Bau einer Kleinst-Wasserkraftanlage am Reinstädter Bach bei Kahla/Thüringen – Demonstrationsvorhaben
Projektdurchführung
GRUND GENUG e. V.Gesellschaft zur Förderung von Gemeinwesenim ländlichen Raum
Nr. 23
07768 Röttelmisch
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Historisch sind im Reinstädter Grund 8 Wassermühlenstandorte nachweisbar aber nicht mehr funktionstüchtig. Diese Aussage ist ein Hinweis darauf, das lokal ein gewisses nutzbares Wasserkraftpotenzial zur Verfügung steht. Ziel des Projektes Bau und Betrieb einer Kleinstwasserkraftanlage am Reinstädter Bach bei Bibra ist es:
a) für die dezentrale Erschließung auch von kleinsten Wasserkraftpotenzialen vor allem im Bundesland Thüringen am Beispiel zu werben;
b) die Kleinstwasserkraftanlage für Bildungsprojekte zu nutzen;
c) die erzielten Gewinne aus dem Stromverkauf für die Umwelt schonende, nachhaltige und eigenständige Entwicklung der Region zu verwenden.
Das Vorhaben wurde seit mehreren Jahren geplant und entstand mit dem Hintergrund, einen Beitrag für das satzungsgemäße Ziel des Vereines - Förderung von erneuerbaren Energien - zu leisten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Laufe des Planungsprozesses wurden die Grundrechte, das Wasserrecht (wasserrechtliche Erlaubnis), das Baurecht (genehmigungsfreies Sonderbauvorhaben) und die Anschluss- und Übertragungsbedingungen mit dem örtlichen EVU abgeklärt. Die Ausführungsplanung gab einen technologisch be-dingten Bauablauf vor und ordnet die einzelnen Gewerke untereinander. Praktischer Baubeginn war am 1. Februar 1999. Bis Mai 1999 wurden folgende Leistungen realisiert: Baustelleneinrichtung, Rodung, Erdarbeiten, Betonarbeiten, Erdkabelverlegung und Schaffung des Übergabepunktes zum EVU. Durch eine Wegerechtsverletzung mit dem Verlust der Zuwegung kam es zur Unterbrechung des Bauvorhabens. 2002 wurde eine neuen Zuwegung hergestellt. Bis Ende 2003 erfolgte die Fertigstellung der Anlage mit dem Bau des Einlaufbauwerkes, des Druckrohres, des Auslaufbauwerkes, der Turbinenkammer, des Betriebsraumes, dem Einbau der Anlagenkomponenten, der Umfeldgestaltung und der In-betriebnahme. Durch die Visualisierung und Datenfernübertragung der Betriebsdaten der Kleinstwasserkraftanlage erwarten wir neben dem Umweltbildungsaspekt (Verwendung der Visualisierung für Schule und Ausbildung) auch ökonomische Vorteile.
Ergebnisse und Diskussion
Die Kleinstwasserkraftanlage Bibra wurde gemäß dem Projektantrag und fristgemäß fertiggestellt. Die Projektlaufzeit wurde von 3 auf 5 Jahre verlängert. Die Projektkosten insgesamt sind erheblich gestiegen. Der Förderanteil der DBU ist jedoch gleich geblieben. Möglich war dies durch das finanzielle Enga-gement von weiteren Partnern - LEADER+ Programm, Naturstiftung DAVID, Stadtwerke Jena / Pößneck mit dem energreen Ökostromprogramm. Neben dem Ertrag der Energieerzeugungsanlage ist das Objekt gut als Umweltbildungseinrichtung nutzbar.
Als positive ökologische Auswirkungen in Verbindung mit dem Bau der Kleinstwasserkraftanlage sind zu nennen:
- Die Erzeugung elektrischer Arbeit aus einer erneuerbaren Energiequelle in einer Größenordnung von 65.000 kWh pro Jahr;
- das entspricht der jährlichen Einsparung folgender Schadstoffe: Schwefeldioxid: 31,85 kg, Stickoxid: 32,5 kg, Staub: 4,55 kg, Kohlendioxid: 43,22 t;
- die unkomplizierte Nutzung der Anlage als Umweltbildungsprojekt.
Als negative ökologische Auswirkungen in Verbindung mit dem Bau der Kleinstwasserkraftanlage sind zu nennen:
- Flächenverbrauch und versiegelte Fläche;
- Herstellung und Montage der Bauteile;
- Organisations-, Projekt- und Transportkosten;
Ohne diese Kosten zu validieren, ist der Verein der Überzeugung, dass die negativen ökologischen Auswirkungen durch die zu erwartende lange anlagenspezifische Laufzeit mehr als ausgeglichen werden können.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Am Anlagengebäude ist eine Tafel mit Kenngrößen und Förderern angebracht. Zur Handreichung für Besucher wurde ein vierfarbiger Flyer (Auflage: 1.000 Stück) gedruckt. Die Visualisierung und Datenfernübertragung ermöglicht eine ortsunabhängige Präsentation und steigert neben der verbesserten Überwachungsmöglichkeit die Anschaulichkeit und den Erlebniswert der Anlage. Bild und Text zur Anlage sind ferner im Internet unter www.grund-genug.org und www.reinstaedterlandmarkt.de zu finden.
Partner für die Nutzung der Anlage als Umweltbildungsobjekt sind die Berufsschule Göschwitz, die Freie Ganztagsschule Milda, die Jenaplan-Schule Jena und die Regelschule Kahla. Unser Angebot wird weiterhin durch den Arbeitskreis Umweltbildung Thüringen (akuTh) verbreitet. Weiterhin wird das Objekt als touristisches Angebot durch die Interessengemeinschaft Reinstädter Landmarkt vermarktet werden.
Fazit
Das Projekt wurde in vollem Umfang und in guter Qualität abgeschlossen. Es gilt nun, die Kleinstwasserkraftanlage hydraulisch zu optimieren und mit dem erzielten Gewinn die Kredite abzuzahlen. Parallel dazu ist die Anlage als Bildungsangebot bekannt zu machen und zu nutzen. Dafür besitzt der GRUND GENUG e.V. beste Voraussetzungen.
Fördersumme
71.580,86 €
Förderzeitraum
17.12.1998 - 31.12.2003
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik