Meßtechnische Evaluierung und Verifizierung der energetischen Einsparpotentiale und Raumluftqualität an Passivhäusern in Nürnberg
Projektdurchführung
Meyer & Schulze DarupArchitekten GbR
Augraben 96
90475 Nürnberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Im Rahmen der Lokalen Agenda 21 wurde in Nürnberg ein Passivhaus-Modellprojekt erstellt. Da energiesparende Wohngebäude mit einem jährlichen Heizwärmebedarf unter 15 kWh/m² zunehmend zum Stand der Technik werden, ist eine grundlegende Qualitätssicherung hinsichtlich Energieverbrauch, Primärenergiebilanz, Umweltverträglichkeit und insbesondere Raumluftqualität sowie die Veröffentlichung der Erfahrungen von großer Bedeutung.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Primärenergieinhalt der Gebäude wurde anhand der Leistungsverzeichnisse der einzelnen Baugewerke positionsgenau ermittelt. Die Materialmengen werden mit den Primärenergie-Kennzahlen multipliziert und bilanziert sowie eine Amortisationsbilanz für Passivhaus-Komponenten aufgestellt.
Die Energieverbräuche und Kennwerte für Heizen, Trinkwassererwärmung, Allgemeinstrom und Haushaltsstrom wurden mit Zwischenzählern erfasst und über Datenfernabfrage aufgezeichnet. Es erfolgte die Auswertung und Dokumentation der Kennwerte und Verbräuche.
Luftdichtigkeit und Wärmebrückenminimierung wurden neben präziser Detailausbildung über Blower-Door-Messungen und Infrarot-Thermografie sichergestellt und dokumentiert.
Die Gebäudekonstruktion und Materialwahl wurde mehrstufig nach Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit optimiert. Grundlagen waren Angaben der Hersteller (Zulassungen, Sicherheitsdatenblätter und Gutachten/Messungen) sowie eigene Quellenrecherche und Probemessungen.
Die Raumluftqualität wurde baubegleitend und während der ersten beiden Nutzungsjahre durch Raumluftmessungen überprüft auf VOC (Aktive Probenahme, Adsorption an Tenax, Auswertung über Thermodesorption, GC/MS), TVOC (Erfassung des Summen VOC-Wertes über direktanzeigenden Photoionisations-Detektor /PID), Aldehyde (Aktive Probenahme, Adsorption über Waschflasche, photometrische Auswertung), Schimmelpilze (Aktive Probenahme mittels Impaktor), CO2 (Infrarotmesszelle/Testo), Temperatur und Luftfeuchte (Testo), Luftwechselzahl mit Tracergasmessung mittels SF6, CO2-Verlauf und Visualisierung mittels Nebelgeneratur; Qualitätssicherung Lüftungsanlage; definierter Luftwechsel und Luftaustausch).
Das Nutzerverhalten wurde durch ausgiebige Einweisungen und Befragungen begleitet.
Ergebnisse und Diskussion
Die energetischen Kennwerte wurden durch die Messungen bestätigt, z. T. der Heizwärmeverbrauch liegt im Mittel 30 % unter den geforderten Werten.
Die Raumluftqualität weist trotz sehr hoher Aufwendungen zur Emissions-Minimierung bei der Materialauswahl problematische Einzel- und Summenwerte auf. Durch die Lüftungsanlage ergibt sich jedoch ei-ne hygienisch sehr gute Raumluftqualität und eine schnelle Abklingkurve der Belastungen. Im Umkehr-schluss lassen die Untersuchungen vermuten, dass bei Standardgebäuden ohne Überwachung in zahlreichen Fällen hohe Schadstoffkonzentrationen auftreten werden. Dies ist ein Forschungsfeld, das intensiviert werden sollte.
Die bauphysikalischen Parameter der Passivhäuser erwiesen sich als äußerst vorteilhaft. Wesentliche Gründe für energieeffiziente Gebäude liegen nicht nur im Ressourcen- und Klimaschutz, sondern auch beim angenehm hohen Komfort der Gebäude.
Die ökonomische Betrachtung ergibt eine positive Gesamtbeurteilung unter der Vorbedingung effizienter Planung und Finanzierung bei geringer Förderung. Die Passivhäuser sind bereits ab Bezug wirtschaftlicher als vergleichbare Standardgebäude.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse auf verschiedenen Fachtagungen und öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt und an zahlreichen Stellen Teilaspekte publiziert.
Fazit
Die Ergebnisse der untersuchten Bereiche sind äußerst zufriedenstellend. Die untersuchten Passivhäuser weisen hohe bauphysikalische Behaglichkeit und Komfort auf. Die raumlufthygienischen Rahmenbedingungen stellen sich durch die Lüftungsanlage ebenfalls als überdurchschnittlich gut dar. Die berechneten Energiekennwerte wurden in der Praxis z. T. deutlich unterschritten. Die Gebäude stellen ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Vereinigung von Ökonomie und Ökologie dar.
Fördersumme
42.305,31 €
Förderzeitraum
16.08.1999 - 16.02.2002
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik