Projekt 15559/01

Entwicklung einer gemeinsamen, offenen Datenbasis für ein Informationssystem zur Entscheidungsunterstützung in der integrierten Pflanzenproduktion – InfoService Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) –

Projektdurchführung

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) e. V.Hauptgeschäftsführer der DLG
Eschborner Landstr. 122
60489 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Ansatz der Integrierten Pflanzenproduktion bietet viele ökonomische und ökologische Vorteile. Grundvoraussetzung ist das Verständnis der komplexen Zusammenhänge der Pflanzenproduktion und der schnelle Zugriff auf alle notwendigen Informationen aus Betrieb, Beratung und sonstigen Quellen.
Letztliches Ziel ist daher der Aufbau eines Informationssystems (ISIP), das Landwirte und Berater bei ihren Entscheidungen unterstützt, indem es den Zugriff zu allen notwendigen Daten ermöglicht und Unterstützung bei ihrer Verarbeitung zu entscheidungsrelevanten Informationen bietet.
Mit dem vorliegenden Projekt werden zunächst die Inhalte abgegrenzt sowie die technische Machbarkeit und Alternativen für die Realisierung eines langfristig Kosten deckenden Betriebs von ISIP untersucht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm ersten Schritt wird geprüft, inwieweit die vorhandenen Vorstellungen über den Informationsbedarf von Landwirten und Beratern überhaupt zutreffen: ISIP muss zielgenau die Bedürfnisse der Kunden treffen, andernfalls findet es keine Akzeptanz und kann nicht Kosten deckend betrieben werden. Repräsentativ ausgewählte Landwirte und Berater werden dazu befragt.
Der zweite Schritt kann teilweise parallel zum Ersten anlaufen, auch wenn einige Wechselwirkungen zu erwarten sind. Es wird eine Analyse der vorhandenen Datenquellen und Modelle zur Entscheidungsunterstützung vorgenommen, organisatorische und technische Fragen der Nutzung geklärt und die generelle technische Machbarkeit des Zugriffs auf die verschiedenen Datenbanken sowie der Einbringung der Daten in die Modelle geprüft. Dafür werden Markterhebungen und Befragungen durchgeführt.
Aufbauend auf den Ergebnissen werden dann im dritten Schritt verschiedene Alternativen erarbeitet, wie die Umsetzung von ISIP inhaltlich, technisch, zeitlich, organisatorisch und damit eng zusammenhängend kostenmäßig erfolgen kann.
Die Vorbereitung, Begleitung und Bewertung der zum Teil an Dritte nach Ausschreibung zu vergebenden Tätigkeiten nimmt breiten Raum ein. Ein Projektteam aus Mitarbeitern aller Institutionen der Arbeitsgemeinschaft wird den gesamten Projektablauf steuern und überwachen. Zum Ende der Projektlaufzeit wird entschieden, ob (und wenn wie) die Arbeiten an ISIP fortgeführt werden.


Ergebnisse und Diskussion

1. Informationsbedarf
Landwirte und Berater wurden zu ihrem Informationsbedarf im Rahmen der Integrierten Pflanzenproduk-tion befragt. Neben der Beteiligung an einer Telefon-Studie mit rund 1.000 Landwirten wurden rund 100 Landwirte und mehr als 30 Berater persönlich-mündlich interviewt. Die wichtigsten Ergebnisse:
· Inhaltlich wird Informationsbedarf vor allem beim Thema Pflanzenschutz gesehen. Fragen zu Düngung oder Saat fallen dagegen weit ab.
· Die höchste Kompetenz in der Beratung zur Pflanzenproduktion wird eindeutig bei der Offizialberatung gesehen, gefolgt von Privatberatung und Beratungsringen.
· Das Medium Internet breitet sich rasant aus, die technischen Voraussetzungen von dieser Seite wären kein Problem, auch die Akzeptanz scheint gegeben zu sein.
· Die Landwirte erwarten, dass die Beratung in Deutschland sich ändern wird und dass demnächst Beratungsleistungen bezahlt werden müssen; sie sind bereit, auch Beratung per Internet bezahlen.
Die Abschätzung des Nutzerpotenzials (Zahl der Betriebe bzw. dahinter stehende Fläche) ergibt zusammen mit den Aussagen über die Höhe der Beträge, die die Landwirte für Beratung ausgeben würden, einen Anhaltspunkt zu den erzielbaren Erlösen, die die Finanzierung des laufenden Betriebs von ISIP durchaus machbar erscheinen lässt.
2. Technische Machbarkeit
Vor der Erarbeitung der technischen Konzeption stand die Analyse, welche Daten und welche Entscheidungsmodelle zur Inte-grierten Pflanzenproduktion in Deutschland überhaupt vorhanden sind. Des Weiteren war eine Abschätzung notwendig, welcher Aufwand für eine Einbindung in ISIP notwendig ist. Daher wurden
· für die Daten neben exakten Daten-Definitionen technische Fragen der Datenhaltung
· für die Entscheidungsmodelle neben der technischen Basis die notwendigen Input-Daten
abgefragt. Bevorzugt werden beim Start von ISIP Daten und Modelle, die ohne allzu großen Aufwand in ISIP integriert werden können.
Jegliche Datennutzung ist aber in Einzelvereinbarungen zu klären. Ob die jeweilige Datenbank physisch beim Lieferanten liegt oder zentral beim ISIP-Systemkern, ist ebenfalls in Einzelvereinbarungen zu klären. Technisch wird beides ermöglicht.
Die Zielsetzung, dass im Rahmen von ISIP nicht nur Daten-Abfragen, sondern auch die Nutzung von Entscheidungsmodellen möglich sein soll (nur so lassen sich Berater von Routineaufgaben entlasten) und diese nicht nur den Beratern, sondern auch zumindest guten Landwirten direkt zur Verfügung stehen sollen, erfordert eine sehr komplexe inhaltliche Struktur, die erhebliche Auswirkungen auf den Aufbau der technischen Basis hat. So wird wegen der semantischen und syntaktischen Probleme bei der Zusammenführung unterschiedlicher Datenbestände wird ein 4-schichtiges Zugriffsmodell (Datenpräsentation, Applikationslogik, metadatengestützter Datenzugriff, eigentliche Datenhaltung) vorgeschlagen.
3. Trägerorganisation
Die Diskussion im Rahmen der Vorstudie hat ergeben, dass folgende Struktur den Zielsetzungen von ISIP am ehesten gerecht wird und vor allem auch konsensfähig bei den Beteiligten sein dürfte:
· Gesellschafter: Organisationen mit anerkannter Kompetenz für neutrale Beratung
· Rechtsform: Vorschlag eingetragener Verein (ist wahrscheinlich am ehesten konsensfähig)
· Fachbeirat: zur Sicherung der inhaltlichen Qualität und Weiterentwicklung


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Gegen Ende der Projektlaufzeit wurden die Beratungsinstitutionen zu einer Informationsveranstaltung über die Ziele des Gesamtprojektes ISIP sowie die ersten Ergebnisse der laufenden Studie eingeladen. Die Resonanz war leider eher ernüchternd.
Die Werbung um Mitarbeit bei ISIP wird verstärkt, indem die Ziele von ISIP und die endgültigen Ergebnisse des abgelaufenen Projektes im nächsten halben Jahr den Beratungsträgern in den einzelnen Ländern vor Ort durch die Kooperationspartner im Projekt vorgestellt werden. Des Weiteren werden wichtige bundesweit arbeitende Gremien über ISIP informiert und so für das Projekt geworben.


Fazit

Die Umsetzung der Idee ISIP wird mit darüber entscheiden, ob der Bestand einer firmenunabhängigen landwirtschaftlichen Beratung in Deutschland zukünftig gesichert werden kann. Der Informationsbedarf ist vorhanden, die Informationstechnologie muss konsequent für die Effizienzverbesserung in der Beratung genutzt werden. Viele der anvisierten Ziele im Rahmen der Integrierten Pflanzenproduktion können ohne ISIP nur sehr schwer (oder nur mit erheblich höheren Kosten) erreicht werden.
Es muss sich aber im nächsten halben Jahr zeigen, ob die Träger der Beratung in den Ländern bereit sind, sich an einem solchen System zu beteiligen und auch finanzielle Belastungen auf sich zu nehmen.

Übersicht

Fördersumme

135.492,35 €

Förderzeitraum

01.02.1999 - 15.12.2000

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation