Aktivierung von Unternehmen für die Einführung eines ökologieorientierten Anreiz- und Entwicklungsmanagement
Projektdurchführung
Universität HannoverFachbereich Wirtschaftswissenschaften,Unternehmensführung und Organisation
Königsworther Platz 1
30167 Hannover
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Vor dem Hintergrund anhaltender Bedrohungen des Ökosystems, wird einem umweltbelastenden Verhalten durch Unternehmungen zunehmend größere Widerstände seitens der Gesellschaft entgegengeracht. Die ökologische Orientierung ist im betrieblichen Kontext durchaus zu einem kritischen Erfolgsfaktor geworden. Da sich die Realisierung ökologischer Ziele nur über ein entsprechendes Umweltbe-wusstsein und einem umweltgerechten Verhalten aller Unternehmungsmitglieder verwirklichen lässt, ist es das Ziel des Projektes, ein ökologieorientiertes Anreiz- und Entwicklungsmanagement für kleine und mittlere Unternehmungen (KMU) zu entwickeln und in ausgesuchten Pilotunternehmungen zu implementieren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Aktivierung von Unternehmungen für die Einführung eines ökologieorientierten Anreiz- und Entwicklungsmanagement vollzog sich innerhalb von 38 Projektmonaten in 4 Arbeitsschritten. Während der ersten 8 Monate wurde zunächst - im Rahmen eines theoriegeleiteten Vorgehens - der Stellenwert des Personalmanagements im Umweltmanagementsystem definiert und seine Ausgestaltungsmöglichkeiten skizziert. Parallel fand, im Rahmen eines praxisgeleiteten Vorgehens, eine Dokumentenanalyse von Umwelterklärungen, -leitsätzen, etc. statt. Der Entwurf einer Basiskonzeption zur Implementierung eines ökologiebezogenen Anreiz- und Entwicklungsmanagement sowie die Darstellung möglicher Umsetzungsinstrumente, z. B. Zielvereinbarungen, Öko-Zirkel, etc. erfolgte in der zweiten, ca. 4 Monate beanspruchenden, Projektphase. Der Gegenstand von Arbeitschritt 3 (ca. 12 Monate) war die Betreuung ausgesuchter Pilotunternehmungen bei der Umsetzung des Konzepts. Am Ende von Arbeitsschritt 3 stand der Abgleich der Basiskonzeption mit den Praxiserfahrungen im Sinne einer Ableitung von empirisch gestützten Gestaltungsempfehlungen. In die letzte Arbeitsphase 4 (ca. 12 Monate) fiel die Erstellung eines umfassenden Leitfadens (Ökologieorientiertes Anreiz- und Entwicklungsmanagement) Wei-terhin wurde in diesem Zeitraum eine Fachtagung zur Darstellung und Diskussion der Forschungsergebnisse geplant und durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Während der ersten 12 Projektmonate wurde der Stellenwert des Personalmanagements in Rahmen des Umweltmanagements durch ein intensives Literaturstudium ermittelt und die theoretischen Ausgestaltungsmöglichkeiten für ein ökologisches Anreiz- und Entwicklungsmanagement skizziert. Als Ergebnis ist eine Basiskonzeption zur Implementierung eines ökologieorientierten Anreiz- und Entwicklungsmanagements entwickelt worden, welche neue Umsetzungsansätze sowie die Weiterentwicklung beste-hender Instrumente des Umweltmanagements beinhaltet. Darüber hinaus sind Umwelterklärungen mittelständischer Unternehmungen einer intensiven Analyse unterzogen worden, um die Entwicklung des Umweltverhaltens der Zielgruppe zu beobachten. Parallel zur theoretischen Aufarbeitung der Thematik wurde die Akquisition geeigneter Kooperationspartner betrieben, die an dem Projekt partizipieren sollen. Dazu wurden Fachverbände angesprochen, bei denen das Projekt vorgestellt wurde und interessant er-scheinende Unternehmungen sind direkt kontaktiert worden, um sie auf das Projekt aufmerksam zu ma-chen. Die Anwerbung von geeigneten Kooperationspartnern stellte sich aufgrund der Komplexität des Vorhabens und wegen der formalen Anforderungen an die Unternehmungen als relativ schwierig heraus. Dennoch wurden die für den Fortgang des Projektes notwendigen vier Unternehmungen fristgerecht akquiriert. Darüber hinaus konnte schon Ende September 2000 mit der Analyse des betrieblichen Geschehens bei einer Kooperationsunternehmung begonnen werden, um ökologische Potentiale zu eruieren und die Basis-Konzeption dementsprechend zu auszurichten. Zunächst erfolgte eine Dokumentenanalyse der vorliegenden Umwelterklärungen und Umwelthandbücher durchgeführt. Im Anschluss sind ergänzende Interviews mit den Verantwortlichen der verschiedenen Funktionsbereiche geführt worden, um weitere Informationen zu spezielleren Sachverhalten zu erhalten. Die folgenden Arbeitsschritte konzentrierten sich auf eine weitere Individualisierung der Basiskonzeption. Hierzu erfolgte zunächst ei-ne umfassende Mitarbeiterbefragung in den Kooperationsunternehmungen. Nach der Auswertung der empirischen Daten, wurden erste Umsetzungsschritte initiiert. Über Workshops und Arbeitskreise galt es die Sensibilität für das Umweltthema bei den betroffenen Mitarbeitern herzustellen. Die partizipative Implementierung verschiedener Motivationsinstrumente vollzog sich im Anschluss. Entsprechende den indi-viduellen Gegebenheiten der Unternehmungen galt es eine abgestimmte Auswahl an Instrumenten auszusuchen. Neben Zielvereinbarungssystemen und Anregungen für die ökologische Modifikation von Vorschlagssystemen wurden auch Prämiensysteme und Workshopkonzepte installiert. Die Prämiensys-teme und Workshopkonzepte zielten dabei primär auf die zügige Realisierung erster Erfolge ab. So wurden Ressourceneinsparungen, die gleichzeitig zu Kostendegressionen führten, hälftig zwischen der Mitarbeiterschaft und der Unternehmung geteilt. In den interaktiven Workshops erlangten die Mitarbeiter zunächst grundsätzliche Kenntnisse im Umgang mit ökologischen und ökonomischen Verbesserungspo-tenzialen. Das gemeinsame Suchen, Entdecken und Beheben der identifizierten Potenziale trug sowohl zur Mitarbeitermotivation bei, als auch zur Realisierung von Einsparungen. Nach der Überwindung anfänglicher Vollzugsbarrieren, stellen sich weitere Nutzeneffekte ein, die letztlich auf eine gemeinsam getragene Überzeugung hinsichtlich der Nützlichkeit der Instrumente rekurrierten. Die dargelegten Implementierungsschritte sowie die Verfestigung der Instrumente durch Verantwortungszuweisung und Weiterentwicklung stellten die Hauptaufgaben in den Jahren 2001 und 2002 dar.
Am Ende des Projektjahrs 2002 wurden die Vorschläge zur Modifikation der Zielvereinbarungen in einer Kooperationsunternehmung noch einmal aufgegriffen. Es erfolgte eine Abstimmung der Basisdokumente auf die unternehmensindividuellen Gegebenheiten. Die Ausarbeitung und Abstimmung auf die neue Organisationsform dauerte bis Anfang 2003. Weitere praxisbezogene Aktivitäten bestanden in der Modifikation des betrieblichen Vorschlagswesens einer weiteren Kooperationsunternehmung. Die Geschäftsführung erklärte sich hier bereit, das betriebliche Vorschlagswesen finanziell zu fördern und im Unternehmen zu integrieren. Ökologische Verbesserungsvorschläge werden dabei anhand eines Punktwertsystems quantifiziert und gesondert honoriert.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wurden im Rahmen der Akquisition geeigneter Kooperationsunternehmungen verstärkt durchgeführt. Wie vorangestellt schon erwähnt, wurden Projektpräsentationen für die Mitglieder verschiedener, ökologisch orientierter Fachkreise entworfen und abgehalten. Ferner sind die Projektinhalte im Rahmen der IHK und B.A.U.M. Mitgliederzeitschriften publiziert worden, um interessierte Unternehmungen auf das Projekt aufmerksam zu machen.
Anfang 2002 wurde ein erster Fachartikel in der Zeitschrift UmweltWirtschaftsForum (10. Jg., 1/02), un-ter dem Titel Mitarbeitereinstellungen als Gestaltungsgrundlage eines ökologieorientierten Anreizsystems veröffentlich. Der Inhalt des Artikels konzentrierte sich vornehmlich auf die Auswahl und Modifikation geeigneter Motivationsstrategien im chancenorientierten Umweltschutz. Als Arbeitsgrundlage wurden die Ergebnisse der angeführten Mitarbeiterbefragung zugrunde gelegt.
Eine weitere, sehr umfangreiche Veröffentlichung erschien im Oktober 2002 im Erich Schmidt Verlag, unter dem Titel Ökologieorientiertes Anreiz- und Entwicklungsmanagement für mittelständische Unternehmungen - In 5 Schritten zum erfolgreichen Umweltmanagement. Der 154 Seiten umfassende Leit-faden stellt dem Praktiker wirkungsvolle Maßnahmen vor, die es den Beschäftigten ermöglichen, sich motiviert und engagiert für den Umweltschutz mit einzubringen. Die pragmatische Ausgestaltung und Beschreibung materieller und immaterieller Anreizstrategien erweist sich dabei besonders für den kos-tensensiblen Mittelstand als geeignet. Zahlreiche Formulare und Checklisten im Anhang des Buches ergänzen die theoretischen Ausführungen und geben dem Leser anschauliches Material in die Hand.
Mitte Oktober wurde eine Tagung mit dem Titel Ökonomische und ökologische Chancen im Mittelstand nutzen: Über Umweltorientierung zur Kostensenkung organisiert. Die insgesamt sieben Fachbeiträge von Kooperationspartner und Umweltexperten fanden großen Anklang bei Publikum. Im Rahmen dieser - und anschließender Fachgespräche, konnten sich zahlreiche neue Kontakte zwischen den Referenten und den Teilnehmern herausbilden. Flankierend rundeten anschließende Interviews mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Deutschlandradio, Radio Stuttgart und Radio Ulm die Kommunikation der Projektergebnisse an die Öffentlichkeit ab.
Die letzte Projektphase wurde verstärkt dazu genutzt, die gewonnenen Erfahrungen durch Kooperationen weiterzugeben. Eine zentrale Verbindung konnte im Sommer 2002 zur energieimpuls GmbH in Hannover hergestellt werden. Gemeinsam mit dem energieimpuls Institut wurde im Projektjahr 2002 ein Schulungsplan entworfen, der Mitarbeiter stufenweise, von einer ersten Sensibilisierung, über detaillierte Schulungen und verstetigenden Maßnahmen zum umweltgerechten Verhalten motiviert. Die Unterlagen wurden im weiteren Verlauf sowohl von der energieimpuls GmbH als auch von der Universität Hannover genutzt.
Eine weitere Kooperation kam im Januar 2003 mit der Target GmbH zustande. Das Unternehmen fungiert als Systemintegrator zwischen ökologisch affinen KMU und verschiedenen Umweltmanagementgesellschaften. Im Rahmen des anvisierten PIUS Projektes wurde die Universität Hannover in das Expertengremium mit aufgenommen. Das Projekt hat zum Ziel, den integrierten Umweltschutz in KMU in technischer und personalbezogener Hinsicht zu fördern.
Die Ergebnisse des Projektes sind in der Reihe Initiativen zum Umweltschutz Bd. 48, Erich-Schmidt-Verlag, unter dem Titel Ökologieorientiertes Anreiz- und Entwicklungsmanagement für mittelständische Unternehmungen erschienen.
Fazit
Es lässt sich festhalten, dass auch bei eingehender Sondierung der gegenwärtigen Veröffentlichungen noch kein geschlossenes Konzept zu einem ökologieorientierten Anreiz- und Entwicklungsmanagement für mittelständische Unternehmungen vorliegt. Somit stellt das Projekt ein tatsächliches Novum im Rahmen eines ökologieorientierten Umweltmanagements dar. Aus einem Vergleich der geplanten Arbeits-schritte mit den Ergebnissen lässt sich erkennen, dass die geplanten Projektschritte termingerecht um-gesetzt worden sind. Die Literatur wurde eingehend studiert, eine Basiskonzeption entworfen und die Akquisition der Kooperationspartner erfolgreich abgeschlossen. Obwohl der Arbeitsschritt erst für November 2000 vorgesehen ist, wurde schon mit der Analyse des betrieblichen Geschehens bei den Kooperationsunternehmungen begonnen. Weiterhin stellten sich zahlreiche Nutzenpotenziale durch die zügige Einführung der Motivationsinstrumente ein. Im Projektverlauf hat sich gezeigt, dass die Sensibilisierung der Mitarbeiter sowie die anschließende Qualifikation und Motivation bislang verborgene Potenziale zu realisieren vermag. Insbesondere in ressourcenintensiven Betrieben, mit erheblichem Energie-, Wasser und Rohstoffverbrauch, leisteten die aktivierten Mitarbeiter einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Umweltmanagement. Die Schaffung von entsprechenden Bedingungen sowie die Verfesti-gung von Motivationsstrategien als zentrale Projektziele konnte weitgehend erreicht werden. Kleinere Diskrepanzen mit Führungskräften wurden im Vorfeld der Einführung ausgeräumt, so dass sich die eigentliche Implementierungsarbeit unbeeinträchtigt vollzogen hat. Die Mitarbeiter zeigten insgesamt gro-ßes Engagement für die Thematik. Dabei war es augenscheinlich, dass hier weniger die ausgelobten Prämien Impulse setzen, sondern eher die Aktivierung intrinsischer Motivationspotenziale. Der frühzeitige Einbezug und die Befragung der Mitarbeiter stellten sich als wichtige Erfolgsfaktoren für den positiven Verlauf des Projektes heraus.
Dass die ökologische Anreizgestaltung auch von öffentlichem Interesse ist, zeigte sich durch die rege Teilnahme an der Tagung sowie am Interesse der Print- und Radiomedien. Die Weiterverbreitung und Anwendung der generierten Projektergebnisse wird durch die Teilnahme am PIUS Projekt sichergestellt.
Fördersumme
296.754,83 €
Förderzeitraum
01.11.1999 - 15.01.2003
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter