem Biotopverbundsystem Grünes Band (ehemaliger innerdeutscher Grenzstreifen) als Schutzziel - dies soll das WestÖstliche Tor vermitteln. Naturschutzpolitische (nationaler Biotopverbund) und gesellschaftspolitische Aspekte werden in einmaliger Weise mit einem historischen Mahn- und Denkmal (Überwindung der deutschen Teilung) verbunden.
Nach Durchführung eines begrenzten künstlerischen Wettbewerbs mit zehn ausgewählten deutschen LandArt-Künstlern, wurde ein in West - Ost - Richtung offenes, freistehendes Tor errichtet, das umgeben ist von Nord - Süd orientierten, hierfür vom BUND angekauften 21 Hektar Flächen des Grünen Bandes. Modellhaft wurde ein offenes Tor auf dem ehemals so menschenfeindlichen Grenzstreifen und jetzt so schutzwürdigen Grünen Band zwischen Teistungen und Duderstadt auf dem Kutschenberg mit-ten in der geographischen Mitte Deutschlands sowie Mitte des Grünes Bandes errichtet.
Es entstand ein 14 x 22 m großes Plateau, das 50 cm gegenüber seiner Umgebung erhöht ist. Auf diesem Plateau erhebt sich das WestÖstliche Tor, dessen Hauptelement zwei aufrecht stehende, 12 m hohe Eichenstämme sind. Der Abstand der beiden Stämme voneinander beträgt 8 m. Zwischen den beiden Baumstämmen erstreckt sich als symbolische Schwelle eine langgestreckte Fläche aus Edelstahl. Entlang der Längsachse der Schwelle verläuft mittig eine Schweißnaht (Ost und West). Das Tor ist von einem rasterförmigen Hain junger Eichen umgeben. An den beiden Außenseiten des Tores blühen im Herbst eine Vielzahl von Herbstblausternen, die den Verlauf der ehemaligen Grenze widerspiegeln. Neben dem Erinnerungssymbol wird das Tor den Anforderungen in der freien Landschaft und dem Bezug zur Landschaft und zu den Naturschätzen gerecht.
Die festliche Einweihung des WestÖstlichen Tores im Eichsfeld fand am 19. Juni 2002 unter prominenter Beteiligung statt. Michail Gorbatschow, der frühere Staatspräsident der Sowjetunion, weihte das Tor mit einer beeindruckenden Rede vor Hunderten von Besuchern und mit sehr großer Medienresonanz feierlich ein. Zur Seite stand ihm dabei Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Fritz Brickwedde, der Umweltminister Dr. Volker Sklenar aus Thüringen, die Staatssekretärin Angelika Witte aus Niedersachsen und eine Reihe weiterer maßgeblicher Personen aus dem behördlichen und verbandlichen Naturschutz.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Einsatz der erstellten Faltblätter, Broschüren und die Darstellung des Projektes auf der BUND-Homepage unter www.dasgrueneband.info als Teil einer intensiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erwiesen sich als außerordentlich nützlich und werden dies auch zukünftig tun, um Aufmerksamkeit und Aufklärungsarbeit in der breiten Öffentlichkeit sowie bei Behörden, Verbänden, Institutionen und politischen Entscheidungsträgern zu gewinnen und zu leisten. Durch die anhaltende bundesweite Beantwortung von Anfragen sowie durch die kontinuierliche Medienarbeit (Pressekontakte, Pressekonferenzen, Pressemitteilungen, lokale und bundesweite Kooperationen mit den Medien usw.) und die Organisation von öffentlichen Veranstaltungen (Vorträge, Organisation von Medien-Events: KünstlerInnentreffen, Jury-Treffen, Tor-Aufbau, Richtfest, Einweihungs-Veranstaltung) konnte ein zentrales Anliegen des Projektes erfolgreich umgesetzt werden: der Abbau von Informationsdefiziten und die dringend erforderliche Wissensvermittlung über die Thematik Grünes Band (längstes Biotopverbundsystem Deutschlands) im allgemeineren und über das Projekt WestÖstliches Tor im engeren Sinn.
Als herausragendes medien- und öffentlichkeitswirksames Ereignis ist die Einweihung des WestÖstlichen Tores mit Michail Gorbatschow einzustufen. Die prominente Besetzung und Anwesenheit von über 30 Medienvertretern von Fernsehen, Rundfunk und Printmedien machte diese Veranstaltung zu einer der bestbesuchten und hochkarätig besetzten Pressetermine in der Verbandsgeschichte des BN/BUND.


Fazit

Die ausgezeichnete Resonanz, die das Projekt regional und bundesweit erhielt, zeigt, dass dies ein geeigneter Ansatz war, Naturschutz (Grünes Band als großräumiges Biotopverbundsystem) und Kunst (WestÖstliches Tor) kombiniert in einen wichtigen kulturhistorischen Aspekt der deutschen Ge-schichte zu integrieren. Das WestÖstliche Tor verbindet in gelungener Weise Naturschutz und politi-sche Geschichte in einem künstlerischen Zeichen. Ein wichtiger naturschutzpolitischer Erfolg des durchgeführten Projektes ist in den neuen Impulsen, vor allem auch für das öffentliche Bewusstsein, zu sehen, damit die bisher von der Bundesregierung nur verbal gebliebenen Unterschutzstellungsbeteue-rungen für das Grüne Band als längstes Biotopverbundsystem Deutschlands endlich umgesetzt werden. Der erfolgreiche Verlauf und Abschluss des Projektes sollte Anstoß dazu geben, weitere derartige WestÖstliche Tore als Denkmal für die unmenschliche ehemalige innerdeutsche Grenze und als Schutzzeichen für das Grüne Band zu errichten.

Übersicht

Fördersumme

101.472,01 €

Förderzeitraum

07.06.1999 - 07.12.2000

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation