Realisierung eines Naturpark Informationshauses als ökologisch optimiertes Nullenergiehaus in Holzbauweise
Projektdurchführung
Naturpark Bayerischer Wald e. V.
Infozentrum 3
94227 Zwiesel
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Am südlichen Ortsrand von Zwiesel im Bayerischen Wald entstand ein Büro- und Ausstellungsgebäude, bei dem mittels Optimierung von aktiver und passiver Sonnenenergienutzung der Einsatz von fossiler Heizenergie nicht mehr nötig ist. Es wurde dabei versucht, die Balance zwischen aktiven und passiven Systemen zu finden. Bestehende Bautechniken, insbesondere im Bereich des Holzbaus, wurden gemäß den Möglichkeiten der regionalen Bauwirtschaft unter Verwendung regional verfügbarer Baustoffe weiterentwickelt. Es kamen verschiedene Holzfenstersysteme zum Einsatz, die dem Passivhaus-Standard entsprechen. Es wird der Einfluss eines nicht hinterlüfteten Fassadenkollektors auf den effektiven U-Wert einer nach Süden gerichteten Leichtbauwand bei normaler Nutzung des Kollektors für die Behei-zung des Gebäudes untersucht. Die 110 m2 Fassadenkollektor heizen einen zentral im Gebäude ste-henden Pufferspeicher, aus dem das Gebäude ganzjährig beheizt wird.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenVon Juli 1999 bis Februar 2000 wurden die Planungsschritte auf der Grundlage des Vorprojektes (AZ 13886/01) verfeinert, die Arbeiten ausgeschrieben und die Aufträge vergeben. Von März 2000 bis Dezember 2001 wurde das Gebäude errichtet und die Außenanlagen erstellt. In der Ausstellungskonzeption ist die Präsentation der gesamten Solar- und Energietechnik des Gebäudes im Rahmen einer Dauerausstellung vorgesehen. Begleitend dazu wird Material zur Öffentlichkeitsarbeit in Form von Druckerzeugnissen und einer CD erstellt. Diese Präsentation dokumentiert Bau und Betrieb der Einrichtung.
Beim Bau des Hauses wurde besonders auf die Ausführungsqualität der Firmen geachtet. Die Dämmhülle musste lückenlos um das Gebäude geführt werden. Die Luftdichtheit wurde mit einem Blower-Door Test nachgewiesen.
Ergebnisse und Diskussion
Beim Naturpark-Informationshaus in Zwiesel wurde nach EN 832 eine Wärmebedarfsberechnung durchgeführt. Der Jahresheizwärmebedarf beträgt ca. 4.900 kWh pro Jahr. Bezogen auf die Nutzfläche ca. 7 kWh/m2a. Dies wurde erreicht, durch Dämmschichten zwischen 20 und 50 cm Dicke, und eine konsequent wärmebrückenfreie Konstruktion. Die Holzfenster und Pfosten-Riegel-Fassaden sind passivhaustauglich.
Die Lüftungsanlage mit Regenerativwärmetauscher und Erdreichwärmetauscher reduziert den Jahresheizwärmebedarf um ca. 35.000 kWh/a, verbraucht jedoch 3.000 kWh Strom. Das entspricht einem Primärenergieverbrauch nicht erneuerbar von ca. 10.000 kWh (ohne Primärenergieinhalt Anlage) . Eine Biomasseheizung benötigt für 35.000 kWh bereitgestellter Energie ca. 5.000 kWh Primärenergie nicht erneuerbar (Quelle Ökoinventare für Energiesysteme, BEW/NEFF,CH,1994). Die Solaranlage stellt im Jahr 20.000 kWh Heizenergie zur Verfügung, bei einem Primärenergieaufwand von 2.090 kWh pro Jahr (incl. elektrischer Energie Solarkreis). Diese Zahlen zeigen, dass eine Lüftungsanlage mit Wärmerück-gewinnung mehr Primärenergie verbraucht als die Biomasseheizung. Das günstigste Verhältnis von eingesetzter Primärenergie und Nutzenergie bietet die thermische Solaranlage.
Die Baukonstruktion des Gebäudes ist optimal. Der Einsatz von Schnittholz, Holzwerkstoffplatten und der Zellulosedämmung ermöglicht trotz hoher Wanddicken geringe Primärenergieinhalte nicht erneuerbar.
Das Naturpark-Informationshaus in Zwiesel zeigt, dass man mit vertretbarem Aufwand ein Haus konstruieren kann, das solar beheizt werden kann. Die Dämmstandards mit U-Werten von 0,15 bis 0,08 W/m2K sollten wirklich normaler Baustandard werden. Ob eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in ein Gebäude eingebaut wird, sollte man an der Nutzung festmachen. Für einen Vortragsraum und eine Ausstellung wie im Naturpark-Informationshaus ist die Lüftungsanlage notwendig und mit der-selben Anlage kann das ganze Haus belüftet werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Naturpark-Informationshaus wird auf Vorträgen, auf Fachmessen in Fachzeitschriften und im Internet präsentiert. Außerdem werden Interessierte zu Tagungen und Führungen in das Naturpark-Informationshaus eingeladen. Das Projekt wurde auf einer interaktiven CD dokumentiert, die per Versand angeboten wird. Der Bau des Hauses wurde filmisch dokumentiert. Verschiedenen Rundfunkan-stalten wird die Ausstrahlung des Films angeboten.
Fazit
Beim Naturpark-Informationshaus wurde bei der Auswahl der Baustoffe, der Baukonstruktionen und beim Energiekonzept von Anfang an auf Qualität, Ökonomie und Ökologie geachtet. Nachhaltiges Wirtschaften beim Bau und Betrieb dieses Gebäudes war oberstes Gebot. In der Konsequenz der Umsetzung ist dieses Gebäude ein Vorbild für zukünftiges Bauen. Man kann sowohl das Gesamtkonzept als auch Teile davon auf jedes andere Gebäude übertragen.
Bei diesem Gebäude, so der Bayerische Umweltminister Schnappauf, wird Innovation in Einklang mit Ökologie gebracht. Das ist eine Steilvorlage zum Nachahmen und Spitze in Mitteleuropa.
Der Menschheitstraum vom Perpetuum-Mobile wird hier ein Stück Wirklichkeit, ohne dass die Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden. Es ist auch nicht notwendig, die Kernfusion auf die Erde zu holen, wenn man die technischen Möglichkeiten der Sonnenenergienutzung umsetzt.
Fördersumme
639.114,85 €
Förderzeitraum
09.07.1999 - 31.05.2002
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik