Projekt 16222/01

Durchführung der Jugend-Agenda 21 in der Residenzstadt Gotha (Thüringen)

Projektdurchführung

Stadtverwaltung GothaDezernat IV
99852 Gotha

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel dieses Vorhabens ist die vielseitige Einbeziehung von Kindern, Schülern und Jugendlichen in die Umsetzung der Lokalen Agenda 21 einer mittelgroßen Stadt (Gotha hat rund 50.000 Einwohner) der neuen Bundesländer unter Berücksichtigung von Ergebnissen der Jugendforschung. Mit diesem Projekt soll der Forderung des Kapitels 21 (Rio 1992) entsprochen werden. In den zurückliegenden Jahren ist es nicht ausreichend gelungen, diese Altersgruppe in dem gewünschten Umfang für die Mitgestaltung des Agenda 21 Prozesses zu motivieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenVon Kindern, Schülern und Jugendlichen (Gesprächsrunden, Kinder- und Jugendforum der Stadtverwaltung Gotha) sowie Lehrern und Direktoren wurden/werden Projekte aus der Lokalen Agenda 21 enthaltenen Handlungsfeldern zum Erreichen einer nachhaltigen Stadtentwicklung abgeleitet, die eine konkrete Mitwirkung der Altersgruppe von ca. 6 -18 Jahren ermöglichen. Sie sind leicht überschaubar, bieten viel Spielraum für eigene Ideen und können entsprechend der jeweiligen Situation verändert werden. Die Jugend-Agenda 21 wird von der Konzipierung bis zur Umsetzung wissenschaftlich begleitet. Die einzelnen Vorhaben sind so angelegt, dass sie in ähnlicher Form über einen längeren Zeitraum immer wieder neu mit unterschiedlichen Teilnehmern gestartet werden können. Projektbeispiele: PC-Simulation: Schüler und Jugendliche gestalten Schulhöfe und sonstige Flächen unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte. Die günstigste Lösung für die Praxis wird aus vielen Ideen ermittelt. Geschützte Naturräume: Pflanzen - hin zur Roten Liste - werden in Wort und Bild dokumentiert. Als Ergebnis entsteht eine Broschüre. Zukunftsvision Gotha 20xx: Kinder, Schüler und Jugendliche formulieren und zeichnen ihre Vorstellungen zur Stadtentwicklung. Die Arbeiten werden öffentlich vorgestellt und bei Planungen berücksichtigt. Lokale Agenda 21-Baukasten:
Schüler beschäftigen sich mit ihrer Stadt und gestalten für jeden Gothaer Schüler einen Kinderstadtplan mit Legende.


Ergebnisse und Diskussion

Seit 1996 gibt es in Gotha eine Lokale Agenda 21, die eine hervorragende Arbeit in Richtung Umweltdenken geleistet hat. Seit 2000 gibt es die Gothaer Jugend Agenda 21, weil gerade Kinder in diesen Prozess der ganzheitlichen Betrachtung von Ökonomie, Ökologie und Soziales und dem Grundgedanken Global Denken - Lokal Handeln mit einbezogen werden sollen. Durch die Projekte der Gothaer Jugend Agenda 21 ist es uns gelungen, auch Kinder und Jugendliche in diesem Sinne zu begeistern und zum Mitmachen zu gewinnen. Ein sehr gutes Projekt für den Start dieser gestellten Aufgabe war Zukunftsvision 20xx: Mit diesem Projekt konnten alle Altersgruppen angesprochen werden. Es gab 2 Möglichkeiten zum Mitmachen - einen Foto-/Zeichenwettbewerb und einen Literaturwettbewerb. Die Altersgruppe von 6-10 Jahren beteiligte sich rege am Zeichenwettbewerb Wie stelle ich mir meine Heimatstadt Gotha im Jahre 2010 vor? Für diese Altersgruppe der Kindergarten- und Grundschüler haben wir bewusst die Zukunftsreise auf 10 Jahre begrenzt, um ein Vorstellungsvermögen (da bin ich erwachsen) zu besitzen. Die Altersgruppe der 11-14 jährigen ging bei diesem Projekt schon recht kritisch mit dem Fotoapparat durch ihre Stadt und zeigte Schwachstellen auf - Müllecken, verfallene Häuser, Beschmierungen an Häuserfassaden, überquellende Papierkörbe, unsanierte leerstehende Neubaublöcke...als Ist-Zustand und im Wunsch-Zustand - blühende Wiesen und Felder, sanierte Häuser, erdgasbetriebene Stadtlinienbusse, fahrradfahrende Menschen, rückgebaute Blöcke... Die Altersgruppe 14-18 -großteils Gymnasiasten- beteiligte sich fast ausschließlich beim Literaturwettbewerb und reichte teilweise kleine Aufsätze ein, worin sie Gotha mit einem Rundkino, Freizeitzentrum, Eisbahn und einer U-Bahn darstellten. Kombiniert werden konnte das Projekt PC-Simulation mit der Schulhofumgestaltung, weil es eine gute Verbindung zwischen Theorie und Praxis darstellte. Ziel der Schulhofprojekte ist die Einbeziehung aller Schüler, von Anfang des Projektes bis zur Umgestaltung, unter Teilnahme der Lehrer und Eltern sowie der fachlichen Begleitung der zuständigen Ämter. Schüler haben abhängig von ihrem Alter, Geschlecht, ihren Lebensbedingungen und Erfahrungen ganz unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Pausengestaltung. Im allgemeinen sind das Bedürfnisse nach Ruhe und Erholung, nach Bewegung, Spiel und sozialen Kontakten. Ein Pausenhof sollte deshalb all diese Bedingungen abdecken, das ist je nach Voraussetzung nicht unbedingt mit hohem Aufwand verbunden. Befragt man die Kinder zu ihren Vorstellungen, kommen dort oft sehr einfache, mit geringen Mitteln umzusetzende Wünsche ans Licht. Das betreffende Schulgelände soll künftig nicht nur als freie, größtenteils betonierte Spielfläche für die Schüler in den schulischen Pausenzeiten dienen, sondern auch Unterricht im Freien ermöglichen, Ruhezonen zur Erholung beinhalten und unmittelbaren Naturkontakt ermöglichen. Kinder erleben ihren Schulhof nicht mehr als unveränderbare graue Masse, sondern erleben Veränderungen, die sie mitgeplant und mitgestaltet haben. Das stärkt die Identifikation mit der Schule und schärft den Sinn für den Wert der Dinge.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am 08.06.00 konnte auf dem Gothaer Neumarkt zum Lokale Agenda 21 - Aktionstag die erste Broschüre der Gothaer Jugend Agenda 21 Naturgeschützte Gebiete in und um Gotha der Öffentlichkeit vorgestellt und verteilt werden. Am 04.12.2000 fand in der Aula des Arnoldi-Gymnasium eine große Auftaktveranstaltung Gothaer Jugend Agenda 21 - Zukunft mitgestalten mit ca. 150 Teilnehmern statt. Die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung e.V. Hamburg hat diese Veranstaltung über das Erfurter Büro organisiert und wissenschaftlich begleitet. Alljährlich fand anlässlich des Weltumwelttages der Lokale Agenda 21-Aktionstag statt. Durch die Presse und den Rathauskurier wurde auf diesen Tag in Gotha hingewie-sen. Eingeladen wurden alle Gothaer Bürger, der Oberbürgermeister, Bürgermeister, Amtsleiter, Dezernenten, Schulen und Kindertagesstätten, kleine und mittlere Unternehmen sowie die Presse und Gotha -TV. Projektergebnisse wurden veröffentlicht, künftige Projekte vorgestellt und zum Mitmachen aufgerufen. Zur Hauptversammlung des Kinder- und Jugendforums der Stadt Gotha konnten dem Oberbürgermeister und allen Bürgern unter anderem die Ergebnisse der PC-Simulation veröffentlicht werden. Zur Podiumsdiskussion im Gothaer Kulturhaus anlässlich des Cannabis-Aktionsmonats im Oktober 2002 konnte die druckfrische Broschüre Hanf -Die älteste Kulturpflanze der Welt veröffentlicht werden. Gleichzeitig startete die Wanderausstellung zum Thema Hanf - Medizin oder Teufelszeug? durch Gothas Schulen und Rathäuser. Der Lokale Agenda 21 - Aktionstag am 06.06.03 wurde als Abschlussveranstaltung genutzt, um 3 Jahre Projektarbeit der Gothaer Jugend Agenda 21 vorzustellen.


Fazit

Der Grundsatz Global denken - lokal handeln ist in den 3 Jahren Arbeit mit Kindern und Jugendlichen optimal umgesetzt worden, da die lokale Ebene einen idealen Handlungsrahmen für diese Gruppe bietet. Durch die Jugend Agenda 21 sind in der Stadt Gotha sowohl mehr Öffentlichkeit und Akzeptanz für Kinderthemen als auch Partizipationsmöglichkeiten durch kindgerechte Beteiligungsformen entstanden, die Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen bei Planung und Umsetzung hat sich dort gegenüber früheren Jahren erweitert. Die Bandbreite der Projekte der Jugend Agenda 21 bildete auch die Vielfalt der Lebensbereiche von Kindern ab. Im Rahmen kommunaler Nachhaltigkeitspolitik gehören zu den Themen der Zukunft: Schaffung von Aufenthalts- und Bewegungsräumen, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie den Blick in die Zukunft schärfen und Gedanken um die eigene Umwelt -Zukunft- machen. In Gotha sind gute Voraussetzungen für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gegeben. Ein wichtiger Schritt ist die Entwicklung zuverlässiger Rahmenbedingungen, die echte Mitgestaltung für Kinder und Jugendliche garantieren, ohne dass diese sich durch Mitgliedschaften oder gewählte Ämter festlegen müssen. Projekte müssen das natürliche Interesse der Jugend unterstützen, einen pragmatischen Weg zu sichtbaren Erfolgen suchen und in kurzen Zeiträumen umzusetzen sein. Dabei kann eine zielorientierte Projektplanung sowie eine Vernetzung der beteiligten Akteure die Realisierung beschleunigen. Weiterer Handlungsbedarf besteht hinsichtlich einer stärkeren Kooperation der unterschiedlichen Fachbereiche innerhalb der Verwaltung sowie zwischen Verwaltung und anderen Trägern der Kinder- und Jugendarbeit. In Gotha gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Kinder- und Jugendforum des Schul- und Sportamtes der Stadt Gotha und der Jugend Agenda 21, so dass die Projektarbeit in kurzen Zeiträumen erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Übersicht

Fördersumme

99.701,92 €

Förderzeitraum

02.07.1999 - 30.06.2003

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Umweltkommunikation