Aufbau eines Kompetenz- und Demonstrationszentrums für Energiesparen, Innovation und Kooperation – Vorbereitungs- und Entwicklungsphase
Projektdurchführung
Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster
Echelmeyerstr. 1 - 2
48163 Münster
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ergebnis des Projektes soll die Konzeption für die Einrichtung eines Demonstrationszentrums für Energie sparendes und ökologisches Bauen am Handwerkskammer Bildungszentrum in Münster sein. Spätestens mit der Energiesparverordnung 2000 werden Qualitätsstandards an die Errichtung von Häusern gestellt, auf die fast kein Handwerker vorbereitet ist. Große Probleme bereitet insbesondere das Miteinander der unterschiedlichen Gewerke. Um die Kooperation der Baubeteiligten zu verbessern, ist es nötig, die Grenzen der traditionellen Schulungsräume für die Einzelgewerke zu verlassen, um - nach Erlernen des eigenen Handwerks - die jeweiligen Anforderungen der angrenzenden Gewerke kennen zu lernen und Lösungen zur Vermeidung von Schnittstellenproblemen zu erlernen. Wichtig für die Handwerker und insbesondere die jungen Meister und künftigen Betriebsinhaber ist auch das Kennenlernen des Gebäudes als Ganzes und neuer Bautechniken.
Um die verschiedenen Funktionen des Demonstrationszentrums zu erfüllen, sollen auf zwei Grundstücken in unmittelbarer Nähe des Bildungszentrums zwei Häuser errichtet werden, in denen unterschiedliche Energiestandards in verschiedenen Bauweisen dargestellt werden sollen. Für die Schulung sind beide Gebäude mit Demonstrationsräumen versehen.
Neben der Funktion des Demozentrums als Schulungsstätte für das Handwerk soll auch Bauwilligen die Möglichkeit geboten werden, sich über die grundsätzlichen Anforderungen ökologischen und Energie sparenden Bauens zu informieren. Während der Bauphase werden in Kooperation von Planern und Handwerkern mustergültige Lösungen für die auftretenden Schnittstellenprobleme bei den unterschiedlichen Bauarten erarbeitet. Durch eine im weiteren Projektverlauf erarbeitete Dokumentation können Erfahrungen der Bauphase nicht nur in der Aus- und Weiterbildung der Handwerker eingesetzt werden sondern auch zur Schulung von Architekten und Ingenieuren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der Planungs- und Entwicklungsphase werden in Workshops, Arbeitstreffen und Individualaufträgen an die einzelnen Experten Entscheidungen getroffen, Recherche- und Abwägungsaufgaben festgelegt und entscheidungsrelevante Ausarbeitungen angefertigt.
1. Workshop Bedingungsrahmen, Baustandard und Standortfrage
2. Workshop Architektur, Planung, Gestaltung der drei Modelle
3. Workshop Bauausführung, Bautechnik
Versierte Architekten, Wissenschaftler und Ingenieure auf dem Gebiet des ökologischen und Energie sparenden Bauens sowie innovative Handwerksunternehmer der Region werden in die Planungsphase eingebunden. Durch diese Vernetzung der Planungskompetenz soll in kurzer Zeit eine von verschiedenen Perspektiven optimierte Konzeption entwickelt werden, die Grundlage für den Antrag auf Förderung des Hauptprojektes sein soll.
Ergebnisse und Diskussion
In der Planungsphase wurden für die Gestaltung der Demo-Häuser folgende Festlegungen getroffen:
· Doppelhaus in NEH-Standard der ESV 2000 (Heizenergiebedarf von 35 kWh/m²a) für Normalverbraucher (Architektur als Vorbild zur Nachahmung, Kosten/m² ca. 1.800 DM)
- 2 Wohnungen je DHH: EG-Wohnungen durch Mieter bewohnt
OG-Wohnungen als Gläserne Werkstätten permanent für Schulung
- Bauweise: 1 DHH in Holzkonstruktion, 1 DHH in Stein-Massivbauweise, bei gleichen Außenmaßen, Baumaterialien entsprechend Ökobilanzierung optimiert
- Für die Schulung soll die energetische Situation der Gebäudeteile und der Energie- und Wasserverbrauch der Nutzer messtechnisch erfasst und visualisiert werden
· Mehrfamilienhaus aus drei aneinandergesetzten, quadratischen Baukörpern von jeweils 8 m Kantenlänge, die in unterschiedlichen energetischen Standards gebaut werden sollen.
- Nullenergiehaus (QH = 0 kWh/m2a) - Solarhaus, Pfosten/Riegel-Fassade
- Passivhaus (QH = 12 kWh/m2a), Holz-Monocoque-Bauweise
- Niedrigenergiehaus (QH = 35 kWh/m²a), Massivbauweise (einschaliges Porenbeton-Mauerwerk)
- Demonstrationsraum/Windfang über dem Kellerbereich, der einen Solar-Langzeitspeicher enthält
- Die einheitliche Fassade soll - architektonisch ansprechend - aus einem Wechsel von massiven und gläsernen Bauteilen bestehen.
- Zur Demonstration neuer versorgungstechnischer Anlagen sollen alle Häuser mit Solartechnik zur Warmwasserbereitung, kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Regenwassernutzung und Gebäudeleittechnik mit EIB-Technik ausgestattet werden.
- Für die Schulung soll die energetische Situation der Gebäudeteile und der Energie- und Wasserverbrauch der Nutzer messtechnisch erfasst und visualisiert werden
Zur Verbesserung der Kooperation der am Bau beteiligten Gewerke sollen beim Bau der Häuser die ausführenden Firmen schon in die Planungsphase integriert werden. In einem gemeinsamen, moderierten Training sollen die Schnittstellen besprochen und Probleme mustergültig gelöst werden. Die Erfahrungen dieses Trainings sollen veröffentlicht werden und direkt in die Ausbildung der Handwerker einfließen.
Die Arbeitsschritte, Lösungen von Schnittstellenproblemen, mögliche Fehler in der Ausführung und Prüfmethoden sollen filmisch aufgenommen und didaktisch bearbeitet werden. Die Darstellung soll sowohl per Broschüre, Film als auch per multimedialer Präsentation und CBT (computer-based-training) erfol-gen. Im Vorraum des Mehrfamilienhauses soll die Multimedia-Präsentation auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Für Unterrichtszwecke sollen von allen wichtigen Bauteilen Schnittmodelle erstellt und die Haustechnik-Komponenten in animierten Grafiken dargestellt werden.
Fazit
Schon in der Planungsphase bestätigte sich, dass Umwelt schonendes und Energie sparendes Bauen im besonderen Maße den Austausch von Fachkompetenz unter verschiedenen Blickwinkeln erfordert und äußerst kommunikationsintensiv ist. Gerade die Nutzung für die Aus- und Weiterbildung von Handwerkern und Planern sowie zur Information von Bauwilligen verlangt eine in alle Richtungen optimierte Planung. Mit der jetzt vorliegenden Konzeption ist eine Möglichkeit für das Nebeneinander von Wohnen, Schulen und Informieren in unmittelbarer Nähe zum HBZ aufgezeigt worden.
Fördersumme
56.723,23 €
Förderzeitraum
01.04.1998 - 06.06.2000
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik