Modellhafte Konservierung und Applikation von innovativen Konservierungsmitteln an den umweltgeschädigten Grabsteinen des Friedhofes Dresden-Loschwitz (Sachsen)
Projektdurchführung
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Dresden-Loschwitz
Pillnitzer Landstr. 8
01326 Dresden
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Ziel ist es, die Einheit von Kirche und Kirchhof wieder erlebbar zu machen und dabei den Bestand zu sichern. Das dahinter stehende wissenschaftliche Konzept verfolgt einerseits den modellhaften Einsatz im Umgang mit neu entwickelten Konservierungsmitteln am Cottaer Sandstein und andererseits ein geschlossenes Konzept bei dem alle Mitwirkenden zu einer grundlegenden Lösung der Instandsetzung eines Kirchhofes beitragen. In konservatorischer Hinsicht ist der Cottaer Sandstein äußerst problematisch, da es wegen der in die quarzitische Substanz eingelagerter Tonminerale bei Durchfeuchtung zu starken Quellprozessen kommt. Diese hygrischen Dehnungen beschleunigen einerseits die Verwitterungsprozesse und erschweren andererseits restauratorische Maßnahmen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Verbesserung der genannten Probleme liegen erste Ergebnisse zu neuen Produkten vor, die auch für den Cottaer Sandstein vielversprechend zu sein scheinen.
Zum einen handelt es sich um ein sogenanntes Antihygro-Produkt, das nach Tränkung die Quellfähig-keit eingelagerter Tonminerale erheblich reduziert. Dadurch können vermutlich bessere Eindringtiefen bei der Tränkung erreicht werden und nach der Festigung werden insgesamt deutlich geringere Dehnungen des Steins bei Durchfeuchtung auftreten, so dass eine bessere Haltbarkeit der gefestigten Substanz gegeben ist.
Andererseits werden elastifizierte Kieselsäureethylester zur Konservierung angeboten, die einen geringeren E-Modul aufweisen und dadurch dehnfähiger sind, ohne dass die Kornanbindung sofort wieder aufbricht. Die genannten Produkte könnten an den Grabmalen des Loschwitzer Kirchhofes beispielhaft für den Cottaer Sandstein in der praktischen Anwendung durch einen Restaurator getestet und durch gezielte wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich ihres Effektes beurteilt werden. Durch die Herstellerfirma wurde ebenfalls eine fachliche Unterstützung zugesichert.
In einer ersten Phase werden die Epitaphe getrocknet und entsalzt, daraufhin kommen die oben erwähnten Mittel zum Einsatz. In der zweiten Phase werden die Epitaphe wieder am ursprünglichen Standort aufgestellt und in Zeitabschnitten werden Untersuchungen zu Quellverhalten und anderen Veränderungen am Sandstein durchgeführt. In der dritten Phase werden diese Messergebnisse wohlmöglich dazu führen, dass die verwendeten Produkte noch einmal in ihrer Zusammensetzung verändert werden.
Ergebnisse und Diskussion
Auf Grund der erwähnten, starken hygrischen Beanspruchung des Gesteinstyps Cottaer wurde versucht, das Quellverhalten der tonigen Bereiche durch Behandlung mit dem Quellminderer Funcosil Antihygro herabzusetzen. Hierzu wurden Scheiben der tonigen Varietät, deren Quellmaß im unbehandelten Zustand ermittelt worden war, anschließend durch Volltränkung mit dem Quellminderer behandelt. Nach 4-wöchiger Auslagerung wurde das Quellmaß der behandelten Scheiben ermittelt. Entgegen den Erwartungen (bei anderen quellfähigen Sandsteinen wurden praktisch durchweg positive Resultate erzielt) zeigt sich hieraus ein tendenzieller, jedoch kein eindeutiger Trend zur Abnahme der hygrischen Längendehnung.
Die Resultate bei der Untersuchung zur Steinfestigung zeigen, das für die erfolgreiche Festigung Produkte mit Gelabscheideraten um 10 % völlig ausreichend sind. Der Einsatz konzentrierterer Produkte sind wegen Gefahr der Überfestigung nicht sinnvoll.
Die vielfältige und bereichsweise stark wechselnde Struktur verwitterter Gesteinsoberflächen erforderte neben der strukturellen Festigung absandender Partien eine Reihe von Schritten zur Stabilisierung schuppiger Oberflächenzustände, zur Anböschung von Kanten sowie zur Hinterfüllung von Hohlräumen hinter Schalen. Um unnötige Wartezeiten zwischen den oft ineinandergreifenden Maßnahmeschritten zu vermeiden, erfolgte die Anwendung von oberflächenstabilisierenden Schlämmen sowie von Hinterfüll- und Anböschmörteln zweckmäßigerweise im gleichen Bindemittelsystem. Im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur strukturellen Festigung war es daher ratsam, für alle Maßnahmeschritte kieselsäureestergebundene Rezepturen zu verwenden.
Modifizierungsparameter für das Bindemittel Kieselsäureester, welches als solches nur zur strukturellen Festigung eingesetzt wird, sind Molekülgröße, Katalysatorgehalt, Einbau von Weichsegmenten zu Elastifizierung sowie die Ausrüstung mit mineralspezifischen Haftvermittlern. Im zur Anwendung gekommenen KSE-Modulsystem wird bevorzugt ein elastifizierter, bereits vorkondensierter Kieselsäureester mit Polyätherweichsegmenten eingesetzt. Der Vorteil liegt in einer qualitativ meist besseren Einbindung morbider Gefügebestandteile in das Gelnetzwerk. Zudem lassen sich mit dem elastifizierten Gel höhere Rissweiten überbrücken als mit herkömmlichen Kieselsäureester.
Die für die Grabmale rezeptierten Ergänzungs- und Anböschmörtel entsprechen in ihren mechanischen und hygrischen Eigenschaften denjenigen des Gesteins. Die farbliche Feinabstimmung der Antragstoffe wurde durch gezielte Pigmentbeigaben vom ausführenden Restaurator vorgenommen.
Fazit
Im Ergebnis aller durchgeführten Maßnahmen kann festgestellt werden, das eine effektive Sicherung des Bestandes aller behandelten Grabsteine erzielt wurde. Die Feinabstimmung beim Einsatz des KSE-Modulsystems führte neben allen konservatorischen Gesichtspunkten zu einem ästhetisch außerordent-lich befriedigendem Ergebnis.
Die in Zeitabschnitten nachfolgenden Untersuchungen werden Aufschluss über Wirksamkeit aller Maßnahmen geben und wohlmöglich dazu führen, die verwendeten Produkte zu verbessern.
Fördersumme
84.363,16 €
Förderzeitraum
11.12.1998 - 11.12.2001
Bundesland
Sachsen
Schlagwörter