Mykorrhizierung der Kulturheidelbeere zum umweltgerechten Anbau auf Ackerstandorten im nordostdeutschen Tiefland
Projektdurchführung
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- und
Landnutzungsforschung e. V. (ZALF)
Institut für Primärproduktion und Mikrobielle Ökologie
Eberswalder Str. 84
15374 Müncheberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Untersuchungen sollen einen Beitrag zum Anbau der Kulturheidelbeere (Vaccinium corymbosum L.) auf Ackerstandorten des Nordostdeutschen Tieflandes leisten. Das umweltfreundliche Anbauverfahren verwertet Kiefernholzspäne als Reststoff. Zusätzlich soll der Einsatz von Holzspänen aus der Obstbauproduktion getestet werden. Das Anbauverfahren soll dahingehend optimiert werden, dass durch eine hohe Mykorrhizierungsrate der Blaubeersträucher der Einsatz von mineralischem Stickstoff reduziert werden kann, um Stickstoffausträge in das Grundwasser zu vermeiden. Die natürliche Mykorrhizierung soll durch den Einsatz mykorrhizafördernder Bakterien und organischem Dünger (wasserunlösliches Biosol®) gesteigert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Mykorrhiza leistet einen entscheidenden Beitrag bei der Nährstoffmobilisierung, -aufnahme und -speicherung. Durch die Mykorrhiza wird somit die Pflanzenvitalität, -stabilität und -produktivität deutlich verbessert. In der Versuchsstation Müncheberg wurde ein Dauerversuch zur Wirkung wasserlöslicher Dünger auf das Wachstum der Sorten Reka und Duke angelegt. Durch eine jährliche Beprobung soll ermittelt werden, wie sich diese Düngerformen auf die Mykorrhizierungsrate (infizierte Zellen/cm Wurzel) und die Wuchs- und Ertragsleistungen der Blaubeere auswirken. Ferner soll durch eine Versuchsneuanlage geklärt werden, inwieweit die Mykorrhizierungsrate durch den Einsatz mykorrhizafördernder Bakterien bzw. von wasserunlöslichem organischem Dünger aus Pilzhyphen (Biosol®) gesteigert und ob die Anwuchsphase der Blaubeersträucher durch Schrägpflanzung optimiert werden kann. In einem Substratversuch soll die Eignung unterschiedlicher Holzspankomposte aus der Obstbauproduktion unter-sucht werden. Auch bei der Versuchsneuanlage sollen die Wuchs- und Ertragsleistungen sowie die Mykorrhizierungsrate der Blaubeersträucher jährlich ermittelt werden.
Ergebnisse und Diskussion
Grundlage des Projektes waren mehrjähriger Versuche mit der Obstart Kulturheidelbeere (Vaccinium corymbosum L.) auf sandigen Standorten mit Mulchauflage und Bewässerung.
Ziel des Projektes war die Charakterisierung der Auswirkungen von abgestuften Düngungsvarianten und von Mulchauflagen verschiedener Baumarten auf die Mykorrhizierung und den Ertrag von Kulturheidelbeersorten. In diesem Kontext war die Wirkung von Beimpfungen mit Bakterien, die potentiell das Wachstum von Pflanzen fördern, zu analysieren. Diese geplanten Ziele wurden im geförderten Finanzrahmen erreicht und durch zusätzliche Analysen zur Wechselwirkung zwischen Substratabbau, Mykorrhizierung, Rhizosphärenbesiedlung und Pflanzengenotyp ergänzt. Damit konnten die Praxisempfehlungen detaillierter abgeleitet werden.
Der Anbau von Kulturheidelbeeren auf Ackerstandorten ist prinzipiell unter Einhaltung eines genau definierten Anbauverfahrens möglich. Die Grundlage dafür bildet eine Substratkultur unter Verwendung von Frässpänen aus Kiefernkernholz.
Zur Durchführung einer umweltgerechten, Ressourcen schonenden Form der Landnutzung sind folgende Kriterien zu berücksichtigen:
· Nutzung der Phasenverschiebung von mikrobieller Aktivität im Substrat und den Hauptwachstumsphasen der Pflanze für einen effizienten und zugleich umweltschonenden Düngereinsatz
· Der Dünger Aziplex (saurer Moorbeetdünger) verändert die mikrobielle Population der Spanauflage und des Bodens und kann deshalb nur in mehreren kleinen Gaben ausgebracht werden
· Die Zersetzungsprozesse im Substrat werden durch Biosol gefördert, ohne wie bei Aziplex die mikrobielle Population gravierend zu verändern. Aufgrund der geringen Stickstoff-Freisetzung von Biosol könnte dieser Dünger in Vollertragsbeständen eingesetzt werden, um die Mykorrhizierung zu stabilisieren (weiterer Forschungsbedarf)
· Standort- und Kulturregime- gebundene individuelle Lebensgemeinschaften auf der Basis der Bestträgerselektion stellen ein weiteres Potential für umweltverträgliche Landnutzung dar (weiterer Forschungsbedarf)
Alle Kulturmaßnahmen sind im Rahmen folgender Standortbedingungen durchzuführen:
· gut drainierter, anlehmiger Sandstandort (Ackerzahl 18-25)
· Beachtung der Grenzwerte für Aluminium im Boden
ausreichender Windschutz (Mikroklima).
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Posterpräsentation
Golldack, J., Schubert, P., Schwärzel, H., Höflich, G., Lentzsch, P. & B. Münzenberger (2000): Mykorrhizierung der Kulturheidelbeere beim Anbau auf Ackerstandorten im Nordostdeutschen Tiefland.
Fachtagung Neue Wege zu nachhaltiger Bodennutzung im Rahmen der Expo 2000 - Ausstellung Faszination Boden, 14.-17. September, Osnabrück
Golldack J, Schubert P, Tauschke M, Schwärzel H, Höflich G, Lentzsch P, Münzenberger B (2001) Mycorrhization and plant growth of highbush blueberry (Vaccinium corymbosum L.) on arable land in Germany. Third International Conference on Mycorrhizas, 08.-13. Juli 2001, Adelaide, Australien
Golldack J, Schubert P, Schwärzel H, Lentzsch P, Münzenberger B, Seyfarth W (2002) Mycorrhiza of Blueberry and Control of Verticillium Wilt on Strawberry: two examples of rhizosphere microbial steady states in agricultural land use. 7th International Mycological Congress, 11.-17.08.2002, Oslo, Norwegen
Presse
Pressemitteilung Berliner Zeitung, Pressemitteilung Bauernzeitung, Pressemitteilung Agrarreport
KMU
Auf Anfrage werden die praxisrelevanten Empfehlungen zum Anbau von Kulturheidelbeeren auf Ackerstandorten zur Entscheidungsunterstützung interessierten Obstbauern unter Hinweis auf die Förderung durch die DBU übergeben. Eine Internetpublikation des Endberichtes ist nach Begutachtung durch die DBU geplant.
Fazit
Auf der Basis dieser mehrjährigen Versuche wurden grundlegende Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Substratabbau, Mykorrhizierung, Rhizosphärenbesiedlung und Pflanzengenotyp gewonnen und daraus detaillierte praxisrelevante Empfehlungen zum Anbau von Kulturheidelbeeren auf Ackerstandorten abgeleitet.
Fördersumme
102.232,81 €
Förderzeitraum
01.06.1999 - 31.01.2002
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter