Projekt 15927/01

Erfassungs-, Verwertungs- und Nutzungskreisläufe für Kunststoffabfälle aus Haushaltungen – Kunststoffrecycling durch Regionale Kreisläufe

Projektdurchführung

Haus der Kongresse für Umwelt-Bau-Verkehr Dresden e.V.
Gutenbergstr. 6
01307 Dresden

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Damit Recyclingkreisläufe für Kunststoffe funktionieren, ist neben dem Vorhandessein effektiver Erfassungssysteme für Altkunststoffe und der Entwicklung und Herstellung nützlicher (Recycling-) Produkte die Existenz bzw. Möglichkeit zur Erschließung von Märkten für diese Verwertungsprodukte entscheidend. Dazu kann die Öffentliche Hand entscheidende Beträge liefern (§ 37 KrW./AfG). Auf der Grundlage von seitens der IG KURIS in der Vergangenheit erfassten analytischen Daten zu Mengen und Qualitäten der Kunststoffabfälle soll in Zwickau unter Einbeziehung von Entsorgungs- und Verwertungsbetreiben sowie der Stadtverwaltung Zwickau unter Einbeziehung von Entsorgungs- und Verwertungsbetrieben sowie der Stadtverwaltung Zwickau - und vor allem der Bürger - modellhaft ein regionaler Erfassungs-, Verwertungs- und Nutzungskreislauf gestaltet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Vorbereitungsphase (beginnend mit einem Workshop am 19.01.2000)
- Gewinnung von Projektpartners, Gründung einer Arbeitsgemeinschaft
- Auswahl eines Modellgebietes in der Stadt Zwickau
- Erstellung eines Arbeits- und Zeitplans
2. Grundlagen- und Prüfphase
- Analyse der Mengeströme und Qualitäten der Altkunststoffe
3. Erfassung der Kunststoffe
- Produktentwicklung, Verfahrensentwicklung
4. Marktrecherchen
- Betriebs- und volkswirtschaftliche Kalkulationen
- Ökologische Bewertungen
5. Umsetzungsphase
- Erprobung des ausgewählten Erfassungssystems in der Modellregion
- Einführung neuer Verwertungsverfahren und neuer Produkte
- Einsatz der Recyclingprodukte in der Stadt Zwickau
6. Verbreitungsphase
- Übertragung auf weitere sächsische Kommunen (Einbindung in den Agenda 21-Prozess)


Ergebnisse und Diskussion

Die entscheidende Bedeutung kommt der verwertungsorientierten Erfassung der Kunststoffabfälle zu. Ein ursprünglich in Zwickau vorgesehener Modellversuch zur verwertungsorientierten Erfassung der Kunststoffabfälle ohne Grünen Punkt aus dem Haushaltrestabfall wurde mit sechsmonatiger Verspätung nach sorgfältiger Vorbereitung schließlich im Zeitraum 15.10.2000 - 15.04.2001 in einem gezielt ausgewählten und definiert strukturierten Wohngebiet der Stadt Crimmitzschau durchgeführt. Der Versuch wurde durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Die vor und während des Versuchs erfassten Abfallmengen und Anteile einzelner Fraktionen wurden verglichen. Normiert auf gleiches Gesamtaufkommen an Kunststoffabfall stieg die Sammelmenge an Kunststoffen ohne Grünen Punkt von 1,3 kg (E·a) auf 2,8 kg/(E2,8 kg/(E·a). Der Anteil der Kunststoffe ohne Grünen Punkt im DSD-Erfassungssystem stieg damit von 5 % vor Versuchsbeginn auf 11 % im Modellversuch. Für den gesamten Landkreis Zwickauer Land entspricht dies einer Menge von ca. 200 mg/Jahr. Hochgerechnet auf den Freistaat Sachsen ergäbe sich somit eine zusätzliche verwertbare Altkunststoff-Sammelmenge von ca. 1.350 Mg/a.
Für den Erfolg solcher regionalen Erfassungs-, Verwertungs- und Nutzungskreisläufe ist der erfolgreiche, bürgernahe Einsatz der aus den zusätzlich erfassten Altkunststoffen hergestellten Verwertungsprodukte von essenzieller Bedeutung. Für die Nutzung der in den verschiedenen Kreisläufen anfallenden Kunststoffabfälle ist es wichtig, bei den Produkten Eigenschaften zu erzeugen, die mit herkömmlichen Einsatzmaterialien nicht erreicht werden können. Die Vielzahl der anfallenden Kunststoffabfälle ist dabei ein Vorteil, der durch Neukunststoffe teilweise nicht erreicht wird. Die von zwei Mitgliedsunternehmen der IG KURIS aus zusätzlich erfassten Mischkunststoffen hergestellte Produkte wurden im Bau-Bereich eingesetzt.
Kunststoffplatten aus Gaborit®: Einhausung von Containerstandplätzen, Einfriedung von Kinderspielplätzen, Elemente zur Verkehrsberuhigung, für Kinderspielplatz- und Sportplatzbänke, auch Einrichtungsgegenstände in Internetcafes, Pflanzschalen, Brunnenumrandungen, diverse Elemente zur Gestaltung von Schulhöfen, z. B. Sandkästen oder Fahrradparksysteme, deren Wände und Türen Sprühern keine Chance geben. Relumat®-Recyclingprodukte wurden im Rahmen des Projektes für Pfosten und Platten sowie Bohlen für Sprungchancen eingesetzt.
Wenn weitere Segmente des Kunststoffabfalls aus Haushalten (Elektro- und Elektronikgeräte) mit über die Gelbe Tonne erfasst werden sollen, ist eine sichere Stoffstromkontrolle unbedingt erforderlich.
Die Marktchancen für die hergestellten Produkte können durch gezieltes Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, die konsequente Nutzung des kommunalen Abfall- und Vergaberechtes sowie die Initiativen zur harmoni-schen und umweltgerechten Stadtgestaltung im Agenda 21-Prozess durchaus deutlich erhöht werden. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zeigten, dass durch eine Mitnutzung des vorhandenen Sammelsystems der DSD AG synergistische Effekte erreicht werden können. Daraus wird ein Vorschlag für die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Entsorgung der artgleichen Kunststoffe über eine separate Erfassung und werkstoffliche Verwertung im Rahmen der abfallwirtschaftlichen Konzeption und des abfallwirtschaftlichen Systems der Öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger bzw. der Abfallzweckverbände abgeleitet, zu dessen Umsetzung jedoch ein entsprechender politischer Wille erforderlich ist.
Die in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit diskutierten zahlreichen Alternativen, wie Nachsortieren, Sammeln aller Abfälle über eine einzige Tonne usw. sind z. T: mit dem im Projekt erarbeiteten Vorschlag im Sinne eines intelligenten Stoffstrommanagements kombinierbar.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Versuch zur Erfassung der Kunststoffe wurde im Modellgebiet Crimmitzschau-Lauenhain durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Es wird vorgeschlagen, die Ergebnisse des Projektes in Form eines Flyers in Kommunen der Bundesrepublik Deutschland zu verbreiten.
Die Projektfortschritte und -ergebnisse wurden in mehreren Vorträgen in Sachsen, Berlin und Thüringen vorgestellt.


Fazit

Mit den Ergebnissen des Projektes konnte vor allem gezeigt werden, dass sich ein Gesamtprozess der Erfassung, Verwertung und Nutzung von im Haushaltrestabfall befindlichen Altkunststoffen ohne Grünen Punkt mit potentiellen mikro- und makroökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteilen gestalten lässt, wenn in den Kommunen und Abfallzweckverbänden der politische Wille zur Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen (Öffentlichkeitsarbeit, Abfall- und Vergaberecht, Agenda 21-Prozess) entwickelt wird.

Übersicht

Fördersumme

34.557,71 €

Förderzeitraum

01.01.2000 - 31.12.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik