Projekt 14279/01

Mit der Ausbildung den betrieblichen Umweltschutz verbessern: Innovative Praxisbeispiele beruflicher Umweltbildung

Projektdurchführung

Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e. V.
Fischerstr. 5
30167 Hannover

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch die nutzerfreundliche Aufbereitung und Verbreitung innovativer, betriebswirksamer Praxisbeispiele beruflicher Umweltbildung sollen Anregungen zur Integration des Umweltschutzes in die betriebliche Berufsausbildung gegeben werden. Dadurch können innerbetrieblich soziale Prozesse in Gang gesetzt und neue Impulse für die Verbesserung eines personengetragenen betrieblichen Umweltschutzes gegeben werden. Insbesondere in KMU, in denen aufgrund stark begrenzter personeller Kapazitäten soziale Innovationen weniger über aufwendige eigene Entwicklungen als vornehmlich über die Nachahmung erfolgreicher Beispiele erfolgen, kann dieser Ansatz einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der strategischen Lücke zwischen Ausbildung und betrieblichem Umweltschutz und damit zur Verbesserung des betrieblichen Umweltlernens leisten.
Zielgruppen des Vorhabens sind neben den betrieblichen Umweltschutzverantwortlichen die Akteure der betrieblichen Berufsausbildung (Ausbildungsleiter, Ausbilder und Auszubildende), insbesondere auch aus KMU. Ein unmittelbarer Nutzen ergibt sich durch das Vorhaben für diejenigen, die Anregungen dafür erhalten wollen, wie die betriebliche Situation mit der Ausbildung umweltgerechter gestaltet werden kann. Ein weiterer Nutzen besteht darin, dass durch die Nennung von betrieblichen Ansprechpartnern eine wichtige Grundlage für den Erfahrungsaustausch zwischen bereits aktiven und interessierten betriebli-chen Akteuren geschaffen werden kann.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür die bundesweite Recherche der Praxisbeispiele wurden bestehende Kontakte zu Betrieben und Einrichtungen genutzt, die im Bereich der beruflichen Bildung tätig sind. Es wurden einschlägige Publikationen systematisch ausgewertet und eine Befragung von Unternehmen durchgeführt, die sich am Gemein-schaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung (EMAS) beteiligt haben. Ferner wurden gezielt Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern sowie Unternehmensverbände wie B.A.U.M. e.V., Umwelt future und UnternehmensGrün in die Recherche einbezogen.
Die Auswahl und Aufbereitung der Praxisbeispiele erfolgte in folgenden, z.T. rekursiven Schritten:
· Entwicklung von Bewertungskriterien und Einstufung der Beispiele
· Erarbeitung einer vorläufigen Navigationsstruktur für die Präsentation der Praxisbeispiele
· Überprüfung der Navigationsstruktur am Beispiel erster aufbereiteter Praxisbeispiele mit betrieblichen Praktikern und Überarbeitung der Navigationsstruktur sowie der Beispieldokumentation
· Fortlaufende Aufbereitung von recherchierten Praxisbeispielen und Dokumentation auf der Homepage des IUB
· Beginn der Verbreitung und Evaluation der Beispielsammlung
· Erweiterung der Navigationsstruktur im Hinblick auf unterschiedliche Zugänge
· Durchführung von Interviews mit allen Beispielgebern, die über ein Gesamtkonzept beruflicher Umweltbildung verfügten / Einarbeitung in die Beispielpräsentation
· Systematisierung der Praxisbeispiele nach vier Zugängen; für den Zugang nach Methoden werden ausgewählte Methoden beruflicher Umweltbildung didaktisch aufbereitet
· Erstellung optisch ansprechend gestalteter Startseiten für alle Zugänge und Beispiele
· Ergänzung der Beispielsammlung um eine Rubrik Konzepte, in der Grundlageninformationen und Tipps zu den Themen Umweltbildung, -information und -motivation gegeben werden
· Dokumentation sämtlicher vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgegebenen und zum Stand 11/2001 noch erhältliche Lehr-/ Lernhilfen
· Abstimmung mit dem BIBB bzgl. der Veröffentlichung der CD-ROM im Lehrmittelkatalog des BIBB
· Offizielle Vorstellung der CD-ROM mit dem Titel Ausbildung fördert den Umweltschutz im Betrieb - Praxisbeispiele, Konzepte, Materialien im Rahmen eines B.A.U.M.-Erfa-Treffens am 18.03.2002
· Veröffentlichung der CD-ROM im Christiani Verlag Anfang Juni 2002
· Verbreitung der CD-ROM im Internet, in Zeitschriften und im Rahmen von Informations- und Bildungsveranstaltungen des Instituts für Umweltschutz in der Berufsbildung


Ergebnisse und Diskussion

Es wurden innovative, betriebswirksame Praxisbeispiele beruflicher Umweltbildung systematisch gesammelt, analysiert, multimedial aufbereitet und im Internet (unter www.iub-hannover.de, Praxisbeispiele Umweltbildung) sowie auf einer CD-ROM mit dem Titel Ausbildung fördert den Umweltschutz im Betrieb: Praxisbeispiele, Konzepte, Materialien dokumentiert. Die CD-ROM ist Anfang Juni 2002 im Christi-ani Verlag, Konstanz, erschienen (ISBN 3-87125-028-7; Bestell-Nr. 70419) und kostet 19,80 EUR plus MwSt.
Die CD-ROM bildet den derzeitigen Stand der betrieblichen Umweltbildung in Deutschland in wesentlichen Teilen ab und wendet sich an Umweltschutzbeauftragte, Betriebsräte und das betriebliche Aus- und Weiterbildungspersonal.
Dokumentiert und nach unterschiedlichen Zugängen aufbereitet sind 51 einzelne Praxisbeispiele sowie 6 Gesamtkonzepte aus 17 Unternehmen bzw. Bildungseinrichtungen. Die Beispiele zeigen, wie man sowohl innovativ ausbilden als auch den betrieblichen Umweltschutz fördern kann. Alle Praxisbeispiele sind auf 5 Standartseiten präsentiert und nach vier Zugängen sortiert. Neben den Praxisbeispielen sind sämtliche vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegebenen und derzeit lieferbaren Ausbildungsmaterialien zur beruflichen Umweltbildung dokumentiert, z.T. sind sie sogar vollständig als PDF-Datei hinterlegt. Zu den Themen Umweltbildung, -kommunikation und -motivation sowie zu ausgewählten Methoden beruflicher Umweltbildung sind Grundlageninformationen und Tipps aufgeführt, die Hilfestellungen bieten, um die Ausbildung zu einem festen Bestandteil des betrieblichen Umweltschutzes zu machen.
Die im Projektantrag formulierten Ziele wurden beibehalten. Veränderungen ergaben sich sofern als aus der ursprünglich vorgesehenen Zielgruppe die Auszubildenden herausgenommen wurden, weil für diese im Unterschied zu den anderen erhebliche Aufwendungen bzgl. der optischen Gestaltung der CD-ROM nötig gewesen wären. Die Darstellung von Entstehungsbedingungen und Erfolgsfaktoren wurde nicht in Form von Falldarstellungen vorgenommen, sondern mittels Interviews und in Form von Tipps (Rubrik Konzepte). Die Anzahl der aufzubereitenden Praxisbeispiele wurde - nimmt man die Gesamtkonzepte hinzu - leicht überschritten. Der vorgesehene Umfang der CD-ROM wurde erheblich überschritten.
Größere Verschiebungen (Verzögerungen) ergaben sich im Projektablauf. Grund dafür waren intensive und aufwendige Rechercheprozesse sowie aufwendige Aufbereitungsarbeiten, die erforderlich waren, weil von den Beispielgebern in der Regel nur unstrukturierte Unterlagen eingereicht wurden. Die Aufbereitung erfolgte dann durch Mitarbeiter des IUB im Rahmen mehrfacher Rückkoppelungsschleifen mit den Beispielgebern. Im Durchschnitt dauerten diese Abstimmungsprozesse von der Absprache über die Aufnahme des Beispiels bis zur fertigen multimedialen Präsentation mehr als vier Monate. Aus diesem Grunde konnte mit der systematischen Verbreitung erst später begonnen werden als geplant.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Beispielsammlung ist auf der Homepage des IUB dokumentiert (unter www.iub-hannover.de, Praxisbeispiele Umweltbildung). Wie die Auswertung der Besucherstatistik zeigt, wird diese Seite monatlich von durchschnittlich 1.400 bis 1.500 Personen besucht.
Die CD-ROM wurde vom Christiani Verlag veröffentlicht und wird im Lehrmittelkatalog des Bundesinstituts für Berufsbildung verbreitet. Darüber hinaus wurde bzw. wird in Veröffentlichungen, im Internet, in Zeitschriften und im Rahmen von Informations- und Bildungsveranstaltungen auf dieses Produkt hingewiesen.


Fazit

Durch die Sammlung innovativer Praxisbeispiele, die Darstellung geeigneter Methoden, die Information über konzeptionelle Grundlagen und Tipps sowie die Übersicht über sämtliche vom Bundesinstitut für Be-rufsbildung herausgegebenen und derzeit lieferbare Lehr-/Lernhilfen bildet die CD-ROM den derzeitigen Stand der betrieblichen Umweltbildung in Deutschland in wesentlichen Teilen ab. Sie hat damit für alle diejenigen, die in Unternehmen mit Fragen der Umweltbildung betraut sind, einen hohen Nutzwert.Durch die Aufnahme sämtlicher im Rahmen des von der DBU geförderten Projektes Umweltgerechte Berufsausbildung in den neuen Bundesländern erstellten Materialien wurde zudem ein Beitrag zu deren Verbreitung geleistet.
Bzgl. der Sammlung und Recherche von Praxisbeispielen zeigte sich, dass vor allem der direkte Kontakt über Personen und Einrichtungen und weniger die allgemeine Ansprache über Pressenotizen und Mailing-Aktionen zu Reaktionen führte. Anonyme Ansprachen über Hinweise in Fachzeitschriften oder Verteilung von Faltblättern über Verbände etc. erwiesen sich als ebenso unergiebig wie die Versendung von Anschreiben an umweltzertifizierte Unternehmen. Auf der anderen Seite konnten in der zweiten Hälfte des Projektzeitraums gute Erfahrungen mit der Nutzung des halbfertigen Produktes als Werbemittel für die Überlassung von Beispielen gemacht werden.
Der Aufwand für die Sammlung und Recherche war insgesamt erheblich höher als angenommen.
Dieser hohe Aufwand sowie die Ausweitung der auf der CD-ROM dokumentierten Inhalte über die im Projektantrag vorgesehenen Aspekte hinaus haben dazu geführt, dass der ursprünglich vorgesehene Zeitraum überschritten wurde und das IUB im Projekt erheblich mehr Mittel einbringen musste als ursprünglich geplant.
Mit der Dokumentation des state of the art der beruflichen Umweltbildung auf der CD-ROM und der Dokumentation der Praxisbeispiele auf der Homepage des IUB wurde im Projekt eine wichtige Vorausset-zung für eine Förderung der beruflichen Umweltbildung und damit des betrieblichen Umweltschutzes geschaffen. Durch die Weiterführung der Dokumentation im Internet und die dargelegten Verbreitungsaktivitäten werden wichtige Beiträge zum Transfer geleistet. Darüber hinausgehende Perspektiven ergeben sich in drei Bereichen:
· Die vorliegenden Praxisbeispiele beruflicher Umweltbildung sollten in Richtung einer Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung weiter entwickelt werden. Es geht also um die Erweiterung der Perspektive vom Umweltschutz zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, wie sie seit etwa zwei Jahren in der Berufsbildung diskutiert wird. Zu fragen ist hier u.a., inwieweit die Praxisbeispiele bereits einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leisten bzw. unter welchen Bedingungen bzw. mit welchen Modifizierungen solch ein Beitrag möglich wäre oder optimiert werden könnte.
· Das Förderprojekt hat gezeigt, dass die Praxis beruflicher Umweltbildung in Betrieben dann gefördert werden kann, wenn es gelingt, vorliegende Konzepte, Praxisbeispiele und Materialien bei Bildungspraktikern bekannt zu machen. Über die Information hinaus erscheint es jedoch wichtig, Praktiker in geeigneten Organisationsformen zu befähigen und dabei zu unterstützen, diese Anregungen in an-gepassten Konzepten umzusetzen, multimedial zu dokumentieren und wiederum in die Beispielsammlung einzupflegen, so dass ein Zirkel des Good-Practice-Lernens entsteht. Das IUB hat dazu bereits ein entsprechendes Konzept entwickelt und wird dies in seinen Verbreitungsaktivitäten berücksichtigen, allerdings sind die Möglichkeiten des Instituts aufgrund der zur Verfügung stehenden Kapazitäten sehr begrenzt.
· So wie die Praxisbeispiele fortwährend ergänzt und aktualisiert werden müssen, um Anregungen für die Bildungspraxis bieten zu können, sind auch die vorliegenden Konzepte und didaktischen Materia-lien fortzuschreiben. Es konnte festgestellt werden, dass die meisten der im Rahmen des Förderprojektes dokumentierten Lehr-/ Lernhilfen aufgrund des rapiden Wandels z.B. in den Bereichen Umwelttechnologie, Umweltrecht und den entsprechenden Qualifikationsanforderungen nicht mehr aktuell sind. Daher sollte neben der Verbreitung auch die nachhaltige Nutzbarkeit didaktischer Materialien als Kriterium entsprechender Förderung berücksichtigt werden.
Aufgrund der Erfahrungen, die im Förderprojekt bei der Recherche, Aufbereitung, Dokumentation und Verbreitung von Praxisbeispielen, Konzepten und Materialien beruflicher Umweltbildung gesammelt werden konnten, erscheint eine effektive und nachhaltige Förderung des betrieblichen Umweltschutzes über berufliche Umweltbildung dann möglich, wenn die drei genannten Aspekte in einem integrierten Konzept zusammengefasst und im Rahmen einer Lern- und Transferagentur langfristig umgesetzt werden.

Übersicht

Fördersumme

177.713,30 €

Förderzeitraum

01.11.1999 - 31.03.2002

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Umweltkommunikation