Modellhafte Beseitigung von Umweltschäden an dem durch das Havelwasser schwer geschädigten Wasserbecken der Fontänen des Belvederes/Potsdam (Brandenburg)
Projektdurchführung
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG)
Berlin-Brandenburg
Allee nach Sanssouci 5
14471 Potsdam
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam ließ Friedrich Wilhelm IV. als Aussichtsanlage Mitte des 19. Jh. errichten. Im Innenhof befindet sich ein Wasserbecken als Hochbehälter für die Fontänenanlagen und Bewässerung im Neuen Garten, gleichzeitig architektonisches Detail. Das Wasserbecken wird mit Havelwasser gespeist. Die Beckenwände und die Beckensohle bestehen aus Ziegelmauerwerk in Kalk-Zement-Mörtel und mit Kalk-Zement-Putz. Über angelöste Bereiche Putzbeschichtung im Beckeninneren und über die nicht abgedichteten Außenseiten der Wände konnten erhebliche Mengen schadstoffhaltiger Wässer (Huminsäuren im Havelwasser, Sulfate und Nitrate im Niederschlagswasser) in das Mauerwerk eindringen und die Ziegelwände durch Salzbildung, Frost-Tau-Wechsel und Durchwurzelung sprengen
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Restaurierung des Wasserbeckens ist an eine Vielzahl von Forderungen gebunden: Substanzerhalt soweit wie möglich, geputzte Oberfläche ohne Dehnungsfugen, Resistenz gegen Sonneneinstrahlung, Frost, Havelwasser und Durchwurzelung, kein Einsatz von schwerer Technik.
In Zusammenarbeit mit der Fa. Remmers Bauchemie GmbH wurde eine Beschichtungsvariante geplant, die aus Dichtung, Unterputz und Deckputz bestand. Wegen Rissbildung und Hohllagen wurde in einer zweiten Variante die Putzbeschichtung vom Mauerwerk entkoppelt. Die Beckenkrone (Profilzug als Rolle) wurde in einer zweiten Variante mit Zugmörtel ausgeführt.
Restaurierungsschritte:
· Freilegung der Außenseite des Beckens, Feuchteisolation, Drainmatten gegen Durchwurzelung
· Erhaltung und Reparatur der Beckensohle, Einarbeiten einer Trennfolie gegen Bewegungen und Durchfeuchtung, Aufbringen von bewehrtem Feinbeton
· Neuaufmauerungen (2/3) mit Kanalklinkern und Kalk-Zement-Mörtel, horizontale Feuchteisolation oben und unten in der Beckenwand
· Egalisierung der inneren Beckenwand, Aufbringen von Dichtungsschlämme, Eindübeln eines Putzträgers, Grundputz und Universalputz (Deckputz) mit ortsüblicher Pigmentierung
· Vorformen der Beckenkrone in Ziegel, Aufbringen von Grob- und Feinzugmörtel mit Profilierung
Ergebnisse und Diskussion
Das Projekt erwies sich komplizierter als ursprünglich angenommen. Der historische Beckenaufbau mit Umfassungsmauerwerk, einer Putzbeschichtung und einer geputzten, zur Rolle profilierten Beckenkrone war denkmalpflegerisch gefordert. Die Auswahl der Materialien (in Beratung mit der Firma Remmers Bauchemie) und der Aufbau der Beschichtung führte in einer ersten Ausführung zu erheblicher Riss- und Hohllagenbildung (Beckeninnenwand und Beckenkrone). Als Ursache wurde eine zu hohe Schwindung und eine zu niedrige Elastizität des Restauriermörtels (Deckputz) festgestellt. Gleichzeitig gab es Zweifel an der Ausführungsqualität.
Als Regressleistung kam es zu einer zweiten Ausführung. In Zusammenarbeit mit der Fa. Remmers Bauchemie GmbH wurde ein tragfähiges Konzept gefunden, mit dem sowohl die historische Authentizität und Ästhetik gewahrt blieb als auch moderne Dichtungsmaterialien die nachhaltige Funktionalität sichern.
Aufbau der Mauerwerksbeschichtung (Beckeninnenwand):
a) Abstrahlen des Ziegelmauerwerks
b) Aufspritzen von Aida Kiesol flüssig als Grundierung (1 : 1 mit Wasser verdünnt)
c) Aufbringen der Sulfatexschlämme dickflüssig mit Quast
d) Aufbringen von Aisit Grundputz mit Glätter zur Egalisierung (frisch in frisch), aufrauhen, Standzeit: 6 bis 7 Tage, dabei ggf. mit Wasser befeuchten, vor Sonne schützen
e) Aufbringen der Abdichtung aus Aida Kiesol unverdünnt und drei Schichten Aida WHG-Schlämme, nach der 2. Lage Sulfiton Armierungsvlies einlegen, Standzeit: 2 Tage
f) Anbringen eines Vlieses als Trennschicht auf der Dichtung
g) Gleichzeitig Anbringen eines nichtrostenden Amanet-Putzträgers mit Dübeln in der WHG-Schlämme, dabei die Dübel vor der Verarbeitung in die Schlämme tauchen
h) Aufspritzen des Aisit Spezial-Vorspritzmörtels bis ca. 15 mm (Verbrauch 18 kg/m² bei 10 mm Putzdicke), vor Sonne schützen und bei eventueller Hautbildung aufrauen, Standzeit: 7 Tage
i) Aufbringen von Universalputz, Schwammabrieb, Standzeit: 4 Wochen
Aufbau der Beckenkrone:
· Aufbau/Reparatur des Ziegelkerns
· Verputz mit Funcosil Grobzugmörtel bis zum ersten (groben) Profilzug
· Feinbearbeitung mit Funcosil Feinzugmörtel
· Oberflächenbehandlung mit Funcosil Historic Schlämmlasur Die Beckenkrone wurde durch eine Dehnungsfuge und eine Horizontalsperre von der Beckenwand getrennt.
Die Abkoppelung des Putzes von der feuchteisolierten Wand entspricht qualitativ den technischen, denkmalpflegerischen und ästhetischen Vorstellungen voll und ganz. Sie sichert eine langfristige schadensfreie Nutzung unabhängig davon, ob sich noch Haarrisse bilden. An der Beckenkrone bildeten sich erneut quer zur Zugrichtung zahlreiche Haarrisse, allerdings mit geringer Neigung zur Hohllagenbildung. Die Ursachen können nicht festgestellt werden. Es wird vermutet, dass die (erforderliche) handwerkliche Bearbeitung zu einer erhöhten Spannung der Oberfläche führt. Zum anderen sind thermische Spannungen durch hohe Sonneneinstrahlung und vermutlich auch Bewegungsspannungen durch den Wasserdruck auf die Beckenwände bisher nicht lösbare Probleme einer geputzten Beckenkrone. Die Beckenkrone wird zusätzlich mit einer Remmers Funcosil Historic-Schlämmlasur vor Witterungseinflüssen geschützt. Gleichzeitig wird die automatische Wasserstandsregelung gleichmäßiger eingestellt. Die Risse werden kritisch beobachtet und nachgeprüft.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Dokumentation in der Hericare-Datenbank. Artikel in der Regionalzeitung zur Bewilligungsübergabe. Ständige Präsentation des Wasserbeckens als Detail des Belvederes in Publikationen, Kulturankündigungen, Video-/Fernsehdokumentation.
Fazit
Das Projekt ist mit dem Beschichtungsaufbau der zweiten Restaurierungsphase erfolgreich zum Abschluss gebracht worden. Es wird als Vorbild für weitere Brunnenrestaurierungen vergleichbarer Bauart zur Anwendung empfohlen und angewandt werden. Eine intensive Beratung und Zusammenarbeit mit führenden Marktherstellern und eine im Einzelfall abzuwägende Kompromissbereitschaft von Seiten der denkmalpflegerischen und ästhetischen Anforderungen ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Restaurierung. Nach heutigem Erkenntnisstand erfüllen die angewandten Materialien und Technologien der Fa. Remmers Bauchemie ihre Funktion. Das schließ nicht aus, dass bei einem Nachnutzungsprojekt erneute und grundsätzliche Beratungen zum Stand der Materialentwicklungen stattfinden sollten.
Fördersumme
98.168,04 €
Förderzeitraum
25.03.1999 - 01.08.2000
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter
Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung