Projekt 15942/01

Nahtstellen – Jugend und UmweltNeuorientierung und Gesundung in einer alten Industrielandschaft

Projektdurchführung

WEQUA GmbH
Hüttenstr. 1 c
01979 Lauchhammer

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Zusammenbruch der Metall- und Braunkohlenindustrie der Region Lauchhammer hinterließ Umweltstörungen, weitreichende Industriebrachen, Arbeitslosigkeit und Lethargie unter den Menschen. Es kommt nun darauf an, die Chance zur regionalen Neustrukturierung und ökologischen Umorientierung zu nutzen. Die Jugend ist von Arbeitslosigkeit besonders betroffen, demotiviert und wandert ab. Die geschundene Umwelt wird von ihr gering geschätzt. In der Arbeitsgruppe Fotografie und Umwelt soll die Jugend durch den Sucher selbst erkennen, was in ihrer Umgebung wert ist, als Bild eingefangen zu werden. Ihre persönlichen Empfindungen sollen in künstlerische Darstellungen münden, und zu eindrucksvollen Dokumentationen von Prozessen werden, an denen sie im Projekt teilnehmen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Realisierung des Projektes geschieht über drei Wege, die zu dem Ergebnis führen sollen, Jugendliche für ihre Umwelt zu sensibilisieren und in den Wandlungsprozess ihrer Region einzubeziehen. Das geschieht über die Fotografie als künstlerisches Mittel der Wahrnehmung (Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Fotografie und Umwelt). Ihre persönlichen Empfindungen sollen in eine künstlerische Darstellung münden, die zur Dokumentation der Wahrnehmungs- und Gesundungsprozesse dienen. Die Projekte Sanierungsgebiet BHT-Kokerei (gesteuerte Sukzession), Revier 55 (natürliche Sukzession), Experimentiergärten, werden in Kooperation mit Forschungseinrichtungen, Fachleuten, und Studenten durchgeführt, wodurch Jugendliche Einblicke in wissenschaftliche und technische Prozesse erhalten und ihr Naturverständnis gefördert wird. Durch die Vermittlung von Erfahrungen der älteren Generation (Foren und Mitarbeit) werden Jugendliche Wurzeln ihrer heutigen Situation erkennen. Öffentlichkeitsarbeit (Ausstellungen, Vorträge, Berichte u.dgl.) soll den Kreis der Aufgeklärten und Mitwirkenden vergrößern. Der künstlerische Anteil in diesem Projekt ist dazu bestimmt, einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung der Probleme auszulösen, die Sanierung der Umwelt als Chance wahrzunehmen und sie selbst zu gestalten.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt sollte vor allem jungen Menschen den Blick für ihre Umgebung öffnen - ganz praktisch und unmittelbar mit der Kamera vor dem Auge, aber auch im übertragenen Sinne: Welche Leistungen wurden hier vollbracht? Wie kam es zu den Fehlentwicklungen? Wie können wir für Nachhaltigkeit in unse-ren zukünftigen Konzepten und Handlungen sorgen? Welche Chancen gibt es für diese Region?! Die am Projekt Beteiligten trugen dazu bei, Mensch und Natur dieser geschundenen Region einander wieder näher zu bringen und auf dieser Basis sinnvolle Lebensperspektiven ins Blickfeld rücken.
Unter der Anleitung der Künstlerin Christina - die seit vielen Jahren die Entwicklung von Lauchhammer fotografisch begleitet - wurde aufbauend auf den Erfahrungen der älteren Generation und deren Bereit-schaft zur Weitergabe ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten vor allem die Jugend als primäre Zielgruppe in diesen Prozess einbezogen. Darüber hinaus wurde durch die Tätigkeit der Jugend im rahmen des Projektes und durch das Darstellen ihrer Arbeit in regionalen Ausstellungen, Medien und überregionalen Publikationen sekundär das Interesse der breiten Öffentlichkeit geweckt sowie zur Teilnahme am Neugestaltungsprozess entsprechend den persönlichen Zukunftsvorstellungen angeregt. Mit der Umsetzung dieses Projekts wurden die Jugendlichen aus der Region für ihre natürliche und soziale Umwelt sensibilisiert und ihre sinnliche Wahrnehmung für ökologische Zusammenhänge gefördert, um nachhaltig Veränderungen in ihrem Umweltverhalten zu erreichen. Wesentliches Projektziel war es, mit dem Einsatz der Fotografie als Medium der Kunst das Wahrnehmungsvermögen junger Menschen zu schulen, sie zu lehren, Wesentliches zu erfassen und Veränderungen darzustellen sowie die Kreativität jedes Einzelnen zu fördern. Die Jugendlichen erarbeiteten sich Wissen und Fähigkeiten, erschlossen eigenständig Themenfelder und fanden Lösungswege, um entsprechend ihren Zukunftsvorstellungen an der Gestaltung der Region mitzuwirken und damit Verantwortung für das Leben zu tragen. Für die Projektarbeit wurden in beiden Gymnasien mit gespendeten Ausrüstungen von befreundeten Kollegen, zwei gut ausgestattete schwarz-weiß Labore aufgebaut, in denen unsere Arbeit mit den Schülern stattfand.
Für das Teilprojekt Experimentiergärten entstand eine Diplomarbeit von Corinna Mai an der Universität Hannover, Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur. Entstanden ist ein Gestaltungskonzept für das ehemalige Kokereigelände Lauchhammer. Ausgehend von dem Industriedenkmal der Biotürme sollen die Experimentiergärten den Wandel der Industrielandschaft verdeutlichen.
Mit dem Teilprojekt Baumpflanzaktion Lebenszeichen gelang es, das Projekt mit künstlerischen und Umweltthemen orientierten Workshops bzw. Seminaren zu unterstützen. Jugendliche aus den Gymna-sien Lauchhammer und Schwarzheide ließen sich in einen Prozess ein, in dessen Verlauf sich die Jugendlichen die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft ideell und kreativ erschlossen und in dessen Ergebnis der Öffentlichkeit eine Reihe von entwürfen für ein in wenigen Jahren weithin sichtbares Landschaftszeichen präsentiert wurde. Gemeinsam mit den Jugendlichen sollen auf sanierter Bergbaufolgelandschaft eine Anpflanzung von Bäumen mit unterschiedlicher Laubfärbung vorgenommen werden und damit eine Aussage über die ökologische Umorientierung der Region vorgenommen werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde durch Print- und Nonprintmedien bekannt gemacht, z. B. Lokalpresse, Lokalfernsehen.
Die Endpräsentation erfolgt im Mai öffentlich im Kulturbegegnungszentrum in Lauchhammer. Auch die projektbegleitenden, ständig aktualisierten Fotoausstellungen wurden der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Rathaus Lauchhammer und Gymnasien Schwarzheide und Lauchhammer, Ausstellung in Brieske). Mit der Veröffentlichung im Internet sowie durch die Erarbeitung von fünf CD-ROM s sollen die Projektergebnisse auch zur überregionalen Verbreitung zur Verfügung stehen. Innerhalb der Projektzeit wurden in acht Fotoausstellungen Fotografien von Christina Glanz an verschiedenen Orten gezeigt.


Fazit

Die Nachfrage bei den Jugendlichen an Umweltproblemen mit dem Medium Fotografie weiterzuarbeiten ist sehr groß. Auch über den 09.12.03, dem offiziellen Projektende hinaus ging die Arbeit mit ihnen weiter. Bis Ende März wurde mit den Schülern beider Gymnasien an den Internetpräsentationen und an der Herstellung der digitalen Endpräsentation des Projektes gearbeitet. Das Projekt erlangte regionale Bekanntheit vor allem durch die intensive Medienbegleitung.

Übersicht

Fördersumme

91.130,00 €

Förderzeitraum

25.04.2002 - 09.11.2003

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Umweltkommunikation